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Veröffentlicht am 24.06.2019

Verboten magisch!

Clans of London, Band 1: Hexentochter
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Eine Uralte Prophezeiung, heimliche Liebschaften und eine Welt voller Magie und Geheimnisse – die ideale Mischung für einen Bestseller der neuen Romantasy Reihe „Clans of London“. Sandra Grauer schafft ...


Eine Uralte Prophezeiung, heimliche Liebschaften und eine Welt voller Magie und Geheimnisse – die ideale Mischung für einen Bestseller der neuen Romantasy Reihe „Clans of London“. Sandra Grauer schafft es, diese Elemente zuckersüß miteinander zu verbinden. Ich habe es total genossen, zu lesen, wie sich in „Clans of London“ für Caroline die Pforten unserer Welt öffnen und ihren Blick freigeben auf das Reich der Hexen – und zwar als eine von Ihnen!

Bereits das Vorspiel zur eigentlichen Geschichte ist genial. Die ganze Zeit beim Lesen über musste ich in mich hinein grinsen. Denn ich als Leserin wusste immerhin durch den Klappentext, was unser hart arbeitendes Waisenmädchen mit dem Traum Pilotin zu werden, erwartet. Dafür, wie aus der normalen Londoner Großstadt - Welt herausgerissen, das alles passiert, finde ich, hat Caroline richtig cool reagiert. Plötzlich ist sie eine Hexe wider Willen.
Ich weiß nicht, was ich in so einer Situation gemacht hätte.

Vielleicht ist es auch die Wahllosigkeit, die sie einen kühlen Kopf behalten lässt. Auf jeden Fall ist Caroline meine Sympathieträgerin. Sie hat etwas von dem „netten Mädchen von nebenan“, die mehr Wert auf echte Zweisamkeit und tiefe Verbindungen als Oberflächlichkeiten legt. Das Bild auf dem Cover erlebe ich dabei als stimmig und unstimmig zugleich. Das Model fängt die Beschreibung und den Caroline umgebenden Zauber gut ein. Dabei wirkt sie auf mich aber etwas zu überschminkt für meine Vorstellung von Caroline. Dennoch ein hübshes Cover.

Sehr zu leiden hat die kleine Neu-Hexe auch unter ihrer Heimvergangenheit. Dieser Geschichtsstrang ist, natürlich, eng mit der Hauptgeschichte verbunden. Auch wenn die Prophezeiung selbst in diesem Buch hauptsächlich eher noch im Off und Hintergrund stattfindet. Sie wirft die ersten Futterhäppchen auf das, was noch kommt, hinein. Und am Ende platzt für mich eine Bombe.

Weitere liebgewonnene Charaktere dieses Buches sind selbstverständlich Ash, Henry und Megan.
Ash Morgan begegnet uns anfangs als der totale Anti-Rebell, eine Mischung aus reichem Schnösel und Herzensbrecher. Jedenfalls gefiltert aus Carolines Sicht und dem, was wir als Leser*innen mitbekommen, wirkt es so. Schnell lernen wir aber, zusammen mit Caroline, einen ganz anderen Ash kennen. Wir stellen fest, dass sein Rebellentum keine billige Show ist, um irgendwen ins Bett zu bekommen - sondern echte Suche nach Freiheit und einem eigenen Leben. Beeindruckend finde ich, dass er sich von Anfang an so sehr für Caroine einsetzt und sie retten will. Auch wenn sie anfangs echt gemein zu ihm ist und ihn wegbeißen will - er ist selbstbewusst, weiß was auf dem Spiel steht und bleibt am Ball. Die beiden geben ein süßes Gespann ab.

Gerne gelesen habe ich auch von Megan. Sie wirkt auf mich wie eine richtig gute Freundin, die teils vielleicht etwas nervig sein mag, wenn sie Caroline mal wieder zur Party schleppen will, dennoch aber immer ein offenes Ohr für sie hat. Außerdem bringt sie so viel Fröhlichkeit und Leben in die WG, dass man sie einfach gern haben muss! Henry dagegen kann ich nicht einschätzen. So, wie Caroline das Gefühl hat, ihm vertrauen zu können, habe ich das Gefühl, das eben nicht zu können. Auf den ersten Blick wirkt er ach so sensibel, höflich und hilfsbereit, ein Soft Guy. Doch irgendetwas stört mich an ihm. Obwohl er mir eigentlich als Vertreter seines kleinen Voodoo - Clans und Ashs bester Freund sympathisch sein sollte. Ich frage mich, wie sich die Story mit ihm noch im weiteren Band entwickeln wird.

Wirklich Angst gemacht haben mir nicht die Auseinandersetzungen der Clans „Morgans“ gegen „Merlins“, sondern die Maleficianer – neue Inquisition. Oft habe ich mich beim Lesen gefragt: „Hey Clans, warum schließt ihr euch nicht zusammen und ringt diese elendigen Hexenjäger nieder, statt euch gegenseitig in die Pfanne zu hauen?“

Aber wie so oft bei alten Familien, oder gar Clan- Streitigkeiten ist das was zählt ist der existierende Streit, an dem man ja auch schon so lange festgehalten hat. Egal ob in heißen Duellem oder erkaltet mit der Sorge eines erneuten Kriegsausbruchs. Dazwischen stehen dann auch noch die kleineren Clans. Beim Lesen bin ich mir da sehr unsicher, ob die sich nun einfach aus allem raushalten wollen, oder letztendlich alle hintergehen und jubeln, wenn die Großen fallen um sich selbst zur Spitze der Macht aufzuschwingen? Wie der reinste Kindergarten wirkt das oft nur von außen.

Umso mehr kann ich da mit Ash und Caroline mitfühlen, die unter diesen Repressalien jeder auf seine Art zu kämpfen haben. Damit wird die Geschichte zwischen Ash und Caroline für mich ein modernes und magisches Romeo und Juliet. Ich liebe diesen heißen Thrill der die beiden verbindet. Die Ungewissheit, ob sie zusammen sein dürfen. Oder sie einander vertrauen können.

Dennoch eingepackt in diese kuschelige Zweisamkeit. Caroline teils, verständlicherweise, etwas zickig und misstrauisch, umworben von Ash, der doch so viel riskiert und um sie und mit ihr kämpft. Mich ergreift die Ehrlichkeit, mit der die beiden sich einander anvertrauen, mit ihrem ganzen Rucksack der Vergangenheit. Für den nächsten Band hoffe ich, dass dies erhalten bleibt!

Ein Band, den ich übrigens total ungeduldig erwarte! Denn das Ende ist der reinste Cliff-Hanger und wirkt auf mich wie ein Startschuss in ein völlig neues Kapitel.

Fazit
Dieses Buch ist absolut spitze! Ich kann den zweiten Teil "Schicksalsmagie" (Frühjahr 2020), das Finale, kaum erwarten und möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht! Für die Hexenwelt. Für die Freunde. Und für Ash und Caroline. Ein magisches und modernes Romeo und Juliet!

5 / 5 Pfoten
Rezension bei Mias Lesezeilen
https://miaslesezeilen.de/

Veröffentlicht am 10.06.2019

Drei Sprünge ins Leben

Das Jahr nach dem Abi
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Im Jahr nach dem Abi wissen viele Jugendliche nicht, wo die Reise nun eigentlich genau hingehen sollen, haben keine Pläne, oder eben zu viele.
Paul Bühre ist einer von ihnen. Wie schon zuvor in seinem ...

Im Jahr nach dem Abi wissen viele Jugendliche nicht, wo die Reise nun eigentlich genau hingehen sollen, haben keine Pläne, oder eben zu viele.
Paul Bühre ist einer von ihnen. Wie schon zuvor in seinem Erstwerk "Teenie Leaks", nimmt er uns auch diesmal mit durch diesen Lebensabschnitt.

Ich fand es sehr interessant, all die Gedanken von ihm zu lesen. Vor allem der Einstieg in das Buch war toll. Ich hatte das Gefühl, dass Paul Bühre mich dort abholt, wo ich als Leser stehe. Auch ich wusste damals nach dem Abi nicht so recht, wo die Reise nun hingehen soll. Ob überhaupt eine Reise, oder doch besser Studieren, geteilt mit ihm habe ich eines: Diesen Hunger aufs Leben. Einen Hunger, den er unglaublich gut beschrieben hat, gepaart mit der inneren Zerissenheit, wo wir denn nun unseren Platz finden.

Damit legte der Autor einen rasanten Start in seine Reise hin, die uns hinein in eine Kung Fu Schule der Alten Wege weiter nach Indien führt, wo Paul Bühre in einer Schule "unterrichtet". Schließlich endet die Reise bei einem schottischen Drechsler (Holzverarbeiter) mitten im Nichts. Zusammenfassend ein absolut bunter Strauß unterschiedlichster Erlebnisse.

Gleich vorweg möchte ich anmerken, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich selbst auch nur eine einzge dieser Stationen bis zum Ende durchgehalten hätte -Respekt!

Bereits auf den ersten Seiten ist mir der genaue Erzählstil positiv aufgefallen. Der Text hat auf mich eine leicht beschwingliche, plaudernde Art, der ich gerne lausche. Wir sprinten nicht durch die Zeit, sondern es wird Möglichkeit und Raum gegeben, länger als ein paar Zeilen bei einer einzelnen Erfahrung zu verharren. Situationen werden gut transportiert und Gespräche wirken authentisch. Außerdem gibt es immer mal wieder genug zum Schmunzeln.

Ich schätze die ehrlichen Worte und einfühlsamen Beschreibungen sehr. Nicht immer war ich mit Paul einer Meinung, oft hätte ich nur zu gerne mit ihm diskutiert und ich bedaure, dass es zu diesem Werk keine Leserunde gab. Dadurch, dass ich seinen Empfindungen beim Lesen aber so nah sein konnte, wirkte das Werk auf mich durchweg sympathisch. Es ist ein Werk, dass Mut gibt, sich im Leben neuen Erfahrungen zu stellen und einen frischen Blick auf unser derzeitiges Leben zu entwickeln, vielleicht die Segel neu zu setzen.

Besonders beeindruckt hat mich in diesem Zusammenhang seine innere Haltung der Suche nach dem, was er noch nicht kann. Unter diesem Blickwinkel war jeder seiner Wegpunkte eine ganz eigene Herausforderung.

Am liebsten gelesen habe ich die Zeit im Kung Fu Kloster. Es war so fremdartig und ich konnte durch die Seiten hindurch den Geist der harte, unbestechlichen Disziplin spüren. Gleichzeitig wurde mit meinem Vorurteil, dass dort nur die Elite lebt und alle gerne Kämpfer werden die diese Schule beuschen gründlich aufgeräumt.
Überrascht hat mich, wie einfach es scheinbar doch ist, sich in so einer Schule zeitweise anzumelden. Insbesondere bei einer Schule der alten Traditionen hätte ich höhere Hürden erwartet.

Das höchste Verständnis der Situation bekam ich dagegen in Indien. Dadurch dass ich selbst in Deutschland an einer Schule gearbeitet habe konnte ich mich in die Verhältnisse dort umso feiner einfühlen.
Anfangs war ich wirklich erschrocken und gerade dieser Abschnitt hat in meinem Freundeskreis auch zu weitreichenden Diskussionen über Schulen und Entwicklungshilfe geführt.

Geschockt hat mich dann jedoch die letzte Erfahrung in Schottland. Nach den Erfahrungen in Indien hätte ich hier einen ganz anderen Kontrast erwartet, als das, was letzlich Sache war. Bisher habe ich in meinem Leben auch die ein oder andere Woofing Erfahrung sammeln dürfen, aber so etwas war noch nicht dabei.

Fazit: Alles in allem ein echt gelungenes Werk! Es hat richtig Spaß gemacht den flüssig geschribenen Roman auf einer Zugfahrt zu verschlingen. Stark auch für Menschen, die gerne Reisen oder sich selbst gerade in einer Orientierungsphase ihres Lebens befinden. Außerdem: Der Paul Bühre hat guten Humor!

Veröffentlicht am 21.05.2019

Eine neue Heimat

Das Versprechen der Islandschwestern
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In dem Versprechen der Islandschwestern geht es um die Geschichte zweier Schwestern, Helga und Greta, die um Trümmer- Deutschland und all den schlimmen Erinnerungen zu entfliehen im fernen Island als Landarbeiterinen ...

In dem Versprechen der Islandschwestern geht es um die Geschichte zweier Schwestern, Helga und Greta, die um Trümmer- Deutschland und all den schlimmen Erinnerungen zu entfliehen im fernen Island als Landarbeiterinen anheuern. Doch die einst so innige Schwesternfreundschaft scheint zerrüttet, als ca. 60 Jahre später die nun wieder in Hamburg lebende Greta mit Enkelin Pia und Urenkelin Leonie zum ersten Mal seit jahrelanger Funkstille zum 90 Geburtstag Helgas nach Island eingeladen werden. Sie entscheiden sich zu kommen und die verborgene Geschichte nimmt ihren Lauf. Doch nicht nur für die Schwestern weht ein frischer Wind ins Haus – schon bald macht Pia Bekanntschaft mit dem ebenso attraktiven wie charmanten Pferdewirt Ragnar und auch Leonie schließt neue Freundschaften.

Anders, als aus dem Klappentext heraus erwartet spielt die Geschichte in zwei unterschiedlichen Zeitsträngen. Für mich macht dies die Geschehnisse authentischer und spannender zu lesen. Es ist einfach ein gefühlter Unterschied, ob man aus dem nach hinein erzählt liest, wie es damals war, oder direkt in dieser Zeit erzählt wird.
Zweiteres ist für mich immer ergreifender. So haben wir einmal die Monate der Überfahrt, Ankunft und des Lebens auf dem isländischen Gutshof, als Helga und Margarete (Greta) noch junge Frauen waren, erzählt aus der Sicht Gretas, der jüngeren Schwester. In einem anderen Zeitstrang lernen wir dann im Jetzt (2017 hier) Pia, Leonie und Ragnar kennen, und die beiden Omas als alte Frauen. Hier ist die Geschichtserzählung ebenfalls nochmals unterteilt, einmal in Pias und einmal in Ragnas Sichtweise der Dinge. Das kann zwischendurch auch in einer Szene öfters mal wechseln und macht für mich einen besonderen Reiz dessen aus, wie die beiden sich gegenseitig umschleichen. Besonders gut gefällt mir die erste Begegnung, der Zufall des weiteren Kontakts und die Entwicklungen zwischen den beiden gegen Ende des Buches.

In diesem Roman habe ich den Eindruck, dass was die Charaktere angeht wirklich an alles gedacht wurde, alle sehr unterschiedlich und doch sehr sympathisch.
Den nächsten Bezug habe ich zu Pia und Margarete, was wohl auch daran liegt, dass wir über die beiden im Laufe des Buches so viel erfahren. Besonders den Mut der jungen Greta bewundere ich, alles hinter sich zu lassen um ein neues Leben für sich und ihre Schwester zu ergattern, auch wenn sie mir zwischenzeitlich ein wenig naiv wirkt. Es tut mir lange Zeit im Buch sehr leid für sie, was sich schon über viele Seiten hinweg abzeichnet. Helga macht für mich die heftigste Entwicklung durch. Lernen wir sie zu Beginn der Überfahrt als eher schüchterne, reservierte und vom Kummer noch schwer geschafftes Mädchen kennen, begegnen wir ihr in späteren Jahren als eine lebensfrohe, herzensgute alte Dame.
Pia und Leonie dagegen sind ein typisches Mutter – Tochter Gespann, schwer geprägt durch die aufblühenden Pubertät Leonies. So sind Zickerein an der Tagesordnung und über den Besuch der weiterführenden Schule wird ausgiebig immer wieder verhandelt, für Leonie ist klar: So nicht! Pia dagegen möchte als doch sehr beschützende Mutter selbstverständlich das Beste für ihre Teenagerin. Hinzu kommt der ständige Streit mit Ex-Mann und Klienten-ferne Fälle bei ihrer Arbeit beim Jugendamt. Pia lernt auf diesem Urlaub nicht nur viel über ihre Familie, sondern auch mal auf ihr Herz zu hören. Und ein Schlüssel hier ist Ragnar, der sympathische Neuzeit- Wikinger vom Pferde - Hof nebenan. Er gefällt mir total gut, wirkt sehr bodenständig und doch gefühlsbetont, sorgt sich um seine kleine Tochter, die bei seiner Exfrau lebt. Somit haben er und Pia so einiges gemeinsam. Es ist sehr unterhaltsam, den beiden dabei zuzuschauen, wie sie sich auf oberflächlicher Ebene umschleichen und die Dialoge wurden mich viel Herz und Humor verfasst. Ein genialer zweiter Handlungsstrang, der den ersten in früheren Jahren, der teil etwas melancholisch und schwermütig daherkommt mit einer beschwinglichen Leichtigkeit ergänzt.

Ein wenig polarisiert dagegen hat für mich die immer mal wieder unterschwellig genannten Erziehungstipps im Buch. Zum einen fand ich es authentisch, dass man sich als Eltern natürlich viel über sowas unterhält, gerade auch, wenn unterschiedliche Kulturen wohl andere Sichtweisen auf bestimmte Entwicklungen haben. Zum anderen war mir das teils zu viel und wirkte wie überflüssig in Szene gesetztes Besserwisserei zu einem Klischee Thema, das einfach weit von der eigentlichen Geschichte entfernt liegt.
Am tiefsten bewegt hat mich, ganz dem Titel nach, die Geschichte, die die beiden Schwestern verbindet, sowie die Auflösung gegen Ende des Buches. Das war wirklich wunderschön zu lesen!
Neben dem Hauptstrang ist auch die Kulisse atemberaubend. Die Darstellung Islands läd zum träumen ein und hat eindeutiges Reise- Sucht Potential! Außerdem gefallen mir die vielen kleinen isländischen Anekdoten und die einfließende Sprache.

Fazit: Ein schöner Roman, der von allem ein bisschen zu bieten hat. Es macht wirklich Spaß ihn zu lesen, einen bleibenden Eindruck hinterlässt er aber eher nicht.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Zeitlose Begegnung

Siebzehnter Sommer
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Mit dem „Siebzehnten Sommer“ hat Maureen Daly ein klassisches, atemberaubendes und absolut zeitloses Meisterwerk eines frühen Jugendbuches über die erste große Liebe und einen unvergesslichen Sommer geschaffen. ...

Mit dem „Siebzehnten Sommer“ hat Maureen Daly ein klassisches, atemberaubendes und absolut zeitloses Meisterwerk eines frühen Jugendbuches über die erste große Liebe und einen unvergesslichen Sommer geschaffen. Die US - Geschichte spielt vor vielen Jahren in der verschlafenen amerikanischen Kleinstadt Font du Lac, 1942, doch die Gefühle sind waschecht, damals wie heute. Die Siebzehnjährige Angie ist ein typisch unschuldiges Mädchen vom Lande. Aufgewachsen als mittlere von 4 Schwestern lebte sie ein behütetes Leben, das jäh auf den Kopf gestellt wird, als Jack auftaucht. Der sympathische Bäckersjunge klopft an die Gartenpforte und lädt Angie zu einem abendlichen Bootstrip ein, der in ihr Gefühle weckt, die sie zuvor nie kannte. Zuerst nur leicht euphorisiert, erkennt sie bald, dass sie sich mitten im größten Abenteuer ihres Lebens befindet. Doch empfindet Jack das gleiche auch für sie? Die beiden bauen langsam Vertrauen und eine Beziehung zueinander auf, und zwischen zartester Romantik und knisterndem Vortasten erlebt Angi die Tage, die „der wundervollste Sommer, meines Lebens“ sein sollten. Die Entwicklungen zwischen dem jungen Liebespaar gehen Hand in Hand mit den Geschehnissen des Sommers und schon bald rückt die Erkenntnis näher, dass die zweisamen Sommertage gezählt sind. Für Angi wird es ans College gehen und der lang verdrängte Abschied rückt näher.

Durch die zeitlichen Entwicklungen gibt es einige Besonderheiten zu beachten, zum Beispiel dass Angie als Siebzehnjähriges Mädchen eine Naivität und Unwissenheit zum „Schmusen“ hat, wie sie heute selten zu finden wäre. Auch war es damals nicht selbstverständlich, dass ein Mädchen nach der Schule das College besuchen darf, so wie Angi und ihre Schwestern oder ein Junge den Betrieb eines Vaters mit zu versorgen hat, wie es bei Jack der Fall ist.

Das Buch hat mich bereits auf den ersten Seiten tief beeindruckt. Ich mochte den verträumten und ruhigen Ton so unglaublich gerne, in dem von Angie und ihrer Welt erzählt wurde. Das klang authentisch und schaffte sofort Atmophäre. Die leichten Worte schwingen taktvoll, vermitteln das Gefühl, voll im Moment anzukommen. Die Landschaft, das drumherum, alles wird sehr detailreich und lebendig dargestellt, Maureen Daly schafft viele geflügelte Vergleiche und bringt die Umgebung zum klingen. Die Sprache ist vollmundig, rund und vielseitig. So „gurgeln Rinnsale zwischen Bachläufen hindurch“, „tschilpen aufgeregt flatternd die kleinen Spatzen“ oder mit „leisem Seufzen streicht der Wind“. Es macht einfach Spaß, diese schönen Worte zu lesen und einzutauchen. Und ebenso echt, wie die Umgebung, so wahrhaftig wirkt auch Angies Empfindung. Der besondere Flair der Erzählungen krabbelt bis unter die Haut und ruft eigene Erinnerungen an die Jugendtage wach.

Auch der Inhalt an sich ist sehr lebensnah gestaltet. Wir lernen Angi mit all ihren vorsichtigen Empfindungen und aufbrausenden Gefühlen, den täglichen Gedanken, aber auch ihre Familie und genaueren Lebensumstände kennen. Da sind unter den einzelnen Charakteren schon so ganz eigene Nummern für sich. Auch der Freundeskreis in den Angi langsam eingeführt wird nimmt eine wichtige Rolle ein und hält so manche Überraschung bereit. Alles in allem fand ich neben Angi und Jack doch eine Reihe von Nebenfiguren sympathisch, an manchen Stellen wäre ich noch etwas neugieriger gewesen. Doch genau wie Angi vieles verbrogen bleibt, bleibt es auch uns Lesern unerschlossen. Genau solches macht mitunter aber eben auch den realistischen Reiz aus. Ganz klar bleibt Angi die Heldin im Herzen.

Fazit: Genial! Wie die Tage von denen der Siebzehnte Sommer erzählt bleibt diese Lektüre einzigartig. Ich finde es wirklich schade, dass diese Autorin nie sehr viel mehr als dieses Buch geschrieben hat, bzw. auch ins Deutsche übersetzt wurde. Der Sprachstil ist einfach umwerfend bezaubernd. Diese Verschnörkelung schlichter Schönheit bewog mich sogar über diesen Roman hinaus auch in meinem Alltag öfters mal inne zu halten und achtsam im Augenblick zu lauschen, die Welt um mich herum still zu beobachten und nach ähnlich klingenden Worten zu suchen, die auch das, was alltäglich um uns herum ist, in solch berauschend schimmernden Licht zu zeigen, wie es Maureen Daly mit Angis Dorf gelingt.

Veröffentlicht am 02.05.2019

Einfach loslegen!

Sag dem Abenteuer, ich komme
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Eine Frau, ein Motorrad namens Cleo und Einmal um die Welt. Spannend und ergreifend berichtet die junge Autorin Lea von ihrer ersten Langzeitweltreise. Heraus aus dem grauen Alltag, mit dem Wunsch, einfach ...

Eine Frau, ein Motorrad namens Cleo und Einmal um die Welt. Spannend und ergreifend berichtet die junge Autorin Lea von ihrer ersten Langzeitweltreise. Heraus aus dem grauen Alltag, mit dem Wunsch, einfach mal etwas anderes zu sehen, seine Träume zu leben und Freude am Reisen macht sie sich auf unbekanntes Land zu entdecken.

Vorweg: Das finde ich verdammt mutig und ich habe vor jedem und jeder einen Heiden-Respekt, der sich auf eine so große Reise begibt und den Mumm aufbringt für solch lange Zeit einfach auf Achse zu sein, seine Familie, Freunde und Job hinter sich zu lassen und einfach treiben zu lassen. Oder auch geplant zu reisen. Alleine oder zu zweit, alleine als Frau ist es sicher noch schwieriger und es gab so manche Situation, in der ich der Autorin nachträglich noch die Daumen drückte und erleichtert aufatmen musste, das da so einiges doch nochmal gut gegangen ist. Aber das ist halt auch das Risiko das auf uns wartet, wenn wir unsere bekanten Bahnen verlassen. Und die Chance.
Es gibt ein Zitat, dass dieses Buch mit begleitet und das ich für besonders treffend halte: „Das Schicksal ist ein gepackter Esel und wartet darauf, von dir in eine Richtung geführt zu werden.“
Es gibt einfach Kraft, was neues auszuprobieren und macht augenblicklich Lust auf Reisen.

Leider muss ich aber sagen, dass mich das Buch sonst nicht so angesprochen hat, zumindest verglichen mit manchen anderen Reiseberichten oder Blogs die ich gerne mal durchstöber. Das Cover ist zwar sehr einladend und verleitet mich immer wieder den Roman erneut aufzuschlagen, der Text ist für mich aber nicht ansprechend genug geschrieben. Mir fehlt irgendetwas, ohne dass ich jetzt ganz genau beschreiben könnte, was das eigentlich ist. Er hält meistens ein Hauptereignis in einer Stadt oder einem Land als besonders prägend fest, oft verbunden mit einem Thema der inneren Reise (Leidenschaft, Glaube, Karawanenleben,...) das dazu anregt, sich selber auch Gedanken darüber zu machen. Das steht für mich von Anfang an in Kontrast zu dem ursprünglich einfachen Wunsch, einfach rauszufahren und Freude am Unbekannten entdecken zu haben statt so einen Selbstfindungstrip zu machen, der es aber letztendlich doch teils ist (zumindest erweckt die Buchaufmachung sehr diesen Eindruck). Vielleicht kann man sogar soweit gehen zu sagen dass man zeitweise das Gefühl hat, ein kleines Stück mitzureisen und einige Szenen sind sehr authentisch und abwechslungsreich. Aber oft fehlt mir, auch wenn die Reise in einem Stück beschrieben ist, ein roter Faden der über das innere Erleben, bzw. Beschreiben hinaus geht. Mir kommt dieses Buch sehr auf sich selbst und die Beziehung zum Motorad bezogen vor, was für Maschinen Liebhaber sicher ein großes Plus ist, für mich aber nicht. Die Tatsache an sich mit dem Motorrad loszuziehen und auch darüber zu schreiben ist aber weiterhin selten und interessant und bringt neue Impulse für mich. Ich hätte mir aber ein paar mehr Infos über die jeweils am Ort lebenden Menschen gewünscht. Nun weiß ich als Leserin nicht, ob die Reisekontakte nicht tiefergehend waren, oder viel Atmosphäre einfach der Menge der besuchten Orte weichen musste, um noch in einen Roman zu passen der nicht die Regale sprengt? Mir erging es beim Lesen oft so, dass ich, sobald meine Neugierde auf ein Land oder einige Menschen dort erst richtig geweckt wurde, die Reise schon wieder weiter ging. Dies Erzählprinzip unterstreicht natürlich auch wunderbar die Heimatlosigkeit einer Langzeitreisenden und den Hunger auf den nächsten Tag, bzw. auch das Gewicht des einzelnen kostbaren Moments, der als solcher für sich einfach stehen bleibt.
Ein großes Plus sind die Fotos zwischendrin, sie fangen oft mehr ein, als in den Worten geschrieben steht und haben mir geholfen, mich mehr in die Reise einzufühlen. Es hätten gerne noch mehr und im Buch verteilter sein können.
Was ein Punkt ist, der für mich mit einer solchen Reise streng zusammenhängt, über dessen Logistik in dem Buch jedoch nicht so viel erzählt wird, sind die Reisekosten. Ich hätte es schön gefunden, wenn hier noch irgendwo Hinweise gewesen wären, die jeden, der auch so eine Reise machen wollen würde ein wenig unterstützen würde, und den Leser nicht mit dem „für mich wäre da wohl sehr sehr lange Zeit Hostel und Spritkosten -Sparen angesagt, bevor irgendwas losgehen kann“-Gefühl zurücklässt.

Fazit: Eine nette kleine Lektüre für zwischendurch mal, ein wenig zum Träumen, ein wenig für den Kopf, und eine toller Tipp für Motorrad-Fahrer sowie jeden mit einer verrückten Idee im Kopf, der einen kleinen Schubs braucht, es einfach zu wagen.