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Veröffentlicht am 27.02.2020

Selbstreflexion

Hotel du Lac
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Als die englische Schriftstellerin Edith Hope, eine Frau in den besten Jahren, ihren Bräutigam am Tag ihrer Hochzeit sitzen lässt, überreden ihre engsten Freunde sie, sich in Genf in einem eleganten Seehotel ...

Als die englische Schriftstellerin Edith Hope, eine Frau in den besten Jahren, ihren Bräutigam am Tag ihrer Hochzeit sitzen lässt, überreden ihre engsten Freunde sie, sich in Genf in einem eleganten Seehotel einzunisten und auszuspannen, bis sich das Gerede um ihre Person gelegt hat. Edith erreicht das luxuriöse Hotel und startet ihre Selbstreflexion, während ihr so manch skurriler Hotelgast über den Weg läuft. Während dort am Ort so gar nichts mehr los ist, da die Touristensaison zuende ist, hat Edith genügend Zeit, die Gegend zu erkunden, die weiteren Gäste kennenzulernen und sich in einem Rückblick über ihren Faux pas Gedanken zu machen…
Anita Brookner hat mit „Hotel du Lac“ wohl ihren eindrucksvollsten Roman vorgelegt, die Booker-Prize-prämierte Geschichte gehört zu den sogenannten Klassikern der Literatur. Der Schreibstil ist flüssig, dabei anspruchsvoll und der Zeit angemessen. Brookner, die sich mit der Schriftstellerei auskennt, lässt ihre Protagonistin Edith ebenfalls Bücher schreiben, so bewegt sie sich in sicheren Bahnen und weiß um die Gedanken, der Suche nach Lösungen, der nötigen Phantasie und die Entwicklung von Geschichten. Jedoch lässt sie Edith eher lieblos und geringschätzig ihrer Berufung nachgehen, während sich die Gedanken von Edith immer nur um ihre eigene Person und ihre Handlungen kreisen, diese aber dann sehr detailliert und aus allen nur möglichen Blickwinkeln betrachtet. Dabei kommt auch Ediths Vergangenheit nach und nach an die Oberfläche und die Ereignisse, die dazu führten, dass Edith sich nun in ihrem Genfer Exil aufhält. Brookner gelingt es mit ihrer Detailbesessenheit und ihrer Sprache, die Zeit sprichwörtlich einzufangen und den Leser einen Blick in die Seele ihrer Protagonistin werfen zu lassen.
Die wenigen Charaktere sind allesamt ungewöhnlich und fein ziseliert. Ihr zufälliges Zusammentreffen im Hotel und ihr Interagieren miteinander ist eher von nebensächlicher Natur, hauptsächlich steht Edith im Vordergrund mit ihren Gedanken und Gefühlen. Sie ist eine Frau, die wahrscheinlich selbst noch über ihren Mut staunt, ihren Bräutigam sitzengelassen zu haben, doch im Inneren weiß sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Dies wird ihr erst bewusst, nachdem sie mit ihren Zufallsbekanntschaften (Madame de Bonneuil, Monica, Iris Pusey, Jennifer) unterhält, mehr von ihnen erfährt und Rückschlüsse auf ihre eigenen Taten zulässt.
Der Roman „Hotel du Lac“ lässt den Leser eine Woche in einem eleganten Hotel verbringen und Edith Hope bei ihrem eindrucksvollen Seelenstriptease Gesellschaft leisten. Tiefgründig und eindrucksvoll, jede Zeile wert!

Veröffentlicht am 09.02.2020

Servus Café Engel

Café Engel
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1959 Wiesbaden. Man sollte meinen, dass im Café Engel nun langsam etwas Ruhe einkehrt, doch weit gefehlt. Während Konkurrenten sich neue Geschäftsstrategien überlegen, um die Gästezahl zu erhöhen und ihre ...

1959 Wiesbaden. Man sollte meinen, dass im Café Engel nun langsam etwas Ruhe einkehrt, doch weit gefehlt. Während Konkurrenten sich neue Geschäftsstrategien überlegen, um die Gästezahl zu erhöhen und ihre Umsätze zu steigern, machen die Kochs einfach so weiter wie bisher, weil Mutter Else das so will. Hilde aber weiß, wenn nicht bald frischer Wind ins „Engel“ hineinweht, müssen sie das Café schließen. Von ihrem Ehemann Jean-Jacques kann sie sich keine Unterstützung erhoffen, der verbringt seine Zeit lieber auf dem Weingut und lässt sich kaum noch blicken. So stellt Hilde eigenhändig einen neuen Konditor ein, der sich bald nicht nur um Kuchen und Törtchen bemüht, sondern auch Hilde den Hof macht. Das sorgt bald für reichlich Zündstoff im Hause Koch…
Marie Lamballe hat mit „Töchter der Hoffnung“ den dritten und finalen Band ihrer Café Engel-Saga vorgelegt, der das Leben der Familie Koch noch einmal gehörig auf den Kopf stellt, bevor der Leser Abschied von den inzwischen liebgewonnenen Protagonisten nehmen muss. Die Reihe sollte unbedingt in der richtigen Reihenfolge gelesen werden, damit man die einzelnen Charaktere und die Entwicklung des Cafés im Laufe der Jahre mitverfolgen kann. Der Erzählstil ist flüssig, gefühlvoll und bildintensiv, der Leser darf sich erneut an einem Tisch im Café Engel niederlassen und bei wunderbarem Duft von Gebäck und Kaffee die Schicksale der einzelnen Familienmitglieder für eine Weile begleiten. Wechselnde Perspektiven geben dem Leser nicht nur einen guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der verschiedenen Charaktere, sondern steigern unterschwellig auch die Spannung. Nachdem die Kriegsjahre überstanden sind, darf der Leser nun in die Jahre des Wirtschaftswunders eintauchen. Die Autorin versteht es sehr geschickt, dem Leser mit farbenprächtigen Beschreibungen vom Wiesbaden der damaligen Zeit sowie der Kaffeehausatmosphäre Bilder heraufzubeschwören, die einen während der Lektüre begleiten.
Die Charaktere sind dem Leser schon in den ersten beiden Bänden ans Herz gewachsen, so dass sich nach den ersten Seiten sofort wieder ein Gefühl der Vertrautheit einstellt. Die Personen sind wieder einige Jahre älter und gereifter, wirken in ihrem Handeln und Tun lebendig und authentisch. Else hat ihre herrische Art nicht abgelegt und will weiterhin über die Belange des Cafés bestimmen. Sie macht es ihrer Tochter schwer, ihre eigenen Ideen einzubringen. Hilde ist zu einem Leben als Strohwitwe verdammt, die ihre Zeit sinnvoll nutzen will, um das Café auf Vordermann zu bringen und vor dem Untergang bewahren will. Das ständige Alleinsein lässt sie mit dem Feuer spielen, was sich alsbald zu einem Flächenbrand entwickeln könnte. Jean-Jacques lässt seine Frau in Wiesbaden schalten und walten, er beschäftigt sich lieber mit seinem Weinberg und vergisst dabei fast seine Ehe. Ebenso tragen weitere Protagonisten mit ihren Auftritten zur Handlung bei und hinterlassen beim Leser ein Gefühl von Vertrautheit in der Kaffeehausatmosphäre.
„Töchter der Hoffnung“ ist ein gelungener Abschluss der Geschichte um das Café Engel und der Familie Koch, die einem mittlerweile ans Herz gewachsen ist. Unterhaltsam und kurzweilig erzählt, muss der Leser nun Abschied nehmen. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.02.2020

Drei Frauen mit Sorgen

Die Frauen von Richmond Castle
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1920er Jahre England. Ein Townhouse in Richmond ist das Zuhause der wohlhabenden Familie Camberwell, die auf alle so harmonisch und glücklich wirkt. Doch alles ist gut hinter Masken verborgen. Auf der ...

1920er Jahre England. Ein Townhouse in Richmond ist das Zuhause der wohlhabenden Familie Camberwell, die auf alle so harmonisch und glücklich wirkt. Doch alles ist gut hinter Masken verborgen. Auf der Party ihres 21. Geburtstages muss Tochter Blue erkennen, dass es ihren Eltern hauptsächlich darum geht, sie adäquat zu verheiraten, während sie selbst von einem Leben als Schriftstellerin träumt und eine Ehe momentan nicht in Erwägung zieht. Als Blue die Bekanntschaft der mittellosen Delphine macht, die vor ihrem gewalttätigen Ehemann auf der Flucht ist, bietet sie ihr an, bei ihrer Familie unter und erst einmal zur Ruhe zu kommen. Schon bald werden die beiden jungen Frauen zu engsten Vertrauten, doch dann sorgt unvorhergesehen ein altes Familiengeheimnis der Camberwells für große Unruhe und stellt die Freundschaft zwischen Blue und Delphine auf die Probe…
Tracy Rees hat mit „Die Frauen von Richmond Castle“ einen unterhaltsamen historisch angehauchten Roman vorgelegt, der den Leser mit einer flüssigen und bildhaften Erzählweise in das vergangene Jahrhundert entführt und dort an die Seite von drei Frauen stellt, deren Schicksal er hautnah mitverfolgen darf. Durch wechselnde Erzählperspektiven, die dem Leser sowohl Blue als auch Delphine und Blues Stiefmutter Midge sehr nahe bringen, erfährt er nach und nach deren Gefühls- und Gedankenwelt, aber auch ihre Ängste und Sorgen bleiben nicht verborgen. Rees gewährt dem Leser einen Blick durchs Schlüsselloch einer hochherrschaftlichen Familie, die bei allen beliebt und hoch angesehen ist, jedoch mit ihren eigenen Schwächen und Geheimnissen zu kämpfen hat. Spannend werden die Schicksale der drei Frauen miteinander verwoben und Themen wie u.a. eheliche Gewalt, Minderwertigkeitsgefühle, unkonventionelle Lebensträume mit in die Handlung eingebracht. Auch die Rolle der Frau zur damaligen Zeit wird von der Autorin angerissen, denn gerade ihnen war es nicht erlaubt, eigenständig einen Beruf zu ergreifen oder überhaupt Karriere zu machen. Ihr Leben definierte sich hauptsächlich über ihren Ehemann und dessen Position. Die Beschreibung der Örtlichkeiten laden regelrecht zum Kopfkino ein, während der Leser die Frauen in ihrem Leben begleitet.
Die Charaktere sind sehr interessant ausgestaltet, wirken lebendig, glaubwürdig und authentisch. Der Leser fühlt sich ihnen verbunden, darf ihre Entwicklung miterleben und mit ihnen fühlen. Blue weiß mit ihren 21 Jahren schon genau, was sie will und strebt danach, ihre Träume zu erfüllen. Sie ist ebenso selbstbewusst wie stark, dabei mitfühlend und eine sehr ehrliche Haut. Delphine hat mit ihrem Ehemann einen Alptraum erlebt, der sie in die Flucht trieb. Sie ist ängstlich, verunsichert und traut sich kaum ans Tageslicht. Ihr fehlt es an Selbstvertrauen, doch ihre Entwicklung innerhalb der Geschichte ist sehr schön mitzuverfolgen. Midge ist ebenfalls eine verunsicherte Frau, sie besitzt kaum Selbstwertgefühl und wirkt oftmals ängstlich, dass ihr alles im Leben jeden Moment wieder genommen werden könnte. Auch Blues Vater, Audra, Elf und andere Protagonisten bringen mit ihren Episoden einigen Unterhaltungswert.
„Die Frauen von Richmond Castle“ ist ein unterhaltsamer Schmöker über drei miteinander verknüpfte Frauenschicksale im vergangenen Jahrhundert. Die farbenfrohe und mitreißende Erzählweise der Autorin macht dieses Buch zu einer genussvollen Auszeit vom Alltag. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.01.2020

Das rote Seidentuch

Jahre der Hoffnung
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1938 Zentralfrankreich. Eliane Martin lebt mit ihren Eltern Liesette und Gustave sowie Bruder Yves in der alten Mühle des Ortes Couillac, während Schwester Mireille in Paris in einem Modeatelier arbeitet. ...

1938 Zentralfrankreich. Eliane Martin lebt mit ihren Eltern Liesette und Gustave sowie Bruder Yves in der alten Mühle des Ortes Couillac, während Schwester Mireille in Paris in einem Modeatelier arbeitet. Eliane kümmert sich liebevoll um ihre Bienenstöcke, die sie im Garten des Comte de Bellevue aufstellen durfte und bei dem sie als Hausmädchen in der Küche arbeitet. Beim Honigverkauf auf dem Markt lernt sie Mathieu kennenlernt, der schon bald zu ihrer großen Liebe wird. Aber die Zeiten sind unruhig, die Nazis marschieren in Frankreich ein und auch Couillac bleibt davon nicht verschont, die Lebensmittel werden rationiert und die Judenverfolgung hält in dem Ort Einzug. Zusätzlich wird die Stadt durch Zäune abgetrennt, so dass Mathieu und Eliane sich aufgrund ihrer verschiedenen Wohnorte nicht mehr sehen können. Während die Deutschen ihren Stützpunkt ins Schloss verlagern, betreibt der Conte insgeheim den Widerstand und bittet Eliane für Nachrichtengänge mit Hilfe eines roten Seidentuchs. Auch Elaines Familie stellt sich den Nazis entgegen, Yves taucht unter und wird Mitglied der Résistance, während Liesette und Gustave zu Fluchthelfern werden. Die Trennung von Mathieu macht Eliane schwer zu schaffen, als sie ihn das nächste Mal sieht, stehen sie sich wie Fremde gegenüber…
Fiona Valpy hat mit „Jahre der Hoffnung“ einen Roman vorgelegt, der mit zwei sich abwechselnden Handlungssträngen und einer fesselnden Geschichte über die französische Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg zu unterhalten weiß. Der mitreißende Erzählstil ist flüssig und bildgewaltig, so dass der Leser schnell in die Handlung eintaucht, um Eliane in einer gefährlichen Zeit (von 1938-1944) zu begleiten. Der zweite Handlungsstrang im Jahr 2017 mit der Protagonistin Abi dient nicht nur als Rahmen, in der die historische Geschichte eingebettet ist, sondern für den Leser auch als kleine Atempause, um das Gelesene zu rekapitulieren. Die Autorin erweckt mit ihrer farbenfrohen Sprache das Chateau, seinen Garten sowie die alte Mühle und die Bewohner von Couillac regelrecht zum Leben, so dass der Leser während der Lektüre alles gut vor Augen hat. Die Arbeit der Widerstandsbewegung gegenüber den Nazis wird ebenso gut beschrieben wie die unbarmherzigen Sanktionen der Feinde und das immer weiter wachsende Misstrauen innerhalb der Bevölkerung. Besonders hervorzuheben ist hier auch der Zusammenhalt innerhalb der Familie Martin, die sich der Freiheit regelrecht verschrieben haben und ungeachtet der Gefahr mit Erfindungsreichtum und Mut für andere einstehen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen, sie wirken aufgrund ihrer ganz persönlichen Eigenheiten glaubwürdig und authentisch, so dass der Leser sich als unsichtbarer Teil von ihnen fühlt und mit ihnen hoffen und bangen kann. Familie Martin sowie der Comte und seine Köchin sind einfach zum Verlieben. Liesette, Gustave, Yves, Mireille und Eliane haben ein großes und mitfühlendes Herz, kämpfen für Gerechtigkeit und helfen, wo sie nur können. Der alte Comte wirkt zwar so, als könne ihn ein Windstoß umhauen, doch ist er ein zäher und kämpferischer Mann, der nie die Contenance verliert. Jack Lemaitre ist ein englischer Agent, der aufgrund seines guten Französisch wunderbar mit der Bevölkerung verschmilzt, während er seiner Arbeit nachgeht. Mathieu ist ein zurückhaltender fleißiger Mann, der nicht viel preisgibt, weshalb es zu Missverständnissen kommt. Stéphanie ist ein richtiges Biest, die mit Lügen andere nicht nur in Gefahr bringt. Leutnant Faber ist ein Nazi, der wohl doch ein Herz in seiner Brust hat. Aber auch Francine, die Sekretärin des Bürgermeisters sowie weitere Protagonisten fesseln mit ihren Auftritten.
„Jahre der Hoffnung“ ist ein packender historischer Roman, der dem Leser eine Reise in eine unruhige und gefährliche Zeit Frankreichs beschert und dort das Leben und Treiben der Bewohner, aber auch eine zarte Liebesgeschichte miterleben darf. Sehr schöne Lektüre mit verdienter Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.01.2020

Franks Aufstieg in Hollywood

Tal der Illusionen
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1911-1926 Kalifornien. Frank Maynard verlässt nach dem Tod seiner Frau San Francisco und lässt sich in dem kleinen Kaff Hollywood nieder, wo die allmählich aufblühende Filmbranche sich niedergelassen hat ...

1911-1926 Kalifornien. Frank Maynard verlässt nach dem Tod seiner Frau San Francisco und lässt sich in dem kleinen Kaff Hollywood nieder, wo die allmählich aufblühende Filmbranche sich niedergelassen hat und sich immer weiter vergrößert. Schon bald gelingt es Frank durch Scharfsinn, harter Arbeit und einer Portion Glück, sich in der Filmwelt zu etablieren und die Schalthebel der Macht zu erreichen. Mit seiner Geliebten Harriet Caldwell verbindet ihn immer noch viel, doch die Welt Hollywoods ist so verschieden von der Welt, in der Harriet sich bewegt, und es lauern an jeder Ecke so einige Versuchungen…
Kate O’Hara hat mit „Tal der Illusionen“ den zweiten Teil der Caldwell-Saga vorgelegt, die schon mit dem Titel klar macht, dass sich diesmal hauptsächlich alles um die Filmindustrie dreht. Zum besseren Verständnis sei den Lesern empfohlen, erst „Stadt der Träume“ zu lesen, um die Protagonisten und ihr Leben kennenzulernen, bevor sie sich diesem Teil widmen, der nahtlos an den Vorgänger anschließt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und bildhaft, schnell findet sich der Leser in Gesellschaft vertrauter Protagonisten wieder, um ihr Schicksal über einen Zeitraum von 15 Jahren weiter zu begleiten und nebenbei interessante Hintergrundinformationen zur damaligen Zeit und ihrer Entwicklung zu erfahren. Im Mittelpunkt steht diesmal Frank Maynard, der San Francisco den Rücken kehrt und seinem Traum vom Filmgeschäft in Hollywood nachgeht. Die Beziehung zwischen Harriet und Frank ist auf Distanz, denn Frank vergräbt sich immer mehr ins Geschäft, und Harriet ist mit der Reederei und ihrem Ehemann Jordan sowie einigen intriganten Familienmitgliedern beschäftigt. Die Autorin überzeugt hier mit guter Recherche und gibt dem Leser einen guten Einblick in die Anfänge der sich dort ansiedelnden Unterhaltungsindustrie. So wurde das erste Filmstudio 1911 gegründet und zog im gleichen Jahr noch 15 weitere an. Die Filmindustrie verlagerte sich von New York nach Kalifornien vor allem wegen der guten Lichtverhältnisse und dem konstant milden Klima.
Die Charaktere haben sich gegenüber dem ersten Band weiterentwickelt und lassen den Leser daran teilhaben. Sie wirken realistisch und vor allem glaubwürdig, was es dem Leser leicht macht, sich ihnen verbunden zu fühlen und ihr Schicksal genau zu verfolgen. Frank ist ein ewig Zweifelnder, aber mit jeder Menge Mut und Tatkraft ausgestattet. Er ist clever, nutzt die Gunst der Stunde, ist zur rechten Zeit am richtigen Ort, um seinen Traum zu verwirklichen. Er scheut keine harte Arbeit und klettert die Leiter des Erfolges nach oben, immer sein Ziel im Blick. Harriet ist derweil in Frisco durch die Reederei in Beschlag genommen, schlägt sich mit ihrem Onkel Henry und ihrer Schwester Ashley herum, die ihr das Leben schwer machen. Jordan Shaw, Harriets Ehemann, ist ein gutmütiger Kerl, der seine Frau auf Händen trägt. Aber auch andere Protagonisten machen die Handlung abwechslungsreich und kurzweilig.
Mit „Tal der Illusionen“ ist eine unterhaltsame Fortsetzung von „Stadt der Träume“ gelungen, die sich diesmal nicht auf dem Parkett der Reederei, sondern dem der Filmindustrie bewegt. Die Anfänge der Unterhaltungsbranche in Kalifornien sind sehr gut in die Handlung integriert und geben der Geschichte eine schöne Kulisse. Der spannend-inszenierte Schluss lässt auf einen packenden letzten Teil hoffen.