Cozy
Copenhagen Cinnamon 1. DelicateJonna ist die Tochter eines reichen Rechtsanwaltes und sie lebt gut auf seine Kosten. Wohnung, tausend Praktikas um sich auszuleben. Da kommt es doch unerwartet, dass Daddy den Geldhahn zudreht und die ...
Jonna ist die Tochter eines reichen Rechtsanwaltes und sie lebt gut auf seine Kosten. Wohnung, tausend Praktikas um sich auszuleben. Da kommt es doch unerwartet, dass Daddy den Geldhahn zudreht und die auf den Boden der harten Realität aufschlägt.
Am Anfang der Geschichte dachte ich, dass Jonna eine ziemlich verzogene Göre ist, die ein bisschen Realität verkraften kann und sich bitte nicht beschweren braucht, wenn ihr klar gesagt wird, dass sie endlich arbeiten soll, statt zehn Experimente zu machen, die ins Nichts laufen und auf Daddys Kosten zu leben.
Doch die Art und Weise ihres Vaters war mehr als toxisch, nur um seinen Willen durchzukriegen.
Gleichzeitig wird seine neue Partnerin als Drache hingestellt und das Klisché bedient, dass diese den Vater wegnehmen.
An dem Punkt war ich dabei das Buch gegen die Wand zu werfen und anzuzünden, weil die Autorin das klassische böser, neuer Partner Thema ausgräbt.
Kann man bitte dieses Stereotyp mal begraben?
Wieso dürfen Eltern keine neue Partner haben nach einer Trennung oder dem Verlust des anderen Elternteils? Wieso heißt es direkt: Man nimmt dem Kind damit das Elternteil weg?
In welcher Welt bitte?
Ich habe schon gedacht, dass ich das Buch abbrechen muss und nur Mad war an dem Punkt ein Grund weiter zu lesen. Er ist bodenständig und trägt eine ziemliche schwere Last mit sich herum.
Er kümmert sich um seinen kranken Dad und betreibt das Copenhagen Cinamon Café.
Mad ist das Gegenteil von Jonna und als beide aufeinander treffen, sprühen direkt die Funken.
Er hilft ihr aus der misslichen Lage und Jonna fängt an im Café zu arbeiten.
Ab dem Punkt fing sie an mir sympathisch zu werden und sie nicht mehr als reiche Daddy-Göre zu betrachten. Sie fängt an zu reflektieren und ernsthaft daran zu arbeiten, was sie tun möchte.
Dabei kommt auch ihre Vergangenheit vor und welche Verletzungen sie von damals mit sich herum trägt. Auch versucht sie sich mit ihrem Vater zu versöhnen und mit seiner neuen Partnerin zurecht zu kommen.
Die Autorin hat hier gut die Kurve bekommen, dass ich froh bin weiter gelesen zu haben, dass sie hier aus dem Klisché eine gute Reflektion gemacht hat, die zeigt, dass Patchwork mit viel Arbeit auf beiden Seiten funktionieren kann.
Der Schreibstil von Stefanie Neeb ist dabei flüssig und leicht zu lesen.
Sie hat romantische und gefühlvolle Momente zwischen Mad und Jonna geschaffen, aber auch intime, verletzliche Augenblicke, die ans Herz gehen.
Die Beschreibungen der Umgebungen waren so lebendig und eindrücklich, dass man direkt Lust hat nach Kopenhagen zu reisen, die Stadt zu erleben und in einem gemütlichen Café zu sitzen.
Stück für Stück dröseln sich in der Geschichte die Geheimnisse auf und auch, wenn Jonna über die Grenzen von Mads geht, hilft sie ihm auch mit der Vergangenheit abzuschließen, sie aufzuarbeiten und Gerechtigkeit zu finden.
Die Autorin hat auch die Nebenfiguren nicht zu kurz kommen lassen. Sie sind voller Charakter, Leben und Persönlichkeit. Auch droppt sie schon die Andeutung für Band 2, welches Pärchen uns als Leser dort erwarten.
Das Buch ist eine tolle, gemütliche Lektüre für den Herbst. Sie ist romantisch und hat wundervolle Lesestunden in petto.