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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2022

Schwarzers Lebenswerk

Lebenslauf
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Alice Schwarzer hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. Dies macht sie so gekonnt, dass es keine Minute langweilig wird und man förmlich an ihren Lippen hängt. Dabei macht es keinen Unterschied, ob ...

Alice Schwarzer hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. Dies macht sie so gekonnt, dass es keine Minute langweilig wird und man förmlich an ihren Lippen hängt. Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie über ihre Kindheit, die sie bei den Großeltern verbrachte, spricht, über die Zeit in Paris und im Swinging Schwabing oder über die Gründung von Emma.

Noch heute sind Generationen von Frauen der Feministin für ihren Kampf sehr dankbar, auch wenn die Emanzipation noch lange nicht abgeschlossen ist. Sie war aktiv bei der Entstehung der Pariser Frauenbewegung dabei und mit Simone de Beauvoir befreundet; ihr Kampf gegen das Abtreibungsverbot mit der weltberühmten Selbstbezichtigungsaktion im Stern kennt immer noch jede und jeder. Das Thema ist leider nach wie vor aktuell.

Alice Schwarzer zählt zu den bedeutendsten deutschen Journalistinnen, intelligent und mutig, obwohl ihr jahrzehntelang blanker Hass entgegenschlug. Ich bin sehr froh, dass sie nie aufgegeben hat und hoffe, dass sie noch lange Zeit kämpferisch bleibt und Stellung bezieht, wie z.B. aktuell im russisch-ukrainischen Krieg. Sie war Erstunterzeichnerin des offenen Briefs an Kanzler Olaf Scholz vom 29.04.2022.

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Toxische Beziehung

Es ist immer so schön mit dir
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In seinem tragikomischen Roman "Es ist immer so schön mit dir" greift Heinz Strunk ein Thema auf, dass in aller Munde ist: toxische Beziehungen.

Strunks 47jähriger Protagonist und Alter Ego trennt sich ...

In seinem tragikomischen Roman "Es ist immer so schön mit dir" greift Heinz Strunk ein Thema auf, dass in aller Munde ist: toxische Beziehungen.

Strunks 47jähriger Protagonist und Alter Ego trennt sich von der verständnisvollen Lebensabschnittsgefährtin Julia, die ihn einfach nur noch langweilt und schon lange nicht mehr sexuell anzieht. Er geht eine Amour fou mit der wesentlich jüngeren Vanessa, magersüchtig und neurotisch, ein, die auf ein Trümmerfeld hinausläuft.

Die Geschichte an sich macht noch lange keinen guten Roman. Strunk beherrscht allerdings souverän die literarischen Mittel, um daraus ein lesenswertes Buch zu machen und m.E. ein noch besseres Hörbuch, weil er es selbst liest.

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Jungle Bells

Heinz Strunk in Afrika
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Heinz Strunk schwächelt.

Strunk und sein Freund C. fahren jedes Jahr an Weihnachten weg, Hauptsache Meer, Land und Leute egal. Dieses Mal geht es jedoch ins exotische Kenia. Dabei sollte möglichst wenig ...

Heinz Strunk schwächelt.

Strunk und sein Freund C. fahren jedes Jahr an Weihnachten weg, Hauptsache Meer, Land und Leute egal. Dieses Mal geht es jedoch ins exotische Kenia. Dabei sollte möglichst wenig passieren. Der Tagesablauf ist festgelegt und gefüllt mit Strand, Lesen, Essen, Saufen, Spielcasinos und Frauen. Über Armut, Prostitution und Rassismus geht er oberflächlich hinweg. Die Handlung plätschert so dahin und der eine oder andere Herrenwitz kann mir kein Schmunzeln entlocken bis, leider erst im letzten Viertel, die Realität zuschlägt: Weihnachten 2007 finden in Kenia Präsidentschaftswahlen statt und Chaos bricht aus. 1500 Menschen in den Unruhen getötet, in die auch Strunk und C. hineingezogen werden.

Heinz Strunk kann es wesentlich besser, wie er mit "Fleisch ist mein Gemüse" und "Der goldene Handschuh" bewiesen hat.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Culture Clash im Familienformat

Liebesheirat
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Die angehende Ärztin Yasmin, der ganze Stolz ihrer Eltern, und Joe, ein Assistenzarzt, wollen heiraten. Zwei sehr unterschiedliche Familien treffen aufeinander. Auf der einen Seite steht Yasemins Familie, ...

Die angehende Ärztin Yasmin, der ganze Stolz ihrer Eltern, und Joe, ein Assistenzarzt, wollen heiraten. Zwei sehr unterschiedliche Familien treffen aufeinander. Auf der einen Seite steht Yasemins Familie, die Ghoramis. Die Eltern sind vor 30 Jahren aus Kalkutta nach London emigriert, wo sie nun angepasst mit Yasemin und ihrem Bruder Arif leben. Auf der anderen Seite Joes gutbürgerliche und wohlhabende Familie, die aus seiner alleinerziehenden und feministischen Mutter Harriet besteht. Doch das erste Zusammentreffen der Familie birgt keine Desaster oder Missverständnisse, sondern ist v.a. von der freundschaftlichen Annäherung beider Mütter geprägt.
Monica Ali schrieb in einem Pressetext, dass sie sich bei der romantischen Vorstellung einer interkulturellen Liebesheirat von Jane Austen inspirieren ließ.

Monica Ali schafft es nun geschickt mit jeder Seite tiefer einzutauchen, indem sie aktuelle Themen aus dem Jahr 2016, das v.a. im Zeichen des Brexits stand, wie z.B. Postkolonialismus, Rassismus, Emanzipation usw. einbezieht. Dabei verzettelt sie sich leider in der Auswahl etwas, indem sie zu viele Missstände anschneidet: Pflegenotstand, Burnout, Social Media, Online Dating, Sexsucht usw. Besonders gut gefällt mir jedoch Alis Haltung, selbst gebürtige Britin mit Migrationshintergrund, zu diesen Themen, die sie von allen Seiten sehr kritisch beleuchtet, ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Ihre Figuren fallen aus den Rollenklischees heraus und machen Veränderungen durch.

Mich hat Monica Alis Comeback und ihr Aufruf zu mehr Toleranz sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Ein Salat ist ein Lebensstil

New York und der Rest der Welt
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Meines Erachtens geht Lebowitz Zeitlosigkeit bei diesem Buch nicht immer auf. Die Texte sind in den 70er und 80er Jahre geschrieben worden und mir fehlt zum Teil der aktuelle Bezug, auch wenn Lebowitz, ...

Meines Erachtens geht Lebowitz Zeitlosigkeit bei diesem Buch nicht immer auf. Die Texte sind in den 70er und 80er Jahre geschrieben worden und mir fehlt zum Teil der aktuelle Bezug, auch wenn Lebowitz, die selbst weder Handy noch Laptop besitzt, dies sicherlich verneinen würde. Zwischenmenschliche Beziehungen, Anschauungen, Politik und Humor können sich jedoch ändern und das ist auch gut so. Abgesehen davon ist das Lesen ihrer Texte ein Genuss. Sie schreibt auf den Punkt, entlarvt und bezieht ganz subtil Stellung, mal mit einem Augenzwinkern, mal mit einem echten Seitenhieb, der auch mal weh tut und genau dafür schätze ich sie.

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