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Veröffentlicht am 29.11.2025

Opulent - aber dennoch ein wenig blutleer

Der Traum des Jaguars
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Der Traum des Jaguars – Miguel Bonnefoy
Opulent – aber dennoch ein wenig blutleer.
Dieser typisch südamerikanische Roman umspannt mehrere Jahrzehnte argentinischer Geschichte. Im Zentrum stehen das Findelkind ...

Der Traum des Jaguars – Miguel Bonnefoy
Opulent – aber dennoch ein wenig blutleer.
Dieser typisch südamerikanische Roman umspannt mehrere Jahrzehnte argentinischer Geschichte. Im Zentrum stehen das Findelkind Antonio, der sich mit viel Glück und Geschick zum berühmtesten Chirurgen Venezuelas mausert, seine spätere Ehefrau Ana Maria, eine der ersten Ärztinnen des Landes und die Tochter, die den Namen Venezuelas trägt. Insgesamt gibt es aber unheimlich viele weitere Figuren, die das Ganze ein wenig unübersichtlich machen. Dazu kommen immer wieder größere Zeitsprünge. Möglicherweise ein wenig zu viel für den Umfang dieses Romans.
Die Geschichte dieses Landes fand ich höchst faszinierend. Auch die Handlung wird mit viel Fantasie und dem typisch südamerikanischen magischen Realismus durchaus spannend vorangetrieben. Aus diversen, oben genannten Gründen, blieben die Figuren trotz allem recht distanziert und das Werk insgesamt etwas blutleer.
3 Sterne.


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Veröffentlicht am 27.11.2025

Jäger und Gejagte

Die Ungezähmten
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Die Ungezähmten – Gabrielle Filteau-Chiba
Was für eine furiose Geschichte!
Raphaelle lebt ein etwas unkonventionelles Leben als Wildhüterin in den Wäldern Kamouraskas, Quebec – so abgeschieden wie möglich ...

Die Ungezähmten – Gabrielle Filteau-Chiba
Was für eine furiose Geschichte!
Raphaelle lebt ein etwas unkonventionelles Leben als Wildhüterin in den Wäldern Kamouraskas, Quebec – so abgeschieden wie möglich von anderen Menschen. Nur die Hündin Coyote leistet ihr Gesellschaft.
Wie so oft kommt sie einem Wilderer auf die Spur. Die Situation eskaliert als sie Coyote schwerverletzt aus einer seiner Schlingen retten muss und der Wilderer es offensichtlich auf sie persönlich abgesehen hat.
Raphaelle sieht rot – und lässt ihrer Wut und ihren Rachegelüsten freien Lauf.
Generell ist dies ein sehr wütendes Buch, das Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft anprangert. Die Hauptthemen drehen sich um Gewalt. Gewalt gegen Tiere und Frauen. Der Mensch als das eigentliche Raubtier im Wald und außerhalb. Es ist eine sehr fantasievolle Geschichte mit eindringlichen Bildern, die nicht immer ganz leicht zu lesen ist. Ein durchwegs düsteres Werk, der zwischenzeitlich an einen Krimi erinnert und zusätzlich wunderbare Naturbeschreibungen liefert.
Inhaltlich fand ich diesen Roman teilweise etwas übers Ziel hinausgeschossen, sprachlich hat er mich allerdings sehr fasziniert. Diese unbändige Wut und Kraft, die praktisch in jedem Wort stecken und sich dann wieder mit poetischen Betrachtungen von Flora und Fauna abwechseln – das ist große Kunst.
Hervorragend geschrieben, aber wirklich kein Spaß zu lesen – auch wenn es durchaus spannend war. Oder vielleicht passt hier das Adjektiv „verstörend“ besser. Sicherlich ein Roman, der in Erinnerung bleiben wird.
4 Sterne.


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Veröffentlicht am 24.11.2025

Studien

Kurilensee
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Kurilensee – Sophia Klink
Dies ist ein recht wissenschaftlich geprägter Roman rund um das Ökosystem des Kurilensees auf der russischen Halbinsel Kamtschatka.
Protagonistin und Erzählerin ist Anna, eine ...

Kurilensee – Sophia Klink
Dies ist ein recht wissenschaftlich geprägter Roman rund um das Ökosystem des Kurilensees auf der russischen Halbinsel Kamtschatka.
Protagonistin und Erzählerin ist Anna, eine Biologin auf der Forschungsstation am Kurilensee. Zusammen mit ihren Kollegen, zu denen auch ihr Freund Vova zählt, beobachtet sie seit Jahren die Veränderung der Lachspopulation. Die Wissenschaftler zählen Fische, analysieren Wasserproben und vieles mehr. Schließlich sollen sie eine Empfehlung abgeben für oder gegen eine Düngung des Sees mit Phosphat. Diese kann möglicherweise die Folgen von Überfischung und Klimawandel etwas abmildern. Aber würde man damit nicht das empfindliche Ökosystem noch mehr durcheinanderbringen? Eine schwere Entscheidung zu einem sehr aktuellen Thema.
Man muss sich als Leser schon für Fische, Klima und was alles damit zusammenhängt, interessieren. Denn die Autorin verliert sich gern in wissenschaftlichen Details und schreckt auch vor Fachbegriffen nicht zurück. Fernab der Studien gibt es nur recht wenig Handlung bzw. Entwicklung.
Dennoch liest sich dieses faszinierende Werk überraschend gut. Der Autorin gelingt es, einen gewissen atmosphärischen Sog aufzubauen und mit ihrer eigenen Begeisterung anzustecken.
Lesenswert - 4 Sterne

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Veröffentlicht am 01.11.2025

Grace und Julian

Love Sick
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Grace und Julian
Eine enemys-to-lovers Liebesgeschichte im medizinischen Bereich.
Zusätzlich spielen noch böse Gerüchte sowie Wunden aus der Vergangenheit eine Rolle. Und natürlich der stressige Klinikalltag. ...

Grace und Julian
Eine enemys-to-lovers Liebesgeschichte im medizinischen Bereich.
Zusätzlich spielen noch böse Gerüchte sowie Wunden aus der Vergangenheit eine Rolle. Und natürlich der stressige Klinikalltag. Beinahe ein wenig zu viel um allen Themen wirklich gerecht zu werden.
Ansonsten ist die Geschichte aber wirklich nett geschrieben und die Protagonisten authentisch und sympathisch.
4 Sterne

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Veröffentlicht am 19.10.2025

Femizid

Lilianas unvergänglicher Sommer
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Lilianas unvergänglicher Sommer – Cristina Rivera Garza
Cover und Titel ließen mich hier so etwas wie einen leichten Sommerroman vermuten – weit gefehlt!
Cristina Rivera Garza berichtet in diesem Werk ...

Lilianas unvergänglicher Sommer – Cristina Rivera Garza
Cover und Titel ließen mich hier so etwas wie einen leichten Sommerroman vermuten – weit gefehlt!
Cristina Rivera Garza berichtet in diesem Werk vom Femizid an ihrer Schwester Liliana, die vor mittlerweile 29 Jahren als zwanzigjährige Architekturstudentin in Mexico-City von ihrem Ex-Freund ermordet wurde.
Die Fakten liegen von Anfang an auf dem Tisch – gefasst wurde der Mörder allerdings bis heute nicht. Die Schwester erzählt hier nun Lilianas Geschichte. Von ihrer Kindheit und Jugend, dem Kennenlernen des späteren Ex-Freundes, Studenten-Leben und auch vom Tathergang und der jahrzehntelangen Trauerarbeit der Familie.
Die Autorin bedient sich dabei vieler Puzzlestücke, die sie mosaikartig aneinanderreiht. Von offiziellen Dokumenten über persönlichen Briefen und Tagebucheinträgen oder Notizen zeichnet sie nach und nach ein detailliertes Bild Lilianas, die das Schreiben liebte. Das ist durchaus abwechslungsreich und wirkt sehr authentisch, ganz einfach fand ich den Zugang allerdings nicht. Vom sehr förmlichen Ton von Polizeiberichten bis zu albern-verspielten Briefchen an die beste Schulfreundin ist alles dabei.
Über allem schwebt jedoch immer das Wissen über den Ausgang von Lilianas Geschichte. Dieses Werk ist ergreifend und bedrückend und unheimlich wichtig.
Sehr empfehlenswert! 5 Sterne

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