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Veröffentlicht am 29.10.2021

Der Sinn des Lebens

Der Zug der Nonnengänse
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Eine Geschichte der Hoffnung und eine Geschichte des Verstehens und Verzeihens.” so die Autorin im Nachwort (S. 322) zu ihrem Buch und besser hätte man es nicht zusammenfassen können.

Das Cover ist sehr ...

Eine Geschichte der Hoffnung und eine Geschichte des Verstehens und Verzeihens.” so die Autorin im Nachwort (S. 322) zu ihrem Buch und besser hätte man es nicht zusammenfassen können.

Das Cover ist sehr schön gestaltet, es zeigt eine Dünenlandschaft mit dem Meer im Hintergrund. Die Farben sind sehr warm gewählt was gut passt, da das Buch im Herbst spielt. Der Klappentext beschreibt sehr gut, um was es in diesem Buch geht. Ich hatte mir dieses Buch extra für unseren Urlaub auf Borkum aufgehoben und es war das perfekte Buch für die wunderschöne Kulisse, denn Langeoog und Borkum unterscheiden sich jetzt nicht so sehr in seiner Kulisse.

Ich habe sowohl Bente, als auch Amelie direkt ins Herz geschlossen. Beide Frauen sind Suchende und stehen an einem entscheidenden Punkt in ihrem Leben. Amelie weiß, dass sie nur noch wenige Tage oder Wochen zu leben hat. Bentes Familienleben ist durcheinandergeraten und sie hat das Gefühl, dass sich erst einmal alles neu sortieren muss. Gemeinsam gelingt es den beiden Frauen die Tage, bis Amelies Tod zu ganz wunderbaren werden zu lassen. Es geht um die Fragen, die uns irgendwann alle rumtreiben: Was ist wirklich wichtig im Leben? Wie wollen wir leben? Was ist unser Ziel? Was sind unsere Sehnsüchte und können wir sie leben? Was ist mit unseren Träumen?

Franka Michels schafft es auf eine ganz liebevolle und dennoch eindringliche Art uns in diesem Roman ein paar Lebensweisheiten zu vermitteln. Als Krankenschwester (so schreibt die Autorin) im Nachwort hat sie auch mit dem Tod zu tun gehabt und von den Sehnsüchten und Wünschen der Sterbenden einiges mitbekommen. Genau aus diesem Grund wirkt der Roman so authentisch.

Es gibt einige Rückblenden in vergangene Zeiten, auch Text-Nachrichten und Briefe werden als Stilelemente in den Roman eingebunden. Zudem wird der Roman aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, sodass man einen guten Einblick in das Seelenleben der Figuren bekommt. Der Schreibstil der Autorin ist leicht und gut lesbar, die Dialogorientiertheit sorgt für ein gutes Tempo im Lesefluss.

Besonders gut sind der Autorin die Landschaftsbeschreibungen und die Passagen um die Ornithologie gelungen. Man kann nicht nur die Meeresluft förmlich riechen und schmecken, sondern hört auch die Gänse tröten und die Möwen kreischen.

Ich kann dieses Buch nur allen empfehlen, die gerne Bücher mit Tiefgang lesen möchten, die beim Lesen auch mal gerne das Buch zur Seite legen und über das Gelesene eine Weile nachdenken möchten. Es ist ein Buch über den Sinn des Lebens und über das Abschied nehmen und den Mut einen Neuanfang zu wagen.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Die Hafenschwester (3)
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Der krönende Abschluss einer beeindruckenden Saga über die Menschen im Gängeviertel in Hamburg in einer bewegenden und wandelungsvollen Zeit.

Das Cover passt sehr gut in die Reihe und auch der Klappentext ...

Der krönende Abschluss einer beeindruckenden Saga über die Menschen im Gängeviertel in Hamburg in einer bewegenden und wandelungsvollen Zeit.

Das Cover passt sehr gut in die Reihe und auch der Klappentext ist gut gestaltet und macht Lust darauf das Buch zu lesen.

Der dritte und letzte Teil der Hafenschwester-Saga beginnt im Jahr 1923, die Weimarer Republik kämpft mit den Hinterlassenschaften des Ersten Weltkrieges. Die Inflation nimmt Ausmaße an, wie man sie sich bis dato noch nicht vorstellen konnte. Das Schicksal von Martha und ihren Lieben steht auch diesmal wieder im Mittelpunkt. Der Fokus liegt aber nun auf der neuen Generation, die immer mehr eine Stimme in der Gesellschaft bekommen. Rudi, Ella und Fredi gehen ihren Weg, studieren, machen eine Ausbildung und begegnen der Liebe in diesen unruhigen Zeiten.

Es gibt aber auch ein Wiedersehen mit Marthas Bruder, Heinrich sowie dem Papagei Lora, der mal wieder für die eine oder andere Erheiterung sorgt. Ich mag den Zusammenhalt in der Familie Studt, auch wenn es gerade für Ella nicht sehr einfach ist.

Das Schicksal der Familie in der Zeit der Weimarer Republik und dann in der Zeit des Nationalsozialismus ist von Umbrüchen und Herausforderungen geprägt. Der Roman ist in zwei Teile gegliedert, die jeweils den Namen der politischen Epoche tragen. Durch die verschiedenen Sichtweisen der Erzählung aus der Sicht von Martha und ihrer Familie hat der Roman ein sehr hohes Tempo, der Fokus liegt gerade zum Ende hin auf der Generation der Kinder und Enkel.

Meine Lieblingsfiguren sind Ella und Henny, so unterschiedlich die beiden Frauen sind, so sehr mag ich sie, denn sie sind überzeugend in ihrem Handeln und machen in Laufe der Geschichte eine großartige Entwicklung die sehr einnehmend ist. Herausragend ist der Autorin das „doppelte Spiel“ von Fredi gelungen, die Beschreibungen und die taktische Vorgehensweise sind phänomenal.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut und flüssig zu lesen, beschreibende Passagen und Dialoge halten sich gut die Waage. Der politische Hintergrund wird gut geschildert und auch Details, die vielleicht weniger bekannt sind, werden gut in die Geschichte eingebaut, ohne dass es belehrend wirkt. Insgesamt ist das Tempo in dem Roman sehr hoch, die verschiedenen Spannungsbögen ergänzen sich gut und greifen ineinander. Dieses Buch ist ein wahrer Pageturner, innerhalb weniger Tage habe ich dies über etwas 700 Seiten regelrecht inhaliert, es wird nie langweilig. Man bangt und hofft mit Martha und ihren Lieben.

Das Nachwort ist sehr informativ und hebt noch einmal wichtige historische Fakten hervor. Für mich ist der dritte Teil der Saga der Beste und damit ist Melanie Metzenthin ein fulminantes Finale geglückt.

Ein Sittengemälde einer Zeit, die vom Umbruch geprägt ist, von Schicksalsschlägen und Abschieden sowie eine Hommage an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Hoffnung im Krieg

Die Hafenschwester (2)
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Auch mit den zweiten Band um die Hafenschwester Martha konnte Melanie Metzenthin mich überzeugen. Das Cover passt sehr gut zu der Reihe und hat somit einen Wiedererkennungseffekt, allerdings hat es leider ...

Auch mit den zweiten Band um die Hafenschwester Martha konnte Melanie Metzenthin mich überzeugen. Das Cover passt sehr gut zu der Reihe und hat somit einen Wiedererkennungseffekt, allerdings hat es leider kein Alleinstellungsmerkmal.

Der Klappentext verrät schon viel über die Handlung, allerdings nicht so viel, dass die Spannung im Roman fehlen würde. Es geht neben dem 1. Weltkrieg auch um die Schifffahrt, den Kolonialismus, die spanische Grippe, die Antikriegsdemonstrationen, den Streik der Werftarbeiter und das Elend der Zivilbevölkerung und das Frauenwahlrecht.

Martha und Paul sind zwei fiktive Personen, die für eine ganze Generation an Menschen in Hamburg stehen. Sie agieren überzeugend und menschlich. Gerade Martha ist sehr authentisch in dem was sie tut und sagt. Sie setzt sich weiterhin für die Schwachen, Kranken und Armen ein, hinzu kommt jetzt noch ihr Mutterherz, dass nur Gutes für ihre drei Kinder will.

Paul ist durch den Krieg schwer gezeichnet und muss mit einem harten Schicksal klarkommen, aber er ist auch mutig und ergreift die Chance, die er durch Martha bekommt, aber auch er übernimmt innerhalb der Familie Verantwortung.

Es gibt aber auch ein Wiedersehen mit Milli, der besten Freundin von Martha. Sie hat es geschafft sich ein gänzlich anderes und privilegiertes Leben in Amerika aufzubauen. Die Überfahrt mit einem der luxuriösesten Dampfer seiner Zeit, war großartig beschrieben und gut erzählt. Aber auch der Aufenthalt in Amerika gleicht einem Abenteuer. Für eine Überraschung sorgt Marthas Bruder Heinrich der seiner Familie völlig überraschend seine aus China stammende Ehefrau Li-Ming vorstellt. Sie wird zu einer bedeutenden Nebenfigur, die mich ebenfalls überzeugen konnte.

Der Roman ist in zwei große Abschnitte eingeteilt, wobei der zweite Teil größer ist als der Erste. Der Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Hauptsächlich begleiten wir Martha, aber auch Heinrich, Paul und Milli erlauben uns Einblicke in ihr Seelenleben.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Ich habe das Buch in kürzester Zeit ausgelesen und habe teilweise überhaupt nicht gemerkt, dass ich die Seite umgeblättert habe, so sind die Seiten dahingeflogen. Einzelne Rückblenden oder Erzählungen werden in die Geschichte eingebaut, sind aber gut integriert, sodass es nicht zu Verwirrungen kommt. Insgesamt wird der Roman aber stringent erzählt.

Melanie Metzenthin ist ein gutes Sittengemälde gelungen, welche einen guten Einblick in das gesellschaftliche Leben Anfang des 20. Jahrhunderts in Hamburg gibt. Besonders gut hat mir auch wieder der Einblick in den medizinischen Bereich gefallen. Man lernt viel über Operationsmethoden und Kriegsleiden. Denn nicht nur die Männer, die aus dem Krieg zurückkamen, haben gelitten auch die Zivilbevölkerung.

Leider findet sich in dem Buch kein Personenregister oder ähnliches, ich habe es persönlich nicht gebraucht, aber andere Leser sehen dies vielleicht anders. Das Nachwort der Autorin habe ich gerne und mit viel Interesse gelesen, es war wie immer sehr informativ.

Ich freue mich nun sehr schon auf den dritten Teil der Hafenschwester und bin gespannt wie es für Martha und ihre Familie weitergeht.

Ein guter Roman über die Menschen in Hamburg zur Zeit des ersten Weltkrieges. Ein Sittengemälde welches die Armen, Schwachen und Kranken in den Mittelpunkt stellt. Klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Ein Leben für die Literatur

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe
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„Paulas Geschichte musste ich erzählen!“ Ulrike Renk.

Ja, dies musste Ulrike Renk, denn Paulas Geschichte ist einmalig, denn sie ist zweifellos eine besondere Frau. Eine Frau, die der großen Liebe begegnet, ...

„Paulas Geschichte musste ich erzählen!“ Ulrike Renk.

Ja, dies musste Ulrike Renk, denn Paulas Geschichte ist einmalig, denn sie ist zweifellos eine besondere Frau. Eine Frau, die der großen Liebe begegnet, die vieles auf sich nimmt, um ihren Traum zu leben und die dennoch so menschlich und gütig bleibt.

Das Cover des Romans ist sehr schön gestaltet, es hat mich direkt angesprochen. Seit Jahren bin ich Fan der Bücher von Ulrike Renk, so war dieses Buch (quasi) Pflichtlektüre für mich.

Der Klappentext beschreibt sehr gut, worum es in diesem Roman geht. Es geht nicht nur um die Liebe von Paula und Richard, sondern auch um die Liebe zur Kunst, zur Literatur. Man taucht ein in die Literaturszene der damaligen Zeit und lernt eine ganz neue (zumindest für mich) fremde Welt kennen.

Paula stammt auch einem liberalen jüdischen Haushalt, sie wächst sehr liebevoll auf. Mit knapp sechzehn Jahren wird sich Gesellschafterin ihrer Tante Auguste und lernt viel Neues. Sie lernt ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und auch auszuleben. Ihr Horizont erweitert sich stetig und sie ist ihrer Tante sehr, sehr dankbar. Doch dies schmälert nicht die Liebe zu ihren Eltern und besonders zu Ihrem Seelenbruder Franz. Franz ist es auch der ihr den „Popstar“ der damaligen Zeit, Richard Dehmel vorstellt. Sein bester Freund und seine Lieblingsschwester verlieben sich. Eigentlich sollten alle glücklich sein, doch dem ist nicht so. Richard Dehmel ist ein Künstler, ein Literat durch und durch. Er ist sehr unstet, wie ein Blatt im Wind, sehr impulsiv und gefühlvoll sowie emotional. Er ist eifersüchtig und freiheitsliebend, er braucht Paula als Muse und auch als Kritikerin.

Paulas Liebe zu Richard ist echt und sehr tief, sie bewundert ihn, aber vor allen Dingen schaut sie auch hinter die Fassade des Literaten. Ihre Eltern sind nicht so mit Richard als Schwiegersohn einverstanden, sie schätzen ihn als Freund und Künstler, sehen es aber kritisch, wie er eine Familie unterhalten will, denn vom Schreiben kann Richard Dehmel zu dem Zeitpunkt noch nicht leben, er ist auf Spenden angewiesen.

Mir hat die Beschreibung der Figuren sehr gut gefallen. Paula ist ein Herzstück, eine solch liebe und gutmütige Person und Richard ist der aufbrausende, eifersüchtige Künstler, der alles an sich reißt. Es muss die große Liebe gewesen sein.

Der Roman wird aus der Sicht von Paula erzählt. Chronologisch schildert die Autorin das Leben von Paula, die sich von der Gesellschafterin ihrer Tante zur Gattin eines der ganz großen in der Literaturszene wandelt. Zeitsprünge und Zeitraffungen sorgen dafür, dass es nie langweilig wird. Der Schreibstil der Autorin ist dem Roman angemessen. Es finden sich sehr viele Originalbriefe, Reden oder auch Gedichte von Richard und Paula Dehmel in dem Roman.

Eine Romanbiografie, die mich berührt hat und am Ende nachdenklich zurückgelassen hat. Mir war das Leben von Paula und Richard Dehmel nicht bekannt und ich habe viel über die Literaturszene der damaligen Zeit gelernt.

Meine Lieblingsfigur ist aber definitiv Tante Guste, die sich rührend um Paula und ihre Familie kümmert. Besonders haben mir die jährlichen Reisen in die Sommerfrische nach Ahrenshoop gefallen. Ich bin gerne mit Paula am Meer spazieren gegangen.

Ein Roman für alle die Literatur und Gedichte mögen, sowie für alle die gerne Romanbiografien lesen und in die Literaturszene Berlins Ende des 19. Jahrhunderts eintauchen möchten.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Träume mit Hindernissen

Träume aus Samt
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Der letzte und abschließende Teil der Seidenstadt Saga entführt uns in die USA. Das Cover passt sehr gut zu den vorherigen Bänden. Wieder ist eine Frau und ein Haus zu erkennen, die dominierende Farbe ...

Der letzte und abschließende Teil der Seidenstadt Saga entführt uns in die USA. Das Cover passt sehr gut zu den vorherigen Bänden. Wieder ist eine Frau und ein Haus zu erkennen, die dominierende Farbe ist diesmal dunkelblau. Der Klappentext verrät in groben Zügen, um was es diesmal geht. Ruth und ihre Familie haben es nach Chicago geschafft, aber der Weg war steinig. Sie mussten schmerzlich erfahren, dass man auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht allen Menschen vertrauen kann.

Ruth steht auch in diesem Band wieder im Zentrum der Geschichte. Sie ist hin und her gerissen, sie möchte eigentlich noch lernen und studieren, doch ihre Familie ist auf ihr Einkommen angewiesen. Sie versucht Freundschaften zu knüpfen, doch dies ist gar nicht so leicht, denn in Amerika ist vieles anders. Ruths Vater hätte ich gerne an der einen oder anderen Stelle gerne geschüttelt, er ist manchmal sehr streng und sieht nicht die Chance, die sich seinen Töchtern bietet. Aber dies ist sicherlich seiner Angst und seinen Erlebnissen im KZ geschuldet.

Es ist schön, dass wir nun die Familie Meyer bei ihren Anfängen in Amerika begleiten dürfen. Der Roman wird wie seine Vorgänger chronologisch erzählt. Zeitsprünge werden durch ein vorangestelltes Datum angekündigt. Die Zeitsprünge erhöhen die Spannung und auch das Lesetempo. Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen. Gelungen sind der Autorin die Beschreibungen des Judentums und des Antisemitismus in den USA. Man merkt auch diesem Roman wieder die genaue Recherche der Autorin an.

Ein wenig wehmütig nimmt man Abschied von Ruth und ihrer Familie. Es war schön sie begleiten zu dürfen. Liebe Ulrike Renk, danke dass Du uns von Ruth und ihrer Familie erzählt hast. Wir Leser*innen werden sie nicht vergessen.

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