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Veröffentlicht am 12.05.2019

Die Suche nach der "Regentänzerin"

Das Gemälde der Tänzerin
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Als die 35-jährige Helena Saxer den Job als Zimmermädchen im Schweizer Luxushotel Kronenberg in Erwägung zieht, ist sie bereits am Ende ihrer Möglichkeiten, denn sie lebt als ehemalige Balletttänzerin ...

Als die 35-jährige Helena Saxer den Job als Zimmermädchen im Schweizer Luxushotel Kronenberg in Erwägung zieht, ist sie bereits am Ende ihrer Möglichkeiten, denn sie lebt als ehemalige Balletttänzerin vom Arbeitslosengeld und muss damit auch ihre 15-jährigen Zwillinge durchbringen. Allerdings möchte sie den Kronenbergs nicht zu nahe kommen, zu sehr ist ihre Vergangenheit mit ihnen verknüpft und ihr jetziges Leben die Folge davon. Doch Helena hat keine Wahl, sie nimmt die Stelle an und begegnet schon bald der Amerikanerin Jessica-Dixon Löwenfeld, die als Gast im Hotel weilt und auf der Suche nach einem Gemälde ihres Ururgroßvaters ist, das der jüdische Maler Amos Löwenfeld mit dem Titel „Tänzerin im Regen“ versehen hat. Auch Noah Kronenberg, der eigentlich sein Leben als Autor in Mexiko führt, und nun vertretungsweiße das Hotel leitet, hilft bei der Suche nach dem Bild, wobei er und Helena sich immer näher kommen. Werden sie das Gemälde finden und was hat es wohl damit auf sich?
Christina Jaeggi hat mit „Das Gemälde der Tänzerin“ einen vielschichtigen und fesselnden Roman vorgelegt, der sowohl einen historischen Hintergrund präsentiert als auch so einige Geheimnisse in sich vereint, die der Leser während der Lektüre nach und nach enthüllen darf. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und gefühlvoll, schon mit den ersten Zeilen taucht der Leser in die Handlung ein und kann sich bis zum Schluss kaum davon trennen, das Buch ist ein wahrer Pageturner. Auf zwei Handlungsebenen erzählt die Autorin eine sehr komplexe Geschichte, wobei die Schicksale der einzelnen Protagonisten alle irgendwie miteinander verwoben sind. Die wechselnden Perspektiven lassen den Leser zum einen in der Gegenwart bei Helena und Noah verweilen, zum anderen darf er in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts abtauchen, um die beiden Schwestern Hedi und Lydia kennenzulernen, die während des Zweiten Weltkrieges im Hotel gearbeitet haben und eine ihr Leben lassen musste. Der Leser hat durch den stetigen Wechsel die Gelegenheit, alle Protagonisten mit ihrer Gedanken- und Gefühlswelt gut kennenzulernen sowie deren Sichtweise auf die Geschehnisse. Die Suche nach dem Gemälde, seinem Verbleib sowie ein alter Mordfall geben der Geschichte einen kriminalistischen Touch, der die Spannung der Handlung auf hohem Niveau hält. Ebenso interessant sind die Informationen der Autorin über die Beutekunst der Nazizeit.
Die Ausarbeitung der lebendigen Charaktere ist der Autorin sehr gut gelungen. Sie überzeugen durch Individualität und Glaubwürdigkeit. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen, hoffen und fiebern. Helena ist eine sympathische Frau, die vom Schicksal ziemlich gebeutelt wurde und nun mit aller Kraft versucht, ihre kleine Familie über Wasser zu halten. Sie besitzt Stärke, Empathie und Umsicht. Noah ist ein freundlicher Mann, der seiner Familie gegen seinen Willen einen Gefallen tut. Er besitzt ein gesundes Maß an Neugier, Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft. Jessica überzeugt ebenfalls mit ihrer netten Art, aber auch die beiden Schwestern Lydia und Hedi schleichen sich auf ihre Weise in das Herz des Lesers. Auch die weiteren Protagonisten bereichern die Handlung durch ihre Auftritte und geben ihr zusätzliche Spannung.
„Das Gemälde der Tänzerin“ ist ein toller Generationenroman, der nicht nur viele Geheimnisse präsentiert, sondern mit familiären Verwicklungen, alten Fehden, einem alten Mord und einer spannenden Bildersuche aufwartet, wobei auch die Liebe nicht zu kurz kommt. Wunderbar miteinander verwebt und schön erzählt. Da bleiben keine Leserwünsche offen, deshalb gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 12.05.2019

Die geheimnisvolle Magie der Pflanzenwelt

Die Tochter des Blütensammlers
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Nachdem sie das Haus ihrer Großmutter geerbt hat, begibt sich Gärtnerin Anna an die Renovierung des Gebäudes. Dabei erlebt sie eine Überraschung, denn in einem Versteck findet sie neben einem alten Tagebuch ...

Nachdem sie das Haus ihrer Großmutter geerbt hat, begibt sich Gärtnerin Anna an die Renovierung des Gebäudes. Dabei erlebt sie eine Überraschung, denn in einem Versteck findet sie neben einem alten Tagebuch auch ein Silberkästchen mit Pflanzenaquarellen, einem alten Foto, einen kleinen Beutel mit Pflanzensamen und eine unbekannte gepresste Blüte. Anna ist neugierig, was es mit diesem Fund auf sich hat und vertieft sich in das Tagebuch. Dabei erlebt sie eine aufregende Zeitreise, denn die Aufzeichnungen gehören einer jungen Frau namens Elisabeth, die Ende des 19. Jahrhunderts nach dem Tod ihres Vaters von Cornwall zu einer abenteuerlichen Exkursion nach Chile aufbricht, um die Teufelstrompete zu finden, der nicht nur Heilkräfte anhaften, sondern die auch den Tod bringen kann. Hat Elisabeth die Pflanze gefunden und wie kommt ihr Tagebuch in das Haus von Annas Großmutter?
Kayte Nunn hat mit „Die Tochter des Blütensammlers“ einen sehr unterhaltsamen, fesselnden und farbenfrohen historischen Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig, bildgewaltig und gefühlvoll, der Leser wird regelrecht in die Seiten gesogen, um mal an der Seite von Anna, mal an der von Elisabeth eine wunderbare Reise mitzuerleben. Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt, so kann der Leser zum einen Anna in Sydney im Jahr 2017 bei ihrem Fund und ihren Nachforschungen begleiten, zum anderen darf er in die Vergangenheit gleiten, um der jungen Elisabeth 1886 auf ihre abenteuerlichen Reise nach Chile beizustehen und sich mit ihr auf die Suche nach der geheimnisvollen Teufelstrompete zu machen, wobei es auch das eine oder andere Wagnis zu bestehen gilt. Durch die wechselnden Perspektiven erschafft die Autorin einen wunderbaren Spannungsbogen, legt ihre Geheimnisse gleich einem Blütenkelch erst nach und nach offen, so dass der Leser bis zum Ende gern bei der Stange bleibt und sich von der schön erzählten Geschichte und all den Informationen über die exotische Flora Chiles verzaubern lässt.
Die liebevoll gestalteten Charaktere sind mit Leben gefüllt und bestechen durch Authentizität und Glaubwürdigkeit. Elisabeth ist eine passionierte Botanikerin und ganz allein auf sich gestellt, nachdem ihr Vater gestorben ist. Sie ist selbstsicher, engagiert und vor allem mutig, denn zu ihrer Zeit wagt sie Dinge, die für eine Frau nicht gerade üblich waren. Sie hat ein Ziel vor Augen, dass sie mit aller Leidenschaft verfolgt und dabei alle möglichen Gefahren auf sich nimmt. Anna ist ebenfalls eine starke Persönlichkeit, die etwas zurückhaltender wirkt, jedoch ebenso hartnäckig wie bestimmt ihren Weg verfolgt. Auch sie besitzt eine Liebe für Pflanzen, die sie zum Beruf gemacht hat. Obwohl beide Frauen so unterschiedlich in ihrer Art sind, so zeigen beide auch Parallelen auf, die ebenso spannend wie interessant zu beobachten sind.
„Die Tochter des Blütensammlers“ ist ein wunderschöner Roman, der eine abenteuerliche Reise mit der Liebe zu Blumen, Forscherdrang mit Familiengeheimnis vereint. Sehr abwechslungsreich und bildgewaltig erzählt, so dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag. Wunderschöne Lektüre mit einer sehr verdienten Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.05.2019

Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was besseres findet!

Trau dich doch
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Nachdem sie nach knapp 20 Ehejahren von Ehemann Robert, einem Kardiologen, durch eine Jüngere ersetzt und auch bei der Scheidung über den Tisch gezogen wurde, findet Amelie in einem kleinen WG-Zimmer bei ...

Nachdem sie nach knapp 20 Ehejahren von Ehemann Robert, einem Kardiologen, durch eine Jüngere ersetzt und auch bei der Scheidung über den Tisch gezogen wurde, findet Amelie in einem kleinen WG-Zimmer bei Elfriede Menke Unterschlupf und hält sich mit ihrer frisch gegründeten Hochzeitsplaneragentur so gerade über Wasser. Alte Freunde schustern ihr Aufträge zu, wobei sie einige lieber nicht angenommen hätte, denn ihr Nervenkostüm wird durch die ständigen Sonderwünsche und die anmaßenden Zickereien der hochwohlgeborenen Klientel arg strapaziert. Ihre Arbeit beschert ihr nicht nur einige jüngere Männer, die sich mit ihr verabreden wollen, sondern auch einen Bräutigam, der es auf sie abgesehen hat. Doch die Begegnung mit einem Magier lässt ihr Herz höher schlagen, als sie es vermutet hätte. Wie gut, dass ihre Freunde Amelie zur Seite stehen und in dem ganzen Hochzeitsdurcheinander auch dafür sorgen, dass Ex-Ehemann Robert sein Fett wegkriegt. Wird Amelie noch einmal dem Zauber der Liebe erliegen?
Ellen Berg hat mit „Trau dich doch“ einen sehr unterhaltsamen und witzigen Roman vorgelegt, der sich diesmal um die Organisation von Hochzeiten und den damit verbundenen Tücken dreht. Der Erzählstil ist flüssig-leicht und mit einigem Witz gespickt, der dem Leser immer wieder die Lachmuskeln spüren lässt. Schon mit den ersten Passagen lässt der Leser sich an Amelies Seite nieder, um sie bei ihrer Arbeit zu beobachten sowie ihre Gedanken und Gefühle kennenzulernen. Durch eingefügte Rückblenden erhält er zudem eine Menge Informationen über Amelies vergangenes Eheleben, wobei er gleichzeitig von ihren Wünschen und Träumen erfährt. Die Autorin erlaubt dem Leser aufgrund ihres Erzählstils ein wunderbares Kopfkino, wobei sie nicht mit einiger Situationskomik spart, was den Leser während der Lektüre immer wieder zum Grinsen bringt. Die romantische Sichtweise der Hauptprotagonistin auf Hochzeiten wird hier gepaart mit recht unkonventionellen und farbenfrohen Dekorationsideen, die sich im Leserkopf zu einigen sehr skurrilen Vorstellungen entwickeln. Herrlich auch die Auswahl des recht bunten Freundes- und Familienkreises, der nicht mit wohlgemeinten Sprüchen und dem fehlenden Fingerspitzengefühl spart, um die jeweiligen Ratschläge an die Frau zu bringen.
Die Charaktere sind sehr bunt und lebendig entworfen, gerade ihre unterschiedlichen Lebensweisen lassen sie glaubwürdig wirken und geben dem Leser das Gefühl, sich mitten unter ihnen zu bewegen. Amelie ist eine sympathische Frau, die die Liebe immer durch eine rosarote Brille gesehen hat und maßlos enttäuscht wurde. Ihr fehlt es an Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit, was sie allerdings durch ein offenes und freundliches Wesen zu kaschieren versucht. Ihre Verwandlung innerhalb der Geschichte geht langsam aber stetig voran und wirkt dadurch auch sehr realistisch. Elfriede ist die gute Seele, die ihr Herz auf der Zunge trägt und für alles ein passendes Mittel weiß. Sebastian ist ein toller Kerl, der Amelie in jeder Art unterstützt. Graf von und zu ist ein Windbeutel, der mit den eigenen Waffen geschlagen werden muss ebenso wie Ex-Mann Robert. Aber auch Amelies Eltern, Manuel oder Carla spielen ihre Rollen in dieser Geschichte hervorragend.
„Trau dich doch“ ist ein wunderbar kurzweiliges Lesevergnügen, bei dem nicht nur die Liebe eine Rolle spielt, sondern auch die Sicht auf die Dinge eine Hauptrolle spielt. Absolute Leseempfehlung für den Spiegel, den die Autorin mit ihren Geschichten immer wieder vorhält!

Veröffentlicht am 10.05.2019

Spannungsgeladene irische Geheimnisse

Das geheime Turmzimmer
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Für Carragh Ryan geht ein Traum in Erfüllung, denn sie hat den Auftrag, die Bibliothek der irischen Burg Deeprath Castle zu archivieren. Auf der Burg angekommen, lernt sie mit Lord Aidan Gallagher einen ...

Für Carragh Ryan geht ein Traum in Erfüllung, denn sie hat den Auftrag, die Bibliothek der irischen Burg Deeprath Castle zu archivieren. Auf der Burg angekommen, lernt sie mit Lord Aidan Gallagher einen Familienangehörigen kennen, bei dem sich Schmetterlinge in ihrem Bauch breit machen und ihr Herz aus dem Takt gerät. Aber auch ihr Auftrag weiß zu faszinieren, denn bei ihrer Arbeit stößt sie auf die merkwürdigen Todesfälle von Aidans Eltern und ein altes Tagebuch mit Geheimnissen, die vielleicht lieber verborgen bleiben würden, Carragh aber in ihren Bann ziehen. Neugierig stöbert sie immer tiefer in der Geschichte der alten Burg und seiner Bewohner, wobei sie am Ende selbst eine Überraschung erlebt…
Laura Andersen hat mit „Das geheime Turmzimmer“ einen spannenden und sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der neben Familiengeheimnissen auch kriminalistische und mystische Elemente in sich vereint. Der Erzählstil ist flüssig und fesselnd, der Leser wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen, wo er sich in einem wunderschönen und geheimnisvollen Landschaftssetting niederlassen kann, um Carragh bei ihren Aufgaben zu beobachten und den alten Geheimnissen nach und nach auf die Spur zu kommen. Neben den sehr farbenfrohen Beschreibungen der Örtlichkeiten lässt die Autorin auch durch wechselnde Erzählperspektiven und verschiedene Zeitzonen die Spannung während der Handlung immer weiter steigen und den Leser verschiedene Blickwinkel sowie eine alte Legende kennenlernen. Durch geschickte Wendungen wird der Leser zudem dazu aufgefordert, die Geschichte immer wieder neu zu überdenken und verschiedene Auflösungswege in Betracht zu ziehen. Zudem verwebt die Autorin mit Fingerspitzengefühl ihre Familiengeschichte mit Krimielementen, so dass es hier auch um die Aufklärung von alten Mordfällen geht und der Leser konstant bei der Stange bleibt.
Die Charaktere sind interessant und individuell angelegt und mit Leben versehen. Der Leser kann an verschiedene Seiten schlüpfen, die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und miträtseln, denn niemand der Protagonisten lässt sich einfach in die Karten schauen. Carragh ist eine sympathische Frau, die sich mit Begeisterung in ihre Arbeit stürzt. Sie besitzt eine gute Spürnase, so dass sie schon bald mitten in ein Wespennest stochert. Carragh ist offen, ehrlich und gewissenhaft. Aber sie ist auch eine Träumerin und ahnt noch nicht, wie sehr die von ihr erforschte Geschichte ihr Schicksal wird. Lord Aidan ist ein charmanter Mann mit einigem Selbstvertrauen. Er ist aber teilweise auch zeitweilig undurchschaubar, was ihn geheimnisvoll und gleichzeitig anziehend wirken lässt. Ebenso überzeugen die weiteren Protagonisten wie z.B. die Polizistin McKenna, die der Handlung zusätzliche Spannungsmomente verleihen.
„Das geheime Turmzimmer“ hat alles, was sich ein Leserherz wünscht: Familiengeheimnisse, ein tolles Setting, Krimielemente und auch ein bisschen Liebe. Alles zusammen hat hier eine gelungene Mischung ergeben, die Suchtpotential hat. Verdiente Leseempfehlung für sehr unterhaltsame Lektüre!

Veröffentlicht am 05.05.2019

Appuntamento italiano

Marina, Marina
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Der kleine Küstenort Sant’Amato an der italienischen Riviera ist der Schauplatz für die Ortsbewohner, an dem es zu Beginn der 60er Jahren recht turbulent zugeht. Vor allem dreht sich vieles um Marina, ...

Der kleine Küstenort Sant’Amato an der italienischen Riviera ist der Schauplatz für die Ortsbewohner, an dem es zu Beginn der 60er Jahren recht turbulent zugeht. Vor allem dreht sich vieles um Marina, die Frau des Dorffriseurs und die Mutter von Ninos bestem Freund. Nino ist 13 Jahre alt und rettungslos in Marina verliebt, die denkt allerdings bei seinem anonymen Geschenk, der Schallplatte „Marina, Marina“ von Rocco Granata, an einen völlig anderen und beginnt ein Tête-à-Tête mit dem angesehensten Mann des Dorfes: Ninos Vater Daniele. Dass das nicht unbemerkt bleibt in solch einer kleinen Dorfgemeinschaft, versteht sich von selbst. Und die Folgen sind nicht vorhersehbar…
Mit „Marina, Marina“ hat Grit Landau einen zauberhaften Unterhaltungsroman vorgelegt, der den Leser nach Bella Italia und in eine Zeit entführt, die noch eine gewisse Leichtigkeit besaß, obwohl der Krieg erst etwas mehr als ein Jahrzehnt vorbei und das Leben der Menschen nicht einfach war. Mit locker-flüssigem, atmosphärischem Erzählstil, der oftmals auch leicht poetisch anklingt, lässt die Autorin den Leser in die 60er Jahre zurückreisen, die von Erinnerungen an Italienurlaube und Eiscreme am Meer geprägt sind, an lange Autobahnfahrten auf der Rückbank eines VW-Käfers, um die italienische Küste per Nachtfahrt zu erreichen. Dabei lässt sie als Überschrift der Kapitel altbekannte italienische Hits wiederauferstehen, die man während der Lektüre im Ohr hat und leise mit summt. Die Geschichte erstreckt sich über die Jahre 1960 bis 1968, aber auch ein Ausflug ins 80er Jahrzehnt ist dabei . Wunderbar verwebt Landau geheimnisvoll die zwischenmenschlichen Beziehungen in dem kleinen fiktiven Ort Sant’Amato, lässt den Leser selbst rätseln, bis sie wieder ein Puzzlestück aufdeckt. Dabei lässt sie den geschichtlichen Hintergrund über die Partisanenkämpfe und das Kriegsgeschehen des Zweiten Weltkrieges vorbeiziehen, gibt Einblick in die Sorgen und Nöte der Dorfbewohner und dem Leser so die Möglichkeit, sich in vielen Häusern und Familien umzusehen. Die schöne Ausstattung des Buches sollte ebenfalls erwähnt werden, denn mit einem Glossar der italienischen Redewendungen, einigen Rezepten sowie einer Personenübersicht bleibt kein Leserwunsch offen.
Die Charaktere sind so liebevoll wie individuell gestaltet und lässt dem Leser einige Möglichkeiten, sich mit der teils skurrilen Dorfbevölkerung einzulassen, sich immer wieder eine neue Familie oder einen neuen Protagonisten zu suchen, dessen Schicksal gerade Thema ist. Nino erlebt gerade die erste große Liebe, wenn sie auch unerreichbar ist. Sein Vater Daniele ist ein erfolgreicher und angesehener Mann, selbstsicher und charmant auf seine Art. Das schüchtert Nino ein, obwohl er genauso sein möchte. Zärtlich wirbt er, doch er wird nicht erhört. Marina ist mit einem liebevollen, aber viel älteren Mann seit 15 Jahren verheiratet. Sie träumt aber immer noch von einem besseren Leben, dabei geht es ihr nicht schlecht. Ob Benno, die alte Sofia oder einer der anderen Protagonisten, sie alle überzeugen auf ihre ganz eigene Art und Weise mit ihren Auftritten in diesem Sommertraum.
„Marina, Marina“ ist ein wunderbarer Unterhaltungsroman, der die Erinnerung an längst vergangene Ferientage an der italienischen Riviera wieder lebendig werden lässt. Schön miteinander verwebte Alltagsdramen und –träumereien lassen die Lektüre kurzweilig und vor allem nostalgisch werden. Absolute Leseempfehlung für den Trip in die Vergangenheit!