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Veröffentlicht am 15.09.2021

Ein etwas anderer Psychothriller

Du gehörst uns
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Darum geht‘s:
Pete und Maddie führen zusammen mit ihrem zwei-jährigen Sohn Theo ein normales, modernes Familienleben. Maddie ist die Hauptverdienerin und Pete arbeitet als freier Journalist von Daheim ...

Darum geht‘s:
Pete und Maddie führen zusammen mit ihrem zwei-jährigen Sohn Theo ein normales, modernes Familienleben. Maddie ist die Hauptverdienerin und Pete arbeitet als freier Journalist von Daheim aus und kümmert sich in erster Linie um den Sohn. Eines Tages steht ein Unbekannter vor der Tür und behauptet, er sei Theos leiblicher Vater. Ein Vaterschaftstest beweist, dass die beiden Söhne nach der Geburt tatsächlich im Krankenhaus vertauscht wurden. Der Schock ist groß. Doch beide Familien einigen sich darauf, die Kinder nicht einfach so aus ihrem Umfeld zu reißen und suchen gemeinsam einen Weg, damit jeder am Leben des jeweiligen leiblichen Kindes teilhaben kann.

Die beiden Familien könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein und auch die Vorstellungen, wie die Situation geregelt werden könnte, klaffen immer weiter auseinander. Dennoch kommt es zur gemeinsamen Klage gegen das Krankenhaus, in dem die Kinder vertauscht worden waren. Im Rahmen der Ermittlungen wird Unfassbares aufgedeckt und Pete und Maddies Alptraum nimmt immer schlimmere Ausmaße an.

So fand ich’s:
Aus einer für Eltern alptraumhaften Situation hat JP Delaney hier einen absolut packenden Plot gestrickt, der mich von Anfang an in den Bann zog und mit der Zeit immer spannender wurde.

Die Geschichte wird jeweils aus Petes und aus Maddies Perspektive in der Ich-Form erzählt. Mich hat vor allem beeindruckt, wie intensiv der Autor das Gefühlsleben seiner Protagonisten dargestellt hat, angefangen von der Zeit in der Frühchen Station bis hin zu den Wechselbädern der Gefühle, als die verzweifelten Eltern mit der Situation konfrontiert wurden, dass ihr geliebter Sohn nicht ihr leibliches Kind ist.

Im ersten Viertel empfand ich das Buch weniger als Psychothriller. Aber ab einem gewissen Punkt entwickelte sich die Handlung in eine Richtung, die ich so nicht erwartet hatte und für mich wurde das Buch immer fesselnder. Bis zum Schluss hin, blieb der Autor sich und seiner Linie treu und erzählte die Geschichte sehr intensiv, aber immer ohne Gefühlsduselei, dafür mit umso mehr Anspannung, so dass sich ein wahrer Lesesog entfaltete.

Für mich ist diese Buch ein Psychothriller der besonderen Art. Der Autor erzeugt einen sehr starken Spannungsbogen ganz ohne Action. Die menschliche Psyche steht hier im Vordergrund und das Buch endet zwar ohne effektvollen Showdown, für mich aber nicht weniger fesselnd und vor allem absolut passend zur gesamten Geschichte.

Mein Fazit: „Du gehörst uns“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und ist für mich ein wahres Psychothriller-Highlight, ohne ein typisches Beispiel des Genres zu sein.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Facettenreiche Mischung aus Fantasie, Spannung und Humor

Wundersame Haustiere und wie man sie überlebt
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Darum geht‘s:
Martin möchte nach einem anstrengenden Geschäftstermin nur noch schnell nach Hause und entschließt sich daher, die Autobahn zu verlassen und den kürzeren Weg durch den Odenwald zu nehmen. ...

Darum geht‘s:
Martin möchte nach einem anstrengenden Geschäftstermin nur noch schnell nach Hause und entschließt sich daher, die Autobahn zu verlassen und den kürzeren Weg durch den Odenwald zu nehmen. Zu später Stunde hat er sich dann komplett verfahren. Als er auf ein einsames Haus trifft, hofft er dort Informationen über Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe zu bekommen. So findet er sich in einer mysteriösen Tierhandlung mit sonderbaren Wesen wieder. Ein Männlein, das Martin nur bis zum Bauchnabel reicht, erklärt ihm freundlich den Weg zu einem nahegelegenen Bed & Breakfast und schenkt ihm zum Abschied ein in Leder gebundenes Buch. Als Martin sich endlich hinlegen kann, ist er trotz des langen Tages hellwach und beginnt in dem Buch zu lesen…

Zusammen mit Martin taucht der Leser mit dieser Anthologie in sechzehn fantastische Geschichten über außergewöhnliche, merkwürdige und skurrile Tierwesen ein. Sie sind oft nicht das, was sie zu sein scheinen und eines haben alle gemeinsam: Man muss sich vor ihnen in Acht nehmen und sie mit Bedacht behandeln.

So fand ich‘s:
Als ich mit der Lektüre begonnen habe, erging es mir ähnlich wie Martin: Ich wollte vor dem Schlafengehen nur noch ein paar Seiten lesen. Aber schon die Rahmengeschichte, die in drei Teilen am Anfang, in der Mitte und am Ende des Buches erzählt wird, hat mir aufgezeigt, mit was für sonderbaren Wesen ich es in den Kurzgeschichten zu tun haben würde – und schon war ich wieder hellwach und die ersten Erzählungen waren fast schon zu rasch gelesen und die Nacht entsprechend kurz.

Die Geschichten sind alle sehr unterschiedlich und abwechslungsreich. Und auch wenn mich nicht alle gleich begeistern konnten (was ich bei Anthologien als normal sehe), finde ich, dass jede einzelne auf originelle und pfiffige Art und Weise erzählt wird und mit schier grenzenloser Fantasie besticht, die alles möglich werden lässt.

Gut gefallen hat mir auch, dass vor jeder Erzählung der jeweilige Autor kurz vorgestellt wird. Dieser kleine „Unterbruch“ hat es mir leicht gemacht, mich auf das nächste Abenteuer mit den wunderlichsten Wesen, die man sich vorstellen kann, einzulassen.

Jeder Schauplatz ist andersartig und bietet viel Raum für die unterschiedlichsten Atmosphären von humorvoll bis hin zu düster und ab und an auch ein wenig grausam, so dass für jeden Fantasy-Geschmack etwas dabei ist.

Mein Fazit: Diese Anthologie bietet kurzweilige Lesestunden mit einer facettenreichen Mischung aus Fantasie, Spannung und Humor.

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Veröffentlicht am 31.08.2021

Voller Spannung, Action und überraschenden Wendungen

Forgotten City (Band 1)
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Darum geht‘s:
Die Geschichte spielt auf unserer Erde in naher Zukunft. Als sich die durch den Klimawandel verursachte Nahrungsknappheit immer weiter zuspitzt, glauben Wissenschaftler, mit dem gentechnisch ...

Darum geht‘s:
Die Geschichte spielt auf unserer Erde in naher Zukunft. Als sich die durch den Klimawandel verursachte Nahrungsknappheit immer weiter zuspitzt, glauben Wissenschaftler, mit dem gentechnisch veränderten Hormon namens Waste eine Lösung gefunden zu haben. Doch das Hormon verursacht eine weltweite Katastrophe, bei der Fauna und Flora komplett außer Kontrolle geraten. Die Waste-verseuchte Luft, fleischfressende Würgepflanzen und bestialische Kreaturen machen das menschliche Leben auf der Erde so gut wie unmöglich.

In dieser unwirtlichen Welt wächst Kobi allein bei seinem Vater auf und ist überzeugt davon, dass sie beide die einzigen Überlebenden sind. Als sein Vater von einer Expedition, bei der er Nahrung und Medikamente besorgen wollte, nicht zurückkehrt, macht sich Kobi auf die Suche nach ihm. Anstelle seines Vaters trifft er jedoch auf weitere Überlebende und alles, woran er bis jetzt geglaubt hatte, gerät ins Wanken.

So fand ich‘s:
Dystopien haben für mich oft etwas Bedrückendes. Daher greife ich eher selten nach diesem Genre. Hier hatte mich jedoch das Cover angesprochen und als Fan von Kinder- und Jugendbüchern war ich durch die Kurzbeschreibung dann doch schnell angefixt. Es hat dann auch nur ein paar wenige Seiten gedauert bis ich mitten drin in war in der lebensgefährlichen Welt, die sich der Autor ausgedacht hat. Die Beschreibungen sind sehr bildlich und lebendig und der Erzählstil leicht verständlich, flüssig und altersgerecht.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen und ist so spannend, dass ich tatsächlich über die Seiten geflogen bin. Stellenweise kam ich fast außer Atem, da der Autor uns Lesern keine Pause gönnt. Und immer, wenn ich dachte, jetzt ist die Wahrheit raus, kam es dann doch wieder ganz anders. So viele Wendungen habe ich selten in einem Buch gelesen. Und trotzdem war alles in sich schlüssig. Das Einzige, was mich ein wenig irritiert hatte, war das Auftreten der Kids. Sie wirkten immer wieder mal „zu erwachsen“ auf mich. Man könnte dieses Verhalten womöglich angesichts der Verhältnisse, in denen die Kinder aufwachsen, erklären. Trotzdem empfand ich die eine oder andere Szene etwas befremdlich.

Obwohl die Geschichte vorerst auserzählt und daher für mich auch rund ist, hat das Buch ein „loses Ende“ und alles deutet auf eine Fortsetzung hin. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch ein zweiter Teil lesenswert ist und bin gespannt, ob der Autor es schafft, das hohe Erzähltempo und die Spannung weiterhin so aufrecht zu erhalten.

Fazit: Ich habe in „Forgotten City“ sehr spannende Lesestunden erlebt und kann das Buch ohne Zögern allen empfehlen, die gerne Jugendabenteuer lesen.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Ein Wohlfühlbuch über den Zauber der Verbindung zwischen Mensch und Tier

Das Geschenk eines Regentages
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Darum geht‘s:
Miyu ist eine introvertierte, junge und alleinstehende Frau. Der Umgang mit anderen Menschen fällt ihr sehr schwer und sie fühlt sich oft einsam. Als sie an einem verregneten Tag einen kleinen ...

Darum geht‘s:
Miyu ist eine introvertierte, junge und alleinstehende Frau. Der Umgang mit anderen Menschen fällt ihr sehr schwer und sie fühlt sich oft einsam. Als sie an einem verregneten Tag einen kleinen Kater am Straßenrand findet, nimmt sie ihn kurzerhand bei sich auf und tauft ihn Chobi. Der kleine Kater schafft es, Miyus Wohnung mit Leben zu füllen und sie viel weniger allein fühlen zu lassen. Auch für Chobi beginnt ein neues Leben. Und während Miyu tagsüber arbeitet, streunt er durch die Nachbarschaft und begegnet so manch anderem Vierbeiner und deren menschlichen Freunden.

Das moderne Leben hält für Mensch und Tier so einige Hürden bereit. In vier Geschichten wird erzählt wie tröstlich und wertvoll eine Verbindung zwischen Mensch und Tier ist und was für eine Bereicherung solch vierbeinige Weggefährten sein können.

So fand ich‘s:
Die beiden Animékollegen und Drehbuchautoren Makoto Shinkai und Naruki Nagakawa haben aus Shinkais erstem preisgekrönten Kurzfilm „She and her Cat“ (Kanojo to Kanojo no Neko) dieses Büchlein mit vier Geschichten gezaubert.

Die Perspektive der einzelnen Erzählungen wechselt zwischen den jeweiligen Protagonisten und den vierbeinigen Figuren. Die Abschnitte, die aus der Sicht der Tiere geschildert werden, sind möglicherweise nicht jedermanns Sache. Aber obwohl die pelzigen Figuren sich manches Mal allzu menschlich verhalten, sind für mich diese Szenen trotzdem stimmig und erweitern so das Erzählspektrum sehr eingängig.
Besonders gut gefallen hat mir auch, dass die scheinbar unabhängigen Geschichten auf spezielle Weise miteinander verbandelt sind und sich das Büchlein bis zum Schluss hin so zu einem Gesamtbild entwickelt.

Das Geschenk, welches der Regentag Miyu macht, ist so viel mehr als einfach ein Kater. Der kleine Chobi bringt nicht nur Leben in Miyus Bude, er öffnet auch Miyus Herz und verändert damit ihren Blick auf ihr Umfeld. Und das Buch hat auch mich als Leser mit vier kleinen, ganz besonderen Geschichten beschenkt. Beim Lesen habe ich jeweils ganz automatisch einen Gang runter geschaltet und innegehalten, um die leisen Töne und zarten Farben, in denen die Geschichten rund um Chobi und Co. erzählt werden und die kleinen Weisheiten, die man zwischen den Zeilen entdecken kann, auf mich wirken zu lassen.

Für mich ist „Das Geschenk eines Regentages“ eine poetische Flucht aus dem Alltag – ein richtiges Wohlfühlbuch über den Zauber der Verbindung zwischen Mensch und Tier und dem Beweis, dass ein Regentag nicht zwingend grau sein muss.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Poetisch erzählt, leider etwas langatmig

Das Flüstern der Bienen
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Darum geht‘s:
Anfang des 20. Jahrhunderts findet die betagte Amme Reija ein Baby unter einer Brücke. Der Säugling ist von einem Bienenschwarm umhüllt, was das Misstrauen der abergläubischen Bewohner von ...

Darum geht‘s:
Anfang des 20. Jahrhunderts findet die betagte Amme Reija ein Baby unter einer Brücke. Der Säugling ist von einem Bienenschwarm umhüllt, was das Misstrauen der abergläubischen Bewohner von Linares weckt. Doch Reija nimmt den kleinen Jungen mit zur Hacienda von Francisco und Beatriz Morales. Sie nennen ihn Simonopio und trotz des Argwohns der Mitarbeiter und Dorfbewohner, nehmen sie ihn in ihrer Familie auf und lieben ihn wie ein eigenes Kind. Auch als Simonopio heranwächst, verlassen ihn die Bienen nie. Er scheint eine besondere Verbindung zur Natur zu haben, die jedoch ein Mysterium bleibt. Während der spanischen Grippe kann er durch seine besondere Gabe die Familie vor großem Leid bewahren. Trotzdem kann er immer noch nicht alle Dorfbewohner von sich überzeugen. Im Gegenteil: das Misstrauen und vor allem die Missgunst nehmen weiter zu.

So fand ich‘s:
Ein Baby umhüllt von Bienen – ein unerklärliches Phänomen, das meine Neugier sofort geweckt hatte. Und dann las ich zahlreiche positive Stimmen und viel Lob zu diesem Buch, so dass ich mich sehr auf die Lektüre freute. Und tatsächlich war ich sofort drin in der Geschichte. Ich war selbst vor Ort in Linares, spürte die heiße Sonne auf der Haut und hörte die Bienen summen. Für mich steckt in Sofia Segovias Erzählweise ein poetischer Zauber inne. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser anschauliche Schreibstil in der Originalsprache noch intensiver zur Geltung kommt.

Doch die Geschichte selbst ist trotz einiger Dramatik eine sehr bedächtige Familiensaga. Für meinen Geschmack entwickelt sich der Plot in größeren Teilen leider zu gemächlich, was dem Buch einiges an Charme kostet. Es ist hier also definitiv der Schreibstil, der für mich das Leseerlebnis ausmachte und mich so bei der Stange hielt.

Es ist schade, dass ich mich zwischendurch ein wenig durch die Kapitel kämpfen musste und daher das Buch für mich an Magie verloren hat. Dennoch klingen die besonderen Momente und gerade die Eigenheit des Protagonisten Simonopio auch nach dem Zuklappen des Buches nach. Sofia Segovia kann definitiv wunderbar erzählen und vermag bestimmt Fans von opulenten Familiengeschichten zu begeistern.

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