Cover-Bild Das Meer in meinem Zimmer
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22,00
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  • Verlag: Schöffling
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 21.07.2020
  • ISBN: 9783895613524
Jana Scheerer

Das Meer in meinem Zimmer

Roman
Als Jolandas Vater Pax kurz vor ihrem Abitur stirbt, kann ihre Mutter es nicht fassen. Jolanda muss ins Krankenhaus, um nachzufragen, ob er wirklich tot ist. Es stimmt – Ex um drei Uhr dreiundzwanzig, wird ihr mitgeteilt. Doch ihre Mutter weigert sich, seinen Tod zu akzeptieren. Verwirrt und wie gelähmt spielen Jolanda und ihre jüngere Schwester Lilli das Spiel mit. Aber die künstliche Normalität ist brüchig. Erinnerungen an das Leben mit Pax holen Jolanda ein: Die Nordseepension, die er betrieb, ohne je einen Gast zu haben. Seine aufbrausende Unberechenbarkeit. Seine leidenschaftliche, wütende, irrsinnige Suche nach einem verschollenen Schiffswrack. Als die kleine Lilli voller Verzweiflung nachts ins Watt läuft, um nach dem Vater zu suchen, führt das Leugnen seines Todes fast in die Katastrophe. Jolanda muss handeln.
Jana Scheerers Roman »Das Meer in meinem Zimmer« erzählt von einer Familie, die ihr Zentrum verliert und sich neu finden muss – alle zusammen und jede für sich allein.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2020

Abschied von einem cholerischen Loser

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Pax ist tot - nein, er war längst nicht in dem Alter, in dem man normalerweise geht: es war Krebs. Und auch noch vieles, vieles andere dazu.

Pax: Ehemann (von Constanze, Psychologin) und Vater (zweier ...

Pax ist tot - nein, er war längst nicht in dem Alter, in dem man normalerweise geht: es war Krebs. Und auch noch vieles, vieles andere dazu.

Pax: Ehemann (von Constanze, Psychologin) und Vater (zweier wohlgeratener Töchter: Jolanda, 19 und Lilli, 9). Wenn man das alles so liest, fragt man sich, wie sie es mit ihm aushalten konnten. Denn er war nicht nur alles andere als einfach, er war...

Nein, das lesen Sie bitte schön selbst. Aber wenn Ihnen der Ausdruck Despot etwas sagt, dann können sie schonmal rätseln, was genau es wohl auf sich hat.

Der Roman ist aus der Sicht von Jolanda, der älteren Tochter geschrieben und schreibt mir in vielerlei Hinsicht aus dem Herzen. Denn auch ich habe meine Eltern (beide) verloren, als ich in einem ähnlichen (jungen) Alter war. Diese Hilflosigkeit, diese Unfähligkeit, sich an Schmerz und Verlust überhaupt heranzutasten - das kam mir sehr, sehr bekannt vor. Und die Autorin Jana Scheerer stellt es sehr passend dar. Vielleicht nicht einfühlsam (zumindest nicht für jedermann), vielmehr drastisch. Aber: ist es nicht drastisch, wenn der Vater so früh von uns geht? Auch wenn es hier zumindest aus der Sicht des Außenstehenden recht verständlich ist.

Denn Pax war - mit Verlaub - ein Loser. Einer der ersten Kategorie. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber lebenstüchtig - das ist ein Adjektiv, das so gar nicht auf ihn zutrifft.

Autorin Scheerer hat - so glaube ich - viel Kraft aufbringen müssen für diesen Roman. Der voller Schmerz ist, aber auch voller Ironie. Und beides passt. Allerdings kann ich nicht garantieren, dass es beim Lesen nicht ans Eingemachte geht.

Ein heftiger Roman. Einer, den nicht jeder lesen kann oder will. Aber einer, der geschrieben werden musste.

Veröffentlicht am 27.07.2020

Ein Buch, dass betroffen macht

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Für Jolanda Jellerich der Ich-Erzählerin in dem Buch "Das Meer in meinem Zimmer" von Jana Scheerer, fühlt sich das Leben auf der Insel keineswegs an,wie das Leben der Glückseligen, wie es das Schild am ...

Für Jolanda Jellerich der Ich-Erzählerin in dem Buch "Das Meer in meinem Zimmer" von Jana Scheerer, fühlt sich das Leben auf der Insel keineswegs an,wie das Leben der Glückseligen, wie es das Schild am Fähranleger verspricht. Das liegt nicht nur daran, dass ihr Vater gerade gestorben ist und sie traurig über den Verlust eines geliebten Menschen wäre. In den vielen folgenden Rückblenden wird sehr schnell klar, dass die Familie alles andere als glücklich war. Der Vater, Pax hatte große psychische Probleme, war gewalttätig und unberechenbar, selbstmordgefährdet. Obwohl Constanze, ihre Mutter, selbst Psychologin ist, kommt sie mit der Situation nicht zurecht. Sie zieht sich ständig aus der Verantwortung, und überlässt Jolanda das Feld. Das passiert als die kleine Schwester geboren wird, als Pax an Leukämie erkrankt und als er schließlich stirbt.

Das Buch beginnt damit, dass Constanze ihre Tochter Jolanda bittet ins Krankenhaus zu fahren, um nachzufragen, ob ihr Vater wirklich gestorben ist. Sie meint den Anruf falsch verstanden zu haben. Mit kurzen prägnanten Sätzen beschreibt die Autorin das Gefühlschaos, dass in Jolanda tobt. Die Mutter glaubt ihr nicht, ignoriert die Nachricht und macht einfach weiter wie bisher. Jolanda's "Nulltagsfeier" steht an. Das Abitur ist geschafft, aber sie kann doch nicht feiern gehen, sich als Zwerg verkleiden, wenn ihr Vater gerade gestorben ist. Doch die Mutter klebt ihr noch den Bart an und wünscht ihr viel Spaß.

Viele kleine Szenen aus der Vergangenheit, machen wirklich betroffen. Da schwänzt Jolanda die Schule, weil sie eine diffuse Angst hat, dass der Vater ins Watt läuft und nicht mehr zurückkehrt. Pax ist Künstler und Kunstlehrer, allerdings aufgrund seiner psychischen Erkrankung arbeitslos und besessen davon das Wrack eines untergegangenen Schiffes zu entdecken. Auch die Verantwortung für die kleine Schwester lastet schon kurz nach deren Geburt auf Jolanda, da die Mutter schnell wieder arbeiten geht und Pax natürlich überfordert ist und statt wie ein Erwachsener zu handeln mit dem Baby um die Wette schreit, bis Jolanda die Situation entschärft. Es ist einfach herzzerreißend so etwas zu lesen. Dabei schreibt Jana Scheerer durchaus mit Humor, doch dieser bleibt einem oft im Halse stecken.

Gut gefallen hat mir, dass die Autorin das Meer, das Watt, den Schlick wie Metaphern verwendet, um so die Gefühlswelt ihrer Figuren zu erklären.

Am Ende sagt Constanze : " Hauptsache der Deich hält." Aber Jolanda denkt:" Vielleicht ist es besser, wie eine Hallig zu leben: Einen Bereich festzulegen, der überschwemmt werden kann von Zeit zu Zeit. Solange man eine Warft hat, auf die man sich zurückziehen kann, geht das."

Dieses berührende Buch hatte für mich ein versöhnliches Ende und wird sicher noch eine Weile nachhallen.

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Veröffentlicht am 08.08.2020

Außergewöhnlich und wunderbar

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Als ihre Mutter den Tod des Ehemannes leugnet, übernimmt die 19-jährige Jolanda die Verantwortung für die Familie, zu der noch ihre 10 Jahre jüngere Schwester Lilli gehört.
„Guten Tag, mein Vater ist heute ...

Als ihre Mutter den Tod des Ehemannes leugnet, übernimmt die 19-jährige Jolanda die Verantwortung für die Familie, zu der noch ihre 10 Jahre jüngere Schwester Lilli gehört.
„Guten Tag, mein Vater ist heute Morgen hier auf der Station gestorben, und jetzt soll ich für meine Mutter nachfragen, ob er wirklich tot ist.“ Die schweren Themen Krankheit, Tod und Verlust verpackt die Autorin federleicht in mitunter skurril anmutenden Situationen, ohne dass es lächerlich wirkt. Über Rückblenden erfahren wir, dass die Familiensituation schon in Jolandas Kindheit instabil war und besondere Bewältigungsstrategien von ihr erfordert hat. Sie ist eine sympathische Protagonistin, mit der ich leicht mitfühlen konnte.
Ich habe „Das Meer in meinem Zimmer“ als außergewöhnliche Familiengeschichte empfunden, die mich noch dazu sprachlich begeistert hat.

Veröffentlicht am 31.07.2020

Ein unglaublich berührender Roman vor der Kulisse der Nordsee

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„Das Meer in meinem Zimmer“ von Jana Scheerer ist im Juli 2020 im Verlag Schöffling & Co. erschienen. Der Roman umfasst in der gebundenen Ausgabe 256 Seiten.

Jolanda Jellerich macht gerade ihr Abitur ...

„Das Meer in meinem Zimmer“ von Jana Scheerer ist im Juli 2020 im Verlag Schöffling & Co. erschienen. Der Roman umfasst in der gebundenen Ausgabe 256 Seiten.

Jolanda Jellerich macht gerade ihr Abitur und alles könnte so schön und unbeschwert sein in ihrem Leben – ist es aber nicht und dies schon über einen sehr langen Zeitraum.
In Rückblenden und aus der Ich-Perspektive berichtet Jolanda von ihrem schwierigen Vater, der psychisch erkrankt ist, Leukämie hatte und letztendlich daran verstorben ist. Zudem neigte er zur Gewalttätigkeit und war besessen von der Suche nach einem untergegangenen Schiff. Mit der schwierigen Lebenssituation ihres Mannes und letztendlich auch seinem Tod kommt Constanze, die Mutter von Jolanda, nicht klar. Sie steht hilflos und teilweise auch kopflos daneben, obwohl sie selbst Psychologin ist. Jolanda muss immer wieder Aufgaben übernehmen, die ihr sehr viel abverlangen, die ihr als Mädchen/junge Frau nicht gerecht werden und sie heillos überfordern.
Letztendlich muss sich die Familie in der neuen Konstellation zurechtfinden und es gibt Hoffnung.

Jana Scheerer gelingt es in ihrem Roman den Leser durch ihren feinfühligen und fesselnden Schreibstil in den Bann zu ziehen. Ich als Leserin fühlte so ab der ersten Seite sowohl was die Höhen als auch die Tiefen von Jolanda anbelangt, mit und konnte mich gut in die Protagonistin hineinversetzen und ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen. Jolanda ist eine starke Protagonistin, die den Leser all ihre Gefühlsebenen durchlaufen lässt. Oft handelt es sich hier um die Hoffnungslosigkeit, aber auch um das Gefühl der Trauer, der Schwere der Verantwortung und der Ernsthaftigkeit, mit der Jolanda vielen Geschehnissen angeht. Beim Lesen ist diese Schwere oft direkt spürbar und man meint fast, davon erdrückt zu werden. Aber dies macht in meinen Augen auch den Reiz des Romans aus. Es ist sicherlich keine leichte Lektüre.
Besonders gefallen hat mir auch das Setting des Meeres, das immer wieder auftaucht und oft als Vergleich im Leben der Familie Jellerich herangezogen wird.

Fazit: Ein eindrücklicher Roman mit einer starken und modernen Protagonistin, die vom Verlust des Vaters innerhalb ihrer Familie erzählt und der Neuorientierung dieser.
Es war für mich ein berührendes Erlebnis, dieses Buch zu lesen und in die Welt von Jolanda einzutauchen.

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Das Schiff Jolande

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Das Meer in meinem Zimmer - Jana Scheerer

Der Beginn dieses Romans lässt als Thema etwas in der Richtung "Trauerbewältigung" vermuten. Jolandas Vater Pax ist gerade verstorben, die verbleibenden Familienmitglieder ...

Das Meer in meinem Zimmer - Jana Scheerer

Der Beginn dieses Romans lässt als Thema etwas in der Richtung "Trauerbewältigung" vermuten. Jolandas Vater Pax ist gerade verstorben, die verbleibenden Familienmitglieder stehen unter Schock. Die Mutter verleugnet den Tod und verweigert sich der Wahrheit. Die Verantwortung überlässt sie kommentarlos ihrer älteren Tochter.

Sehr schnell allerdings schwant dem Leser: etwas stimmt hier ganz und gar nicht. Das Verhalten von Jolanda, der kleinen Schwester Lilli und Mutter Constanze ist nicht mehr normal. Diese Familie ist zerrüttet und kaputt und damit hat der Tod des Vaters nicht allzu viel zu tun.
In Rückblenden führt uns Frau Scheerer ein in ein verstörendes, toxisches Familienleben. Sie erzählt von Jolandas schwieriger Kindheit, von Pax‘ Nordseepension, die nie ein Gast bezog und von seiner besessenen Suche nach einem versunkenen Schiffswrack. Vor allem aber erzählt sie, was eine psychische Erkrankung mit einer Familie, mit Kindern macht, wenn niemand in der Lage ist, sie zu schützen.
Es ist tatsächlich starker Tobak, der sich da herauskristallisiert. Die recht einfache, direkte Sprache, die die Autorin für ihre Geschichte findet, verstärkt die Intensität noch. Viele Gedanken, Gefühle muss sie gar nicht ausformulieren. Alles steckt bereits in der Art und Weise wie sie einzelne Worte einsetzt. Ein frischer, atemloser, jugendlicher Ton. Ich finde es insgesamt sehr gut, besonders geschrieben, die Figuren sehr gut beobachtet und detailliert beschrieben.

Dieser Roman ist trotz allem schnell gelesen, man fliegt förmlich durch die Seiten. Die Geschichte ist zwar atmosphärisch dicht geschrieben, dennoch finde ich, hätte man den ein oder anderen Handlungsstrang noch zu Ende führen können.
Einen Kritikpunkt sehe ich noch im Erzählstrang der Gegenwart. Hier wird manches sehr stark überspitzt dargestellt. Das hätte diese Geschichte meiner Meinung nach nicht nötig gehabt.

Insgesamt eine großartige Leseerfahrung. Besonders die sprachlichen Eigenheiten, die ich oben schon erwähnte, könnten diesen Roman zu einem Anwärter auf den Deutschen Buchpreis machen, wie ich finde…

4 Sterne

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