Geschichte vom Scheitern
On the Road
Biografien zu bewerten, das ist schwer. Denn meistens liest man sie, wenn man die Person bereits kennt. Ich hab Rick Zabel mit seinem Vater Erik Zabel verwechselt, hatte also nicht die besten Voraussetzungen. ...
Biografien zu bewerten, das ist schwer. Denn meistens liest man sie, wenn man die Person bereits kennt. Ich hab Rick Zabel mit seinem Vater Erik Zabel verwechselt, hatte also nicht die besten Voraussetzungen. Und leider stelle ich fest: Eine wirkliche Aussage hat das Buch nicht. Aus meiner Sicht hat sich Neu-Influencer Rick Zabel damit keinen Gefallen getan.
Worum geht es?
Das Buch zeichnet relativ geradlinig Zabels Weg in den Profi-Radsport, beginnend mit ersten Versuchen als Kind über das Sport-Internat in Erfurt und erste Verträge hin zu seinem jetzigen Job als Rad-Influencer.
Kombiniert wird das ganze mit jeweils eine Begriff aus dem Radsport.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Der Text liest sich gut. Der Stil ist flüssig, keine Stolpersteine. Entweder weiß sich Zabel gut auszudrücken oder es wurde gut lektoriert.
Inhaltlich ist es aber eine Geschichte vom Scheitern. Zabel schreibt das einem falschen Timing zu, letztlich weiß er das aber nur selbst. In seinen 13 Jahren als Profi ist der nie ganz oben mitgefahren, stattdessen zeigt das Buch einen Mann, der nach Siegen gern feiert und auch das Ende seiner Profi-Karriere sehr ausführlich gefeiert hat. Im Gegensatz zu seinem Vater, der nach jedem Rennen noch härter gearbeitet hätte, erklärt er mehrmals. Zabel schreibt das stellenweise auch den Teams zu, die ihn nicht immer als Sprinter eingesetzt haben. Außerdem wird im Radsport auch strategisch gearbeitet, es gibt also Helfer, die Tempo machen usw.
Für Zabel war seine Leistung ok, aber im Buch reflektiert er wenig. An diesen Stellen hätte das Buch die Möglichkeit gehabt, den Menschen Rick Zabel zu zeigen. Doch diese Chance wird verschenkt.
Auch die Leidenschaft zum Radsport kommt nur selten raus. Paris-Roubaix wird ausführlich behandelt, aber die Fakten kann man sich aus Wikipedia heraussuchen. Wer sich auf hautnahe Berichte berühmter Rennen gefreut hat, wird hier enttäuscht.
Ohnehin spart das Buch mit Anekdoten, man hat nie das Gefühl, nah dran zu sein. Zabel betont, dass er am Anfang seiner Karriere seinen Reichtum zeigen wollte, und der Konflikt mit dem Vater kommt an einigen Stellen heraus. Das war es aber.
Auch Hintergrund-Infos für den Laien, wie Radsport funktioniert, gibt es eher verteilt. Ich finde das Buch etwas unausgegoren geplant.
Fazit
Warum schreibt man mit 30 ein Biografie? Rick Zabel hätte sicher genügend Stoff, aber das Buch kann das nicht vermitteln. Es zeigt weder den Menschen noch zeigt es die Tiefen des Radsports. Es ist eine Folge von wenigen Siegen und vielen Niederlagen, die letztlich in eine relativ erfolgreiche Karriere als Influencer münden. Als solcher macht sich Zabel besser als als Autor.