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Veröffentlicht am 15.09.2016

Schatten

Die unsterbliche Familie Salz
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Lola Rosa Salz erlebt in frühester Kindheit große Familienumbrüche: die Urheimat München wird zugunsten von Leipzig aufgegeben, dort wird der großartige Fürstenhof bald zum Aushängeschild der Familie gemacht. ...

Lola Rosa Salz erlebt in frühester Kindheit große Familienumbrüche: die Urheimat München wird zugunsten von Leipzig aufgegeben, dort wird der großartige Fürstenhof bald zum Aushängeschild der Familie gemacht. Bald schon bricht der erste Weltkrieg über Europa herein, dem schnell der zweite folgen wird. Mittendrin die Salzfamilie. Verbissen und liebenswert, zielstrebig und manchmal sehr skurril (wer gibt seinem Schatten schon einen Namen?), so könnte man die Familie beschreiben, die man auf ihrem Weg durch die Jahrzehnte begleiten darf.

Tja, die Familie Salz. Eine sehr spezielle, trotzdem faszinierende Familie, würde ich sagen. Nicht alle waren mir sympathisch, nicht alle sind „besonders“. Und doch fesselte mich ihr Schicksal, das beispielhaft für die deutsche Geschichte des 21. Jahrhunderts steht.
Kloeble erzählt seine Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln, diverse Mitglieder der Salz’schen Familie kommen zu Wort. Manche Ereignisse werden so in einem anderen Licht dargestellt und man hat natürlich zudem die Möglichkeit verschiedene Figuren besser kennenzulernen. Ferner verwendet er unterschiedliche Erzählperspektiven, was dem Ganzen einen tollen Charme verleiht. Überhaupt war ich von der sprachlichen Gestaltung sehr angetan, feinfühlig und doch nicht ohne Humor, fesselte mich Kloeble schnell ans Buch. Eine besondere Rolle spielen die Schatten in der Familie: der Schatten der Vergangenheit, Männer ohne Schatten und Schatten, die plötzlich die Hauptrolle spielen. Ein poetischer Kniff, der sich durch die Geschichte wie ein roter (oder sollte ich sagen schwarzer?) Faden zieht und der mir unglaublich gut gefallen hat.
Insgesamt hat mit die Familie Salz mitgerissen und fasziniert; ein toller Roman, den man sich nicht entgehen lassen sollte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die grüne Insel

Die Herren der Grünen Insel
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Irland ist in den Jahren um 1166 ein Flickenteppich. Wikinger, Klein-, Groß-, und sonstige Könige, Engländer – sie allen mischen mit im Kampf um die Vorherrschaft auf der grünen Insel. Mittendrin stecken ...

Irland ist in den Jahren um 1166 ein Flickenteppich. Wikinger, Klein-, Groß-, und sonstige Könige, Engländer – sie allen mischen mit im Kampf um die Vorherrschaft auf der grünen Insel. Mittendrin stecken Ascall und Ailillan, Riacan und Pol, Henry II und schließlich Aoife. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen und hat doch eine wichtige Mission zu erfüllen.

Kiera Brennan hat sich ein durchaus ansprechendes Thema für ihren Roman ausgesucht. Leider muss ich ehrlich zugeben, dass ich irgendwann den roten Faden verloren habe. Einen wirklichen Überblick über die Geschehnisse hat sich mir – vielleicht auch aufgrund der Perspektivwechsel – nicht so wirklich erschlossen, vielleicht liegt es auch daran, dass ich über diese Epoche recht wenig Vorwissen habe. Man merkt die Recherchearbeit, die die Autorin sicherlich geleistet hat, trotzdem fehlte mir verständlicher Input. Obwohl ich dicke Historienwälzer sehr gerne mag, war mir dieser hier oft zu langatmig. Die Charaktere konnten mich leider auch nicht gänzlich überzeugen, so manchmal waren sie doch etwas klischeelastig; zudem entwickeln sie sich in den meisten Fällen dann doch sehr unsympathisch, was ein Mitfiebern erschwert. Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, nicht zuletzt deswegen bin ich auch bis zum Schluss bei der Stange geblieben. Trotzdem war „Die Herren der grünen Insel“ für mich zwischenzeitlich mehr Arbeit als Vergnügen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Asphaltengel

Asphaltengel
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Wie lebt es sich als Teenager, wenn die eigene Schwester im Koma liegt? Wenn die Mutter eine buchstabentreue Muslimin ist und der Vater sich von der Familie zurückgezogen hat? Leila muss mit vielen Problemen ...

Wie lebt es sich als Teenager, wenn die eigene Schwester im Koma liegt? Wenn die Mutter eine buchstabentreue Muslimin ist und der Vater sich von der Familie zurückgezogen hat? Leila muss mit vielen Problemen kämpfen, ist zudem an der Schule eine gemobbte Außenseiterin. Viel Last für junge Schultern.

Johanna Holmström hat sich für ihr Buch viele schwierige Themen vorgenommen. Meiner Meinung nach hat sie sich da etwas übernommen, denn sie kann eigentlich keinem wirklich gerecht werden. Vieles wird angerissen, wirklich in die Tiefe geht die Autorin dabei leider kaum. Mir fiel es die ganze Zeit schwer Leila als Person und nicht als theoretisches Fallbeispiel zu betrachten. Auch die anderen Charaktere bleiben leider sehr blass. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, nicht immer finden die Stränge gut zueinander. Zudem sagte mir die sprachliche Gestaltung nicht wirklich zu, immer wieder holperte es gewaltig, die Story schleppte sich z.T. durch die Seiten.
Insgesamt waren gute Ansätze vorhanden, die Umsetzung hat mir nun leider nicht wirklich gefallen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Haus

Die Falle
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„Ich bin nicht von dieser Welt. Das sagen zumindest die Leute. Als ob es nur eine Welt gäbe.“
Linda Conrads lebt in ihrer eigenen Welt, einer sehr kleinen Welt. Seit dem Mord an ihrer Schwester vor über ...

„Ich bin nicht von dieser Welt. Das sagen zumindest die Leute. Als ob es nur eine Welt gäbe.“
Linda Conrads lebt in ihrer eigenen Welt, einer sehr kleinen Welt. Seit dem Mord an ihrer Schwester vor über 10 Jahren hat sie ihr Haus nicht mehr verlassen, nicht einmal ihren Garten betritt sie. Kontakt zur Außenwelt hat sie nur über die Medien und einige wenige Freunde und Bekannte. Eines Tages sieht sie den Mörder ihrer Schwester im Fernsehen und weiß, dass nur sie ihn stellen kann. Allein. In ihrem Haus.

Melanie Raabes Debut hat mir sehr gut gefallen. Ein spannender Psychothriller, der trotzdem auch das Thema von Lindas Isolation und Einsamkeit sehr feinfühlig aufgreift. Obwohl Lindas Probleme keine alltäglichen sind, kann man sie doch sehr gut nachvollziehen, denn die Autorin nimmt sich viel Zeit um in Lindas Kopf zu schauen. Doch der fragile Zustand der Hauptperson ist nur ein Aspekt, der die Spannung dieser Geschichte ausmacht. Man fiebert mit, ob und wie der Täter gestellt werden kann. Sofern es sich überhaupt um den Täter handelt, denn man zweifelt doch sehr. Raabe schreibt flüssig und sehr ansprechend, sodass man förmlich durch die Seiten fliegt.
Fazit: ein guter Thriller, der seinen Namen auch verdient hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens

Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens
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Aus dem kleinen chiliverrückten Mädchen Eva, das bei Tante und Onkel aufwächst, wird einmal eine unglaublich begabte Köchin werden. Doch der Weg vom Kinderzimmer in die großen Küchen ist ein weiter, bunter, ...

Aus dem kleinen chiliverrückten Mädchen Eva, das bei Tante und Onkel aufwächst, wird einmal eine unglaublich begabte Köchin werden. Doch der Weg vom Kinderzimmer in die großen Küchen ist ein weiter, bunter, aber auch steiniger Weg. Ryan Stradal nimmt uns mit auf diese kulinarische Reise, lässt uns Evas Leben durch die Augen anderer sehen. Egal ob das ihr Vater, die Cousine oder ein heimlicher Verehrer ist, alle haben ihre ganz eigene Sicht auf Eva, kennen sie mal besser, mal schlechter. Diese Erzählweise fand ich sehr außergewöhnlich und spannend, lernt man Eva doch nicht von „Innen“ kennen, sondern muss sich erst puzzleähnlich ein Gesamtbild von ihr machen. Dementsprechend fällt es etwas schwer sie als Hauptperson zu betrachten, jeder Erzähler ist in seinem Kapitel seine eigene Hauptperson, während Eva z.T. nur als Nebenfigur auftaucht. Trotzdem mochte ich sie. Diese epidsodenhafte Erzählung macht dem Leser die Orientierung manchmal etwas schwer, v.a. wenn man das Buch nicht relativ zügig lesen kann.
Stradal hat jedoch nicht nur Evas Leben in den Mittelpunkt seiner Erzählung gestellt, sondern die Liebe zum Kochen und die Blüten, die aktuelle Foodtrends der letzten Jahre so treiben. Garniert wird alles stilecht mit schönen Rezepten, die sich hervorragend in die Geschichte einbinden. Sowohl thematisch, als auch erzählerisch hat Stradal hier voll meinen Geschmack getroffen.
Fazit: Stradals Buch ist irgendwie anders, jedoch verdammt lecker und sehr unterhaltsam zu lesen.