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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2017

Perfekter Sommerroman

Das Leben fällt, wohin es will
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Marie Ahrens lebt ziemlich unbekümmert und ihre größte Sorge ist die Frage, auf welche Party sie als nächstes gehen soll. Doch das ändert sich schlagartig als ihre Schwester Christine an Krebs erkrankt ...

Marie Ahrens lebt ziemlich unbekümmert und ihre größte Sorge ist die Frage, auf welche Party sie als nächstes gehen soll. Doch das ändert sich schlagartig als ihre Schwester Christine an Krebs erkrankt und Marie bittet sich um ihre Kinder zu kümmern. Als wäre das noch nicht genug, muss Marie nun auch den Platz ihrer Schwester in der Familienwerft einnehmen und Tag für Tag mit dem verhassten Daniel zusammenarbeiten.


Ich war sehr überrascht davon, wie sehr mir dieser Roman gefiel! Normalerweise lese ich solche Bücher eher selten, aber ich hatte gerade große Lust einen leichten Sommerroman zu lesen. Dabei habe ich nicht erwartet, dass er mir wirklich gefallen würde, doch mit der Zeit habe ich mich wirklich in ihn verliebt.
Die Story hat einen sehr angenehmen Wechsel aus leichten, fröhlichen Szenen und etwas traurigeren und seriöseren. Dadurch bekommt der Roman eine mitreißende Dynamik, die er auch die ganze Zeit beibehält.
Die Charaktere sind sehr sympathisch und vor allem die Protagonistin hat mir sehr gut gefallen, da sie in der Geschichte einen starken Wandel durchzog und mir mehr und mehr gefiel.
Auch der schreibst war sehr gut. Das Buch war flüssig und und einfach geschrieben, wodurch man nicht zu sehr beansprucht wurde und sich sehr gut entspannen konnte.


"Das Leben fällt wohin es will" ist ein hervorragender Roman, in den man sich sofort verliebt und der einen sofort in Sommerstimmung bringt.

Veröffentlicht am 18.06.2017

Leichter und gleichzeitig tiefgründiger Sommerroman

Weit weg ist anders
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Zwei Damen. Edith Scholz und Christel Jacobi. Gebürtige Berlinerin, mit einer Schnauze so groß wie der Fernsehturm, versus verträumte Kleinstädterin, deren größte Angst ihre eigene Tochter ist. Als Edith ...

Zwei Damen. Edith Scholz und Christel Jacobi. Gebürtige Berlinerin, mit einer Schnauze so groß wie der Fernsehturm, versus verträumte Kleinstädterin, deren größte Angst ihre eigene Tochter ist. Als Edith und Christel sich auf einer Kur an der Ostsee kennenlernen, können sich die beiden nicht ausstehen. Und dennoch erhält Frau Scholz kurz nach ihrer Kur einen Brief aus Husum: Frau Jacobi würde sich gerne mit ihrer Ex-Zimmernachbarin treffen. Da Edith dem Renovierungslärm in ihrem Haus entkommen möchte, willigt sie kurzerhand ein und wird bei ihrem Treffen mit Christel nicht gerade positiv überrascht: Frau Jacobi ist todkrank und hat nicht mehr lange. Und gerade deshalb möchte sie zusammen mit Frau Scholz ein letztes Mal ein große Reise wagen, entgegen der Wünsche ihrer Tochter. Bevor es zu spät ist.


Anfangs war ich etwas enttäuscht von dem Roman. Er schien sich recht langsam zu entwickeln und ich konnte es einfach nicht abwarten, bis die Kur endlich vorbei wäre und die Reise beginnen würde. Dennoch gefiel mit der trockene, manchmal schwarze Humor der Frau Scholz, der dem Roman eine Leichtigkeit verlieh ohne dabei eintönig zu werden. Außerdem hat mir der Sichtwechsel sehr zugesprochen, da man dadurch einerseits eine Situation aus zwei Perspektiven erleben konnte und andererseits der Roman so an Dynamik gewann und der Kontrast zwischen der schwärmerischen Christel und der grimmigen Edith hervorgehoben wurde.
Im Verlaufe des Roman rückte Frau Jacobi Krankheit immer weiter in den Fokus, weswegen der Roman immer "schwerer" und ernster wurde. Trotzdem wurde das Buch dadurch nicht schlechter, im Gegenteil sogar, es unterhielt den Leser dann nämlich nicht nur, sondern regte ihn auch zum Nachdenken an. Mit gefiel dieser neue melancholische Aspekt sehr, denn er zeigte auf, dass das wahre Leben eben nicht nur eine nette, lustige Urlaubsreise darstellt.
Auch die Entwicklung der Protagonistinnen ist ebenfalls sehr positiv hervorzuheben. Sie gewannen immer mehr an Tiefe und Vielschichtigkeit und wurden dadurch lebhafter und interessanter. Dass sowohl Edith als auch Christel beide auf ihre eigene Art sehr sympathisch waren, hat das Lesen sehr erleichtert. Es war wirklich schön mitverfolgen zu können, wie die beiden Damen zuerst eine eigensinnige Sympathie und später auch eine innige Freundschaft füreinander entwickelten, auch wenn sie den Eindruck machten, sie würden selbst nicht wissen, dass sie Freunde sind.
Der Roman an sich liest sich sehr leicht und flüssig und die Handlung hat kein komplizierten oder verwirrenden Verzweigungen.


Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Roman "Weit weg ist anders" von Sarah Schmidt die Geschichte einer zurückhaltenden Freundschaft und einer letzten Reise schildert, ohne dabei zu einem geschmacklosen Kirschroman zu degradieren.

Veröffentlicht am 15.06.2017

Wundervoller Roman

Das Licht und die Geräusche
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"Nee, echt jetzt mal, du musst dich von diesen ganzen Gedanken an französischen Käse freimachen. Das hat keine Zukunft."


Johanna denkt viel nach. Unter anderem an Boris und an die Frage, warum sie eigentlich ...

"Nee, echt jetzt mal, du musst dich von diesen ganzen Gedanken an französischen Käse freimachen. Das hat keine Zukunft."


Johanna denkt viel nach. Unter anderem an Boris und an die Frage, warum sie eigentlich nur Freunde sind. Oder daran, warum Timo sich auf diesen Deal eingelassen hat. Oder an Ana-Clara und daran, was Boris eigentlich an ihr findet. Und daran, warum Boris nach Island geflogen ist.


Jan Schomburgs Roman hat mich doch recht zwiegespalten zurückgelassen. Und dennoch bin ich eindeutig der Meinung, dass die ein unglaublich mitreißender und packender Roman war.
Die Charaktere des Romans sind sehr verwirrend und irritierend. Ich hatte große Schwierigkeiten (und habe sie immer noch) ihr Handeln und die Dinge, die sie sagen und denken, nachzuvollziehen. So war es für mich zum Beispiel im ersten Kapitel schwer verständlich, weshalb sich Johanna dazu gezwungen fühlte mit einem älteren Mann zu schlafen. Diese Verwirrung hält eigentlich den ganzen Roman über an. Für mich erzeugte sie aber eine gewisse Spannung, da ich unbedingt verstehen wollte, doch die meisten Dinge blieben für mich bis zum Ende des Romans ungeklärt. Und ich denke, genau das führt dem Leser vor Augen, dass man vielleicht nicht immer alles unbedingt verstehen muss.
Die Handlung ist recht dezimiert und setzt erst im letzten Viertel des Romans wirklich ein. So gesehen geht es in dem Roman um "nichts". Hauptsächlich werden Situationen aus Johannas Leben und ihre Gedanken dazu geschildert. So ein Inhalt kann sich sehr leicht zu einer langweiligen Anhäufung von Gedanken und Gefühlen entwickeln, doch da hat Jan Schomburg eine große Leistung vollbracht.
Sein Schreibstil war unfassbar fesselnd und man will den Roman gar nicht mehr aus der Hand legen. Er verwendet ein große Fülle an sprachlichen Mitteln, wodurch der Roman weder kahl und leer noch schlapp und seicht wirkt. Der Autor schafft es einen Abschnitt, in dem nur über ein violettes Stück Stoff gesprochen wird, interessant und ansprechend zu gestalten. Er nimmt einige Details der Geschichte schon am Anfang vorweg oder baut zwischendurch Absätze ein, die sich mit einem ganz anderen Thema beschäftigen als die vorhergegangenen. Manche Leser mag das vielleicht irritieren und verwirren, doch meiner Meinung nach baute sich dadurch die Spannung auf und brachte auch Vielfältigkeit und Abwechslung in den Roman.
Man kann wirklich behaupten, dass Jan Schomburg ein talentierter Autor ist. Es gelingt ihm dafür zu sorgen, dass man gleich am Anfang des Roman sofort in das Geschehen "hineinrutscht" und lässt die Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen. Fantastisch!
Was mir ebenfalls sehr gefällt sind die Wendungen im Roman (an dieser Stelle will ich aber nicht zu viel verraten). Meiner Meinung nach, sind viele "überraschende" Wendungen im Roman in Wirklichkeit vorhersehbar und nehmen so dem Roman die Spannung, die der Autor sich erhofft. Doch hier haben mich diese Wendungen tatsächlich überrascht und das nicht nur einmal, was sehr positiv anzumerken ist. Der Roman bleibt dadurch bis zum Ende hin fesselnd.


Trotz aller positiver Aspekte würde ich den Roman jedoch nicht allen empfehlen. Man muss offen darauf zugehen und bereit dazu sein sich darauf einzulassen. Außerdem muss man meiner Meinung nach bereit dazu sein, dass man vieles nicht verstehen wird und am Ende leicht verwirrt zurückgelassen wird. Aber wer bereit dazu ist, darüber hinwegzusehen, wird eine wundervolle (wenn auch leider zu kurze) Zeit mit diesem Roman genießen.

Veröffentlicht am 15.06.2017

Sehr gelungener Roman

Angerichtet
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"Angerichtet" handelt von zwei Familien. Um genauer zu sein von Paul Lohmann und seiner Frau Claire und von seinem Bruder, dem Premierministerkandidat Serge Lohmann und dessen Frau Babette.
Die beiden ...

"Angerichtet" handelt von zwei Familien. Um genauer zu sein von Paul Lohmann und seiner Frau Claire und von seinem Bruder, dem Premierministerkandidat Serge Lohmann und dessen Frau Babette.
Die beiden Ehepaare verabreden sich zum Essen, um dort das anzusprechen, was ihnen am wichtigsten ist: ihre Kinder. Denn ihre Söhne Michel und Rick haben ein schweres Verbrechen begangen und die beiden Ehepaare möchten nichts lieber tun, als ihre Kinder zu beschützen. Aber wie weit dürfen sie gehen um dies zu tun?


"Angerichtet" ist ein wundervoller, geistreicher und philosophischer Roman, der sich mit einem ernstzunehmenden Thema auseinandersetzt, mit dem sich, denke ich, alle Menschen irgendwann im Leben auseinandersetzen müssen: Wie weit darf ich gehen, um meine Kinder zu beschützen? Und darf ich überhaupt so weit gehen?
Der Roman wurde in einem sehr angenehmen, flüssigen Schreibstil geschrieben, sodass man sehr große Freude beim Lesen hat. Da das Buch aus der Sicht von Paul Lohmann geschrieben wurde, werden in dem Roman zum großen Teil seine Gedanken und Gefühle beschrieben. Dabei wurden oft alltägliche kuriose und allseits bekannte Situationen angesprochen, sodass sich das Gefühl ergab, man würde mit einem alten Bekannten sprechen.
Was sehr positiv anzumerken ist, ist die Verbindung von äußerer Handlung (Besuch des Restaurants) und innerer (Konflikt um die Kinder). Diese wurden sehr geschickt miteinander verwoben, sodass, obwohl sich die beiden Situationen sehr voneinander unterscheiden, nicht der Eindruck entstand, das eine oder das andere wäre fehl am Platz.
Mir gefielen besonders die Charaktere und deren Gestaltung. Alle Charaktere wurden gut ausgearbeitet und gewannen dadurch Tiefe und Vielschichtigkeit. Es war sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich die zwei Seiten einer Person sein können.


Insgesamt ist "Angerichtet" ein Roman, der mir sehr großes Vergnügen beim Lesen bereitet hat und mich auch zum Nachdenken anregen konnte.