Von Erich Kästner´s "Gang vor die Hunde" habe ich in Marcel Reich-Ranicki´s Autobiographie "Mein Leben" gelesen, allerdings von der stark zensierten Variante "Fabian". Das Buch erzählt die Geschichte des Jakob Fabian, der 1928 in Berlin lebt und liebt, immer unterwegs in den Vergnügungsetablisments und sich rotzfrech durchs Leben propagiert. Ich kicherte mich durch die ersten Kapitel, doch bald schlägt das Buch einen ernsteren Ton an. Fabian verliebt sich das erste Mal in eine Frau, während sein Freund Labude gerade an seiner gescheiterten Liebesbeziehung verzweifelt. Dann wendet sich das Blatt und Fabian verliert seine Anstellung als Propagandist. Fabians erste Liebe zieht ihm eine Rolle im Filmgeschäft vor und fängt ein Verhältnis mit ihrem (nennen wir ihn) Manager an, damit ihrer Karriere nichts mehr im Wege steht. Kurz darauf begeht Fabians Freund Labude Selbstmord, weil ein intriganter Neider ihm vorlügt, dass der Herr Geheimrat seine Habilitationsarbeit verrissen hat, an der er fünf Jahre gearbeitet hat und dies das letzte war, worin er noch Vertrauen hatte. Diese drei Schicksalsschläge lassen Fabian schließlich in seinen einstigen Heimatort flüchten und als er sich dann endlich fängt und neue Lebenspläne schmiedet, ertrinkt er bei der Rettung eines kleinen Jungen im Fluss.
Anfangs hat man das Gefühl, schwer in die Geschichte einsteigen zu können, was sich aber bei Zeiten wieder gibt. Kästner gelingt es, einen interessanten Einblick in den Berliner Alltag nach dem Schwarzen Freitag 1928 zu geben, in Nöte und Ängste der Berliner Bürger und dem Verlangen, die schlimmen Ereignisse mittels Vergnügungssucht zu vergessen. Ein wirklich lesenswertes Buch. Das hat im Übrigen auch Marcel Reich-Ranicki so gesehen.