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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2017

Wahnsinnig mitreißend und emotional.

A Thousand Boy Kisses - Poppy und Rune für immer
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So viel Gutes habe ich im Vorhinein zu "A Thousand Boy Kisses" gehört. Es wurde ja geradezu gehypt, so dass ich sofort wusste, dass ich mir dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen kann. Ich liebe emotionale ...

So viel Gutes habe ich im Vorhinein zu "A Thousand Boy Kisses" gehört. Es wurde ja geradezu gehypt, so dass ich sofort wusste, dass ich mir dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen kann. Ich liebe emotionale und dramatische Geschichten, die sich bis ins Unermessliche zuspitzen und die Gefühle des Lesers – also meine – damit vollkommenen durcheinanderbringen können. Dass es SO tragisch sein würde, hatte ich allerdings nicht erwartet.

"A Thousand Boy Kisses" ist eine wunderschön traurige Geschichte; definitiv nichts für schwache Nerven. Normalerweise bin ich nicht gerade nah am Wasser gebaut (zumindest nicht bei Büchern ;D), aber dieses Buch hat es mir einfach angetan. Ich weiß nicht, wie die Autorin es schafft, eine solch mitreißende, mitfühlende und dabei so liebevolle und liebenswürdige Geschichte zu schreiben, die mich von vorne bis hinten abgeholt, meine Emotionen so stark auf die Probe gestellt und dabei nie den eigentlichen Fokus der Geschichte verloren hat: nämlich Poppy und Rune.

Der Plot ist toll erzählt, die Liebesgeschichte fand ich sehr rührend und authentisch geschildert und im Allgemeinen haben mich alle Dramen, alle Wendungen und alle Stolpersteine vollkommen überzeugt. Die Thematik des Buches ist zwar nichts Neues, aber doch sehr besonders ausgearbeitet und sehr einfühlsam dem Leser nahegebracht. "A Thousand Boy Kisses" hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Über das Leben und die Liebe, über die Menschen, die unseren Weg begleiten, über meine Eltern und meine Freunde, über meine Gefühle, über den Sinn des Lebens und wie wir mit unserem Sein umgehen.

Poppy und Rune, die beiden Hauptprotagonisten in der Geschichte, sind zwei sehr starke und sehr authentische Charaktere und geben dem Plot mit all seinen Dramen und Tragödien, mit all seinem Kummer den perfekten menschlichen, emotionalen und greifbaren Touch. Poppy ist so stark und so taff, wie sie mit all dem umgeht, wie sie in allem einen Sinn sieht und nie nie niemals ihren Willen verliert. Sie hat mich tief berührt mit ihrer manchmal sehr einfachen und schlichten Art, die Dinge im Leben zu betrachten und die Dinge hinzunehmen, die sie nun mal einfach nicht ändern kann. Sie ist so liebenswürdig, so voller Vertrauen und so voller Hingabe für das, was sie tut und für das, was sie sich vornimmt, dass alleine das schon ausgereicht hat, damit ich in Tränen ausbreche und mich ständig frage, warum das Leben manchmal so ist, wie es nun mal ist.

Und auch Rune ist eine sehr tolle Figur, die zwischen persönlicher Rebellion und der Leidenschaft für Poppy gefangen ist und erst bei seiner Rückkehr lernt, dass das Leben manchmal einfach keine Rücksicht nimmt – nicht auf die Gefühle eines Teenagers, nicht auf eine geplante Zukunft und auch nicht auf die Liebe. Er bringt mit seiner ganz eigenen Art und Weise eine Spannung und eine Tragik in die Geschichte, die sich gerade im Epilog voll entlädt und sich dort in einer Weise entfaltet, die mir schlicht das Herz gebrochen hat.

Das Ende der Geschichte wird vermutlich heiß diskutiert sein und auch wenn ich nicht unbedingt ein Fan von solchen Entwicklungen bin, muss ich sagen, dass es einfach gepasst hat. Es war perfekt und ich denke, ein anderes Ende hätte mich vielleicht in einer anderen Art und Weise zufrieden stellen können, aber bei mir niemals den Eindruck hinterlassen, dass es eben genauso sein muss, wie es eben ist. Ich finde, die Autorin hat an dieser Stelle etwas gewagt und meiner Meinung nach auf jeden Fall gewonnen.

Fazit
"A Thousand Boy Kisses" hat diese Fülle an 5-Sterne-Bewertungen auf jeden Fall verdient und ist in meinen Augen ein rundes, mit Emotionen und Drama geballtes Werk, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Die Autorin brilliert einfach mit einem tollen, einnehmenden und mitleidendem Schreibstil und gibt ihren Charakteren eine Tiefe, die mich unglaublich berührt hat. Für alle, die sich bei einem Buch mal richtig ausweinen möchten und danach das eigene Leben feiern und eigene Probleme nicht mehr so wichtig nehmen wollen, ist dieses Buch genau das Richtige.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Wunderschön ausgearbeitete Unperfektion.

Die Perfekten
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"Die Perfekten" hat mich vom Inhalt und deren Umsetzung sehr überrascht. Ich muss ehrlich sagen, ich bin auch nicht mit allzu großen Erwartungen oder Hoffnungen an dieses Buch herangegangen. Der Klappentext ...

"Die Perfekten" hat mich vom Inhalt und deren Umsetzung sehr überrascht. Ich muss ehrlich sagen, ich bin auch nicht mit allzu großen Erwartungen oder Hoffnungen an dieses Buch herangegangen. Der Klappentext hörte sich toll an, aber Dystopien, die versprochen haben, glaubhaft, spannend und wendungsreich zu sein, haben mich in der Vergangenheit schon öfters enttäuscht. Trotzdem wollte ich "Die Perfekten" eine Chance geben, mich zu überzeugen – alleine schon wegen der Thematik, die im Klappentext angedeutet wird – und das hat es auf jeden Fall auch getan.

Meiner Meinung nach hat Caroline Brinkmann mit ihrem Werk eigentlich alles richtig gemacht – naja fast alles, sonst wären es sicher 5 Sterne, statt nur 4,5 geworden, aber dazu gleich mehr. Die Welt, die die Autorin geschaffen hat, fand ich wunderbar und sehr besonders, einfach, weil sie so greifbar und echt wirkte. Meiner Meinung nach müssen Dystopien starke Welten haben und beim Leser das Gefühl erzeugen, dass es so bald aussehen könnte, dass man bald ein Teil dessen sein wird und dass es eben diese Umstände sind, die wir bald erleben müssen. Und genau das hat die Autorin getan. Stellenweise erinnert sie an die Zustände in "Die Tribute von Panem" von Suzanne Collins oder an die Geschehnisse in "Infernale" von Sophie Jordan, aber ich finde, dass Grey als Stadt seinen ganz eigenen Charme hat. Ich hatte sehr viele Szene lebhaft vor Augen: die schmutzige Industriestadt, der Smog, die Wachdrohnen, die Tätowierungen. Viele kleine Details lässt die Autorin während des Erzählens in die Geschichte und in das Setting einfließen und gibt dem Leser damit immer ein bisschen mehr, womit er sein Kopfkino füllen kann. Sie entführt ihn in eine dunkle und bedrohliche Atmosphäre und erschafft damit etwas vollkommen einmaliges und erinnerungswürdiges.

Der Plot hatte kleine Schwächen, die für mich definitiv zu vernachlässigen waren, denn die Buchidee finde ich großartig. Die Perfekten und die Unperfekten, die Rebellen und die Konformen und letztlich die Ghosts. Die Geschichte ist komplex und fulminant, sie ist einnehmend und spannend und hat nur sehr sehr selten leichte Längen, die aber kurz darauf durch neue Spannungsbögen oder Wendungen in den Hintergrund treten. Ich habe mich nicht gelangweilt: im Gegenteil. Ich habe mich sehr unterhalten gefühlt und konnte als Leser problemlos in die Welt, die Stimmung, den Plot und die Charaktere abtauchen. Da die Geschichte so komplex aufgebaut ist, werden natürlich auch viele Geheimnisse erst am Ende aufgedeckt, einiges bleibt lange im Unklaren, was mich einerseits manchmal frustriert hat, aber andererseits auch dazu beigetragen hat, dass ich unbedingt schnell weiterlesen wollte.

Was mir leider ein bisschen das Tüpfelchen auf dem i genommen hat, war die Charakterentwicklung. Caroline Brinkmann bringt ihre Figuren teilweise an ihre Grenzen, lässt sie unmoralisches, illegales oder gefährliches tun, um ihre Liebsten oder ihr eigenes Leben zu beschützen oder um manchmal auch einfach nur das Richtige zu tun. Sie quält ihre Figuren mit einer ungewissen Zukunft, mit inneren Konflikten, mit der Frage nach Loyalität, Freundschaft, Liebe oder Geborgenheit. Ich fand es toll, wie Lark und Rain kämpfen, wie sie sich mit ihren individuellen Problemen auseinandersetzen, Lösungen finden und manchmal egoistisch, aber genauso oft auch selbstlos handeln. Für mich machte das die Charaktere glaubwürdig und liebenswert.

Allerdings hat mir Rain am Anfang des Buches wesentlich besser gefallen. Ihre gefährliche, unterdrückte Aura hatte viel mehr Feuer, hatte viel mehr Durchsetzungsvermögen, hatte viel mehr Selbstbewusstsein und auch viel mehr Präsenz. All das hat sie meiner Meinung nach im Laufe der Geschichte einbüßen müssen: anfangs war sie für mich die Heldin, später hatte ich da so meine Zweifel. Sie geht in dem neuen System immer mehr unter, weil es neu für sie ist und sie sich außerhalb ihrer Komfortzone aufhält. Ich weiß nicht, ob die Autorin das mit Absicht getan hat, um Lark mehr Platz in der Geschichte einzuräumen. Damit er nicht vollkommen gegen die taffe, durchsetzungsstarke Rain abstinkt, aber das wirkte auf mich nicht hundertprozentig stimmig – auch wenn ich gerade da Lark sehr lieben gelernt habe.

Caroline Brinkmanns Schreibstil empfand ich als sehr angenehm. Die bildhafte Sprache hat eine erschreckende Welt mit noch erschreckenderen Umständen gezaubert, die ein rasantes und spannendes Kopfkino erzeugt hat: und ich habe es geliebt! Die tiefgründigen Gefühle ihrer Protagonisten konnte sie sehr gut auf den Leser übertragen, ohne, dass es zu gewollt gewirkt hätte. Sie wirkten schlichtweg authentisch und lebendig, trotz der dystopischen Umstände.

Bisher habe ich noch nicht herausgefunden, ob es zu diesem Band eine Fortsetzung geben wird. Meiner Meinung nach ist das aber nicht unbedingt notwendig, denn die Geschichte aus "Die Perfekten" wirkt auch sehr gut alleine und bedingt auch nicht unbedingt einer Fortsetzung. Über einen weiteren Teil würde ich mich natürlich trotzdem freuen.

Fazit
"Die Perfekten" von Caroline Brinkmann kann mit sehr viel Kreativität beim Setting punkten, aber auch andere Faktoren, wie Plotidee, Plotumsetzung, Schreibstil und die Protagonisten machen dieses Buch zu einem Highlight. Es ist definitiv eine sehr spannende und gut ausgearbeitete Dystopie, die aufgrund kleiner Schwächen ein wenig an Perfektion verliert.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Toller neuer Fall für Clara Vidalis

Tränenbringer
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"Tränenbringer" ist der fünfte Band der "Clara Vidalis"-Reihe und mein zweites Buch des Autors Veit Etzold. Clara Vidalis und Teile ihres Teams haben mich schon im Auftaktband "Final Cut" überzeugen können, ...

"Tränenbringer" ist der fünfte Band der "Clara Vidalis"-Reihe und mein zweites Buch des Autors Veit Etzold. Clara Vidalis und Teile ihres Teams haben mich schon im Auftaktband "Final Cut" überzeugen können, weswegen ich auf ihren neusten Fall mehr als gespannt war. Zumindest schien es auf den ersten Blick ein interessanter Fall und ein spannender Thriller zu werden.

Obwohl ich zwischendurch vier Bände verpasst habe, kann ich von einem problemlosen Einstieg sprechen. Der Leser startet direkt mit dem Fall und wird spannend und faszinierend in den Thriller eingeführt. Vorkenntnisse bezüglich des Teams oder deren Ermittlungen sind meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig, allerdings werden Täter aus vorherigen Fällen (und damit vorherigen Büchern) öfters mal erwähnt und stellenweise in kleinen Details erläutert – gespoilert hat mich das allerdings nicht wirklich. In diesem Buch wurde mir relativ schnell klar, wie die Beziehungen im Team aussehen, wer welche Schwerpunkte und Fachgebiete hat und wer wann eine Rolle spielt. Meiner Meinung nach ist es also nicht unbedingt notwendig, alle vier Teile vorher zu kennen; "Tränenbringer" kann auch unabhängig von der Reihe gelesen werden.

"Tränenbringer" ist eigentlich genau das, was ich im Vorhinein von diesem Buch erwartet hatte: es ist brutal, es ist eklig, es ist persönlich und es ist spannend. Veit Etzold schafft mit seinen Ausführungen, seinen Erklärungen und seinen Einblicken in die menschliche Psyche sowie in die polizeiliche Ermittlungsarbeit eine wunderbar gruselige und angespannte Grundstimmung, die mithilfe der persönlichen Involvierung von Clara und ihrem Verlobten nur noch getoppt wird.

Trotzdem ist es mir sehr schwer gefallen, die Spannung durch das komplette Buch durchzutragen, denn leichte langatmige Passagen und öfters vorkommende Wiederholungen von Ermittlungsergebnissen sind ebenfalls Teil des Buches. Dass zwei Ermittler zusammen durch eigenes Abwägen und Zusammentragen von Fakten eine neue Spur haben, ist ja vollkommen normal und sollte in einem guten Thriller auch stattfinden. Dass dies dann aber vor anderen Kollegen, die in der jeweiligen Situation nicht dabei waren, nochmal von der Pike auf erklärt wird, hätte meiner Meinung nach einfach nicht sein müssen. Diese Szenen hätte man gerne mit mehr Spannung ausbauen können. Trotz allem ist der Plot überzeugend und einnehmend.

Das Ermittlerduo – hier Clara Vidalis und ihr Freund MacDeath – fand ich persönlich einfach klasse. Normalerweise bin ich absolut kein Fan von Ermittlern, die trotz einer privaten Beziehung an ein und demselben Fall arbeiten. Da es hier aber auch um Clara persönlich geht, finde ich es doch gut und logisch umgesetzt. Zumindest verliert Veit Etzold hier nicht den Fokus und die Ermittlungen bleiben stets der Hauptplot – auch wenn dieser mit privaten Nebenplots ausgearbeitet wurde. Bei mir ist es schon eine Weile her, dass ich "Final Cut" gelesen habe, aber Clara blieb mir damals sehr positiv im Gedächtnis, was ich auch hier wieder wahrnehmen konnte. Ich hatte zwar stellenweise ein paar Probleme mit ihr (gerade im privaten Umfeld habe ich viele Gefühle und Gedanken ihrerseits nicht nachvollziehen können), trotzdem empfand ich ihr berufliches Auftreten als interessant und authentisch umgesetzt.

Mithilfe verschiedener Perspektivenwechsel schafft der Autor Abwechslung in "Tränenbringer". Ich mag normalerweise in Thrillern keine Kapitel mit Täter-Perspektive, jedoch bin ich mir ziemlich sicher, dass dies der Mehrheit gefällt. Schließlich bringt es – wie oben schon geschrieben – Abwechslung und lenkt ein wenig von der manchmal sehr stumpfen Ermittlungsarbeit ab. Im Allgemeinen bin ich ein sehr großer Fan von Veit Etzolds Schreibstil. Die Wiederholungen hätte man, wie gesagt, meiner Meinung nach weglassen können, doch der logisch ausgearbeitete Fall und die Grundstimmung, die während des Buches verbreitet wird, haben mir sehr gut gefallen und zeugen von einer tollen Autoren-Arbeit.

Fazit
Für alle, die brutale und mitreißende Krimis lieben, ist Veit Etzolds "Tränenbringer" genau das Richtige. Der tolle Schreibstil, der packende und interessant ausgearbeitete Fall und ein faszinierendes Ermittlerduo ergeben einen packenden Thriller, der zwar kleine Schwächen aufweist, aber definitiv überzeugen kann – und anderen Bestseller-Thrillern in Nichts nachsteht.

Veröffentlicht am 27.11.2017

Solider Start für Kat & Josh

The Club – Kiss
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Die Reihe um "The Club" ist mir nicht ganz neu. Vor einer Weile habe ich schon den ersten Teil der Reihe gelesen und mich mit der Welt rund um die Dating-/Sex-Agentur vertraut gemacht. Die anderen Bände ...

Die Reihe um "The Club" ist mir nicht ganz neu. Vor einer Weile habe ich schon den ersten Teil der Reihe gelesen und mich mit der Welt rund um die Dating-/Sex-Agentur vertraut gemacht. Die anderen Bände der Reihe (Teil zwei bis vier) liegen derzeit auf meinem SuB. Natürlich hat mir "The Club – Flirt" geholfen, die Geschehnisse zu verstehen und Sarah und Jonas, die in "Kiss" eine große Rolle spielen, bereits kennen gelernt zu haben. Allerdings ist es meiner Meinung nach nicht wirklich notwendig, die vorherigen Teile zu lesen (ihr nehmt natürlich in Kauf, euch für die Teile 1 bis 4 zu spoilern, falls ihr diese dann doch noch lesen wollt ;)), um die neue Geschichte um Josh und Kat zu verstehen.

Mit dem ersten Teil der Reihe war ich nicht so hundertprozentig zufrieden, weswegen ich natürlich nur umso gespannter war, ob die Autorin sich steigern konnte. Und auch wenn die Bewertung gleichermaßen ausfällt: Ja, das konnte sie, wenn auch nicht in allen Punkten. Trotzdem habe ich mich dieses Mal wesentlich wohler mit dem Buch gefühlt. Genau wie Jonas ist auch Josh nicht unbedingt ein Charakter, den man auf Anhieb gerne mag. Mir war zwar schon klar, dass sich Josh ähnlich wie sein Bruder verhalten würde. Für die Neulinge in der "The Club" Reihe wirkt er sicher einfach nur unsympathisch. Aber auch hier macht die Figur eine Entwicklung durch, die mir gefallen hat. Es ist nicht immer alles nur schwarz und weiß und Josh ist auch nicht nur ein Macho und arrogant. Auch er hat seine weichen Seiten und will Kat unbedingt von sich überzeugen.

Der weibliche Gegenpart zu Josh ist Kat. Sie ist schon eine kleine Rampensau, ein Partygirl, das gerne provoziert und stänkert. Doch sie ist sehr loyal, lieb und sie weiß, was sie will. Diese Sturheit bringt Josh mehrmals auf die Palme, was ich sehr amüsant fand. Mir hat gefallen, wie sie mehrmals sein Ego stutzt und sich auch nicht von ihm erweichen lässt. Von ihrem Auftreten her finde ich, dass die beiden ein sehr schönes und spannendes Paar abgeben, weswegen ich sehr neugierig auf die weiteren Teile der Reihe bin.

Den Plot fand ich spannend ausgearbeitet, allerdings hat er mir nicht ganz so gut gefallen, wie ich erwartet hätte. Zum einen ist das ewige Hin und Her zwischen Kat und Josh zwar ganz witzig und bringt eine gewisse knisternde Spannung in die Geschichte, aber die Autorin hat meiner Meinung nach nicht den Punkt gefunden, ab wann es zu viel war. Klar, Kat besteht darauf, die Anmeldung von Josh zu sehen und Josh will sie ihr nicht geben. Aber ich hatte oft das Gefühl, dass sie beiden damit in einer Sackgasse landen, dass es sich so verfährt und dass das Knistern einfach nur verpufft. Für mich als Leser war es sehr anstrengend und frustrierend, das mitzuverfolgen, weswegen ich mich immer wieder gefragt habe, wann Lauren Rowe endlich zum Punkt kommt.

Mein anderer Kritikpunkt betrifft die Story rund um Jonas und Sarah. Die Machenschaften des Clubs erstrecken sich ins Unermessliche und alle vier wollen das beenden. Ich kann das verstehen und finde die Idee auch gut. Aber mir war die Ausführung ein wenig zu konstruiert und zu unglaubwürdig. Dass sich die Gruppe wie Oceans Eleven in einem Hotelzimmer in Las Vegas trifft und mit einem Hacker die Verbrecher in eine Falle locken und einbuchten möchten, dass dann noch russisches und ukrainisches Politik-Hintergrundwissen eingebaut wurde, hat es für mich an die Spitze getrieben; das war mir einfach zu viel. Hätte es nicht ein einfacher Sexclub mit illegalen Machenschaften sein können? Drogen, Menschenhandel, Geldwäsche? Diese Verbindung zur aktuellen Lage wirkte auf mich leider irgendwie fehl am Platz und hätte es meiner Meinung nach auch nicht gebraucht.

Gefallen hat mir aber Lauren Rowes Schreibstil. Ich mag es, wie sie die Anziehungskraft zweier Figuren beschreibt, wie sie immer wieder den eigentlichen Plot mit den erotischen Szenen und dem Hin und Her verbindet und wie sie es schafft, dass ich Charaktere, die ich anfangs nicht mag, doch noch lieben lerne. Auch wenn sie keine anspruchsvolle Sprache verwendet, kann sie mit Wörtern umgehen und unterhaltende Bücher schreiben.

Fazit
"The Club – Kiss" bietet tolle Erzählstränge, die meiner Meinung nach zwar etwas konstruiert wirkten, aber doch spannend aufbereitet waren. Kat und Josh sind zwei interessante Charaktere, deren Geschichte noch lange nicht auserzählt ist. Ich bin gespannt auf den nächsten Band (und ob die Autorin sich steigern kann).
[3,5 Sterne]

Veröffentlicht am 27.11.2017

Wacklige 3 Sterne

Haley & Travis - L.A. Love Story
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So wirklich warm geworden bin ich mit dem zweiten Teil der Pink Sisters Reihe "Haley & Travis" leider nicht wirklich. Das lag nicht daran, dass ich den ersten Teil nicht gelesen habe, denn der spielt meiner ...

So wirklich warm geworden bin ich mit dem zweiten Teil der Pink Sisters Reihe "Haley & Travis" leider nicht wirklich. Das lag nicht daran, dass ich den ersten Teil nicht gelesen habe, denn der spielt meiner Meinung nach keine wirkliche Rolle in dieser Geschichte (trotzdem werden hier viele Details aus dem ersten Teil aufgegriffen und nochmal wiederholt; wer sich also nicht spoilern möchte, der sollte den ersten Band dann doch vorher lesen!), sondern viel mehr an dem Einstieg, den die Autorin mir sehr schwer gemacht hat. Ein One-Night-Stand, den man am nächsten Tag in seinem Büro als Klienten wiedersieht? Gut, ist jetzt nicht unbedingt neu und steckt auch voller Klischees, da ich das aber aus dem Klappentext schon wusste, spielt das bei meiner Bewertung keine Rolle. Viel mehr eine Rolle spielt es, wie die Autorin dies umsetzt, wie sie in die Geschichte einsteigt und wie sie den Draht und die Verbindung zwischen den beiden Hauptprotagonisten aufbaut.

Für mich war der Einstieg eine absolute Katastrophe. Travis und Haley lernen sich nämlich das erste Mal auf der Party ihrer Oma kennen und ohne ein wirkliches Gespräch zu führen oder sich zu kennen, knutschen sie schon in der ersten Szene im Wandschrank im Haus ihrer Oma rum. An dieser Stelle will ich natürlich betonen, dass ich weiß, was ein One-Night-Stand ist, aber ehrlich? Auf der Party ihrer Oma? Ohne ein Gespräch zu führen, sich kennenzulernen oder Ewigkeiten umeinander herumzutänzeln? Wo es jeder mitbekommt, einschließlich ihrer Familie? Ich fand das einfach nur super schlecht als Einstieg gewählt, weswegen ich mich schlichtweg durch die weitere Geschichte gequält habe und kaum etwas davon ernst nehmen konnte. Das ging sogar soweit, dass ich kurz davor war, das Buch abzubrechen und mich anderen Schätzen zu widmen. Dazu kommt noch, dass der One-Night-Stand und das Treffen im Büro circa 20 Prozent des Buches einnehmen und somit durch den von mir vorher gelesenen Klappentext kaum etwas Neues bieten.

Am Ende bin ich dann doch ganz froh, dass ich durchgehalten habe, denn die Geschichte entwickelt sich definitiv noch. Die ersten 50% waren überhaupt nicht meins, die weiteren 50% haben mich dann doch noch unterhalten können. Dabei wird Haley mit ihren eigenen Gefühlen konfrontiert, mit Travis Gefühlen, was das ganze doch noch irgendwie spannend erscheinen lässt. Zwischendurch hatte ich zwar das Gefühl, dass die Autorin nur die Seiten füllen möchte (die Schlägerei zwischen Travis und dem Sohn seines Chefs – ganz ehrlich? Das hätte man auch weglassen können, vor allem, da Haley ja wieder vor Travis davonläuft und sich dadurch nichts an ihrer Sicherheit bzw. Unsicherheit geändert hat) und unnötiges oder überspitzes Drama bieten möchte.

Das Positive an diesem Buch waren die Charaktere. Haley und Travis sind auf jeden Fall sympathisch und strahlen eine besondere Spannung und anziehende Stimmung aus. Travis ist zwar absolut nicht mein Fall (durch seinen Rennsport, seine impulsive Art, seine Straffälligkeiten und sein leicht arrogantes und selbstsicheres Auftreten), aber die Autorin schafft es trotzdem – oder gerade wegen seiner Makel – ihn nett und einnehmend erscheinen zu lassen. Auch Haley finde ich toll und ich habe mich schon gefreut, ihrer Geschichte zu folgen. Vieler ihrer Entscheidungen habe ich nicht verstehen können, aber ich habe sie um das gute Verhältnis zu ihren Geschwistern und ihrer lockeren, selbstsicheren und ehrgeizigen Art beneidet und dafür bewundert. Beiden habe ich ihr Happy End gegönnt, auch wenn sie dafür erst noch einige Hürden nehmen mussten.

Auch der Schreibstil von Sarah Glicker hat mir gefallen. Ich denke, ich hätte das Buch in einem Rutsch durchziehen können, wenn ich mich nicht so über den Anfang geärgert hätte. Trotzdem habe ich 60% an einem Stück gelesen und ich mag die Art und Weise, wie die Autorin ihre Protagonisten in den Vordergrund stellt, ihre Gefühle erklärt und wie sich die Beziehungen zwischen den beiden entwickelt. Ich persönlich hätte mir auch gerne Travis Perspektive gewünscht. Sicher hätte ich dann vieles besser verstehen können und hätte ihn nicht gleich in die Frauenheld-Schublade gesteckt. Mehr Abwechslung hätte es auf jeden Fall geboten.

Fazit
Die Geschichte von Haley & Travis hat mich nur sehr schwer unterhalten können. Gerade der Anfang hat mir überhaupt nicht gefallen und auch wenn sich der Plot steigert und ich mit Haley mitgefiebert habe, hat er mich nicht wirklich einfangen können. Mir wirkte das leider zu oberflächlich und zu konstruiert. Trotzdem haben mir die Charaktere gefallen und auch der Schreibstil konnte punkten. Eigentlich wollte ich dem Buch 2,5 Sterne geben, der wachsende Unterhaltungswert und das schöne Happy End haben meine Bewertung allerdings auf wackelige 3 Sterne gehoben.