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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2022

Unterhaltsam und kreativ.

Das Strahlen des Herrn Helios
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„Das Strahlen des Herrn Helios“ ist der erste, für uns zugängliche, Fall von Skarabäus Lampe – dem in der Überstadt gleichermaßen Bewunderung wie Augenrollen entgegengebracht wird. Denn dieser Hase hat ...

„Das Strahlen des Herrn Helios“ ist der erste, für uns zugängliche, Fall von Skarabäus Lampe – dem in der Überstadt gleichermaßen Bewunderung wie Augenrollen entgegengebracht wird. Denn dieser Hase hat es faustdick hinter den langen Schlappohren.

Wer jetzt einen typischen Detektiv-Roman vermutet, liegt gründlich daneben. In dieser Welt sind die Tiere weiterentwickelt, folgen einem eigenen Gesetzbuch und Regeln. Gesellschaftskritisch, ohne es darauf anzulegen, ergründen wir die Stadt, die ärmlichen Viertel rufen Ekel und Mitleid hervor, einige Schilderungen und Verordnungen sind uns nur allzu vertraut.

Weder der skurrile Fall, noch der analytisch-meisterhafte Skarabäus Lampe wurden langweilig, Meike Stoverock schreibt locker, bildlich und flüssig. Trotz der wundersamen Wesen und Ausführungen, Humor und Sarkasmus behält die Autorin bekannte Krimi-Merkmale bei, so ist es doch ein verstecktes, nicht ausgeführtes Detail und letztendlich der detektivische Monolog, der den Täter überführt.
Helios Mord aufzuklären ist verzwickter als es scheint, fast alle aus der verschrobenen Zirkus-Gang haben ein plausibles Motiv. Die Handlung lief spritzig, modern und doch mit einem Sephia-Filter in Gedanken ab, die Autorin bringt den Leser von eigenen Verdächtigungen ab, führt ihn an der Nase herum – genau wie es wohl jeder Übeltäter mit der hiesigen Hunde-Polizei macht.
Meike bringt den Fall durchdacht zu Ende, wenn auch nicht ohne Opfer und Schreckmomente, und lädt zum spaßigen Miträtseln ein.

Die tierischen, lebendigen Figuren empfand ich allesamt sehr sympathisch, die teils trockenen Dialoge waren herrlich frisch und im Gesamten ist „Das Strahlen des Herrn Helios“ ein kreativer, unterhaltsamer Krimi, mit Charakteren, die weder perfekt noch makellos sind.

Aufgrund der vielen Einzelheiten über Figuren, Zusammenhänge und das System der Überstadt, hoffe ich auf weitere einfallsreiche Geschichten mit der Hasen-Spürnase.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Intensiv, leidenschaftlich, zerbrechlich.

Du und ich und das Leuchten des Sommers
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In ihrer einfühlsamen Geschichte „Du & ich und das Leuchten des Sommers“ nimmt uns Lily Oliver wieder mit nach New York. Doch dieses Mal erlangt nicht die Weltmetropole selbst, sondern das „Midsommer Ballet“ ...

In ihrer einfühlsamen Geschichte „Du & ich und das Leuchten des Sommers“ nimmt uns Lily Oliver wieder mit nach New York. Doch dieses Mal erlangt nicht die Weltmetropole selbst, sondern das „Midsommer Ballet“ den Ruhm.

Passend zu dem ausdrucksstarken Tanz bringt uns die Autorin allein mit Worten die Anstrengung näher, den Kraftakt und die Disziplin sowie das endgültige Fallen lassen, hüllt jede Szene in Leidenschaft, haucht ihnen Leben ein — und dahinter verbergen sich Recherche und aktuelle Themen, tragische Schicksale und drei verschiedene Leben.
Dieser Roman erzählt von Verlusten, falschen Entscheidungen und Fehlern, aber auch von zweiten Chancen und Neuanfängen, einer ebenso unglaublichen wie unerwarteten Liebe und Vergebung.

Am Ende dieses traumhaften Sommers hat Lily Fassaden gebrochen, Dämme zum Einsturz gebracht und diese so verschiedenen Geschichten zu etwas zusammen gefügt, dass größer ist, als jede Enthüllungsstory des YouTubers Tom.
Als jede Choreografie, die Ivan jemals konzipierte.
Als alle Rollen, für die Ava ihre wunden Füße in Spitzenschuhe presste.

Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, das malerische Setting kam, genau wie die vielfältigen Nebencharaktere samt einer liebreizenden Dogge, wunderbar zur Geltung, stets umwoben von ernsten, sensiblen Thematiken. Die Protagonisten waren unnahbar, unberechenbar, mit einer Verletzlichkeit, die es zu ergründen gilt, während die Hexe im dunklen Wald umherirrte. Sie verbergen Schmerz und Geheimnisse, tiefe Risse und Sehnsüchte in der Seele, die nur langsam an die Oberfläche drängen — zwischen Fluchen und Wut, Hingebung und Vertrauen.
Lily Oliver hat ein Talent dafür, Gefühle anschwellen zu lassen, ihnen mit geballter Intensität Raum zu geben, sie dem Leser durch Authentizität zugänglich zu machen. Bis man sich selbst in der Ekstase des Tanzes verliert. In der Verzweiflung.

Es geht um so viel mehr, als um die Liebe zum Ballett — es geht um Wahrheiten, Vertrauen, um Mut und das Kämpfen. Für sich selbst und seinen Traum.
Zwischen den Kapiteln gibt es motivierende Postings von Ava, die ein beeindruckender, willensstarker Mensch ist. Und zum letzten Mal alles geben will, über ihre Grenzen hinaus – um am Ende ungeahnte Größe zu beweisen.
Als sie endlich dem Märchenprinzen gegenüber steht, den ihr 14-jähriges Ich um ihr Idol spann, wandelt er sich zum dunklen Elfenkönig, der droht, sie in den Abgrund zu reißen. Gemeinsam sollen sie eine Aufführung inszenieren, die einmalig, besonders und berauschend ist, doch die Gefahr, sich aneinander zu verbrennen, ist ebenso allgegenwärtig wie Toms Präsenz, der eine große Enthüllungsstory wittert.
Doch keiner der drei ist frei von Schuld. Steht er der Intimität zwischen Ava und Ivan im Weg? Oder ist es seine Energie, die diesen Traumsommer befeuert und alle verbrennt?

Intensiv, leidenschaftlich, zerbrechlich.

„Meine Familie konnte nicht verstehen, was Queersein bedeutet. Dass es etwas ist, das man sich nicht aussucht, sondern das man von Geburt an hat, dass es etwas Schönes ist, das man an sich liebt.“

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Veröffentlicht am 27.07.2022

„Denk immer daran, es muss erst dunkel werden, damit die Sterne leuchten.“

Rules of Kings
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„Rules of Kings“ – begeistert bereits auf den ersten Blick, weckt durch den spärlichen, dennoch verheißungsvollen Klappentext Neugier und enttäuscht nicht.


Erzählt wird im Wechsel aus vier Perspektiven ...

„Rules of Kings“ – begeistert bereits auf den ersten Blick, weckt durch den spärlichen, dennoch verheißungsvollen Klappentext Neugier und enttäuscht nicht.


Erzählt wird im Wechsel aus vier Perspektiven gänzlich unterschiedlicher Charaktere. Dadurch bekommt der Leser individuelle Einblicke in das derzeitige Geschehen, lernt die Protagonisten kennen, entdeckt die Verbindungen und einige Hintergründe.


Chrissy Em Rose schreibt sehr einfach, das Historische-Feeling ging in meinen Augen, trotz der angedeuteten mittelalterlichen Gegebenheiten, etwas unter, doch die Reiche, in die diese Welt aufgeteilt wurde, glänzen mit interessanten Eigenheiten. Der Fokus liegt auf den Figuren, auch wenn die Orte ausreichend beschrieben wurden. Obwohl wir im Verlauf mit sensiblen Themen, Mord und Tod, toxischen Beziehungen, Gewalt an sowie Unterdrückung der Frau konfrontiert werden, ist detaillierte Brutalität spärlich, für zartbesaitete Menschen halte ich die Triggerwarnung dennoch für angemessen. Emotional konnten mich einige Momente jedenfalls erreichen. Loben möchte ich die Dialoge, die sich spritzig, direkt und humorvoll gegen die öfter bedrückende Atmosphäre gestellt haben.

Dass es sich um einen Fantasyroman handelt, dessen Ausmaß sich mit fortschreitender Handlung entfaltet, wird bereits in dem Auftakt der Reihe deutlich, vieles wird angeschnitten und bleibt bis zum plötzlichen Cliffhanger ungeklärt.


„Rules of Kings“ hält spannende Sequenzen bereit, ungeahnte Entwicklungen und Geheimnisse, die wohl dem König seine Macho-Fassade aus dem Gesicht wischen werden. Mein liebster Charakter ist der dunkle Held, der voller Überraschungen und Facetten steckt, mit dem uns die Autorin subtil daran erinnert, jemanden nicht nach dem ersten Blick zu bewerten. Im großen wurde diese Geschichte zu keiner Zeit langweilig, was sich im Reich der Sonne abspielt ist tragisch, aufregend und wird abwechslungsreich erzählt – ich bin gespannt, wie es weiter geht.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Großartiger Auftakt.

Der Stern von Erui
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„Der Stern von Erui: Heimkehr“

Als ich den ersten Schritt hinter den Nebelschleier wagte, die verwischte, nur leicht glimmende Grenze zwischen Realität und Fiktion überschritten hatte, war ich gefangen. ...

„Der Stern von Erui: Heimkehr“

Als ich den ersten Schritt hinter den Nebelschleier wagte, die verwischte, nur leicht glimmende Grenze zwischen Realität und Fiktion überschritten hatte, war ich gefangen. In den „Chroniken von Erui“.

Die Saga wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, mit Traumsequenzen durchflutet. Rückblenden ergänzen das Erfassen und Verstehen der Gegenwart, sodass ein greifbares und logisches Gesamtes entsteht. Es ist Sylvia Rieß ausgesprochen gut gelungen, einzelne Handlungsstränge nach und nach zusammen fließen zu lassen, den Leser durch eine bildhafte und emotionale Schreibweise in das Geschehen einzubinden. Die raue Realität trifft auf eine facettenreiche Welt, in der es von Drachen, Zauberei, Einhörnern und mystischen Völkern wimmelt. Das Herzblut, das die Autorin in das beeindruckende Worldbuilding gesteckt hat, wird mit jedem neuen Schritt, den wir an Fenias Seite wagen, jedem neuen Detail deutlich. Viele Rätsel und Geheimnisse warten allein im Auftakt der epischen Trilogie darauf, ergründet zu werden, machen das Verlangen, noch tiefer in die Geschichte einzutauchen, unumgänglich – denn in "Heimkehr" wird nicht alles geklärt. Neugier, eine schiere Ungeduld machten sich bei jedem weiteren Kapitel breit, durch Lebendigkeit und ausdrucksstarke Beschreibungen wurde das wechselhafte Abenteuer zu keiner Zeit langweilig, erfordert Aufmerksamkeit und ein „fallen lassen“. In all die Abgründe, Gefühle und unerwarteten, überraschenden sowie magischen Ereignisse. Neben einer teilweise ergreifenden Atmosphäre, der unberechenbaren Stimmung, einem Verlauf, der nie still steht, und doch Raum zum Atmen gibt, konnten mich auch die Charaktere, ihre Eigen- und Feinheiten überzeugen. Individuelle Entwicklungen waren authentisch und nachvollziehbar.

„Der Stern von Erui“ ist eine Reise in Mythen und Fantasie, in Gefahr und Wunder, gespickt mit Tiefsinn, Philosophie und Input zum Nachdenken. Abgründe wollen entdeckt, Katastrophen ausgehalten werden. Dieser Roman ist eine Mischung aus Ruhe und Aufregung, Spannung vermisste ich zu keiner Zeit, und trotz düsterer Szenen, den hoffnungslosen und trüben, fühlte ich mich in dieser außergewöhnlichen, wenn nicht gar einmaligen, Geschichte rundum wohl.
Nach dem Ende bleibt zu sagen, dass ich etwas wie Heimweh empfinde und Vorfreude darauf, weiter zu wandeln, zurückzukehren nach Erui.
Egal ob Fantasie-Fan oder nicht, ob Jung oder Alt: aus diesem Epos wird niemand leer gehen. „Der Stern von Erui“ : ein intensives, gewaltiges Erleben, das alle Sinne benötigt!


Das Hardcover ist qualitativ sehr hochwertig, die Zeichnungen liebevoll, ein absoluter Hingucker!

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Komplex, durchdacht, mitreißend und großartig.

Cursed Worlds 1. Aus ihren Schatten …
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Durch die Vereitelung eines mächtigen Fluchs wurde die Welt vor 2517 Jahren in drei Teile gespalten und so vor der allumfassenden Dunkelheit geschützt …

»Du kannst die Welt nicht retten, bevor Du Dich ...

Durch die Vereitelung eines mächtigen Fluchs wurde die Welt vor 2517 Jahren in drei Teile gespalten und so vor der allumfassenden Dunkelheit geschützt …

»Du kannst die Welt nicht retten, bevor Du Dich nicht selbst gerettet hast.«

Der Auftakt von Rena Fischers neuer Urban-Fantasy Dilogie war ein absolutes Highlight – äußerst komplex, interessant, wendungsreich und von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd.
Wir werden verraten, von unscheinbaren Figuren, unheimlichen sowie fantastischen Geschöpfen überrascht, müssen Abschied nehmen und brutalem Gräuel beiwohnen.

Erzählt wird nicht nur auf verschiedenen Ebenen von Raum und Zeit, sondern auch aus mehreren Perspektiven. Dies ermöglicht ein intensives Kennenlernen, ein komplettes Eintauchen, hilft, den Überblick zu behalten und zu verstehen. Was anfänglich irritierend oder vorhersehbar erscheint, wird im Verlauf logisch aufgeschlüsselt, Fragmente setzten sich zusammen, Vermutungen werden zerstreut und verworfen, denn hier entwickelt sich alles anders, Figuren reagieren abseits des typischen Schemas, täuschen Sicherheit vor, um zu erschüttern und machen diese Fantasystory zu einem Erlebnis der besonderen Art.

Rena erschuf eine Welt mit Geschichte und Hintergrund, eigener Politik und einem ungeahnten Fortschritt, der mich zum Staunen brachte. Die Handlung ist intelligent und durchdacht, strotzt vor Geheimnissen und Mysterien, wurde gründlich recherchiert und diese Liebe zum Detail, die Arbeit, die einfloss, ist unverkennbar.
Nicht nur die drei Geschwister bekamen Tiefe und Facetten, alles und jeder wurde mit Leidenschaft und Sorgfalt kreiert.
Ein Liebling? Gibt’s nicht, denn jeder sticht durch eigene Merkmale hervor, beweist sich in größter Not, bringt Opfer.
Trotz bildlichen, vorstellbaren Beschreibungen gab es keine Längen, die Orte, die Natur tauchten realistisch vor meinen Augen auf und die einnehmende, oft erdrückende, bedrohliche und düstere Atmosphäre, das Leid und die Dunkelheit krochen mir unter die Haut. Genau wie fantastische, hoffnungsvolle Momente, Dramatik, Tode und Emotionen zu Herzen gehen, schier überwältigen.
Selbst in Pausen ließ mich das Schicksal der Menschen und Wesen nicht los. Denn nur eine Kleinigkeit fehlt dem „Blutäugigen“, um alle drei Teile der Welt zu unterjochen und in ewige Schwärze zu hüllen …

Obgleich im Auftakt viele Informationen, bedeutungsvolle Namen und Gegebenheiten auf mich einprasselten, fiel es mir sehr leicht, mich einzufinden, Wechseln zu folgen und mich durch die moderne, ausdrucksstarke Schreibweise und die Ungewissheit mitreißen zu lassen. Ich war nie lediglich nur Beobachter, sondern mittendrin, regelrecht gefangen. Zweifelte an liebgewonnenen Figuren, misstraute und litt.

„Cursed Worlds“ geizt weder mit Grausamkeiten noch Verlusten, nicht mit Hinterlist, Lügen oder Machtspielen. Zeigt uns tragische Wahrheiten, Finsternis und Verzweiflung. Doch gibt es auch tiefe Freundschaft, Vergebung und ungeahnte Helden sowie Humor und echte Gefühle. Der Verlauf ist spannend, authentisch und lebendig, entwickelt sich stetig in ungeahnte Richtungen, präsentiert die verschiedenen Arten von Magie, während das Worldbuilding durch Einfallsreichtum und Leidenschaft glänzt.

»Ich bin hier«, flüsterte sie. »Ich bin bei Dir. Du bist nicht allein.« Das war das Einzige, das sie ihm noch geben konnte: das Gefühl, dass jemand im Augenblick des Todes bei ihm war.“

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