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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2023

Kalt knisternde Spannung am Polarkreis

Tief im Schatten
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Bereits das Cover spiegelt die raue Landschaft am Polarkreis wider und die eisige Atmosphäre stimmt perfekt auf den Krimi ein.
Unweit von Åre wird eine schwer misshandelte Männerleiche aufgefunden. Es ...

Bereits das Cover spiegelt die raue Landschaft am Polarkreis wider und die eisige Atmosphäre stimmt perfekt auf den Krimi ein.
Unweit von Åre wird eine schwer misshandelte Männerleiche aufgefunden. Es handelt sich um den bekannten ehemaligen Weltklasse-Skifahrer Johan Andersson, der allseits beliebt war und keine Feinde hatte. Hanna Ahlander und und ihr Kollege Daniel Lindskog nehmen die Ermittlungen auf. Parallel dazu lernt der Leser Rebecka kennen, die Frau des freikirchlichen Pastors Ole Nordhammar. Rebecka wirkt alles andere als glücklich und als sie plötzlich verschwindet, beginnt für die Ermittler ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn die junge Frau ist schwanger und benötigt dringend Medikamente.

Mit „Tief im Schatten“ legt Viveca Sten endlich ihren zweiten Polarkreis-Krimi mit der Ermittlerin Hanna Ahlander vor. Ich liebe skandinavische Krimis und jene von Viveca Sten ganz besonders. Für die liebenswert chaotische Hanna und ihren sympathischen Kollegen Daniel gibt es keine ruhigen Winterferien. Erst eine männliche Leiche, dann eine verschwundene Frau, die beiden haben mehr als genug zu tun. Die verschneite, eisige Winterlandschaft bildet erneut eine tolle Kulisse für diesen neuen Fall. Wieder versteht es die Autorin meisterhaft, Spannung von der ersten Seite an zu erzeugen. Neben den komplizierten Ermittlungen kommt auch das Privatleben der beiden Ermittler nicht zu kurz. Vor allem Daniel hat es schwer, die Polizeiarbeit mit den Interessen seiner kleinen Familie in Übereinstimmung zu bringen. In einem weiteren Erzählstrang wird am Beispiel Rebeckas und Oles die überholte Denkweise einer sektenartigen Glaubensgemeinschaft verdeutlicht.
Hanna und Daniel gehen verschiedenen Spuren nach und ich glaubte, den Täter zu kennen. Dabei habe ich mich getäuscht, das Ende des Krimis war nicht vorhersehbar und völlig überraschend. Für diesen Krimi mit Suchtfaktor vergebe ich fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Dramen der Nachkriegszeit

Helle Tage, dunkle Schuld
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Das Cover, eine dunkel gekleideten Frau vor hellem Hintergrund, hat sofort meine Beachtung gefunden.
Essen im Jahr 1948, Carl Bruns ist endlich wieder Kriminalbeamter, nachdem er während der Zeit des Nationalsozialismus ...

Das Cover, eine dunkel gekleideten Frau vor hellem Hintergrund, hat sofort meine Beachtung gefunden.
Essen im Jahr 1948, Carl Bruns ist endlich wieder Kriminalbeamter, nachdem er während der Zeit des Nationalsozialismus vom Dienst suspendiert wurde. Er ermittelt im Mordfall an einer Hausbesitzerin, deren Sohn ein flüchtiger SS-Verbrecher ist. Im Rahmen der Ermittlungen erfährt Carl von einem entsetzlichen Verbrechen, das sich zum Kriegsende ereignet hat. Er ist sogleich bemüht, beide Verbrechen aufzuklären, als sich weitere Morde ereignen. Carl begegnet der Krankenschwester Anne wieder, einer Freundin aus vergangener Zeit. Diese lebt mit ihrer Schwester Frieda und ihrem Sohn Emil zusammen, hütet ein Geheimnis und ist selbst bald in großer Gefahr.

Eva Völler hat mit diesem Roman nach der Ruhrpott-Saga und der Dorfschullehrerin ihren ersten Krimi vorgelegt. Dieser spielt wiederum im Ruhrgebiet. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, der Leser befindet sich mitten im Geschehen. Die Autorin hat die Handlung im Jahr 1948 angelegt, als die deutsche Polizei sich von Nazis in ihren Reihen getrennt hat. Diese streben aber wieder eine Neueinstellung an. Die Tragik des Geschehens wird am Beispiel Carls deutlich. Als Enkel eines Juden wurde er aus dem Polizeidienst entfernt und musste in einem Tagebau arbeiten. Es ist nachvollziehbar, wie entsetzt er war, als er wieder mit seinem alten Nazi-Vorgesetzten konfrontiert wird. Aber auch Anne wird mit der Vergangenheit immer mehr konfrontiert. Nachdem der Krimi spannend begonnen hat, zieht er sich stellenweise langatmig dahin. Carl und Anne sind zwar authentische Protagonisten, richtig warm werden konnte ich jedoch mit ihnen nicht. Ich vergebe für das Buch dennoch vier Sterne.

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Veröffentlicht am 25.09.2023

Spannender Kopenhagen-Krimi

Glutspur
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Bereits das mystisch gestaltete Cover weckt prickelnde Leselust.
Die ehemalige Polizistin Liv Jensen hat sich in Kopenhagen als Privatdetektivin selbstständig gemacht. Ein Freund aus ihrer Zeit bei der ...

Bereits das mystisch gestaltete Cover weckt prickelnde Leselust.
Die ehemalige Polizistin Liv Jensen hat sich in Kopenhagen als Privatdetektivin selbstständig gemacht. Ein Freund aus ihrer Zeit bei der Polizei bittet sie, im zurückliegenden Mordfall an einem Journalisten Nachforschungen anzustellen. Zufällig hat sie eine Wohnung im Haus von Hannah Leon gemietet, deren Bruder Daniel bei einem Freigang aus dem Gefängnis den Suizid gewählt hat. Beide treffen auf den iranischen Automechaniker Nima Ansari, der in einem weiteren Mordfall an einer Museumsangestellten unter Tatverdacht steht. Liv kommt mit ihren Nachforschungen zunächst kaum voran. Davon lässt sie sich jedoch nicht beirren und verfolgt immer neue Spuren. Bis sich für sie die Frage stellt, ob die drei Opfer, die sich offenbar nicht kannten, doch ein gemeinsames Geheimnis hatten. Die Ermittlungen führen Liv weit zurück in die Geschichte Dänemarks und zu einem düsteren Geheimnis, das sich bis in die Gegenwart auswirkt. Ihre Nachforschungen bringen nicht nur sie in Gefahr, auch Nima kommt dem Täter immer näher.

Vorliegend handelt es sich um den ersten Krimi, den ich von Katrine Engberg gelesen habe und es wird mit Sicherheit nicht mein letzter sein. Die Autorin versteht es von der ersten Seite an Spannung zu erzeugen. Der Leser befindet sich sofort mitten im Geschehen. In den einzelnen Kapiteln kommen die Hauptprotagonisten abwechselnd zu Wort und auch ihr Privatleben kommt nicht zu kurz. Die ehemalige Polizistin Liv ist nicht so resolut, wie sie gerne sein möchte. Das offenbart sich vor allem bei ihren Ermittlungen in Nordjütland, als in ihr sehr unangenehme Erinnerungen an Vorkommnisse in ihrer ehemaligen Dienststelle geweckt werden. Es war spannend, Liv auf ihrer Reise zu begleiten. Hannah, die nach einer gescheiterten Beziehung wieder bei ihrem Vater lebt, versucht ihren Bruder zu verstehen, was ihr nicht gelingt. Sehr berührt hat mich auch das Schicksal des vor brutaler Verfolgung aus dem Iran geflüchteten Nima, der in seiner neuen Heimat nicht richtig ankommt. Alle Handlungsstränge, die zu Beginn der Handlung scheinbar nichts miteinander zu tun haben, fügt die Autorin am Ende gekonnt zusammen. Es war erstaunlich zu lesen, was die Opfer miteinander verband. Katrine Engberg beherrscht es, ihre Leser auch ohne brutale Szenen zu fesseln. Ich vergebe für den Krimi fünf Sterne und spreche eine Kaufempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Schatten der Vergangenheit

Schwarzvogel
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Dunkle Wolken über einer schwedischen Landschaft und ein schwarzer Vogel - bereits das Cover stimmt auf den Krimi ein.

Die junge Ermittlerin Fredrika ist neu in der Mordkommission von Lund. Gleich ihr ...

Dunkle Wolken über einer schwedischen Landschaft und ein schwarzer Vogel - bereits das Cover stimmt auf den Krimi ein.

Die junge Ermittlerin Fredrika ist neu in der Mordkommission von Lund. Gleich ihr erster Fall führt sie in die Gegend ihres Heimatdorfes und berührt zugleich ihre Vergangenheit.
Eine junge Frau ist auf dem Eis eines Sees eingebrochen. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, erweist sich als Mord. Gwins Großmutter, die zufällig am See einen Spaziergang unternahm, sagt aus, dass die junge Frau gehetzt aus dem Wald kam. Als ob sie vor etwas davongelaufen wäre. Die Obduktion ergibt Verletzungen, die nicht von dem Sturz im Eis hervorgerufen wurden. Fredrika und Ihr Kollege Henry nehmen die Ermittlungen auf. Was sich als nicht einfach erweist, denn die Tote putzte für eine Firma und hatte offensichtlich kaum Kontakte. Zudem kommt Fredrika dunklen Geheimnissen in ihrer Familie immer näher.

Der Anfang des Krimis hat mir zugesagt. Der Schreibstil war spannend, was sich leider über die Länge des Romans nicht immer fortgesetzt hat. Die Atmosphäre der schwedischen Landschaft wird eindrucksvoll geschildert, auch Veränderungen der Natur infolge des Klimawandels werden angeschnitten.
Die unkonventionelle Fredrika harmoniert bestens mit ihrem anfangs etwas eigenwilligen Kollegen Henry. Beide entwickeln sich zu einem Team, was zu Beginn der Arbeit durchaus nicht klar war. Der Verlauf des Krimis war stellenweise langatmig, vor allem was die Familie Fredrikas betraf. Auch wenn die beiden Ermittler nicht unsympathisch waren, konnte ich mit ihnen nicht richtig warm werden. Frida Skybäck hat einige falsche Spuren gelegt und es kam zu unvorhersehbaren Wendungen. Dennoch konnte ich mich nicht so sehr für den Krimi begeistern und vergebe drei Sterne. Für Fans skandinavischer Krimis (bin ich ansonsten auch) lohnt sich ein Kauf sicher.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

Vergangenheit und Gegenwart vereint

Das Collier mit der Herzblume
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Die neunzigjährige Charlotte lebt in London. Inspiriert durch einen Zeitungsartikel reist sie gemeinsam mit ihrer Enkelin Hannah in ihre alte Heimat, ein kleines Dorf im Sauerland. Hier werden Erinnerungen ...


Die neunzigjährige Charlotte lebt in London. Inspiriert durch einen Zeitungsartikel reist sie gemeinsam mit ihrer Enkelin Hannah in ihre alte Heimat, ein kleines Dorf im Sauerland. Hier werden Erinnerungen an ihre Kindheit wach und ihre große Liebe Paul, von dem sie durch tragische Umstände getrennt wurde. Ihre Enkelin Hannah, eine Fotografin, lernt in dem Ort den jungen Mann Eliah kennen. Er bittet sie, ihm Fotos zusenden. Diese zeigt er seinem Großvater, was ungeahnte Ereignisse in Gang setzt.

Sophia Hartlieb hat ihren Roman in zwei Zeitebenen angelegt, im Kriegsjahr 1943 in Deutschland sowie im London und in der Schweiz der Gegenwart. Es ist eine berührende Erzählung, die zunächst die Geschichte Charlottes und ihrer Familie im zweiten Weltkrieg zum Inhalt hat. Am Beispiel ihres Vaters, eines Dorfschullehrers, wird Mut und Zivilcourage unter unmenschlichen Bedingungen deutlich. Mit ihm hat die Autorin einen starken Charakter geprägt, der entschlossen ist, für seine Mitmenschen das eigene Leben zu riskieren. Er versteckt ein jüdisches Kind und sorgt damit für Konflikte auch innerhalb der Familie.
Nach 75 Jahren trifft Charlotte ihre einstige große Liebe zufällig wieder. Über allem steht das Geheimnis eines in den Kreistagen verschollenen Schmuckstückes, eines Colliers in Form eines tränenden Herzens. Die Autorin verbindet die verschiedenen Handlungsstränge geschickt miteinander und hat authentische Protagonisten geschaffen. Während mir die ersten Kapitel des Buches sehr zugesagt haben, nimmt das Ende aus meiner Sicht eher den Charakter eines etwas zu gefühlsseligen Liebesromans ein.

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