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Veröffentlicht am 11.07.2019

Bei mir völlig durchgefallen

Die Magdalena-Verschwörung
4

Vor dem Tower of London taucht eine geköpfte Frauenleiche auf; pikanterweise verkleidet als Anne Boleyn. Die Tote stand kürzlich in Verbindung mit Maureen Paschal, ihres Zeichens Journalistin mit einem ...

Vor dem Tower of London taucht eine geköpfte Frauenleiche auf; pikanterweise verkleidet als Anne Boleyn. Die Tote stand kürzlich in Verbindung mit Maureen Paschal, ihres Zeichens Journalistin mit einem Faible für Maria Magdalena. Ausgerechnet sie findet neue Dokumente aus Anne Boleyns Zeiten. Gibt es da etwa eine Verbindung zum Mord?
Nach der Lektüre kann ich das beantworten: Nö. Also augenscheinlich schon, denn Anne Boleyns Name wird sowohl in der Gegenwart wie auch in der Vergangenheit genannt. Inhaltliche Verbindungen sucht man vergebens. Wie so vieles in diesem „Thriller“. Eigentlich handelt es sich hier um einen historischen Roman über Anne Boleyn. Um einen recht trockenen, manchmal auch langatmigen Roman, der das Schicksal von Heinrichs zweiter Ehefrau mit einer geheimen, Maria Magdalena verehrenden Glaubensgemeinschaft verknüpft. Leider ist irgendjemand auf die Idee gekommen, aus dem mittelmäßigen historischen Roman dann doch lieber einen Thriller zu machen, indem eine lieblos gestrickte, hanebüchene, völlig vorhersehbare Rahmenhandlung drumrumgebastelt wurde. Spannung gibt es nicht, dafür Leichen in Akkordarbeit, damit sich die Genrebezeichnung vielleicht doch irgendwie lohnt. Es werden Fragen aufgeworfen, die auch am Ende des Buches unbeantwortet bleiben, die Auflösung des Falles grenzt eher an einen schlechten Scherz; will heißen: das Konzept vom Genremix ist so dermaßen gefloppt ; ) Der Stil der Autorin ist eigentlich gar nicht so schlecht (von sinnbefreiten 3-Wort-Sätzen mal abgesehen), aber inhaltlich konnte ich mit diesem Buch so gar nichts anfangen. Verleidet wurde mir die Lektüre zunehmend auch durch die Feminismuskeule, die die Autorin leidenschaftlich und übertrieben häufig schwingt. Im krassen Gegensatz dazu steht ihre Hauptfigur Maureen, die sich hauptsächlich durch ihre Schönheit und ihren sicherlich ebenfalls schönen + superreichen Mann auszeichnet. Da ist der feministische Ansatz dann wohl unter der ganzen Schönheit untergegangen. Auch die Charaktere konnten bei mir also nicht punkten. Anne wird etwas besser gezeichnet, hier ist aber der Wunsch der Autorin deren schlechten Ruf zu retten überdeutlich. Wie in so vielem schießt McGowan hier einfach mal wieder über das Ziel hinaus, sodass auch diese Figur unter zu viel Konstruktion leidet.
Fazit: ich kann keine neutrale Rezension zu diesem Buch schreiben. Erstens weil ich es nicht ernst nehmen kann, zweitens weil es mich dazu viel zu sehr genervt hat. Wer gute Unterhaltung sucht, sollte im Laden besser zu einem anderen Buch greifen (der Rest der Maureen-Reihe soll vom Hörensagen gar nicht so schlecht sein). Wer sich anschauen will, wie man eine gute Romanidee völlig in den Sand setzt, darf gerne zugreifen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Idee
Veröffentlicht am 21.10.2020

Unterhaltsamer erster Teil

Ministry of Souls – Das Schattentor
2

Mitten in London regelt das Ministerium für endgültige Angelegenheiten den Übertritt verstorbener Seelen auf die andere Seite. Auch Jack arbeitet dort, v.a. daran, endlich ein vollwertiges Mitglied, ein ...

Mitten in London regelt das Ministerium für endgültige Angelegenheiten den Übertritt verstorbener Seelen auf die andere Seite. Auch Jack arbeitet dort, v.a. daran, endlich ein vollwertiges Mitglied, ein „Soulman“ zu werden. Unverhofft muss er sein Können beweisen, als mehrere hochrangige Staatsgäste ausgerechnet beim Empfang im Buckingham Palace zu Tode kommen. Schnell wird klar, dass hier nichts, aber auch gar nichts mit rechten Dingen zugeht. Nur mit dem Archivmitarbeiter Oz an seiner Seite, muss sich Jack den bösen Mächten stellen.
Akram El-Bahays Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen: das Setting im viktorianischen London, eine magische Handlung mit liebenswerten Figuren, sein lebendiger Erzählstil. All das ergibt eine runde, fantasievolle Geschichte, auch wenn mir Kleinigkeiten nicht ganz so gut gefallen haben.
Der heimliche Star der Geschichte ist für mich Oz, der in mehr als einer Hinsicht eine wahre Verwandlung durchmacht. Klug, gewitzt und mit reichlich sarkastischem Humor gesegnet, ist er meine absolute Lieblingsfigur. Auch andere „Nebenfiguren“ wie Archivar Terry oder Geisterdame Agatha haben sich schnell in mein Leserherz geschlichen. Leider haben das die Hauptfiguren Jack und Naima nur bedingt geschafft; hier fehlt es ein wenig an Charakter, aber der Feinschliff kommt ja vielleicht im nächsten Band. Ansonsten wäre ich mit neuen Abenteuern von Oz auch schon glücklich. Immer wieder gibt es Anspielungen auf andere wichtige Fantasyliteratur (Harry Potter, Scheibenwelt) oder auch auf die Comicwelt (Asterix). Allein diese unverhofft zu entdecken, hat großen Spaß gemacht. Überhaupt kommt der Humor nicht zu kurz, denn immer wieder blitzt der Schalk durch. Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, sehr locker erzählt, trotzdem kann man sich vieles gut vorstellen. Ab und an waren mir einige Szenen zu schnell in wenigen Sätzen abgehandelt, aber das lies sich dann doch gut verschmerzen. Insgesamt hat mir dieser erste Teil wirklich gut gefallen, und auch wenn ich jetzt nicht atemlos auf den zweiten Teil warte, will ich mich doch auf jeden Fall wieder mit Jack/Oz/Agatha/usw. ins Abenteuer stürzen.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Fantasie
Veröffentlicht am 11.12.2019

Opulenter Weihnachtsschmaus – auch für die Augen

Weihnachten in Amsterdam
2

Yvette van Boven war mir bisher ehrlich gesagt überhaupt nicht bekannt, nach dem Studium dieses Kochbuches muss ich mir aber dringend auch ihre anderen ansehen. Ich bin nämlich schwer angetan gewesen.
Die ...

Yvette van Boven war mir bisher ehrlich gesagt überhaupt nicht bekannt, nach dem Studium dieses Kochbuches muss ich mir aber dringend auch ihre anderen ansehen. Ich bin nämlich schwer angetan gewesen.
Die Aufmachung des Buches ist wirklich wunderschön. Sehr stilvolle und stimmige Bilder, gleich zwei Stofflesebändchen, immer wieder ergänzt durch kleine weihnachtliche Zeichnungen. Doch, optisch kann „Weihnachten im Amsterdam“ schon allerhand; allein vom Durchblättern wird man satt.
Die Rezepte sind bunt gemischt, von kleinen Appetizern bis hin zum aufwändig geschichteten Dessert ist für jedes Feinschmeckerherz etwas dabei. Die Auswahl ist festlich, aber sicherlich nicht typisch weihnachtlich. Den Gänsebraten sucht man ebenso vergebens wie die Rinderbrühe als Vorspeise. Ich fand das sehr gut, wollte ich doch Festliches abseits der gewohnten Pfade kochen. Wer eher Traditionelles sucht, der wird in diesem Buch vielleicht nicht fündig. Die Zutatenliste ist manchmal eine Herausforderung, gerade wenn man nicht eine Auswahl an Feinkostläden in der Nähe hat. Vieles lässt sich jedoch mit etwas Kreativität auch gut ersetzen, das Endergebnis konnte auf jeden Fall trotzdem überzeugen. Ich habe mehrere Gerichte ausprobiert, die Anleitungen waren klar und gut verständlich (ein Meisterkoch mit einer Profiküche muss man dafür nicht sein), auch mengenmäßig haben die Angaben gut gepasst. Geschmeckt hat alles ganz hervorragend, ich werde sicherlich noch einiges nachkochen. Viele der Rezepte lassen sich zudem gut vorbereiten, sodass man während des Festmenüs nicht ständig in der Küche stehen muss. Sicherlich ist vieles aufwändiger als der berühmte deutsche Kartoffelsalat, das finde ich aber für besondere Anlässe völlig in Ordnung. Die Menüauswahl selbst finde ich gut zusammengestellt, trotzdem wäre ich schon nach Gang 2 pappsatt. Viele Rezepte sind schon recht mächtig, sodass echte Weihnachtsvöllerei aufkommt.
Mich hat dieses Buch rundum überzeugt, optisch sehr ansprechend, gespickt mit nützlichen Tipps und natürlich mit vielen nachahmungswürdigen Rezepten. Ein tolles Buch, sicherlich auch ein schönes Geschenk für Kochbegeisterte.

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  • Cover
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  • Rezepte
Veröffentlicht am 03.10.2019

Melmoth

Melmoth
2

Helen ist Mitte 40, arbeitet als Übersetzerin von Bedienungsanleitungen in Prag, und bleibt gerne für sich. Karel, einer ihrer wenigen Freunde in der fremden Stadt ist es dann auch, der sie auf die Legende ...

Helen ist Mitte 40, arbeitet als Übersetzerin von Bedienungsanleitungen in Prag, und bleibt gerne für sich. Karel, einer ihrer wenigen Freunde in der fremden Stadt ist es dann auch, der sie auf die Legende von Melmoth aufmerksam macht. Melmoth, die einsame Frau, die auf der Suche nach Mitreisenden durch die Lande zieht. Angezogen von Unglück, Unrecht und vor allem Schuld. Helen ist fasziniert, und gräbt in Bibliotheken nach weiteren Hinweisen auf Melmoth. Denn über ihrem eigenen Leben liegt ebenfalls ein Schatten.
Sarah Perry überzeugt mit einer wirklich runden Geschichte, die jedoch sicherlich nicht für jeden etwas ist. Helens Geschichte in gerade zu Beginn undurchsichtig, man erfährt nicht sonderlich viel über sie, und sie bleibt einem bis zum Schluss etwas fremd. Die wenigen anderen Figuren sind ebenfalls nicht hundertprozentig ausgearbeitet, bleiben so dezent auf ihre Funktion reduziert, was mich aber überhaupt nicht gestört hat, weil es einfach zu der etwas geheimnisvollen Aura der Handlung gepasst hat. Mir war die Legende von Melmoth bis dato nicht bekannt, ich fand es aber sehr spannend mehr darüber zu erfahren. Eine außergewöhnliche und düstere Erzählung, die eine gute Basis für diesen Roman bildet. Ein großer Teil der Handlung wird von Erfahrungsberichten und Briefen mit und über Melmoth bestimmt; für mich hätte das etwas kürzer ausfallen dürfen, gerade im Mittelteil verliert die Handlung dadurch etwas von ihrem schaurigen Glanz. Apropos schaurig… sooo schaurig wie zuvor vermutet/erhofft war es leider doch nicht, da hätte es für mich ein bisschen mehr sein dürfen.
Sprachlich ist dieses Buch allerdings wirklich ein Genuss. Sehr poetisch, lebendig und bildgewaltig entführt die Autorin den Leser nach Prag. Jede Schneeflocke, jeden Papierschnipsel am Wegesrand macht sie zum Ereignis. Ich mochte ihren Stil schon bei der Schlange von Essex sehr, doch hier hat Perry sich noch einmal gesteigert. Gerade die letzten Kapitel fand ich unglaublich gut geschrieben. Auch wird man als Leser immer wieder direkt angesprochen, was mich natürlich erst recht in die Geschichte gesogen hat.
Insgesamt mochte ich diesen Roman mit kleinen Abstrichen sehr gerne, und ich bin schon jetzt gespannt wohin uns die Autorin als nächstes entführt.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Zukunftsroman mit Schnecke

Endling
1

Biologin Zoe beschäftigt sich hauptsächlich mit Insekten, was im Jahre 2041 bedeutet, dass sie sich auch mit dem Artensterben befasst. Das liegt in der Familie, ihre Tante Auguste teilt schließlich ihre ...

Biologin Zoe beschäftigt sich hauptsächlich mit Insekten, was im Jahre 2041 bedeutet, dass sie sich auch mit dem Artensterben befasst. Das liegt in der Familie, ihre Tante Auguste teilt schließlich ihre Wohnung mit der letzten Weinbergschnecke der Welt. Ähnlich wie die Schnecke zieht sich Auguste hinter ihre vier Wände zurück, verlässt seit Jahren nicht das Haus. Doch das soll sich ändern, als ihre gute Freundin Sophie urplötzlich verschwindet.
Jasmin Schreiber greift in ihrem neuen Roman einige große Themen auf: Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Depressionen, Repressalien gegen jegliche Person, die „anders“ ist (dazu zählen streng genommen auch alle Frauen). Keine leichte Kost denkt man, und doch ist der Grundtenor immer auch irgendwo positiv. Der Erzählstil ist sehr locker, so als würde Zoe tatsächlich ihre Geschichte erzählen, es wird Umgangssprache gesprochen, dadurch wirken gerade die Dialoge noch authentischer. Da Zoe Biologin ist und für ihren Job brennt, sind nicht nur alle Kapitel nach Tieren benannt, sondern es fließen auch immer wieder interessante Fakten über Flora und Fauna ein. Diese kleinen Exkurse fand ich wirklich gelungen, denn sie lockern die Handlung etwas auf und geben gleichzeitig einen tieferen Einblick. Der Cast (inklusive Schnecke HP14) hat mir gut gefallen, einzig Zoes Mutter, die für die familiäre Dynamik der vier Frauen wichtig ist, kommt dann doch sehr kurz weg. Die Handlung ist extrem kurzweilig, immer passiert etwas Unerwartetes. Nicht alles ist ganz so logisch, doch insgesamt ist die Geschichte stimmig. Trotzdem hätten dem Buch ein paar mehr Seiten gut getan. Es passiert sehr viel, da kommt dann doch manches etwas verkürzt herüber. Gerade die Auflösung größerer Zusammenhänge ist auch deswegen etwas unbefriedigend für mich geblieben. Trotzdem mochte ich Endling sehr gerne, da der Roman große Themen anspricht und so zum Nachdenken anregt, dabei aber auch mit einem tollen Erzählstil und einer ungewöhnlichen Handlung punkten kann, die auch mal über kleine Makel hinwegtrösten.

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