Wenn die Schattenseite näher beleuchtet wird
Die Autorin beschreibt eine magische Schattenwelt. Ein Teil der Menschheit kann ihren Schatten beleben, ihm Energie zuführen und für sich kämpfen lassen. Der andere Teil recherchiert, ist fasziniert und ...
Die Autorin beschreibt eine magische Schattenwelt. Ein Teil der Menschheit kann ihren Schatten beleben, ihm Energie zuführen und für sich kämpfen lassen. Der andere Teil recherchiert, ist fasziniert und probiert Vieles bis zu Alles, um an einen eigenen, magischen Schatten zu kommen. Mit den Fantasy-Elementen wird man eingeführt in eine komplexe, düstere Welt.
Holly Black beschreibt detailliert ihre Schattenmagie, gibt ihnen sogar einen leicht wissenschaftlichen Touch. Alles ist gut durchdacht. Um den Erläuterungen folgen zu können, muss man aktiv dabeibleiben. Die Geschichte ist also nichts für Zwischendurch.
Einige Erläuterungen wurden von Schattenmagiern in Büchern oder versteckt auf anderen Gegenständen festgehalten. Alles davon hat einen unfassbaren Wert. Und Protagonistin Charlie Hall wird regelmäßig beauftragt das ein oder andere davon zu stehlen. Unter anderem das von Allen begehrte Buch der Nacht.
Charlie hat einen Hang zu falschen Entscheidungen, Gefahr und Talent im Bereich Trickbetrügerei sowie Diebstahl. Sie beobachtet andere Menschen bis ins letzte Detail und übt sich darin sie völlig zu verstehen und zu manipulieren. Dabei schlüpft sie in neue Rollen, kostümiert sich und schlägt mit ihrem Perückenset an den unterschiedlichsten Orten auf. Beim Lesen blickt man durch ihre Augen und sieht, wie sie Menschen als eine Form von Rätsel betrachtet. Und sie löst gerne jedes Rätsel.
Sie war für mich eine durch und durch spannende Protagonistin. Mit ihren Aufträgen und ihrer Trickbetrügerei gehört sie eher zur Seite Antagonist. In ihrer Arbeit ist sie gut, in der Ausführung trifft sie aber auch falsche Entscheidungen. Eine starke Mischung aus Logik und Menschlichkeit. Dafür bleiben die Nebencharaktere vergleichsweise eher blass. Mir wurden sie eher vorgestellt als Rätsel statt als Buchfigur.
Als Leserin, die gerne Rätsel löst, hatte ich sehr viel Spaß an ihrer Perspektive. Während ihrem Auftrag rund um das Buch der Nacht, war ich mit Theorien und Interpretationen direkt mit an Bord. Doch es dauert ein wenig bis das Geschehen an Fahrt aufnimmt, was mit der Erklärung einer komplexeren Fantasywelt in dem ersten Band oft normal ist. Dafür konnten mich die Ereignisse und Enthüllungen am Ende überraschen und komplett von sich überzeugen.
Auch die Trickbetrügerei, hatte mich an die Seiten gefesselt. Bisher habe ich zu der Thematik noch nicht allzu viel gelesen. Die Thematik wurde von der Autorin jedoch interessant gestaltet. Sie greift ein wenig Psychologie auf, Tipps und Tricks werden oberflächlich angeschnitten. Auch wurden kleine Sequenzen darüber eingebaut, wie die Protagonistin übt. Insgesamt fand ich ihre Tätigkeit vielseitig aufgegriffen und spannend.
Abschließend würde ich das Buch lediglich Erwachsenen empfehlen, da es von Brutalität, Spice und Düsternis eher weniger für jüngere Leser geeignet ist.
Fazit:
Eine düstere, spannende Fantasywelt mit dem Blick auf Schatten. Die magischen Elemente sind umfassend beschrieben und Details dazu gut recherchiert. Das Buch wartet mit einer spannenden Protagonistin und einer Tätigkeit, die ich so nicht häufig in Geschichten gefunden hab. Für konzentrierte Leser, die gerne Rätsel lösen und sich am Ende trotzdem überraschen lassen wollen.
Zitat:
„Komm schon, Charlatan, du könntest jemandem den Atem aus der Brust stehlen, den Hass aus dem Herzen, den Mond vom Himmel.“