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EstherStu

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2018

Auf den Spuren der Hippies

Hippie
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Das neue Buch von Paulo Coelho handelt von dem jungen Brasilianer Paulo, der in den 60er Jahren in die Niederlande reist. Dort trifft er auf die junge selbstbewusste Hol,länderin Karla, in die er sich ...

Das neue Buch von Paulo Coelho handelt von dem jungen Brasilianer Paulo, der in den 60er Jahren in die Niederlande reist. Dort trifft er auf die junge selbstbewusste Hol,länderin Karla, in die er sich schnell verliebt. Karla hat vor, mit dem "Magic Bus" nach Nepal zu reisen. Kurzerhand verwirft Paulo seine Pläne, nach England zu fahren und schließt sich seiner neuen Reisebekannstschaft an.
Mir hat das Buch gut gefallen. Es greift das Freiheitsgefühl und die Reiselust der Hippieepoche wunderbar auf und vermittelt sofort den Drang, auf eine Fernreise aufzubrechen. Trotz einiger Hindernisse und zweifelhaften Abenteuer machen die beiden tolle Erfahrungen, treffen neue Menschen und erweitern stetig ihren Horizont, was ich als inspirierende Lektüre empfand.
Ich selbst habe das Buch auf einer Thailandreise gelesen und fühlte mich gleich mit den Protagonisten vereint, zumal es autobiografisch geschrieben und somit sehr authentisch ist.
Dieser Roman ist für alle Alt- und Junghippies, für Reisebegeisterte und solche, die ihren spirituellen Horizont erweitern möchten.

Veröffentlicht am 14.11.2018

Was würdest du tun...

Die Unsterblichen
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Die vier Geschwister der Familie Gold besuchen Ende der 60er Jahre in New York eine Wahrsagerin, die angeblich das Todesdatum voraussehen kann. Alle Kinder bekommen unterschiedliche Nachrichten, die älteste, ...

Die vier Geschwister der Familie Gold besuchen Ende der 60er Jahre in New York eine Wahrsagerin, die angeblich das Todesdatum voraussehen kann. Alle Kinder bekommen unterschiedliche Nachrichten, die älteste, Varya, sterbe somit im hohen Alter, während der jüngste, Simon früh sterben soll. Schnell gerät der Besuch in Vergessenheit oder wird als Scharlatanerei abgetan, bis die Geschwister sich zum Tod ihres Vater im Erwachsenenalter noch einmal daran erinnern. Es soll der letzte Abend sein, an dem alle vier zusammen treffen.
An dieser Stelle endet der Prolog des knapp 470 Seiten-Romans von Chloe Benjamin. Was folgt sind die Lebensgeschichten der vier Geschwister jeweils vom Startpunkt des Todes eines Geschwisters bis zum eigenen Tod.
Die Autorin zeigt vier Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während sich die, die ihren Tod früh erwarten ins Leben stürzen und jede Sekunde genießen, wiegen die älteren ihr Leben in Sicherheit, Ordnung und Konservative. Der Gedanke an den eigenen Tod aber ist seitdem allgegenwärtig. Als Leser steht natürlich die Frage permanent im Raum: Möchte ich wissen, wann ich sterbe? Würde das mein Leben verändern?
Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen. Die vier Figuren haben eine unglaubliche Tiefe und ihr Lebensweg wird eindringlich beschrieben. Für mich eins der besten Bücher des Herbstes.

Veröffentlicht am 14.11.2018

düsteres Prag

Alchimie einer Mordnacht
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Das Buch erzählt die Geschichte des jungen Chrstian Stern, der 1599 nach Prag kommt. Dort findet er die Leiche einer jungen Frau und gerät bald selbst unter Verdacht. Stern macht sich auf, um in eigener ...

Das Buch erzählt die Geschichte des jungen Chrstian Stern, der 1599 nach Prag kommt. Dort findet er die Leiche einer jungen Frau und gerät bald selbst unter Verdacht. Stern macht sich auf, um in eigener Sache zu ermitteln, bevor er für den Tod verantwortlich gemacht wird. Auch der Kaiser wird auf ihn aufmerksam, herrschen doch an seinem Palast dunkle Geheimnisse.
Das Buch machte auf mich einen durchweg düsteren Eindruck. Besonders die Stadt Prag als sonst schillernden Metropole und "goldene Stadt" wirkt dunkel und zwielichtig, ebenso die Charaktere. Leider hat mir das stellenweise die Lust am Lesen genommen.
Auch die Figur des Christian fand ich selten sympathisch. Dennoch war "Alchimie einer Mordnacht" ein lesenswerter, weil detailreicher historischer Krimi.

Veröffentlicht am 02.11.2018

urkomischer Reisebericht

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
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Auch wenn ich nie ein großer Karl May-Fan war, dieses Buch hat mich gereizt, da ich Biopics und Biografieromane einfach gerne mag.
Auch dieses Buch hat mich nicht enttäuscht.
Karl May, in Deutschland ...

Auch wenn ich nie ein großer Karl May-Fan war, dieses Buch hat mich gereizt, da ich Biopics und Biografieromane einfach gerne mag.
Auch dieses Buch hat mich nicht enttäuscht.
Karl May, in Deutschland ein bekannter und gefeierter Autor von Abenteuerromanen, ist nicht das, was er zu sein scheint. Nach außen als weltmännischer Indianerexperte bekannt, lebt er doch eigentlich in seiner Provinz und hat die Länder, die er so detailliert beschreibt, nie besucht.
Als er endlich zu seiner ersten Reise aufbricht, erkennt er, dass die Länder sich als ganz anders entpuppen, als er sie sich vorgestellt hat.
Auch erfährt die Öffentlichkeit von seinen Lügen und beginnt eine Hetzjagt gegen May.
Insgesamt entpuppte sich das Buch als vielschichtig und unterhaltsam. Die Figur des Karl May ist tief gezeichnet und man folgt ihm gerne.
Zudem fand ich die Reiseberichte stark und nicht selten äußerst witzig.

Veröffentlicht am 02.11.2018

Junge Frau geht ihren weg

Deutsches Haus
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Im Mittelpunkt des Buches steht die junge Eva, die als Übersetzerin für Polnisch in Frankfurt lebt. Sie wird für die anstehenden Prozesse gegen die Verbrechen in Auschwitz (eher kurzfristig als Ersatz) ...

Im Mittelpunkt des Buches steht die junge Eva, die als Übersetzerin für Polnisch in Frankfurt lebt. Sie wird für die anstehenden Prozesse gegen die Verbrechen in Auschwitz (eher kurzfristig als Ersatz) engagiert. Ihre Familie und ihr Verlobter Jürgen sind dagegen, dennoch nimmt Eva die Stelle an.
Im Laufe der Prozesse dringt die Protagonistin immer weiter ein in die Verbrechen innerhalb des KZs, die bis dato nicht bekannt und aufgearbeitet waren. Plötzlich sieht sie sich konfrontiertz mit der Geschichte ihres Landes und bald auch mit der ihrer eigenen Familie.
Insgesamt liest sich dieses Buch sehr flüssig und gut, auch wenn der Inhalt überwiegend beklemmend ist. Durch die detaillierten Zeugenaussagen Überlebender wird einem die Zeit des Nationalsozialismus und des Holocaust erschreckend nah gebracht. Umso unverständlicher ist für den Leser die Haltung der Bevölkerung, die zum großen Teil von dem Prozess und der Aufarbeitung absieht, ja ihn sogar verteufelt und ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte verdrängt. Aus heutgier Sicht unvorstellbar, aber durch das Buch gut aufgezeichnet. Es zeigt, dass in den 60er Jahren jeder sich mit der eigenen Kriegsgeschichte auseinanderzusetzen hatte.
Meiner Meinung nach fängt die Autorin die Stimmung gut ein, verknüpft den Prozessverlauf mit der Geschichte der selbstbewussten Eva.
Ein empfehlenswertes Buch für Leser von Romanen jüngerer deutscher Geschichte wie Carmen Korn oder "Wenn Martha tanzt" von Tom Saller.