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Veröffentlicht am 12.11.2021

Potenzial für eine mitreißende Fantasy-Saga ist vorhanden.

Das Reich der Asche - Realm Breaker 1
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Beschreibung

Die Welt von Allwacht ist bedroht, denn nachdem eine der Spindeln zu einer anderen Welt bereits geöffnet wurde, wobei sich eine Schleuse für Aschekrieger öffnete, und die Helden den ersten ...

Beschreibung

Die Welt von Allwacht ist bedroht, denn nachdem eine der Spindeln zu einer anderen Welt bereits geöffnet wurde, wobei sich eine Schleuse für Aschekrieger öffnete, und die Helden den ersten Kampf verloren haben, liegt es nun in der Macht der jungen Corayne, dem Schrecken ein Ende zu bereiten. In ihr fließt das letzte Blut einer Linie, die als einzige den Untergang verhindern kann. Zusammen mit sechs Gefährten, die Not und Schicksal zusammenführte, stellt sich Corayne der Herausforderung, die Dunkelheit zu besiegen…

Meine Meinung

Für packende neue Fantasywelten bin ich immer zu haben und da lächelte mich direkt der Auftaktband zur vielversprechenden Fantasy-Saga »Realm Breaker« der Bestsellerautorin Victoria Aveyard, die vielen bereits durch ihre Jugendbuch-Reihe »Die Farben des Blutes« ein Begriff sein dürfte, an.

Angefixt durch das Mega-Cover-Bild und den wohlklingenden Klappentext, musste ich mir nun also unbedingt auch ein Bild von Aveyards Erzählkunst machen und wagte mich in »Das Reich der Asche« vor. Begrüßt wird man mit einem herrlichen Vorsatzpapier, auf dem die bunte Weltkarte von Allwacht zu sehen ist, womit das absolute MUSS für ein High-Fantasy-Werk schon abgehakt wäre.

Das opulente Worldbuilding bei Fantasyromanen kann einen schon Mal erschlagen, doch meistens lohnt es sich die ausführlichen Konstruktionen kennenzulernen, weil man dann mit einem beeindruckenden Gesamtbild belohnt wird. In »Realm Breaker – Das Reich der Asche« kann Aveyard zwar mit einem interessanten Konstrukt aus einer bunten Gesellschaft, kreativen Fantasieschöpfungen und übernatürlichen Wesen aufwarten, doch die Zusammenführung mit dem Handlungsbogen verläuft teilweise recht holprig.

Nach einem ausschweifenden Prolog, der viel Input liefert, war ich sehr gespannt auf die Aufdröselung der Hintergründe und habe es richtig genossen in die detaillierten Beschreibungen einzutauchen und mir Allwacht mit ihren Bewohnern und den mysteriösen Spindeln, die Dimensionstore in eine Welt der Vedera (auch ›Älteste‹ genannt), vorzustellen. Natürlich hatte ich gehofft, mehr über die Zusammenhänge zwischen Allwacht und den Spindeln zu erfahren, aber hier bleibt die Geschichte sehr bedeckt, sodass ich auf eine aufschlussreiche Ausführung im Fortsetzungsband erwarte.

Zunächst dauert es also seine Zeit bis man sich mit den Begrifflichkeiten und dem Personal der Geschichte vertraut gemacht hat, wobei ich schmerzlich ein Glossar der wichtigsten Protagonisten und Begriffe vermisst habe. Bei der Erzählstruktur, greift Aveyard gleich auf mehrere Perspektiven zurück, was den Einstieg in das »Realm Breaker« -Universum nicht gerade leichter macht.

Eigentlich sollte die junge Frau Corayne, ihres Zeichens Tochter einer gefürchteten Piratin und Schmugglerin im Mittelpunkt stehen, jedoch kommen mindestens genauso oft ihre Gefährten zu Wort, und so kam mir Corayne selbst als etwas blass und nichtssagend vor im Vergleich zur Meuchelmörderin Sorasa, dem Ältesten Domacridhan (oder auch nur ›Dom‹ genannt), der Kopfgeldjägerin Siegel, dem Knappen Andry, der Hexe Valtik und dem Fälscher Charlon (auch der ›Tintenkönig‹ genannt).

Am besten gefallen haben mir die Kapitel aus der Perspektive von Sorasa, denn sie macht in meinen Augen einfach die größte Charakterentwicklung durch und hat einfach interessante Seiten an sich. Im Zusammenspiel ergibt sich aus dem bunt gemischten Haufen der Gefährten eine dynamische Schicksalsgemeinschaft, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, oder doch nicht? Zumindest hätte man hier noch viel mehr herausholen können. Dafür kann die Geschichte aber immer noch mit Antagonisten aufwarten, die man vielleicht nicht auf den ersten Blick auf dem Schirm hat.

Aber auch Doms Cousine Ridha konnte mich mit ihrem Mut, sich gegen die Entscheidung der Vedera zu stellen, meine Neugier erregen. Ich bin mir fast schon sicher, dass wir von ihr noch einiges erwarten dürfen (oder hoffe das zumindest!).

Im Gesamtpaket betrachtet hatte ich das Gefühl, dass ein großes Potenzial in der Geschichte steckt, aber es an der Umsetzung krankt und somit hat »Realm Breaker – Das Reich der Asche« einen unausgegorenen Eindruck auf mich gemacht. Trotzdem ist es Victoria Aveyard gelungen mich in eine andere Welt zu entführen, deren Komplexität, besser verpackt, sicherlich noch ihren ganzen Zauber entfalten wird.

Fazit

Die Fantasywelt von »Realm Breaker« ist auf jeden Fall reizvoll in ihrem Aufbau, doch an der Umsetzung und Ausgestaltung muss Victoria Aveyard noch arbeiten.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 31.08.2021

Veröffentlicht am 12.11.2021

Ein kunstvoll erzähltes Märchen

Junge mit schwarzem Hahn
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Beschreibung

Martin ist elf Jahre alt, ein armer Waisenjunge, der nur das besitzt, was er am Leibe trägt. Sich selbst und seinem Freund und Beschützer, dem schwarzem Hahn überlassen, wird Martin von den ...

Beschreibung

Martin ist elf Jahre alt, ein armer Waisenjunge, der nur das besitzt, was er am Leibe trägt. Sich selbst und seinem Freund und Beschützer, dem schwarzem Hahn überlassen, wird Martin von den anderen Dorfbewohnern gemieden, denn die enge Freundschaft zu seinem Hahn wird als etwas Absonderliches angesehen.

Im Vergleich zu den drei wichtigsten Männern im Dorf hat Martin ein kluges Köpfchen, doch dies wird lediglich von einem Maler erkannt, der für einen Auftrag der Kirche ins Dorf kommt. Der Junge beschließt mit dem Maler in die Welt zu ziehen und wird mit seinem reinen Gemüt im Angesicht der lauernden Abgründe zu einem rettenden Hoffnungsschimmer am Horizont.

Meine Meinung

Der Roman »Junge mit schwarzem Hahn« von Stefanie vor Schulte ist eher eine poetische Erzählung, ein finsteres Märchen, als etwas das man mit dem Stempel Gegenwartsliteratur versehen könnte.

Die Handlung trägt sich zu einer ungenannten Zeit in einem Ort zu, die nicht näher bekannt ist, aber durch die Beschreibungen lässt sich vermuten, dass die Geschichte in der Zeit um das Mittelalter angesiedelt sein dürfte. Im Mittelpunkt steht der elfjährige Waisenjunge Martin, der seit jenem schicksalshaften Vorfall, der ihm die Familie raubte, eng mit einem schwarzen Hahn verbunden ist, der ihm Freund und Behüter zu gleichen Maßen ist. Dass der Hahn von den anderen Dorfbewohnern als Inkarnation des Teufels angesehen wird, schert ihn dabei nicht. Allerdings hat Martin seinen Platz im Leben noch nicht gefunden und so schließt er sich dem fahrenden Maler an, auch wenn dies bedeutet, dass er seinen Schwarm Franzi zurücklassen muss.

Stefanie vor Schulte schickt ihren jungen Helden ausgestattet mit kluger Intelligenz in eine düstere Welt voller Schrecken aus, und versteckt dabei ihre Botschaften und gesellschaftliche Kritik zwischen den Zeilen, sodass man diese nicht immer gleich auf den ersten Blick zu entdecken vermag. So bietet »Junge mit schwarzem Hahn« viel mehr als zunächst erwartet und ist eine Lektüre, die in den Gedanken hängen bleibt. Allerdings muss ich auch sagen, dass es die erste Hälfte des Romans gebraucht hat, bis mich die Geschichte völlig in ihren Bann ziehen konnte, denn zuvor war schwer abzusehen, wohin sich das Ganze entwickeln wird.

Gespannt auf die nächsten Metaphern wird man Zeuge wie die Autorin es mit wenigen Worten versteht eine dichte Atmosphäre zu erzeugen, die einen mit Martin auf eine besondere Reise durch die Sünden der Menschen, Freude, Last, Leiden und Hunger schickt. Martin will helfen und ein Unglück beseitigen, dass ihn immer mehr beschäftigt. Bei der Suche nach der Antwort darauf, wer die finsteren Reiter sind, die die kleinen Kinder rauben und was mit ihnen geschieht, wird Martins Mut und Ritterlichkeit auf die Probe gestellt.

Das Highlight der Geschichte ist eindeutig der schwarze Hahn, der Martin in jeder Lage treu zur Seite steht, ihn auf seinem Weg leitet und sogar zu ihm spricht. So kann der Hahn im übertragenden Sinne als Kompass oder Gewissen angesehen werden. Ein wirklich schöner Gedanke, so einen Hahn bei sich zu haben, der Mut und Hoffnung schenkt.

Fazit

Ein kunstvoll erzähltes Märchen welches die Finsternis (oder finstere Zeiten) mit Licht erfüllt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 30.08.2021

Veröffentlicht am 12.11.2021

Weiß mit Diversität, einnehmenden Charakteren und Themenvielfalt ebenso zu begeistern, wie mit der prickelnden Spannung eines Thrillers.

New York Cannibals
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Meine Meinung

Alleine schon das Setting der Metropole New York City für Storys jeglicher Couleur, reizt mich ungemein und so kam ich an »New York Cannibals« des Duos Charyn & Boucq nicht vorbei. Gut so, ...

Meine Meinung

Alleine schon das Setting der Metropole New York City für Storys jeglicher Couleur, reizt mich ungemein und so kam ich an »New York Cannibals« des Duos Charyn & Boucq nicht vorbei. Gut so, denn so habe ich das Erzähltalent von Jerome Charyn in Kombination mit den eindrucksvollen Illustrationen im frankobelgischen Stil von François Boucq entdeckt!

Gleich die ersten Seiten des abgeschlossenen Einzelbands konnten mich mit der Einführung der Hauptprotagonistin Azami begeistern. Azami ist eine wahre Naturgewalt, als Bodybuilderin steckt sie die Jungs beim Training in die Tasche und auf der Arbeit als Polizistin bei der Wache von Washington Heights jagt sie Verbrecher und versucht für Recht und Ordnung zu sorgen.

Das muskulöse und volltätowierte Erscheinungsbild Azamis bringt ihr Respekt auf den Straßen ein, dabei ist sie eine wahre Frohnatur und begegnet ihren Mitmenschen mit aufgeschlossener Freundlichkeit, doch gegenüber den bösen Buben kann sie natürlich auch ihre andere Seite zeigen. Die ungewöhnliche familiäre Situation als Adoptivkind des Tätowierers Pavel und ihrem Wunsch nach einem eigenen Kind, das ihr aufgrund Steroidmissbrauch verweigert bleibt, bildet den Ausgangspunkt für eine erfrischend-unterhaltsame Story im kulturellen Schmelztiegel von New York City.

Der Zufall spielt Azami ein Baby in die Hände, dass sie in einer dunklen Gasse findet, wie Müll weggeworfen, und beschließt es zu behalten. Kaum darauf scheint Pavel sein einstiges Leben in den Straf- und Arbeitslagern der Sowjetunion heimzusuchen, denn seine längst tot geglaubte Geliebte taucht wie ein Schemen aus der Vergangenheit auf, und das quicklebendig und überraschend jugendhaft, denn sie scheint seitdem kaum gealtert zu sein.

Wie Pavels Geliebte, seine Vergangenheit und die gegenwärtigen Ereignisse zusammenpassen erfährt man im rauschenden Tempo. Die Puzzleteile fügen sich Stück für Stück zusammen und werden mit einem Bild angereichert, dass einen großen Bereich der gesellschaftlichen Vielfalt (sei es Herkunft, Hautfarbe, sexuelle Identität, Statur oder Handicap) abbildet. Erpressung, eine undurchsichtige staatliche Organisation, die unbekannten Mächten in die Hände zu spielen scheint, das alles zusammengenommen liefert einen spannenden Cocktail und sorgt für eine nervenaufreibende Stimmung.

Die Illustrationen von François Boucq fangen die Szenerie von alltäglichen Situationen bis hin zu Razzien gekonnt ein und lassen ein authentisches Bild der finsteren Gassen New Yorks entstehen, in denen das Verbrechen zu Hause ist, und führen schließlich bis tief in den stinkenden Untergrund. Doch das ist noch nicht alles, denn es fließen noch mystische Vibes in die Story ein, sobald Azami und Pavel dem Drahtzieher hinter den düsteren Machenschaften näher kommen. Im Hinblick auf das Verbrechersyndikat hätte ich mir jedoch ein wenig mehr Ausarbeitung gewünscht, denn hier kam es mir so vor, als hätte man Zwischenschritte übersprungen. In Anbetracht des großen Ganzen ist das jedoch minimale Kritik. Also eine absolute Leseempfehlung!

Fazit

»New York Cannibals« weiß mit Diversität, einnehmenden Charakteren und Themenvielfalt ebenso zu begeistern, wie mit der prickelnden Spannung eines Thrillers.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 27.08.2021

Veröffentlicht am 12.11.2021

Ein bewegend erzählter Roman über den Generationenwechsel, das Dorfleben und die Rolle der Frau im Wandel der Zeit.

Wildtriebe
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Beschreibung

Einem der größten Höfe auf dem Dorf steht die Bäuerin Lisbeth vor, die ihr ganzes Leben der Landwirtschaft und dem Fortbestand ihres Hofes gewidmet hat. Mit ihrer Schwiegertochter Marlies ...

Beschreibung

Einem der größten Höfe auf dem Dorf steht die Bäuerin Lisbeth vor, die ihr ganzes Leben der Landwirtschaft und dem Fortbestand ihres Hofes gewidmet hat. Mit ihrer Schwiegertochter Marlies kommt eine weitere Frau ins Haus, die sich nicht ganz widerstandslos diesem Leben unterordnen will, denn sie hat eigene Träume und Wünsche, möchte einer Arbeit nachgehen die sie erfüllt. Zwischen den Frauen herrscht fortan ein stiller Kampf um Wertvorstellungen und das richtige Lebensmodell und dann ist da noch Joanna, die Tochter von Marlies, welche ein völlig anderes Leben führt, das Abitur macht und für ein Jahr nach Afrika reist…

Meine Meinung

Ute Mank durchdringt in ihrem Debütroman »Wildtriebe« die Sitten, Traditionen und ungeschriebenen Regeln des Lebens auf dem Land im Umbruch von Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts. Das florale Cover und der Buchtitel passen hervorragend zum Buchinhalt, denn das Leben der drei Frauen auf dem ›Betches Hof‹ kommt wild wachsenden Pflanzen gleich, die sich entweder anpassen oder ihren eigenen Weg finden.

Auf dem Hof treffen drei unterschiedliche Generationen mit ihren ganz eigenen Wünschen und Lebensvorstellungen aufeinander, wobei vor allen Dingen der Konflikt zwischen der alten Bäuerin Lisbeth und ihrer Schwiegertochter Marlies in den Vordergrund gerückt wird.

Die Männer im Roman kommen einer Randnotiz gleich und bewegen sich zumeist im Hintergrund, so wie es damals eben üblich war führten die Frauen das Haus und die Männer verbrachten den Tag auf dem Feld und bei den Tieren.

Als Lisbeth damals nach dem Krieg plötzlich als Hoferbin dastand, hatte sie keine andere Wahl, als sich ihrem Schicksal zu fügen und heute ist sie glücklich und stolz darauf, dass sie es mit der Führung des Hofs so weit gebracht hat. Marlies hingegen gibt ihre Arbeit im Kaufhaus auf, zieht nach der Heirat auf den ›Betches Hof‹ und sollte zu einem Teil der Familie ihres Mannes werden.

Doch sie kann es ihrer Schwiegermutter einfach nicht recht machen, passt nicht in das enge Korsett der Vorstellungen, wie eine Frau zu sein hat und was sie tun und lassen soll. Marlies gibt sich große Mühe die ihr übertragenen Aufgaben zu erfüllen, bekommt jedoch keinerlei Anerkennung von Lisbeth.

Ute Mank zeichnet in »Wildtriebe« ein absolut authentisches Bild vom Leben auf dem Land im zwanzigsten Jahrhundert, erzählt von Menschen, die auf dem Dorf leben, wo jeder alles über jeden weiß und es festgeschriebene Regelungen für den Ablauf des Lebens gibt. Die Zeiten ändern sich jedoch mit Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts, die Rolle der Frau beginnt sich in eine andere Richtung zu entwickeln und das spürt man auch langsam auf dem ›Betches Hof‹.

Marlies möchte nämlich nicht nur einfach Mutter und Hausfrau sein und im landwirtschaftlichen Betrieb helfen, sondern sich selbst verwirklichen. Sie macht den Jagdschein und lernt Traktor zu fahren. Damit sorgt sie für Dorfgeschwätz, denn das gab es zuvor noch nie.

Der Erzählstil trägt zur dichten Atmosphäre des Romans bei und mit seinen teilweise recht knappen Sätzen, die auch mal nicht ganz zu Ende geführt werden, wird all das Unausgesprochene zwischen den Frauen und in der Familie zur Geltung gebracht. Außerdem haben die Perspektivwechsel zwischen den Protagonistinnen dafür gesorgt, dass man die jeweiligen Standpunkte besser nachvollziehen kann und hautnah erlebt, wie gefangen sie ihr Leben führen. Bewusst wird dies in erster Linie durch Marlies, die zwischen den beiden Welten versucht ihren eigenen Weg zu finden, denn Lisbeth ist gar nicht so wirklich bewusst, dass es im Leben auch noch etwas anderes geben könnte.

»Wildtriebe« hat einen Nerv bei mir getroffen, denn so vieles habe ich in meiner Kindheit und Jugend auf dem Land noch nachklingen gespürt. Nach diesem Roman bin ich als Frau, umso glücklicher über die Chancen die das Leben heute bietet und vor allen Dingen, dass nicht mehr so vieles unausgesprochen bleibt. Deshalb hätte ich mir gewünscht, dass Joanna ein wenig mehr Raum bekommen hätte, denn sie bleibt im Vergleich zu Lisbeth und Marlies ein blasses Bindeglied zwischen den Generationen ihrer Mutter und Großmutter.

Fazit

Ein bewegend erzählter Roman über den Generationenwechsel, das Dorfleben und die Rolle der Frau im Wandel der Zeit.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 25.08.2021

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 12.11.2021

F. Scott Fitzgerald hat in seinen Erzählungen den prickelnden Rhythmus der Roaring Twenties gebannt und für die Nachwelt verkorkt.

Partytime
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Meine Meinung

Champagnerschalen klirren zur Jazzmusik aus dem Grammophon, das Tanzbein wird auf wilden Partys zu Charleston, Shimmy und Co. geschwungen und die federgeschmückten Ladys werden von ihren ...

Meine Meinung

Champagnerschalen klirren zur Jazzmusik aus dem Grammophon, das Tanzbein wird auf wilden Partys zu Charleston, Shimmy und Co. geschwungen und die federgeschmückten Ladys werden von ihren Galanen auf Brautschau abgeklatscht. Als Autor seiner Zeit wird F. Scott Fitzgerald heute vor allen Dingen durch den mehrfach verfilmten Roman »Der große Gatsby« gefeiert, der zu seiner Zeit jedoch keinen großen Erfolg einfahren konnte. Vielmehr verdiente sich der Lebemann und Schriftsteller mit seinen Kurzgeschichten den Lebensunterhalt.

Im Diogenes Verlag ist mit »Partytime« eine wunderschöne Anthologie über »Geschichten aus den Roaring Twenties« von F. Scott Fitzgerald aufgelegt worden, die schon durch die opulente Kombination eines frischen türkisgrünen Leineneinbandes mit goldener Pfauenfedernprägung den Hauch der goldenen Zwanziger versprüht und auch inhaltlich die Essenz der Zeit einzufangen weiß.

»Partytime« versammelt sieben Erzählungen aus der Zeit des Jazz und der ausschweifenden Partys der Nachkriegsjahre in den 1920ern, dabei wirft F. Scott Fitzgerald seinen Blick auf verschiedene Feierlichkeiten, begonnen bei der Brautwerbung und diversen Tanzveranstaltungen über eine Hochzeit oder gar eine Kindergeburtstagsparty. Der lebendige Zeitgeist dieser glamourösen Epoche spricht aus den Zeilen der Geschichten und so konnte ich gar nicht anders, als dem blumigen Schreibstil des Autors zu verfallen. Viel zu schnell endeten die einzelnen Episoden mit ihren herrlichen Pointen!

Das Highlight in dieser herrlichen Anthologie war für mich eindeutig ›Bernice‘ Bubikopf‹, denn hier erzählt Fitzgerald mit spitzer Zunge über die Kämpfe zwischen dem weiblichen Geschlecht, die aus heutiger Sicht ziemlich grotesk anmutet, aber auch gerade deshalb einen ungemeinen Unterhaltungswert bietet.

Einige der Erzählungen haben tolle Wendungen parat, sodass keine Langeweile aufkommt. Allerdings gibt es, wie in den meisten Kurzgeschichtensammlungen, auch hier stärkere und schwächere Storys. »Der Kindergeburtstag« zählt für mich zur zweiten Sorte, da sie etwas unheimlich steifes und verkrampftes an sich hatte, zu dem ich keinen richtigen Zugang gefunden habe.

Fazit

F. Scott Fitzgerald hat in seinen Erzählungen den prickelnden Rhythmus der Roaring Twenties gebannt und für die Nachwelt verkorkt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 23.08.2021