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Veröffentlicht am 05.09.2020

Das doppelte Lottchen Hardcore

Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge
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Zara will einen aufgeflogenen Informanten aus den Händen von Islamisten befreien, während Zoë ihrem Boss hilft, seine Stellung in der Unterwelt zu stärken. Zum zweiten Mal kommt es zum Rollentausch der ...

Zara will einen aufgeflogenen Informanten aus den Händen von Islamisten befreien, während Zoë ihrem Boss hilft, seine Stellung in der Unterwelt zu stärken. Zum zweiten Mal kommt es zum Rollentausch der ungleichen Schwestern - die eine, regelkonform und bei Europol angestellt, die andere, draufgängerisch und in mafiöse Strukturen verstrickt. „Sie würde ihn - wenn es sein müsste - an Zoë verfüttern, dann hätte sie ihre Antwort in einer Minute - er konnte nicht mal ahnen, wie herrlich er es hatte, dass ihm der gute Zwilling gegenübersaß.“
Was vom Grundprinzip anmutet wie „Das doppelte Lottchen“ und entsprechende Verwirrung mit sich bringt, entpuppt sich schnell als knallharte Action. Beide Protagonistinnen müssen Grenzen überschreiten, um Terroristen zu bezwingen oder den Mafiaboss zu überzeugen. Für meinen Geschmack trägt der Autor manchmal etwas dick auf, einige Schimpfwörter möchte ich gar nicht wiederholen. Das Buch besticht aber durch sein Tempo - in kurzen Kapiteln wechseln Medienberichte, Telefonate und die eigentliche Handlung ab - und auch die Familiengeschichte kommt nicht zu kurz.

Veröffentlicht am 30.08.2020

Heimat finden

Jahresringe
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„Jahresringe“ erzählt die Geschichte einer Familie in drei Generationen - beginnend mit Leonore, die es nach dem Krieg ins Rheinland verschlägt, über ihren Sohn Paul, mit dem sie wegen des näherrückenden ...

„Jahresringe“ erzählt die Geschichte einer Familie in drei Generationen - beginnend mit Leonore, die es nach dem Krieg ins Rheinland verschlägt, über ihren Sohn Paul, mit dem sie wegen des näherrückenden Tagebaus erneut umsiedeln muss, bis hin zu dessen Kindern in der heutigen Zeit, die dem Kohleabbau unterschiedlich gegenüberstehen.
“Allein Düsseldorf! Welchen Klang das hatte! Die Stadt war eine Insel weit draußen in einem undurchdringlichen Ozean. Abenteuerlicher ging es kaum.” Das Typische des Orts mit seinen Besonderheiten, wie einem bestimmten Gebäck, und die Umstände der jeweiligen Zeit, wie die Musik, die die Jungs hören, hat der Autor gut eingefangen. Auch das große Thema Heimat wird greifbar.
Das Buch liest sich gut, ist aber recht unspektakulär. Die Figuren bleiben eher unnahbar; manche Details wirken aufgesetzt und zu konstruiert, um glaubwürdig zu sein. Ich hatte mir von dieser Familiengeschichte mehr erwartet.

Veröffentlicht am 16.08.2020

Aus dem Chemielabor

Mit besten Absichten
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Fred ist ein Chemiker, der Dinge erfindet, die die Welt verändern - von Teflon bis zu verbleitem Benzin. Dies ist seine Lebensgeschichte.
Eingebettet in tatsächliche Entwicklungen der Welt, wird die fiktive ...

Fred ist ein Chemiker, der Dinge erfindet, die die Welt verändern - von Teflon bis zu verbleitem Benzin. Dies ist seine Lebensgeschichte.
Eingebettet in tatsächliche Entwicklungen der Welt, wird die fiktive Biografie eines Mannes erzählt, der hoch hinaus will. Besonders wird die Erzählweise durch den Wechsel zwischen Ich-Erzähler und personalem Erzähler sowie der Ansprache des Lesers.
Die Ansichten der Hauptfigur amüsieren dadurch, dass sie überholt („Als ob wir eine Behörde zum Schutz der Umwelt bräuchten! Lächerlich, das Ganze ...“) oder selbstironisch („der Mann, der die erste Atombombenexplosion der Weltgeschichte wegen Durchfalls versäumt hatte“) wirken. Doch die Missgunst gegenüber dem Freund, der auf demselben Gebiet tätig ist wie er, machen ihn nicht unbedingt zu einem liebenswerten Charakter.
Günther Thömmes schafft es, im Plauderton über Risiken und Nutzen der Wissenschaft zu schreiben und Fachwissen unterhaltsam zu verpacken.

Veröffentlicht am 08.08.2020

Außergewöhnlich und wunderbar

Das Meer in meinem Zimmer
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Als ihre Mutter den Tod des Ehemannes leugnet, übernimmt die 19-jährige Jolanda die Verantwortung für die Familie, zu der noch ihre 10 Jahre jüngere Schwester Lilli gehört.
„Guten Tag, mein Vater ist heute ...

Als ihre Mutter den Tod des Ehemannes leugnet, übernimmt die 19-jährige Jolanda die Verantwortung für die Familie, zu der noch ihre 10 Jahre jüngere Schwester Lilli gehört.
„Guten Tag, mein Vater ist heute Morgen hier auf der Station gestorben, und jetzt soll ich für meine Mutter nachfragen, ob er wirklich tot ist.“ Die schweren Themen Krankheit, Tod und Verlust verpackt die Autorin federleicht in mitunter skurril anmutenden Situationen, ohne dass es lächerlich wirkt. Über Rückblenden erfahren wir, dass die Familiensituation schon in Jolandas Kindheit instabil war und besondere Bewältigungsstrategien von ihr erfordert hat. Sie ist eine sympathische Protagonistin, mit der ich leicht mitfühlen konnte.
Ich habe „Das Meer in meinem Zimmer“ als außergewöhnliche Familiengeschichte empfunden, die mich noch dazu sprachlich begeistert hat.

Veröffentlicht am 02.08.2020

Der Affe tanzt

Monkey Mind
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In „Monkey Mind“ geht es in erster Linie darum, einen Umgang mit den unruhigen Gedanken während der Meditation zu finden. Dazu gehören auch praktische Übungen, die teilweise als vom Autor eingesprochenes ...

In „Monkey Mind“ geht es in erster Linie darum, einen Umgang mit den unruhigen Gedanken während der Meditation zu finden. Dazu gehören auch praktische Übungen, die teilweise als vom Autor eingesprochenes Audiomaterial auf der Verlagsseite abrufbar sind.
Ralph de la Rosa bringt seine persönlichen Erfahrungen als Psychotherapeut und Meditierender, aber auch als ehemals an Depression und Drogensucht Erkrankter in sein Buch ein. Letzteres scheint mir eine amerikanische Unart zu sein, hat es doch eigentlich mit dem Thema wenig zu tun und wäre in diesem Kontext verzichtbar gewesen.
Neben Erkenntnissen, die sich dem Leser vielleicht nicht sofort erschließen („Während wir üben, können wir plötzlich die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Aspekten unseres Lebens erkennen, die wir vorher als völlig unabhängig voneinander verstanden haben.“), bringt der Autor andererseits Aspekte, wie Selbstliebe oder den inneren Kritiker, ein, die die Betrachtung des im Kopf herumtanzenden Affen rundmachen.
Es lassen sich durchaus interessante Informationen finden, wenn man die Spreu vom Weizen getrennt hat.