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Veröffentlicht am 25.07.2022

Ein würdiger Abschluss einer tollen Serie

Der Himmel über Amerika – Leahs Traum
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Darum geht‘s:
Pennsylvania, 1917: Leah, eine Nachfahrin von Rebekka und Daniel, lebt mit ihrer Familie in der Amisch-Gemeinde in der Nähe von Jacobstown. Die Gemeinde lebt nach wie vor nach ihren ursprünglichen ...

Darum geht‘s:
Pennsylvania, 1917: Leah, eine Nachfahrin von Rebekka und Daniel, lebt mit ihrer Familie in der Amisch-Gemeinde in der Nähe von Jacobstown. Die Gemeinde lebt nach wie vor nach ihren ursprünglichen Traditionen und Werten. Die Kluft zwischen Ihnen und den sogenannten „Englischen“ (also Nicht-Amishen) wird durch neue Erfindungen wie fließendem Wasser, Autos und Telefon immer größer. Trotzdem verspürt Leah den Drang, sich diese moderne Welt genauer anzuschauen. Ihre Neugier und Wissbegier geben ihr die Kraft, bei ihrem Vater die Erlaubnis für ein „Rumspringa“ durchzusetzen. Während einem Rumspringa leben die jungen Amish-Leute unter den Englischen, um sich dann zwischen den beiden Welten zu entscheiden. Voller Tatendrang zieht Leah vorübergehend zu Ihrer Tante nach Jacobstown und taucht fasziniert in die moderne Welt ein. Schon bald lässt ein junger Englischer ihr Herz höher schlagen. Trotz des jungen Glücks fühlt sich Leah immer mehr hin und hergerissen und ist sich bewusst, dass sie sich über kurz oder lang entscheiden muss.

So fand ich‘s:
Nun war er da, der heiß ersehnte dritte und letzte Band von Karin Seemayers Amish-Saga. Ich bin ja kein großer Fan von Buchreihen – ich bin da wohl zu ungeduldig. Aber diese Reihe hatte es mir von Anfang an angetan und bis jetzt empfand ich keine einzige Passage als zäh oder langweilig. Im Gegenteil! Man rauscht förmlich über die Seiten – und das war für mich auch in diesem dritten Teil der Fall.

Leah ist ein richtiger „Pfundskerl“ und ich könnte mir gut vorstellen, mit ihr Pferde zu stehlen. Durch die lebendigen Beschreibungen der Autorin sah ich sie förmlich vor mir mit ihren leuchtend roten Haaren und den schwer zu bändigenden Locken, die immer wieder vorwitzig aus der Kapp hervorlugten. Kein Wunder also, dass auch der junge Richard sofort von ihr fasziniert war. Doch hier prallten zwei komplett unterschiedliche Welten aufeinander, was die Autorin auf eindrückliche Weise beschrieben hat. Ohne zu dramatisieren oder gar kitschig zu werden, hat Karin Seemayer Leahs innere Zerrissenheit für den Leser spürbar gemacht.

Der Autorin ist es auch in diesem dritten Teil gelungen, das Leben der Amish und dessen Entwicklung im Laufe der Zeit eindrucksstark darzustellen, ohne jemals zu bewerten. Sie bleibt neutral und schafft es dennoch die Geschichte spannend und berührend zu erzählen. Für mich war diese Amish-Reihe ein richtig schönes Leseerlebnis mit einem gewissen Lerneffekt. Ich hatte immer wieder das Bedürfnis etwas zu hinterfragen und etwas nachzuschlagen.

Es gibt ja nicht viele Bücher zu diesem Thema. Und gerade deshalb würde ich mir viele Leser für diese tolle Reihe wünschen. Ich kann jedenfalls auch für diesen dritten Band eine klare Leseempfehlung abgegeben und bin ein wenig wehmütig, die Amish-Leute aus Jacobstown jetzt endgültig verlassen zu müssen. Aber vergessen werde ich sie bestimmt nicht.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Einfühlsam, berührend & witzig

Die gigantischen Dinge des Lebens
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Darum geht‘s:
Wilbur lebt mit seinen beiden Müttern in Toronto. Sein bester Freund, mit dem er die Begeisterung für Dinosaurier teilt, ist der betagte Nachbar Sal. In der Schule versucht er unsichtbar ...

Darum geht‘s:
Wilbur lebt mit seinen beiden Müttern in Toronto. Sein bester Freund, mit dem er die Begeisterung für Dinosaurier teilt, ist der betagte Nachbar Sal. In der Schule versucht er unsichtbar zu bleiben, um seinen Schikanierern keine Angriffsfläche zu bieten. Trotz aller Unsicherheit freut er sich auf das Austauschprogramm mit einer Pariser Schule und ist gespannt auf Charlie, der bei ihm wohnen wird. Doch Charlie entpuppt sich als Mädchen und bringt Wilburs Gefühlswelt heftig durcheinander. Aber wie kann jemand, der bisher auf keinen Fall auffallen wollte, das Interesse der quirligen Pariserin wecken?

So fand ich‘s:
Auf den ersten Blick klingt das nach einer ganz klassischen Geschichte eines Schülers, der Mobbing ausgesetzt ist und lernen muss, sich zu wehren. Doch die Autorin Susin Nielsen hat aus Wilburs Geschichte so viel mehr herausgeholt als die Standard-Handlung, die man unter diesen Voraussetzungen erwartet.

Es hat nur ein paar wenige Zeilen gebraucht, bis mich die Autorin mit ihrer charmanten und humorvollen Erzählweise am Haken hatte. Mir hat auch besonders gut gefallen, wie einfühlsam sie moderne Themen wie Mobbing und Diversität in dieses Buch verpackt hat. Es scheint ihr auch wichtig gewesen zu sein, aufzuzeigen, dass Freundschaft kein Alter kennt. Gerade die Verbundenheit zwischen Wilbur und Sal finde ich wunderschön dargestellt und hat mich sehr berührt.

Wilburs Entwicklung bleibt meiner Meinung nach durchwegs realistisch und animiert dazu, sich auf keinen Fall zu verbiegen, sondern sich selbst treu zu bleiben. Gerade auch aus diesen Gesichtspunkten heraus, würde ich mir eine große Leserschaft für dieses Buch wünschen.

Ich habe es jedenfalls sehr gerne gelesen. Und ich bin auch jetzt – einige Tage nach dem Umblättern der letzten Seite – begeistert vom Feingefühl der Autorin, die humorvollen, nachdenklichen und auch traurigen Momenten jeweils an der genau richtigen Stelle zu platzieren. Ich habe gelacht und geweint. Ich habe mich über so manche Situationskomik köstlich amüsiert und mich einfach in der Geschichte wohlgefühlt. Kurzum eine klare Leseempfehlung von mir für alle, die gerne Jugendgeschichten lesen.

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Veröffentlicht am 10.03.2022

Grandios & brillant erzählt

Die Anomalie
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Darum geht‘s:
Es ist gar nicht so leicht, dieses Buch zu resümieren und gleichzeitig Spoiler zu vermeiden. Daher fasse ich mich hier lieber sehr kurz.

Im Juni 2021 landet in New York eine Boeing 787 aus ...

Darum geht‘s:
Es ist gar nicht so leicht, dieses Buch zu resümieren und gleichzeitig Spoiler zu vermeiden. Daher fasse ich mich hier lieber sehr kurz.

Im Juni 2021 landet in New York eine Boeing 787 aus Paris – auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass genau dieselbe Maschine bereits im März 2021 nach einem turbulenten Flug schon Mal in New York gelandet ist, mit demselben Piloten und denselben Passagieren. Unerklärliches schein Wirklichkeit geworden zu sein. Aber gibt es diese Menschen nun doppelt? Und was würde geschehen, wenn sie sich selbst begegnen?

So fand ich‘s:
Dieses Buch gehört nicht unbedingt zu den Genres, die ich üblicherweise lese und ich wurde durch eine Leserunde bei den „Büchereulen“ darauf aufmerksam. Und da ich gerne Mal über meinen Tellerrand hinaus lese, habe ich mich auf dieses Buch eingelassen und bin jetzt im Nachhinein sehr froh über diese Entscheidung. Denn kurzum: Für mich ist „Die Anomalie“ ein grandioses und brillant erzähltes Buch.

Trotz einer ungewöhnlich großen Zahl an Protagonisten, schaffte es der Autor, jedem genügend Raum zu geben und mich für jeden einzelnen gleichermaßen zu interessieren. Die schnörkellose und eher nüchtern wirkende Erzählweise hatte auf mich schon bald eine Art hypnotische Wirkung, die ich nur schwer beschreiben kann, mich aber zunehmend in Bann zog.

Zudem hat mich der Autor mit seinem ausgefeilten und bis ins Detail wohl durchdachten Plot fasziniert, der zwar nicht viel Spielraum für die eigene Fantasie übrig lässt, aber umso mehr zum Nachdenken anregt. Ich habe selten ein Buch gelesen, das die moderne Welt und die Probleme unserer Gesellschaft so klar und ungeschönt, aber auch mit der Liebe zum Leben und den Menschen und immer wieder mit einer gesunden Prise schwarzen Humors, darstellt.

Hervé Le Tellier verlangt von seinen Lesern mit politischen, wissenschaftlichen und philosophischen Fragen, die er aufwirft, einiges an Denkarbeit ab. Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand dieses Buch liest, ohne dass ein Gedankenkarussell in Gang gesetzt wird.

Das Ende hatte ich so nicht erwartet, passt aber meiner Meinung nach perfekt zum gesamten Geschichtsverlauf. Und selbst diese Entwicklung birgt so viel Diskussionsstoff, dass ich froh bin, das Buch in einer Leserunde gelesen zu haben.

Auch wenn ich mich wiederhole: „Die Anomalie“ ist ein grandioses, intelligentes und berührendes Buch. Eine klarere Leseempfehlung kann ich gar nicht abgeben.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Ein perfektes Staffelfinale

Flüsterwald - Der Schattenmeister erwacht: Das spannende Staffelfinale! (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 4)
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Darum geht’s:
Lukas und seine Freunde Ella, die Elfe Felicitas und der Menok Rani haben schon einige turbulente Abenteuer miteinander erlebt und so manches Mal ihre Tapferkeit bewiesen. Doch nun scheint ...

Darum geht’s:
Lukas und seine Freunde Ella, die Elfe Felicitas und der Menok Rani haben schon einige turbulente Abenteuer miteinander erlebt und so manches Mal ihre Tapferkeit bewiesen. Doch nun scheint die Gefahr immer größer zu werden und der gesamte Flüsterwald ist bedroht. Die vier Freunde müssen nochmals alle ihre Kräfte mobilisieren, wenn sie dem dunklen Magier, der das Herz des Waldes im Visier hat, das Handwerk legen wollen.


So fand ich’s:
Nach dem rasant erzählten dritten Teil der Flüsterwald-Reihe mit dem noch neugieriger machenden Cliffhanger am Schluss des Buches, wartete ich schon richtig hibbelig auf diesen vierten Band, sprich auf das angekündigte Staffelfinale. Und ich wurde tatsächlich nicht enttäuscht.

Andreas Suchanek hat Lukas und seine Freunde wiederum auf ein temporeiches Abenteuer geschickt, bei dem so manches Hindernis überwunden werden musste. Und auch wenn für mich der dritte Band („Durch das Portal der Zeit“) der stärkste der Reihe war, hat der Autor mit seiner gweohnt originellen Erzählweise einen würdigen Abschluss für diese fesselnde Buchreihe geschaffen, die mich begeistert und ohne offene Fragen zurücklässt.

Um das Abenteuer vollumfänglich genießen und um mit Lukas und Co. mitfiebern zu können, empfehle ich auf jeden Fall die komplette Serie in der entsprechenden Reihenfolge zu lesen.

Die liebevoll beschriebenen Figuren sind mir während den vier Abenteuern immer mehr ans Herz gewachsen. Wie schon in einem meiner Bewertungen zu den vorherigen Bänden erwähnt, finde ich vor allem die Entwicklung jedes einzelnen sehr gut gelungen. Und keiner sticht als Superheld hervor. Im Gegenteil: Die Abenteuer sind nur als Gruppe zu meistern und so trägt jeder seinen Teil zur Gemeinschaft bei, was ich als Botschaft in Kinder- und Jugendbüchern sehr wichtig finde.

Im Moment bin ich ein klein wenig traurig, dass ich Lukas und seine Freunde vorerst zwischen den Buchdeckeln zurücklassen muss. Da jedoch dieser vierte Teil als „Staffelfinale“ bezeichnet wird, hoffe ich sehr, dass damit das Versprechen des Autors verbunden ist, uns weitere Abenteuer im Flüsterwald zu schenken. Ich wäre jedenfalls mit großem Vergnügen wieder sehr gerne dabei.

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Veröffentlicht am 20.01.2022

So schön ist Lesen!

Animant Crumbs Staubchronik
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Darum geht‘s:
England im Jahr 1890. Animant versinkt am liebsten in der Welt der Bücher, um das reale Leben auszublenden – vor allem auch, um ihrer Mutter aus dem Weg zu gehen, die nichts anderes im Sinn ...

Darum geht‘s:
England im Jahr 1890. Animant versinkt am liebsten in der Welt der Bücher, um das reale Leben auszublenden – vor allem auch, um ihrer Mutter aus dem Weg zu gehen, die nichts anderes im Sinn hat, als ihre Tochter unter die Haube zu bekommen. Da kommt Animant das Angebot ihres Onkels gerade recht. Er bietet ihr für einen Monat die Stelle als Bibliothekarsassistentin an der Universitätsbibliothek in London an. Um aus den Hochzeitsplänen ihrer Mutter auszubrechen, nimmt die junge Frau sogar den als mürrisch und verschroben bekannten Mr. Reed als Chef in Kauf. Nicht ahnend, dass ihre Gefühlswelt komplett auf den Kopf gestellt wird, reist Animant voller Tatendrang nach London.

So fand ich‘s:
Während ich versuche einen passenden Einstieg für meinen Leseeindruck zu finden, schweife ich gedanklich immer wieder ab und lasse so manche goldige und amüsante Szene aus Animants Geschichte Revue passieren und komme aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus. Ich bin auch jetzt noch hin und weg von diesem Buch und vor allem von der Protagonistin.

Animant ist so herrlich offen, intelligent und scharfsinnig und wünscht sich vom Leben viel mehr als nur eine brave Ehefrau zu sein, was am Ende des 19. Jahrhunderts noch sehr schwierig ist. Doch sie geht unbeirrt ihren Weg, auch wenn er alles andere als leicht ist. Besonders gut gefällt mir, wie sich Animant in London weiterentwickelt. Das Leben in der Stadt ist so ganz anders als ihr bisheriges wohlbehütetes Leben auf dem Land. Und der Autorin ist es trotz aller Romantik sehr gut gelungen, diesen Reifeprozess ihrer Protagonistin lebendig und realistisch darzustellen. Nur in Liebesdingen stellt sie Animant ab und an etwas übertrieben schwärmerisch dar, was nicht immer ganz zu ihrem sonst schlitzohrigen Wesen passt. Ich will der Autorin aber zugutehalten, dass Animant diese „Dinge“ bis dahin ja nur aus den Büchern kannte und wohl etwas von den eigenen Gefühlen überfordert war. 😉

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Animants Sicht erzählt, was dem Leser erlaubt, ihre geheimsten Gedanken und Gefühle mitzuerleben. Gerade durch diese Nähe zur Protagonistin, fühlt es sich an, als ob einem eine sehr gute Freundin ihre Geschichte erzählt.

Der Schreibstil ist lebendig, locker und dennoch der damaligen Zeit angepasst. Das Buch liest sich sehr flüssig und die Mischung zwischen Romantik und Humor ist für meinen Geschmack perfekt ausgewogen.

Auf der Verlagsseite wird das Buch auch in die Kategorie „Steampunk“ eingereiht, was unter Umständen falsche Erwartungen wecken könnte. Die Geschichte spielt zwar in der viktorianischen Zeit und eine mechanische Suchmaschine in der Bibliothek spielt eine kleine Rolle, was für dieses Genre sprechen würde. Allerdings liegt meiner Meinung nach der Fokus hier auf Animants Familien- und Liebesgeschichte.

Ich habe mich durchwegs köstlich amüsiert und alles richtiggehend vor mir gesehen. Zudem hat die Autorin mich direkt in mein romantisches Herz getroffen und mich mit Animants Geschichte begeistert und von ihrem Erzähltalent überzeugt.

Das Buch hat mir also genau das geschenkt, was mir das wunderschöne Cover versprochen hatte: Als Bücherwurm fühlte ich mich der Protagonistin sehr nah, wurde von ihr an die Hand genommen und ich konnte in eine wunderschöne Geschichte eintauchen und während dieser Zeit um mich herum alles ein bisschen vergessen. So schön ist Lesen!

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