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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2021

Eine unglaublich packende und fesselnde Geschichte

Strangers Again (Strangers - Reihe 1)
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Inhalt:


Endlich ist für Jamie die Zeit gekommen, ihren großen Traum zu verwirklichen. Sie möchte nach Seattle zu ihrem Bruder Max ziehen, um dort ihr Kunststudium anzutreten. Jamie fällt der Abschied ...

Inhalt:


Endlich ist für Jamie die Zeit gekommen, ihren großen Traum zu verwirklichen. Sie möchte nach Seattle zu ihrem Bruder Max ziehen, um dort ihr Kunststudium anzutreten. Jamie fällt der Abschied von zu Hause schwer. Die Mutter macht ihr Vorwürfe und möchte sie nicht gehen lassen, zudem muss sie ihren einzigen und besten Freund Cooper in der alten Heimat zurücklassen. Dennoch wagt sie das Abenteuer.

In Seattle erwartet Jamie sofort die erste Überraschung. Ihr Bruder muss in der Bar, in der er arbeitet, eine Schicht übernehmen. Ein Taxi soll sie an seiner statt abholen und der Schlüssel zur Wohnung, so verspricht Max, liegt unter der Fußmatte. Dort hat ihn Sam, für sie hinterlegt.

Wer Sam ist, wird Jamie bald erfahren. In ihrem neuen Zuhause macht sie sofort ihre erste unschöne Erfahrung mit dem weiteren Mitbewohner, den Max ihr geflissentlich verschwiegen hat. Mitten im Flur treibt es dieser mit einer hübschen Blondine. Na, das kann ja heiter werden.

Die ersten Tage in Seattle verlaufen für Jamie ereignisreich. Stadtluft macht frei: Sie lernt neue Menschen kennen, die bald zu guten Freunden werden. So z.B. Hannah, die ihr beim Tragen einer Einkaufstüte im Hausflur hilft und mit der Jamie sofort auf einer Wellenlänge ist. Oder Finn, der in der selben Bar wie Max arbeitet und mit dem sie sofort ins Gespräch kommt.

Einzig die Beziehung zu Sam scheint von Abneigung und Animosität geprägt. Immer wieder begegnet er ihr im Hausflur oder in der Bar. Immer wieder geht er sie barsch und abweisend an. Ein wahres Ekelpaket, mit dem sie nun gezwungenermaßen ihre Zeit verbringen muss.



Meinung:


Emma Vaughn schreibt mit „Strangers again“ ein Buch, das von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Ihre Protagonistin Jamie war mir sofort sympathisch.

Jamie hat es nicht einfach. Bis vor kurzem hat sie noch bei ihrer Mutter gelebt, die manipulativ, indoktrinativ und suggestiv agiert. Sie choreografiert Schuldgefühle. Als Jamie das elterliche Haus verlassen möchte, macht sie ihr Vorwürfe und ein schlechtes Gewissen.

Jamies Bruder Max spendet ihr Trost und Kraft und hilft Jamie, endlich ihren Traum zu leben. Doch die neue Umgebung in Seattle ist gewöhnungsbedürftig. Jamie fehlt ihr bester Freund Connor, der jedoch weiterhin in jeder Notlage am Telefon für sie da ist. Beide halten zusammen, wenn es hart auf hart kommt.

In der neuen Heimat lernt Jamie dann neue Freunde kennen. Auch, wenn Jamie allen Personen unabhängig voneinander begegnet, so stellt sich bald heraus, dass diese ebenfalls eine Bindung zueinander haben. Finn z.B. ist ein Freund und Kollege von Max und der Bruder von Sam, der wiederum der Mitbewohner von Max ist. Und dann gibt es da noch Hannah, eine Freundin von Sam.

Emma Vaughn gelingt es, scheinbar spielend leicht, ihren Figuren Tiefe zu verleihen und deren Gefühle so darzustellen, dass diese für den Leser nachvollziehbar, ja sogar spürbar sind.

Hannah stellt sich schnell als die perfekte beste Freundin für Jamie heraus. Sie hat ein großes Herz, ist hilfsbereit und immer gut gelaunt. Nach einer durchzechten Nacht ist sie es, die mit guter Laune in aller Frühe bereits „Anti-Kater-Drinks“ braut und schon alles aufgeräumt hat. Bei ihr findet Jamie Trost und Rat in jeder Lebenslage.

Finn begegnet Jamie das erste Mal in der Bar, in der auch Max und Sam arbeiten. Er ist aufgeschlossen, nett und sorgt sich um “die Neue“. Er hilft dabei, dass Jamie sich nicht alleine und verloren fühlt und sorgt dafür, dass sie gleich von allen gut aufgenommen wird.

Und dann gibt es da noch Sam. Jemand, der keine Rücksicht auf die Gefühle anderer nimmt und insbesondere Jamie gegenüber arrogant und herrisch auftritt. Bald schon muss Jamie herausfinden, dass dieser scheinbar nicht nur ein Alkoholproblem, sondern eventuell sogar ein Aggressionsproblem haben könnte.

Dadurch, dass einzelne Abschnitte aus der Perspektive von Sam erzählt werden, gelingt es dem Leser, hinter die abweisende und harte Fassade des unnahbaren Mitbewohners zu blicken. Sam hat mit einem Verlust zu kämpfen, der ihm täglich mehr zu schaffen macht.
Gelegentlich gelingt es ihm, gegen diese Impulse anzukommen; gelegentlich kann er sich ein Stück weit auf "die Neue“ einlassen, die ihn schmerzhaft an seine Vergangenheit erinnert. Doch diese Phasen sind kurz.

Dieses abweisende und teils garstige Verhalten macht Jamie, verständlicherweise zu schaffen. Doch am Horizont braut sich ein weit größeres Problem zusammen: Denn ein Brief von ihrem Vater, der sie mit seinem Weggang vor acht Jahren stark verletzt hat, taucht auf und die Vergangenheit holt sie wieder ein.



Fazit:


Emma Vaughn stellt uns in "Strangers again" die großen und kleinen Dramen zwischenmenschlicher Beziehungen vor. Das Buch überzeugt als kunstfertig ausgefeilte, romantische Geschichte, die unglaublich kurzweilig erzählt wird. Im Kern ist das Werk die Geschichte einer Liebe, die es aus vielerlei Gründen nicht geben darf, die aber auf ein gerechte Schicksal hoffen kann.

Also genau die Art von Buch, die das Herz des (meist weiblichen) Literaturfans höher schlagen lässt. Die Parallelgeschichten sind dabei fast gleichrangig emotional fesselnd. Die Figuren kommen dabei ganz normal und dennoch unglaublich packend daher. Eine Empfehlung für Leser/innen, die ein Buch suchen, das auf jeder Seite zu berühren weiß.

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Veröffentlicht am 23.12.2021

Lesespaß für Groß und Klein

Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE
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Inhalt:


Das NEINhorn und die KönigsDOCHter streiten sich den lieben langen Tag lang, einfach um des Streitens willen. Als der WASbär vom Hummelrummel Riesenlutscher mitbringt, haben beide endlich wieder ...

Inhalt:


Das NEINhorn und die KönigsDOCHter streiten sich den lieben langen Tag lang, einfach um des Streitens willen. Als der WASbär vom Hummelrummel Riesenlutscher mitbringt, haben beide endlich wieder ein neues Konfliktthema, nämlich die Frage, wer den pinken und wer den blauen Lutscher bekommen soll.

Dem NahUND wird das alles bald zu blöd und er macht sich einen Spaß daraus, die beiden aufzuziehen. Das NEINhorn findet diese Neckereien aber überhaupt nicht lustig. Beleidigt zieht es von dannen.

Auf dem Weg durch den Wald trifft das NEINhorn dann die SchLANGEWEILE, der ständig langweilig ist und die zu allem „nein“ sagt. Das kann das NEINhorn so gar nicht verstehen. Wie kann man ständig alles ablehnen und wie kann man im Land der Träume Langeweile verspüren?

Bald schon macht sich das NEINhorn wieder auf den Weg, und muss kurz darauf feststellen, dass man die Schönheit des Lebens doch viel intensiver erleben kann, wenn man Freunde hat, mit denen man all den Spaß und die Erlebnisse teilen kann.



Meinung:


„Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE“ war nicht mein erstes Buch von Marc-Uwe Kling, allerdings mein erstes Buch aus der NEINhorn-Reihe. Ich hatte ein wenig Sorge, dass man als Leser des zweiten Bandes eventuell Schwierigkeiten haben könnte, in die Geschichte und die Figuren hineinzufinden. Das war nicht der Fall. Dieser Band funktioniert auch als unabhängige Geschichte hervorragend.

Da ich bereits die Känguru-Chroniken des Autors gelesen habe und diesen auch in einer Livelesung erleben durfte, ahnte ich, dass auch „Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE“ wieder mit einer guten Portion Humor überzeugen würde.

Bereits beim Aufklappen des Buchdeckels erwartet den Leser die erste schöne Illustration von Astrid Henn. Hier lernt der Leser das Land der Träume anhand vieler Bilder kennen. So gelingt es z.B. den „hübschen Herzwald“, den „sprudelig schäumenden Seifenblasensee“ und den „letzten Leuchtturm am magischen Meer“ örtlich besser zuzuordnen.

Es folgt ein kleines Gedicht, das bereits ein Schmunzeln auf das Gesicht des Lesers zu zaubern weiß. Denn mitten im Paradies, wo eigentlich alles perfekt ist und jeder glücklich sein kann, lebt das NEINhorn und das ist ein kleiner, grummeliger Miesepeter, der immer nur zu allem „NEIN“ sagt.

Das NEINhorn und die KönigsDOCHter streiten sich den lieben langen Tag. Oft auch, ohne noch zu wissen, worum es überhaupt ging. Hauptsache das NEINhorn kann alles ablehnen und die KönigsDOCHter kann das Gegenteil behaupten. Davon gelangweilt und manchmal auch ein wenig genervt, sind der WASbär, der nicht ganz so gut hören kann und deshalb immer nochmal nachfragen muss, und der NahUND, dem vieles oft auch einfach egal ist.

Marc-Uwe Kling erzählt in diesem Buch eine Geschichte über das Reisen, Abenteuer, Selbstreflexion und vor allem über Freundschaft. Das Buch wird vom Verlag an Leser/innen im Alter ab 3 Jahren empfohlen. Ich denke, dass hier Leser/innen jedweden Alters voll auf ihre Kosten kommen können.

Neben einer süßen Geschichte und einer Menge Humor gibt es dank der farbenfrohen und detailreichen Illustrationen von Astrid Henn unglaublich viel zu entdecken.

Wem das noch nicht genug ist, der findet im Anschluss ans Buch noch viele schöne Specials. Ein Ausschnitt aus dem Freundschaftsbuch des NEINhorns verrät den Eintrag der SchLANGEWEILE und fordert auf, selbst eine kleine Botschaft fürs NEINhorn zu hinterlassen. Es gibt ein Suchspiel, bei dem du während des Lesens die Zipfelmützen der Zwergvögel aufspüren kannst, ein lustiges Tierraten und auf der allerletzten Seite sogar ein Schleiterspiel.



Fazit:


„Das NEINhorn und SchLANGEWEILE“ ist ein Werk voller Herz und Humor, das von der ersten bis zur letzten Seite zu unterhalten weiß.

Marc-Uwe Kling erschafft mit dem WASbären, der SchLANGEWEILE, dem NaHUND, der KönigsDOCHter und allen voran dem NEINhorn witzige Figuren, die dem Leser mit ihren kleinen schrulligen Eigenarten schnell ans Herz wachsen. Überdies liefert Kling kreative Geistesblitze en gros.

Das Buch ist kurzweilig, aber nicht ohne Tiefgang. Themen wie Freundschaft und Rücksichtnahme spielen eine große Rolle.

„Das NEINhorn und die SchLANGEWEILE“ ist eines dieser Bücher, die man immer wieder lesen kann und an wertvolle Menschen verschenken möchte. Die Geschichte garantiert Lesespaß für Groß und Klein. Und eins ist gewiss: SchLANGEWEILE kommt hier mit Sicherheit nicht auf!

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Veröffentlicht am 18.12.2021

Die Welterklärerin

Von Wagemut, Irrtum und Verblendung
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Inhalt:


Von Wagemut, Irrtum und Verblendung: Einblicke in politöokonomische Schlamassel von Franziska Augstein ist eine sozio-ökonomische Bestandsaufnahme der letzten vier Jahre.

Das Buch enthält eine ...

Inhalt:


Von Wagemut, Irrtum und Verblendung: Einblicke in politöokonomische Schlamassel von Franziska Augstein ist eine sozio-ökonomische Bestandsaufnahme der letzten vier Jahre.

Das Buch enthält eine Auswahl von Kolumnen, die Franziska Augstein für das Wirtschaftsressort der Süddeutschen Zeitung geschrieben hatte. Diese wurden dramaturgisch und stilistisch überarbeitet. Zielsetzung des Werks ist es, Einblicke in die Mechanismen unseres Wirtschaftsgeschehens zu vermitteln.

Das Buch erzählt kunstfertig, aber auch beklemmend, von den Abgründen und Untiefen in den Cheftagen von Wirtschaft und Politik. Die Autorin kennt die Praxis der Wirtschaft und der Politik anscheinend sehr gut. Wir erfahren, wie der Lebensbereich der Wirtschaft oft einen Riss in die Psyche des Menschen und die Gesellschaft treibt.



Eigene Meinung:


„It's the economy, stupid!". Mit diesem Slogan gewann Bill Clinton 1992 die US-Präsidentschaftswahlen. Gemeint war damit, dass die Wirtschaftslage Wahlen entscheidet; sie geht uns alle an, weil sie direkt oder indirekt unser Leben beeinflusst. Wir alle nehmen am Wirtschaftsleben teil, weil wir sparen, arbeiten und konsumieren.

Wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, ist daher erforderlich, um Neuigkeiten zu begreifen und einzuordnen. Wir leben in hektischen Zeiten. Um hier nicht den Überblick zu verlieren, müssen wir, und das ist kontraintuitiv, unsere Informationskanäle entbeschleunigen. Bücher sind daher kein überflüssiger Anachronismus, wie auch das vorliegende Werk zeigt, und haben auch im 21. Jahrhundert ihren Platz.

Augstein präsentiert keine News, und hilft gerade daher weiter. Sie ist eine Welterklärerin, die die einzelnen “ Nachrichten“ an ihrem richtigen Ort platziert und in einen Kontext einbettet.

Sie entpuppt sich als kunstfertige Erzählerin, die den Leitspruch “Alles ist Wirtschaft“ auf den Lippen trägt.



Fazit:


Von Wagemut, Irrtum und Verblendung: Einblicke in politöokonomische Schlamassel von Franziska Augstein vermittelt einen Einblick in die Ökonomisierung in der Zeitgeschichte.

Augstein will dabei alles andere als abstrakt schreiben. Das Buch ist zwar eine durchaus komplexe Abhandlung zu den angesprochenen Themen, aber auch mit philosophisch/historisch aufgeladenen Schilderungen in nüchterner Sprache, die manchmal die Tonalität eines Romans annimmt, verfeinert. Sie vermittelt Wissen und Werte, sie reduziert Komplexität. Kurz: Man wird durch das Buch nicht dümmer.

Wer sich zur Lektüre längerer Texte nicht mehr fähig oder gewillt fühlt, dem/der lässt sich dieses Buch insbesondere ans Herz legen. Informationsfülle wird hier auf relativ engem Raum komprimiert.

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Veröffentlicht am 25.11.2021

Testet Grenzen aus

Rettet Steve!
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Inhalt:


Gemeinsam hatten Cam und Kaia an einem Projekt zur Rettung der Santa Clara Wetlands teilgenommen. Die Planungen hierfür absorbierten den ganzen Sommer. In diesem anspruchsvollen Unterfangen freundeten ...

Inhalt:


Gemeinsam hatten Cam und Kaia an einem Projekt zur Rettung der Santa Clara Wetlands teilgenommen. Die Planungen hierfür absorbierten den ganzen Sommer. In diesem anspruchsvollen Unterfangen freundeten sich die beiden jungen Umweltschützer an. Cam empfindet allerdings mehr als Freundschaft für Kaia. Nun waren sie wieder daheim und Cam ging der Gedanke, wie er Kaia endlich seine Gefühle gestehen könnte, einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Als Kaia eines Tages auf Cam zukommt und fragt, ob dieser zu Steve's nächster legendärer Party kommen würde, will dieser erst ablehnen. Doch Kaias Begeisterung ist ansteckend und Cam ist so hochgradig verliebt, so dass nur ein Wort, ja ein einziger Blick reicht, um ihn weich werden zu lassen.

Vor Ort bewahrheiten sich allerdings Cams schlimmste Befürchtungen. Der Typ, der bekannt dafür ist, dass er an keinem Schließfach vorbeigehen kann, ohne einen Penis darauf zu malen, steht nun direkt auf einem Sprungbrett am hauseigenen Pool, mit einem Mikrofon in der Hand, und rappt zur Musik von Cardi B. Er ist der Mittelpunkt der Party und der inoffizielle Chef.

Das erste Zusammentreffen von Steve und Cam ist katastrophal. Steve zieht ein Paintballgewehr und schießt ohne Warnung auf den Neuankömmling. Die Gäste amüsieren sich, Cam ist verstört. Jedoch setzt er seine Suche nach Kaia auf der Party fort. Dumm nur, dass Steve ihn dabei vermeintlich unterstützen möchte.

Als Cam Kaia mit Hilfe von Steve, der keine Möglichkeit auslässt, um seinen neuen “Spielkameraden“ vorzuführen, endlich trifft, erwartet ihn jedoch die schlimmste Überraschung des Abends. Kaia, das Mädchen, für das Cam alles tun würde, fällt Steve in die Arme.

Nachdem Cam den Schock überwunden hat, steht für ihn aber fest, dass er Kaia so schnell nicht aufgeben wird. Er möchte ihr Herz erobern. Doch muss er hierfür an Steve vorbei. Einer Persönlichkeiten wie Niccolò Machiavelli, nur mit einer X-Box.



Meinung:


Zugegeben: Der Klappentext des neuesten Buches von Jenni Hendriks & Ted Caplan hat mich anfangs nicht angesprochen. Ein Junge, der Krebs hat, und sich als absoluter Fiesling herausstellt. Ein Protagonist, der bereit ist, diesem Jungen die Freundin auszuspannen. Bereits nach der Lektüre des Klappentextes befürchtete ich, dass dem Buch eine Figur mit Identifikationspotential fehlt.
Dennoch habe ich mich, nachdem ich bereits den Titel „Unpregnant“ aus der Feder des Autorenduos gelesen habe, an dieses Buch herangewagt.

Auf den ersten Seiten lernt man den Protagonisten Cam kennen, der in den höchsten Tönen von dem Mädchen schwärmt, das mit ihm bereits einige Projekte im Umwelt- und Tierschutz angegangen ist. Kaia ist tough. Sie ist immer an vorderster Front dabei, wenn es darum geht, etwas Gutes zu tun. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund.

Cam lebt gemeinsam mit seiner Mutter zusammen. Einer Frau, die der Meinung ist, dass ihr Junge seine eigenen Erfahrungen sammeln muss. Sie unterstützt ihren Sohn dabei, wenn dieser sich mit Leib und Seele für gemeinnützige Zwecke engagiert. Jedoch erhält Cam von ihr auch nicht unbedingt Orientierung. Auch scheint seine Mutter nur wenig Zeit für ihn zu haben. Cam, der, gerade im Vergleich zu Steve eher introvertiert und zurückhaltend wirkt, der nur wenig Freunde hat, sucht in der Not Rat und Trost bei seinem Idol. Sein Schrein ist ein Foto von Michelle Obama auf seinem Nachttisch.

Cam möchte eigentlich nur eines: Sich für seine Projekte einsetzen und das am liebsten dauerhaft mit Kaia. Diese jedoch hat ihr Herz ausgerechnet an Steve verschenkt.

Als Kaia eines Tages weinend vor Cam steht, wittert dieser seine Chance: Haben sie und Steve vielleicht Schluss gemacht? Doch das, was Kaia Cam kurz darauf gesteht, übertrifft Cams schlimmste Erwartungen. Steve hat Krebs.

Kaia und Cam beschließen spontan eine Spendenaktion für Steve ins Leben zu rufen. Beide jedoch aus völlig unterschiedlicher Motivation heraus. Während Cam alles tun würde, um Kaia glücklich zu machen und eben nur ihr Herz erobern will, ist Kaias Ziel viel offensichtlicher: Sie möchte – wie stets – etwas Gutes bewirken. Als Steve von dem Plan der beiden erfährt, wittert er sofort, was Sache ist: Cam will ihm seine Freundin ausspannen.

Es bricht ein unerbittlicher Kampf um den Platz an Kaias Seite aus, wobei Cam, eindeutig stets auf der Verliererseite steht. Steve nutzt ihn als Spielball für allerlei Gemeinheiten. Ziel ist es, Cam systematisch und nachhaltig fertig zu machen.

Jenni Hendriks & Ted Caplan provozieren mit ihrer Geschichte. Sie rütteln jedoch auch zugleich wach. Selbstverliebte Menschen mit Geltungsdrang, wie Steve, knüpfen schneller Kontakte und werden umgehend populär. Als Resultat beklatschen oder befördern wir sie. Steve ist der Junge, der zu manipulieren weiß. Gegenüber Kaia und seinen Freunden zeigt er seine gute Seite. Nur Cam und der Leser scheinen sein “wahres Ich“ zu sehen.

Als Leser fühlte ich Ekel, Wut und Mitleid. Letzteres jedoch eher für Cam als für Steve.

Das Buch hat viel Drama, welches oftmals übertrieben daherkommt, jedoch genau dadurch seinen Unterhaltungswert bekommt.



Fazit:


Jenni Hendriks & Ted Caplan lieben es zu provozieren. Das merkt man als Leser schnell.Wie oft hat man schon gehört: Ich habe Sinn für Humor - aber: das geht zu weit! Nun, da wo es denen zu weit geht, da fängt der Humor für die beiden erst an.

Das Buch stellt im Großen und Ganzen aber keine seichte Unterhaltung dar. Es hat vielmehr den Anspruch mehr zu sein. Teilweise werden aber Stereotype und Klischees sehr überspitzt dargestellt.Wenn man aber darüber hinwegsehen kann, vielleicht ja sogar danach sucht, dann hält man mit dem Werk ein äußerst unterhaltsames Buch in der Hand. Die Erwartungshaltung ist also maßgeblich.

Neben der bekannten sprachlichen Finesse ist es insbesondere die Fähigkeit des Autorenduos aus Figurenbeschreibungen heraus die Geschichte zu entwickeln und die Protagonisten aufeinander treffen zu lassen, um zu sehen, wie deren Beziehung eskaliert.

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Veröffentlicht am 18.11.2021

Making a lot out of a little

Zeichnen: Auf den Bleistift, fertig, los!
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Inhalt:

In ihrem neuen Buch, “ Auf den Bleistift, fertig los!“, zeigt Anne Kubik in bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie man niedliche Motive (im Stil der Zeichnungen auf dem Cover) spielend ...

Inhalt:

In ihrem neuen Buch, “ Auf den Bleistift, fertig los!“, zeigt Anne Kubik in bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie man niedliche Motive (im Stil der Zeichnungen auf dem Cover) spielend leicht aufs Papier bringt. Du brauchst gar nicht viel, um direkt loszulegen: Bleistifte in drei verschiedenen Härtegraden, ein Radiergummi und ein Anspitzer reichen erst mal völlig aus. Später kannst du auch noch einen Fineliner und Materialien wie z.B. einen Tuschkasten zum Färben der Motive dazunehmen.

Jede Schritt-für-Schritt-Anleitung wird mit einem Textfeld “So geht’s?“ untermalt. Hier geht die Autorin allerdings nicht explizit auf jedes einzelne Bild ein. Sie konzentriert sich aufs Wesentliche und verrät, worauf man beim Zeichnen ganz besonders achten muss.

Neben Anleitungen für süße Tier- und Pflanzenmotive erhält der Leser wertvolle Tipps und Tricks, die das selbständige Zeichnen eines Bildes unterstützen. So geht die Autorin u.a. auf das Thema Schraffuren und Schatten ein. Alleine beim Thema Schraffur gibt es so viele Möglichkeiten, die man nutzen kann, um dem Motiv Leben einzuhauchen. Exempli causa lassen sich Kreuzschraffur, organische Linien entlang der Kontur, parallele Linien, verwischen der Linien und kleine Pünktchen anführen.

Wie verleihe ich dem Fell eines Tieres die passende Struktur? Ist es plüschig oder struppig, ist es eher kurz oder handelt es sich um einen Vogel mit glattem oder flauschigen Gefieder? Das Buch bleibt auch hier keine Antwort schuldig: Kleine Zacken oder Bögen können die Struktur andeuten und vermitteln dem Auge des Betrachters sehr gut, auch ohne große Details, den Charakter des Motivs.

Da dieses Buch, wie der Titel schon verrät, den Fokus auf das Zeichnen mit dem Bleistift legt, erfährt man als Leser hier auch einiges über die Varianzen und Potentiale des Stiftes. Was kann eine harte, mittlere oder weiche Mine mit viel oder wenig Druck auf dem Papier bewirken? Teste doch mal den Unterschied der unterschiedlichen Stärken aus, indem du eine größere Fläche ausmalst, indem du den Bleistift seitlich ansetzt und eine Schraffur malst. Anne Kubik erklärt genau, wie man die verschiedenen Minenstärken gekonnt für seine Zeichnung einsetzt.

Sukzessive offenbart Anne Kubik dem Leser neue Möglichkeiten. Du hast verstanden, was man alles nur mit einem Bleistift machen kann? Versuch doch mal Fineliner und Bleistift zu kombinieren.

Natürlich kannst du auch Farbe mit ins Bild bringen. Unterschiedliche Stifte wie beispielsweise ein Marker oder Buntstifte entfachen eine völlig andere Wirkung auf den Betrachter.
Färbe nur mal den Hintergrund ein und belasse das Motiv selbst in Schwarz-Weiß. Die Flächen einfach mal im „Messy-Style“ ausmalen oder aber, ganz im Gegenteil zur ersten Variante das Motiv farbig gestalten und den Hintergrund weiß lassen. Lass dich von der Wirkung, die das Bild danach entfacht, überraschen.

Das Buch enthält zudem einige Übungen, die die Kreativität fördern. Formen miteinander kombinieren, diese erst mal auf sich wirken lassen und dann daraus z.B. ein niedliches Tier zeichnen. Ein unförmiger Klecks. Was kann man daraus machen? Das macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch “locker zu lassen“ und einfach loszulegen. Lass dich überraschen, wohin deine Kreativität dich führen kann.

Zum Abschluss erklärt die Autorin, dass man eine Zeichnung nicht immer mit unglaublich vielen Details aufhübschen muss. Das kostet Zeit und nimmt dem Künstler - und zuvorderst dem Anfänger - oft die Motivation. Zu wenig Details können eine Zeichnung allerdings wie aus Kinderhand wirken lassen. Das Buch begleitet den Künstler auf dieser beständigen Gradwanderung durchs Werk.



Eigene Meinung:

Besonders gefallen hat mir, dass man für die Realisierungsvorgaben in diesem Buch so gut wie keine Materialien braucht. Einen Bleistift hat man mit Sicherheit irgendwo zu Hause rumliegen. Man benötigt nicht mal Papier, da es in dem Buch hinter jeder Anleitung eine Übungsseite zum “direkt Loslegen“ gibt.

Die Autorin schlägt vor, dass man mit Bleistiften in drei Härtegraden startet. Ich hatte nur einen weichen Bleistift vorrätig. Das hat – für den Anfang – auch gereicht.

Übungsseiten empfand ich immer als unnötiges “Füllmaterial“. Bei „Auf den Bleistift, fertig los!“ haben mich diese Leerseiten aber nicht gestört.Die Werthaltigkeit des Buches wird nämlich zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt. Die motivierenden Sprüche auf den Leerseiten, haben sogar ganz im Gegenteil meine Motivation gefördert. Auch fand ich es klasse, dass ich gar nicht erst auf Materialsuche gehen, sondern eigentlich mit meinem Bleistift direkt hätte loslegen können.

Auch für Künstler, die nicht nur mit dem Bleistift arbeiten wollen, hat Anne Kubik Tipps und Tricks. Fineliner und Bleistift z.B. sind ein wahres Dreamteam. Outlines mit dem schwarzen Stift und dazu feine Schraffuren mit der grauen Mine. Das verleiht dem Motiv einen ganz besonderen Charakter und kann ihm im Vergleich zu einer reinen Finelinerzeichnung auch ein wenig die Schärfe nehmen.

Sehr gefallen hat mir bei diesem Buch natürlich die Motivwahl. Ich liebe Anne Kubiks comicartigen Zeichenstil, der viel wert auf “Niedlichkeit“ legt. Die Autorin hält sich nicht lange mit großen Reden auf. Sie kommt gleich zur Sache. Auch betont sie, dass es beim Zeichnen darum geht, Spaß zu haben. In ihrem Buch geht es nicht nur darum, Motive nachzuzeichnen. Als Leser erhält man wertvolle Tipps und Tricks, was z.B. Schattierungen und Frakturen betrifft. Die Kreativität wird durch bestimmte Aufgaben gefördert.

Ein Buch, dass den Fokus auf den Bleistift legt. So etwas fehlte mir noch im Regal.



Fazit:

Welch großes Potenzial lässt sich aus Bordmitteln heben. Wo und wann der Bleistift zur Welt kam, ist nicht eindeutig nachgewiesen, aber jeder dürfte einen zuhause haben.
Der Grundgedanke von „Auf den Bleistift, fertig, los!“ ist, wie der Titel schon so schön sagt, die Möglichkeiten dieses Klassikers unter den Stiften einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Doch darüber hinaus bietet das Buch dem Leser noch so viel mehr. Es wirft eine Reihe von Problemen auf, die im Folgenden sofort exemplifiziert werden. Die unüberbrückbar scheinende Kluft zwischen den eigenen Ambitionen und der Möglichkeit ihrer Realisierung wird schnell geschlossen.

Konkrete Anleitungen für niedliche Zeichnungen, wertvolle Tipps und Tricks zum eigenständigen Zeichnen, einfach gehaltene Motive können mit der richtigen Technik ein imposantes Gesamtwerk bilden.

Für fortgeschrittene Künstler, die bereits mit den Möglichkeiten des Bleistiftes vertraut sind und mehr wollen, gibt es selbstverständlich weitere Anleitungen und Hilfestellungen. Anne Kubik erklärt beispielsweise, wie man mit Fineliner und Wasserfarben dem Bild einen völlig anderen Charakter geben kann.
Anne Kubik erweist sich als Meisterin des künstlerischen Minimalismus. Making a lot out of a little scheint die ungeschriebene Leitlinie ihres Buches.

Ein Buch von Anne Kubik, dass ich guten Gewissens und mit ganzem Herzen weiterempfehlen kann. Qualität und Didaktik des Buches stehen auch in einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis.

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