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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2025

Indien

Sunbirds
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Sunbirds – Penelope Slocombe
Vor sieben Jahren ist der achtzehnjährige Torran auf einer Indienreise spurlos verschwunden. Seine Mutter Anne hat die Hoffnung nie aufgegeben, ihn wieder zu finden. Nun gibt ...

Sunbirds – Penelope Slocombe
Vor sieben Jahren ist der achtzehnjährige Torran auf einer Indienreise spurlos verschwunden. Seine Mutter Anne hat die Hoffnung nie aufgegeben, ihn wieder zu finden. Nun gibt es einen neuen Hinweis und Anne macht sich zum wiederholten Mal auf in den Himalaya um ihren Sohn zu suchen. Es ist nicht nur eine Reise in abgelegene Gebirgszüge, sondern auch eine Annäherung zwischen Anne und ihrer Nichte, die sie dieses Mal begleitet. Nicht zuletzt ist dies auch eine Reise zu sich selbst.
Ziemlich offensichtlich ist die Liebe der Autorin für dieses weite, undurchdringliche Land. Orte, Natur und Leute – alles beschreibt sie sehr detailliert und geradezu liebevoll. Als Leser erhält man einen wunderbaren Einblick.
Anne und auch ihr Ehemann Robert, sowie Nichte Esther bleiben leider immer ein wenig distanziert. Mit ihnen bin ich nicht so ganz warm geworden.
Das Thema ist natürlich ein ernstes: der verschwundene Sohn und die Suche nach ihm, der Annes altes Leben mehr oder weniger zum Opfer gefallen ist. Als Mutter kann man das nur allzu gut verstehen. Im weiteren Verlauf nimmt die Handlung aber eine Wendung, mit der ich mich ab und an etwas schwer getan habe.
Zudem hat sich die Geschichte für mich persönlich ein klein wenig in die Länge gezogen. Irgendwann war es dann auch mal genug mit Vogel- und Naturbeschreibungen oder der x-ten ergebnislosen Sichtung Torrans.
Dennoch ein beeindruckender Roman und ein großes Porträt dieses rießigen Landes.
3 Sterne

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.10.2025

Blinde Geister

Blinde Geister
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Blinde Geister – Lina Schwenk
Dieser Roman hat es 2025 auf die Longliste des Deutschen Buchpreises geschafft. Mich persönlich konnte er nicht so sehr begeistern.
Dabei ist das Thema interessant. Es geht ...

Blinde Geister – Lina Schwenk
Dieser Roman hat es 2025 auf die Longliste des Deutschen Buchpreises geschafft. Mich persönlich konnte er nicht so sehr begeistern.
Dabei ist das Thema interessant. Es geht um Kriegstraumata und die transgenerationale Weitergabe derer. PTBS war nach den beiden Weltkriegen sicherlich noch weniger bekannt und die allerwenigsten ließen sich deshalb wohl psychotherapeutisch behandeln. Und so machte man einfach weiter mit dem Leben, wie es halt möglich war. Über die Kriegszeit wurde entweder geschwiegen oder ständig geredet. Ich kenne das aus meiner Großelterngeneration.
Olivia wächst in einem seltsamen Elternhaus auf. Vater Karl ist schwerst traumatisiert und hat nach wie vor Angst vor den Russen. Mutter Rita lässt ihn. Regelmäßig verbringt die Familie ganze Tage und Nächte im Keller. Eine wirkliche Begründung erhalten die Kinder nicht. Wen wundert es da, dass Olivia ebenfalls eine Angststörung und Verhaltensauffälligkeiten entwickelt…
Psychologen haben vermutlich ihre Freude an dem Roman. Sind Olivias Probleme das Ergebnis einer transgenerationalen Weitergabe des Traumas der Eltern und Großeltern? Oder liegt es einfach an der unsicheren Bindung, der ständigen Konfrontation mit den Ängsten des Vaters?
Ist die Sprache angenehm und eingängig, so ist es der Aufbau dieser Geschichte leider nicht. Die Handlung springt in der Zeit hin und her – es ähnelt Puzzlestücken, die man nach und nach zusammensetzen muss. Am Ende haben wir Olivia fast ein ganzes Leben lang begleitet – viele Leerstellen bleiben trotzdem.
Es ist ein wichtiges und berührendes Thema. Leider konnte ich eine gewisse Distanz zu den Figuren nicht überbrücken.
3 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.10.2025

Parker und Kasimir

Die Sprache meines Bruders | Deutscher Buchpreis 2025 Longlist
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Die Sprache meines Bruders – Gesa Olkusz
Dieser Roman hat es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2025 geschafft. Beinah bin ich ein wenig traurig, dass er auf der Shortlist nicht mehr auftaucht. ...

Die Sprache meines Bruders – Gesa Olkusz
Dieser Roman hat es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2025 geschafft. Beinah bin ich ein wenig traurig, dass er auf der Shortlist nicht mehr auftaucht. Aber nur beinah, denn so schön ich die Sprache und die Atmosphäre auch gefunden habe, inhaltlich bleiben mir doch so einige Fragen offen.
In erster Linie geht es wohl um Einsamkeit, missglückte Integration und einen unerfüllten American Dream.
Die Brüder Parker und Kasimir sind bereits als Kinder mit der Mutter von Polen in die USA ausgewandert. Angekommen sind sie dort jedoch nie. Beide bedauern eine verlorene Kindheit und konnten in der neuen Heimat nie Fuß fassen. Die Mutter scheint sich kurz nach der Ankunft selbst aufgegeben zu haben. Eine große bleierne Lethargie erfasst die Familie, die auch noch nach dem Tod der Mutter anhält. Die Brüder leben jahrelang in einem heruntergekommenen Haus, sprechen kaum miteinander, vegetieren vor sich hin. Ohne Antrieb ohne Ziel. Lediglich Parker hat einen schlecht bezahlten Job als Chauffeur. Als dessen Freundin Luzia eines Nachts ihre Sachen packt und geht, bricht auch das Zusammenleben der Brüder auseinander.
Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Mal wird Parker beleuchtet, mal Kasimir und auch Luzia spielt eine größere Rolle. Interessant, wie unterschiedlich sie die gleiche Situation wahrnehmen. Insgesamt wird in diesem Roman sehr wenig gesprochen und wenn, dann oft nur Oberflächliches. Zu sehr sind die einzelnen Protagonisten in ihrer jeweils eigenen Verzweiflung gefangen. Überhaupt ist dies eine sehr trübsinnige, melancholische Geschichte.
Sprachlich hat mir der Roman hervorragend gefallen: „Vorerst waren sie allerdings sich selbst überlassen in einem Land, das wie ein riesiger Rachen aufgerissen stand und mit langer Zunge sorgfältig all das aufleckte, was Luzia später Identität nennen würde.“
Die extrem ruhig erzählte Geschichte lässt sich sehr eingängig lesen. Ihre Protagonisten taumeln nach jahrzehntelanger untätiger Lethargie nun völlig planlos durch eine Welt, die ihnen fremd ist.
Sehr düster und hoffnungslos, jedoch sehr lesenswert.
4 Sterne

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Veröffentlicht am 07.10.2025

Grand Hotel Frohner

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels
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Fabula Rasa oder die Königin des Grand Hotels – Vea Kaiser
Diesen Roman wollte ich gar nicht wegen seines Klappentextes lesen, der mich hier nicht soo sehr angesprochen hat – sondern wegen der Autorin ...

Fabula Rasa oder die Königin des Grand Hotels – Vea Kaiser
Diesen Roman wollte ich gar nicht wegen seines Klappentextes lesen, der mich hier nicht soo sehr angesprochen hat – sondern wegen der Autorin Vea Kaiser, die nach längerer Pause hiermit endlich ein neues Werk veröffentlicht hat. Und was soll ich sagen… sie ist wieder ganz in ihrem Element. Einfach grandios!
Angelika Moser hat keine einfachen Startbedingungen. Und trotz aller Mühe will sich das Blatt einfach nicht wenden. Als Buchhalterin im Wiener Grand Hotel Frohner der Achtzigerjahre nutzt sie jede Gelegenheit zum sozialen Aufstieg. Denn Angelika ist tough und hilft sich selbst, wo ihr sonst niemand hilft. Als sie dann auch noch allein mit Kleinkind dasteht, lässt sie sich auf fragwürdige Bilanz-Zahlenspielereien ein…
Als Leser kann man sich sehr gut in Angelika hineinversetzen und hat kaum einmal den Anflug des Gefühls, dass es nicht in Ordnung wäre, was sie da tut. Sie ist eine ganz normale Frau und schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Dabei zeigt sie Kampfgeist und Erfindungsreichtum. Eine Lebenskünstlerin.
Ähnliches habe ich glaube ich bereits zu einem ihrer früheren Romane geschrieben: Meine Heimat Bayern ist recht nah verwandt mit Österreich, sowohl sprachlich als auch kulturell und ideell. Ich persönlich fühlte mich auf Anhieb pudelwohl in dieser vor Lokalkolorit triefenden Welt von Angelika Moser und dem Grand Hotel Frohner.
Vea Kaiser nimmt kein Blatt vor den Mund. Etliche schwere Themen bilden die Grundlage der Handlung. Doch mit Witz und Spritz kämpft sich Angelika aus der Misere – nur um sich ihre nächste Fallgrube selbst zu bauen. Und so dürfen wir diese sympathische Protagonistin, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, über Jahrzehnte begleiten – bevor ihr schließlich alles um die Ohren fliegt…
Es ist ein flotter, humorvoller Erzählstil. Leicht zugänglich und mit Ausrufen wie „Bist deppert?“ gespickt. Ein Absatz aus meiner damaligen Rezension zu „Rückwärtswalzer“ passt auch hier perfekt: „..ich bin schwer beeindruckt von ihrer locker-flockig humorvollen Art über schwere und tragische Themen zu schreiben. Mit ihrem sehr eignen, teils bissigem Erzählstil bewegt sie sich manches Mal hart an der Grenze des guten Geschmacks, verfehlt dabei aber niemals den Ton. Denn dieser ist zwar frech, aber gleichzeitig sehr einfühlsam den Protagonisten dieser Geschichte gegenüber.“
Ich habe mich hervorragend unterhalten! 5 Sterne

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Veröffentlicht am 28.09.2025

prächtige Fantasy-Geschichte

Aufstand der Fabelwesen
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Aufstand der Fabelwesen
Die dritte sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt
Ein wirklich wunderschön gestaltetes, reich illustriertes, großformatiges Buch. Sehr hochwertig mit Lesebändchen, vielen ...

Aufstand der Fabelwesen
Die dritte sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt
Ein wirklich wunderschön gestaltetes, reich illustriertes, großformatiges Buch. Sehr hochwertig mit Lesebändchen, vielen Zeichnungen, Karten und Briefen – ein Fest für die Sinne. Für mich persönlich muss ich allerdings bemerken, dass mir Optik und Haptik etc. das ganze Drumherum, wesentlich besser gefallen haben als der Inhalt.
Eingefleischte Fantasy-Fans sind auch davon sicherlich begeistert, ich musste allerdings einmal mehr feststellen, dass ich mit Fantasy nicht immer so viel anfangen kann (es gibt durchaus Ausnahmen, wie „Herr der Ringe“). Wenig hilfreich war es sicherlich, mit dem dritten Band der Reihe anzufangen.
Also ich gehe stark davon aus, dass dieses schöne Buch nichts dafür kann, ich bin aber nicht wirklich in die Story gekommen.
Für Fans sicherlich ein Highlight.
3 Sterne.



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