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Veröffentlicht am 17.09.2023

Charakterlich nicht ausreichend ausgearbeitet

October, October
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Die Prämisse der Geschichte ist interessant und bietet viel Potenzial für Auseinandersetzung mit interessanten Fragen, unterschiedlichen Lebensmodellen und... Charakterentwicklung.
Dass Letzteres fast ...

Die Prämisse der Geschichte ist interessant und bietet viel Potenzial für Auseinandersetzung mit interessanten Fragen, unterschiedlichen Lebensmodellen und... Charakterentwicklung.
Dass Letzteres fast gänzlich fehlte, ist der Hauptgrund, warum mir dieses Buch überhaupt nicht gefallen hat. Man lernt ein Mädchen kennen, das einerseits naturbezogen und "wild" sein soll - was sie zum Teil auch zeigt -, dann wiederum ist October unglaublich selbstbezogen, reflektiert überhaupt nicht, was ihre Taten verursachen können, und weigert sich, die Konsequenzen zu akzeptieren. Für den Anfang der Geschichte durchaus normal - aber ich habe bis zum Ende nicht viel Entwicklung bei ihr wahrgenommen. Stattdessen sieht man ein Mädchen, das sich nur beruhigt, wenn es seinen Willen kriegt, und das erschreckend wenig auf andere zugehen möchte.

Vielleicht war es die Absicht der Autorin, zu zeigen, was ein Aufwachsen in Wildnis und Isolation für ein Kind bedeuten würde - theoretisch möglich, aber irgendwie glaube ich das nicht. Wenn man die Geschichte genauer analysiert, wird man bemerken, dass October gar nicht so anders ist als andere Kinder, nur dass die Art, wie sich ihre Gefühle im Verhalten zeigen, bedingt durch ihre Herkunft etwas anders ist. Einerseits ist das eine interessante Einsicht, andererseits nimmt das noch mehr von ihrem Charakter weg, der einzigartig sein soll, sodass stellenweise nicht mehr bleibt als ein launisches Kind, dessen Eltern versagt haben.

In dem Zusammenhang kann man noch das Cover erwähnen, das überhaupt nicht zu der wilden October passt, wie sie in der Geschichte beschrieben wird. Aber das ist nur ein Problem der deutschen Ausgabe.

Insgesamt würde ich dennoch sagen, dass das Buch dank einiger interessanter Nebenfiguren und Nebenhandlungsstränge und einfach dadurch, dass es mal etwas anderes ist, einen Blick wert sein könnte. Es fällt mir nur schwer, genauer zu definieren, wem es gefallen könnte.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Ungewöhnliches, aber auch unausgereiftes Debüt

Die Geschichtenwandler − Magische Tinte
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Die Geschichtenwandler ist ein ungewöhnliches Debüt aus Großbritannien mit einem starken Einstieg, den das Buch aber leider nicht auf Dauer halten kann. Die Ausgangssituation ist wundervoll: Enna verbringt ...

Die Geschichtenwandler ist ein ungewöhnliches Debüt aus Großbritannien mit einem starken Einstieg, den das Buch aber leider nicht auf Dauer halten kann. Die Ausgangssituation ist wundervoll: Enna verbringt viel Zeit in der Buchhandlung ihrer Mutter. Man merkt, dass sie die besondere Atmosphäre spürt, die in dem Laden herrscht, und die Anziehungskraft der Bücher.
Originell finde ich, dass das gesamte Buch in der besonderen Tinte (d.h. in einem angenehmen Dunkelgrün) geschrieben ist, sodass man sich perfekt in die Geschichte hineindenken kann. Leider ist der ganze Rest nur bedingt überzeugend. Man hat das Gefühl, dass an allen Stellen noch ein wenig mehr hätte ausgearbeitet werden müssen.

Zunächst zur Welt: Erst fühl man sich wohl in Ennas London, es herrscht einfach so eine Atmosphäre von Magie und etwas Besonderem. Auf Dauer ist es aber schwer, die Bedingungen der Welt, der Magie und des Spiels, das die Aufnahmeprüfung darstellt, zu durchblicken. Positiv kann man anmerken, dass die Geschichte wenig vorhersehbar ist.
Die Beziehungen zu den anderen Figuren sind ebenfalls oft schwer nachzuvollziehen. Freundschaften entstehen aus dem Nichts und zerbrechen genauso leicht wegen Kleinigkeiten. Die vielen offenen Fragen, die man hat, führen nicht zu mehr Spannung, sondern zu einer gewissen Ungeduld und schließlich leider auch Frustration mit Enna. Nichts stört den Spannungsbogen mehr, als wenn man immer wieder verwirrt zurückblättern und nochmal etwas nachlesen muss, um herauszufinden, ob man sich falsch erinnert oder etwas nicht mitbekommen hat. All die Dramen wirken ein wenig konstruiert, bis es dann plötzlich todernst wird. Und dann enthält auch noch das Cover genau genommen einen Spoiler, weil man sich darüber wundert, wer darauf abgebildet ist (und wer nicht).

Was ich aber trotz allem bemerkenswert fand, ist, dass Enna – ohne jetzt zu viel verraten zu wollen – deutlich entschiedener scheitert als andere Figuren in Kinderbüchern. Enna ist eine originelle Protagonistin mit deutlichen Fehlern. Auch wenn es schwer ist, sich in sie hineinzuversetzen und mitzufühlen, gibt das dem Buch wieder ein gutes Maß an Charme und es bestätigt sich, dass "Die Geschichtenwandler" keine 0815-Reihe ist.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Nur auf den ersten Blick etwas Besonderes

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Dieses Buch hat mich durch sein wunderschönes Cover angezogen und auch wenn ich aufgrund des Covers erwartet hätte, dass auch Katzen eine Rolle darin spielen, gefällt es mir immer noch.
Die Geschichte ...

Dieses Buch hat mich durch sein wunderschönes Cover angezogen und auch wenn ich aufgrund des Covers erwartet hätte, dass auch Katzen eine Rolle darin spielen, gefällt es mir immer noch.
Die Geschichte beginnt mit einer sprachlichen Leichtigkeit, die mir sehr erfrischend vorkam. Die authentischen Dialoge sind eine klare Stärke dieses Buches. Leider ist der Erzählstil allgemein aber weniger mein Fall: Die Distanz zu Takako konnte ich bis zum Schluss nicht überwinden und so konnte man auch nicht nachfühlen, wie die Bücher (das zentrale Element der Geschichte) ihr ins Leben zurückhelfen und ihr gebrochenes Herz heilen. Der Autor beschreibt es trocken, man fühlt es aber nicht.
Was mir noch gut gefallen hat, war, dass man vom Setting her schon das Gefühl bekommen hat, sich in Japan zu befinden, sowohl im Buchhandlungsviertel als auch in der Natur im späteren Verlauf der Geschichte. Was aber die eigentliche Handlung und das Zwischenmenschliche angeht, fand ich die Geschichte zu gewöhnlich. Gerade zum Ende hin las sie sich wie ein 0815-Familienroman (allerdings im Ultra-Schnelldurchlauf).

Mein erster Eindruck von dem Buch war so besonders, dass ich von der Lektüre eine lebensverändernde Erfahrung erwartet habe. Das konnte die Buchhandlung Morisaki mir leider nicht geben.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Gute Idee, mäßige Umsetzung

Night
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Ich denke, dass viele zu diesem Buch/Hörbuch greifen werden, weil sie Lust auf die Stimmung haben, die skizziert wird, Frühe 2000er in den USA, die sich aber eher wie 80er oder 90er anfühlen, ein Serienmörder ...

Ich denke, dass viele zu diesem Buch/Hörbuch greifen werden, weil sie Lust auf die Stimmung haben, die skizziert wird, Frühe 2000er in den USA, die sich aber eher wie 80er oder 90er anfühlen, ein Serienmörder auf dem Campus und eine Studentin, die eine sehr leichtsinnige Entscheidung trifft. Zumindest war es bei mir die Stimmung, die mich zu dem Hörbuch greifen ließ. Aber man merkt schnell, dass man hier etwas ein wenig anderes bekommt.

Alles steht und fällt mit Protagonistin Charlie. Sie ist nicht nur traumatisiert, weil ihre Freundin ermordet wurde und sie sich selbst die Schuld dafür gibt - sie hat auch ansonsten schon einige Schicksalsschläge ertragen müssen und ihr Leben ist alles andere als durchschnittlich. Damit ist sie eine andere Art von Protagonistin als man erwartet. Die Handlung dreht sich entsprechend mehr um ihre Psychosen und war damit für mich auf Dauer uninteressant. Charlie, ein großer Film-Fan, sieht Filme im Kopf in Schwarz-Weiß, ein bisschen wie eine extreme Version von Tagträumen. Sie ist dann nicht ansprechbar und hat über sich auch keine Kontrolle. Das Ganze soll ihr vermutlich eine unglaubliche Tiefe geben und durch die unzuverlässige Erzählperspektive kann man viel in die Handlung hineininterpretieren. In meinem Fall habe ich für letzteres wenig Antrieb verspürt und Charlies Gedanken sowie Gespräche mit dem Fahrer waren eher pseudo-tiefsinnig.
Dafür kann ich die Hörbuch-Sprecherin loben, ich finde das Resultat wirklich stimmungsvoll und professionell gemacht und das, obwohl ich sonst schwer für Hörbuchstimmen zu begeistern bin.

Dieses Buch ist vielleicht das Richtige für wirklich große Fans von Filmanalysen und unzuverlässigen Erzählern. Ich kann durchaus schätzen, was der Autor hier versucht hat, bin aber beides nicht, daher sind das Buch und ich auch keine Freunde geworden.

Veröffentlicht am 08.04.2023

Ein Buch wie eine gemütliche Tasse Tee

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis (Bd. 1)
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Das Cover der Polidoris strahlt eine schaurige Gemütlichkeit aus, die die Geschichte ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen lässt und mich beim Lesen ganz nostalgisch gemacht hat. Ich mag generell Bücher ...

Das Cover der Polidoris strahlt eine schaurige Gemütlichkeit aus, die die Geschichte ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen lässt und mich beim Lesen ganz nostalgisch gemacht hat. Ich mag generell Bücher über die Kinder von Forschern, weil diese Kinder meist aufgeweckt, neugierig und einfach interessant sind. In diesem Fall ist es aber so, dass die Eltern verschollen, möglicherweise nicht mehr am Leben sind, wodurch auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod im Buch eine Rolle spielt. Das macht die Geschichte aber nicht düsterer oder dramatischer als sie sein muss. Insgesamt ist es trotz allem eine vergnügliche Erzählung, bei der einem warm ums Herz wird, auch wenn gruselige oder schlimme Dinge passieren oder angedeutet werden. Die Bilder von Verena Wugeditsch tragen sehr viel dazu bei, dass diese Atmosphäre erzeugt wird.

Die Figuren finde ich hier besonders gelungen, weil mir keine einzige auf die Nerven gegangen ist und sie alle irgendwas an sich haben, was sie besonders macht, sei es Petronellas Überbiss und Unsicherheit oder Pellegrinos Liebe für die harte Wissenschaft und Unfähigkeit, Sarkasmus zu verstehen. Stellenweise hätte es etwas ausführlicher sein können, weil bei mir immer wieder Fragen aufkamen zu dem, was gerade geschieht, die nicht alle zum Ende aufgeklärt wurden. Trotzdem möchte ich dafür keine Sterne abziehen, weil das Buch als Ganzes mich so überzeugt hat.

Eine gemütliche und interessante Lektüre, z.B. für Fans der Winterhaus-Bücher von Ben Guterson.