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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2020

Eine schlechte Kopie

Die Schwestern von St. Angelus - Der Beginn unserer Träume (Lovely Lane 1)
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1951 Liverpool. Dana will auf keinen Fall als Ehefrau eines Landwirtes enden. In Liverpool will sie endlich ihren Traum verwirklichen und Krankenschwester werden. Victoria wurde mit einem goldenen Löffel ...

1951 Liverpool. Dana will auf keinen Fall als Ehefrau eines Landwirtes enden. In Liverpool will sie endlich ihren Traum verwirklichen und Krankenschwester werden. Victoria wurde mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, aber als Tochter inzwischen verschuldeter Adeliger möchte sie eine Schwesternausbildung im angesehenen St. Angelus Hospital machen. Aber auch die aus einer Militärfamilie stammende arrogante Beth sowie Pammy, die ihrem ärmlichen Zuhause entfliehen will, möchten in den Schwesterndienst treten. Schon bald beginnt für die vier Frauen nicht nur die Erfüllung ihres Traums, sondern vor allem eine harte und intensive Zeit, für die sie all ihre Kräfte brauchen werden…
Nadine Dorries hat mit „Die Schwestern von St. Angelus“ den ersten Band ihrer Lovely-Lane-Serie vorgelegt und deren Kulisse das St. Angelus Hospital in Liverpool bildet. Der flüssige Schreibstil lässt den Leser in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts reisen, um sich dem Frauenquartett als unsichtbarer Schatten an die Fersen zu heften. Aufgrund der Nachkriegszeit und der doch recht harten Ausbildung an der Schwesternschule erwartet man eigentlich einen empathischen und gefühlvollen Erzählstil, doch hier enttäuscht Dorries den Leser, trotz wechselnder Perspektiven wird alles eher pragmatisch abgehandelt, was den Lesegenuss um einiges schmälert, weil man am Mitfiebern gehindert wird. Überhaupt ist das Handlungsgeschehen ohne Tiefgang eher oberflächlich zu nennen, so dass der Leser sich schon bald langweilt. Ebenso mangelt es der Geschichte an Spannungsmomenten, vieles ist vorhersehbar und macht sie zu einer zähen Angelegenheit, die dem Leser einiges an Geduld abverlangt, das Buch nicht vorzeitig zu beenden.
Auch die Charaktere sind eher nach dem Muster 08/15 gestrickt, ihnen fehlt es an Warmherzigkeit und Überzeugungskraft, um dem Leser ans Herz zu wachsen. So steht er eher am Rand als unbeteiligter Beobachter des Geschehens, was das Lesevergnügen immens schmälert und das Interesse am Schicksal der vier Frauen zur Bedeutungslosigkeit verkommen lässt. Beth ist mit ihrer arroganten und leicht versnobten Art nicht gerade eine Sympathieträgerin, aber auch Victoria wirkt mit ihrer etwas verklärten Art abgehoben und unwirklich. Dana und Pammy sind vom Wesen her schon etwas normaler gestaltet, doch will der Funke zum Leser einfach nicht überspringen. Hier hätte die Autorin mehr individuelle Akzente setzen und ihnen Leben einhauchen müssen.
„Die Schwestern von St. Angelus“ sollte der fulminante Start einer neuen Serie sein, jedoch wurde die Geschichte mit der heißen Nadel fabriziert und kann weder gefühlsmäßig noch mit einem gut strukturierten Handlungsverlauf überzeugen. Einem Vergleich zu den Romanen von Donna Douglas hält dieses Buch auf keinen Fall stand, eher ist es eine sehr schlechte Kopie. Dafür gibt es keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 03.10.2020

Kann leider nicht überzeugen

Die neue griechische Küche
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Liebhaber der griechischen Küche sind immer auf der Suche nach Rezepten, die sie kulinarisch mit Urlaubserinnerungen in Verbindung bringen oder aber auch mit einer ausgewogenen mediterranen Küche verwöhnen ...

Liebhaber der griechischen Küche sind immer auf der Suche nach Rezepten, die sie kulinarisch mit Urlaubserinnerungen in Verbindung bringen oder aber auch mit einer ausgewogenen mediterranen Küche verwöhnen können. Da Griechenland unser zweites Zuhause ist, probieren wir immer wieder gern Neues aus und waren auf dieses Buch besonders neugierig, da wir auch das Londoner Mazi kennen.
Die Griechin und Wahllondonerin Christina Mouratoglou, die in London das Restaurant „Mazi“ führt, wagt sich mit ihrem Kochbuch „Die neue griechische Küche“ auf neues Terrain, indem sie die traditionelle griechische Küche mit neuen Ansätzen aufpeppt. Frische Zutaten sollten nicht betont werden, sondern immer selbstverständlich sein, um den unverfälschten Geschmack zu garantieren, denn auch in Griechenland selbst, wo frisches Gemüse, Fisch und mit das beste Olivenöl der Welt zur Verfügung stehen, wird täglich davon Gebrauch gemacht. Mouratoglous Kochbuch ist aufgegliedert in 8 Bereiche und gibt neben vegetarischen Varianten auch Gerichte für Fleisch- und Fischliebhaber an die Hand. Neben Amuse Shots, Brot & Pikantes, Vorspeisen, Salaten, warme Gerichten und Klassikern gibt es auch einen Ausflug in die Dessertauswahl sowie diverse Cocktails. Alle Rezepturen sind ausgewogen und stellen auch für Küchenanfänger keine großen Herausforderungen dar.
Leider hat uns die Zusammenstellung dieses Buches mehr als enttäuscht. Gerichte wie Skordalia oder Loukournades erinnern vielleicht noch an die traditionelle griechische Küche, bei den meisten Rezepten bedient sich die Autorin aber wenig griechischer Zutaten, sondern nutzt neben asiatischen auch andere Beigaben in ihren Speisen. Diese neumodischen Abwandlungen haben mit griechischem Essgenuss nichts mehr zu tun und enttäuschen geschmacklich eher als das sie überzeugen.
Wer ein traditionelles griechisches Kochbuch sucht, ist hier nicht gut aufgehoben. Nicht alles, was als neu verkauft wird, ist auch besser. Damit hat die Autorin ihrem eigenen Heimatland keinen guten Dienst erwiesen. Dieses Buch enttäuscht trotz schöner Fotountermalung auf ganzer Linie. Schade!

Veröffentlicht am 19.09.2020

Durchgefallen

Das Hospital der Hoffnung
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1892 Barcelona. Das Hospital de Santa Creu i Sant Pau ist endlich fertiggestellt, und so vollzieht sich der Umzug aus den alten Räumlichkeiten in das neue Gebäude. In der Säuglingsklappe wird bald ein ...

1892 Barcelona. Das Hospital de Santa Creu i Sant Pau ist endlich fertiggestellt, und so vollzieht sich der Umzug aus den alten Räumlichkeiten in das neue Gebäude. In der Säuglingsklappe wird bald ein kleiner Junge mit Namen Lluis gefunden, dem man der Amme und Köchin Dolores überlässt, die sich bis zu seinem 7. Lebensjahr um ihn kümmert, bevor er ins Waisenhaus kommt. Dolores arbeitet als Köchin in dem wohlhabenden Arzthaushalt Rovira, deren Tochter Aurora sich für ein Medizinstudium bewirbt, obwohl ihr Vater dagegen ist. Dolores Tochter Maria möchte unbedingt Krankenschwester werden, während Lluis bei einem Künstler zum Bildhauer ausgebildet wird…
Tania Juste hat mit „Das Hospital der Hoffnung“ einen historischen Roman vorgelegt, der sich leider als Mogelpackung entpuppt. Schon der Schreibstil ist trocken, nüchtern und sachlich, so dass man als Leser die Geschichte sehr distanziert präsentiert bekommt. Während das erste Drittel der Handlung noch einigermaßen fesseln konnte, stellen sich schon bald Ermüdungserscheinungen ein, denn die Geschichte um den Bau des Krankenhauses nimmt einfach zu viel Raum ein, so dass die Schicksale der Protagonisten einfach dahinter verschwinden. Das Stilmittel der Zeitsprünge wird innerhalb der Geschichte auch immer wieder angewandt und erstreckt sich über den Zeitraum von 1892 bis 1939, allerdings nicht sehr gekonnt, denn dem Leser fehlen dabei immer wieder wichtige Ereignisse, die im Leben der Protagonisten zwar eine Rolle spielen, jedoch nur am Rande Erwähnung finden. So baut man leider keinerlei Nähe zu irgendeinem von ihnen auf, sie bleiben fremd und unnahbar. Die langatmigen und sich oftmals wiederholenden Szenen um den Krankenhausbau lassen beim Leser die Langeweile einziehen und hoffen, dass das Buch bald beendet ist. Viele angeschnittene Themen werden nur oberflächlich gestreift und nicht zuende verfolgt, was beim Leser zusätzliche Fragen aufwirft. Zusätzlich wirkt die Stadt Barcelona nur als Standort der Handlung, es fehlt an bildhaften Beschreibungen, die dem Leser die Stadt näher bringen und die Phantasie beflügeln.
Die Charaktere sind nur oberflächlich skizziert, ihnen fehlt es an Tiefe und Wärme, so dass sie dem Leser während der gesamten Lektüre fremd bleiben und er sich nicht in sie hineinversetzen kann. Dolores ist ein warmherzige Frau, die sich nicht nur gut um ihre Tochter Maria kümmert. Aurora Rovira ist eine selbstbewusste junge Frau, die sich unbedingt ihren größten Wunsch erfüllen will. Lluis hat künstlerisches Talent, während Maria lieber Krankenschwester werden möchte, als als Hausmädchen zu arbeiten. Darius Rovira ist ein arroganter und unerbittlicher Mann, der seinen Willen mit aller Macht durchsetzen will. Llorenc ist Auroras Bruder, der von seinem Vater stark unter Druck gesetzt wird.
„Das Hospital der Hoffnung“ ist in weiten Teilen langatmig und wenig tiefgründig. Oberflächliche Charaktere sowie eine unstrukturierte Handlung mit vielen offenen Fragen können leider nicht überzeugen. Durchgefallen!

Veröffentlicht am 23.07.2020

This is not the best shot!

This Is (Not) a Love Song
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Als Musikjournalistin für das Printmagazin „Re Sound“ kämpft die 34-jährige Zoë in Zeiten des Internets an allen Fronten. Sie muss sich nicht nur mit dem äußerst nervigen PR-Manager Nick herumschlagen, ...

Als Musikjournalistin für das Printmagazin „Re Sound“ kämpft die 34-jährige Zoë in Zeiten des Internets an allen Fronten. Sie muss sich nicht nur mit dem äußerst nervigen PR-Manager Nick herumschlagen, der ihr ständig Knüppel zwischen die Beine wirft, sondern hat auch noch ihre griechische Familie im Rücken, die sich gerade nur auf die Hochzeit ihres Bruders konzentriert und für Zoë nicht ansprechbar ist. Zu allem Überfluss schneit auch Zoë’s heimliche Liebe, Jugendfreund Simon, wieder in die Stadt, frisch geschieden und voller Elan, alte Bande wieder aufleben zu lassen...
Christina Pishiris hat mit ihrem Debüt „This is (not) a love song” einen seichten musikalisch angehauchten Liebesroman vorgelegt, der sich zwar recht kurzweilig liest, aber dem Leser nicht lange im Gedächtnis bleibt. Der Erzählstil ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, gewinnt dann aber an Fluss und Leichtigkeit. Der Leser erlebt aus der Ich-Perspektive Zoës Gedanken- und Erlebniswelt. Wer selbst lange Zeit in der Musikszene unterwegs war, dem schwirren beim Lesen der einzelnen Songtext-Überschriften sofort die altbekannten Melodien durch den Kopf und man summt während der Lektüre leise mit. Das bleibt leider auch das größte Highlight dieses Buches. Die Story selbst erinnert ein wenig an den Film „Familienfest und andere Schwierigkeiten“, denn neben einer chaotisch-lauten griechischen Familie mitten in den Hochzeitsvorbereitungen muss sich die Hauptprotagonistin mit zwei völlig verschiedenen Mannsbildern herumschlagen. Während der Lektüre muss man sich selbst öfters daran erinnern, dass es sich um Erwachsene handelt, die hier miteinander agieren, denn meist wirken sie wie gerade dem Teenageralter entflohen. Die gewälzten Probleme sowie die Gefühlsgedanken lesen sich einfach nicht wie die von Mittdreißigern, die mitten im Leben stehen. Spannungsmäßig hat das Buch nicht viel zu bieten, die Geschichte an sich ist auch nicht neu, insofern ein Roman, der einem nicht im Gedächtnis verhaftet bleibt.
Das bunte Repertoire der Charaktere ist leider auch nicht der große Wurf, zu gewollt und oberflächlich wurden sie inszeniert und ausgestaltet. Der Leser kann sich gar nicht mit ihnen identifizieren, rollt oftmals mit den Augen ob der Naivität und Unglaubwürdigkeit, in der die Protagonisten agieren. Zoe benimmt sich wie ein gerade den Kinderschuhen entwachsener Teenager, reagiert mal völlig überzogen und überkandidelt, mal schlägt sie gesetztere Töne an, als könnte sie sich noch nicht entscheiden, wer oder was sie mal sein will. Nick ist ein ausgeprägter Kotzbrocken, der meint, wenn er den Ton angibt, haben gefälligst alle seiner Richtung zu folgen. Er spielt gern Machtspielchen und meint, er wäre der Nabel der Welt. Simon ist das komplette Gegenteil, nett, freundlich, offen und ehrlich, aber auch irgendwie nicht richtig greifbar. Frage an die Damenwelt: Will man sowas? Die Meinung muss sich jeder für sich bilden, überzeugen können beide nicht.
„This is (not) a love song” ist ein Ultraleichtgewicht von Liebeskomödie, schnell gelesen, schnell vergessen. Keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 23.05.2020

Lockt keine Fliege hinterm Ofen hervor

Ein Sommer voller Schmetterlinge
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Das Leben der 30-jährigen Beti ist ein einziges Desaster, denn ihren Traum von einer Strandbar in Andalusien kann sie abhaken, da ihr Verlobter Will sie wegen einer anderen hat sitzenlassen, aber nicht ...

Das Leben der 30-jährigen Beti ist ein einziges Desaster, denn ihren Traum von einer Strandbar in Andalusien kann sie abhaken, da ihr Verlobter Will sie wegen einer anderen hat sitzenlassen, aber nicht ohne vorher noch ihr Konto leer zu plündern. Nun steht sie da in Spanien, ohne Geld, ohne Bar und ohne Mann. Da heißt es „Ärmel hochkrempeln und da Chaos beseitigen“. Deshalb nimmt Beti einen Job auf der Kirschfarm des recht eigenwilligen Antonio an. Wegen einer Wette muss Beti auch noch Flamencotanzen lernen, was ausgerechnet Antonio ihr beibringen soll. Aber unter der heißen Sonne Andalusiens sollte das doch nicht so schwierig sein, oder stellen die Gefühle Beti ein Bein?
Jo Thomas hat mit „Ein Sommer voller Schmetterlinge“ einen recht seichten Liebesroman vorgelegt, der sämtliche Klischees bedient, die man sich nur vorstellen kann, aber leider auch mit 08/15-Charakteren, mit denen man als Leser so gar nicht warm wird und die Lektüre deshalb zu einer echten Qualveranstaltung werden lassen. Der zwar recht flüssige und eingängige Erzählstil kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine Geschichte regelrecht zusammengeschustert wurde, die weder Hand noch Fuß besitzt. Die recht farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen Andalusiens lassen ein wenig Urlaubsstimmung aufkommen, doch reicht ein buntes Setting nicht aus, um gute Unterhaltung zu bieten, denn die Protagonisten machen mit ihrem Verhalten alles wieder zunichte. Eine Protagonistin, die im Alter von 30 noch so blauäugig durchs Leben geht und nichts auf die Reihe bekommt, grenzt schon fast an Körperverletzung. Noch schlimmer ist nur der spanische Kirschbauer, der sich von seiner Ex-Frau ausnehmen und von seiner Geliebten unter Druck setzen lässt, während er mit einer dritten feurig Flamenco tanzen will. Warum ausgerechnet Flamenco, ach ja richtig, die Handlung ist ja in Andalusien angesiedelt. Doch der gefühlsbetonte, von Zigeunern stammende Tanz dient hier wohl eher als Notnagel, um die Geschichte halbwegs zu retten, was aber leider auch nicht gelingt, denn auch der Flamenco ist nur ein ganz lahmer Eiertanz.
Die Charaktere wurden oberflächlich auf einem Reißbrett entworfen, ihnen fehlt es an Seele und Wärme. Der Leser kann sich ein dauerhaftes Kopfschütteln bis hin zur Nackenstarre nicht verkneifen, so surreal und nahezu lebensuntüchtig wirken die Darsteller. Beti scheint das Pech an den Händen zu kleben, denn die Männer kann sie mit ihrer naiven Art nicht halten, sondern lässt sich sogar von ihnen ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Sie hat keine Ausbildung, kann sich nur mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten und träumt sich realitätsfern nach Wolkenkuckucksheim. Antonio ist auch so eine Witznummer, die man einem waschechten Spanier besser nicht präsentiert, denn das sind Machos, die sich von einer Frau nicht an der Nase herumführen lassen, wie es der arme Antonio tagtäglich erlebt. Anstatt mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen, grämt er sich und leidet unter schlechter Laune, weil er sein Leben nicht im Griff hat.
„Ein Sommer voller Schmetterlinge“ ist eine unglaubwürdige und sehr seichte Urlaubslektüre. Mit einem Groschenroman wäre man wahrscheinlich besser bedient. Auf der ganzen Linie durchgefallen!