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Veröffentlicht am 16.09.2022

Wenn einen die Vergangenheit einholt

Ein Fall für Emely Petersen - Ostfrieslandkrimi / Operation Ananas
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Emely Petersen ist Mitte 50 und nun plagen sie Rückenschmerzen. Als sie als erste Patientin in die Praxis ihres bisherigen Hausarztes Dr. Johann kommt, der sie an einen jungen Kollegen abgegeben hat, findet ...

Emely Petersen ist Mitte 50 und nun plagen sie Rückenschmerzen. Als sie als erste Patientin in die Praxis ihres bisherigen Hausarztes Dr. Johann kommt, der sie an einen jungen Kollegen abgegeben hat, findet sie die Sprechstundenhilfe Frieda Kolkrabe eingeklemmt unter einem Aktenschrank und den Arzt Dr. Stock tot am Boden, ausgeschaltet durch einen Elektroschocker. Mord oder was sonst? Das wollen die Teeschwestern Netti, Tabea, Franziska und Hedwig, die sich regelmäßig bei Emely im Café Kluntje treffen, herausfinden.

Ob und wie ihnen das gelingt, das lest ihr in diesem 3. Kriminalfall aus der Feder von Ele Wolff, der mich nach Neuharlingersiel an die nordfriesische Nordseeküste führt. Ich bin sofort wieder dort angekommen, wo ich Menschen wie die Kuchenbäckerin Selma, den Hobbybäcker und ehemaligen Kommissar Bertus Freese, Cafémitarbeiterin Leevke, Putzfrau Telse, die Teeschwestern, die Ortspolizisten Harm und Sigi, Emelys quirlige Nachbarin Elaine und natürlich Emely mit ihren Zwillingen Wilko und Annalotta wiedertreffe, bei denen ich mich für kurze Zeit wieder richtig wohl fühle.
Emely, die ein Faible für kriminelle Ermittlungen hat, erzählt auch diesen Fall aus der Ich-Perspektive, was mich noch näher am Geschehen dran sein lässt. Gedanken und Gefühle kommen so noch besser bei mir an.

Der Fall, dessen sich Emely diesmal annimmt, scheint sich recht schnell zu klären, denn Motive den Arzt nach dem Leben zu trachten gibt es einige. Doch was sich dann ganz langsam als Motiv und Täter heraus kristallisiert, hat mich doch sehr erstaunt. Gut, dass Kommissar Zufall Emely hier zu Hilfe kommt.

Ich konnte auch in diesem Fall mit ermitteln, habe mich auf falsche Fährten führen lassen, habe auch mal schmunzeln können und ich wurde überrascht. Doch hauptsächlich wurde ich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Ein historischer Spannungsroman der Extraklasse

Tanz mit dem Tod. Der erste Fall für Karl Raben
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Winter 1932. Nicht nur in Berlin-Wedding herrscht Arbeitslosigkeit, Hunger und Armut. Die Polizei hat es mit Einbrüchen, Überfällen und Betrug zu tun. Bis zu dem Tag als sieben vermummte Männer in die ...

Winter 1932. Nicht nur in Berlin-Wedding herrscht Arbeitslosigkeit, Hunger und Armut. Die Polizei hat es mit Einbrüchen, Überfällen und Betrug zu tun. Bis zu dem Tag als sieben vermummte Männer in die Weddinger Kiezkneipe „Goldener Anker“ stürmen und den KP Funktionär Kurt Esser erschießen. Der Anführer SA-Sturmführer Gustav Fehrkamp ist durch Zeugen schnell ermittelt und wird durch den jungen Kriminalassistenten Karl Raben festgesetzt. Doch als Hitler 1933 an die Macht kommt, kommt er sofort wieder frei und Raben setzt alles daran, dass die Gerechtigkeit doch noch siegt.

Mit »Tanz mit dem Tod« ist Autor Christian von Ditfurth ein grandioser Auftakt einer historischen Krimiserie um den jungen Polizeikommissar Karl Raben, die im Berlin der und 1930er Jahre beginnt, gelungen. Raben, der sich weder zu den Nazis noch zu den Kommunisten zählt, verkauft buchstäblich seine Seele um Fehrkamp seinem Tod an der Mauer zuzuführen.
In kurzen Kapiteln springe ich von einem Schauplatz zum anderen, was die Geschichte sehr temporeich macht. Es ist eine sehr turbulente Zeit, in die mich der Autor hier mitnimmt.
Christian von Ditfurth packt ganz viel Geschichte in diesen Krimi, was mich total gefesselt hat. Joseph Goebbels, Heinrich Himmler, Hermann Göring, Reinhard Heydrich, Ernst Thälmann und Adolf Hitler sind nur einige der vielen Menschen, die ich hier in ihrem Tun und ihren Gedanken kennenlerne und die mich, obwohl ich schon oft von ihnen gelesen oder gehört habe, immer wieder fassungslos machen. Mir ist es unbegreiflich, wie Menschen von einer solchen Mordlust getrieben sein können. Einige Szenen sind, wie ich finde, nichts für schwache Nerven.

Eine atemberaubende Geschichte, die für den jungen so gerechtigkeits-fanatischen Karl Raben und seine Frau Lena, die einen jüdischen Hintergrund hat, lebensbedrohlich wird. Ein brisanter und sehr spannender Kriminalfall, der mich an den Seiten des Buches hat kleben lassen.

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Veröffentlicht am 09.09.2022

Ein gelungener Start in eine neue Reihe

Akte Nordsee - Am dunklen Wasser
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Rechtsanwältin Fentje Jacobsen, 29, lebt mit ihren Großeltern Gretje und Hinrich und ihrer 15-jährigen Nichte Sofia auf deren Bauernhof auf der Halbinsel Eiderstedt an der Nordsee und hilft hier auch tatkräftig ...

Rechtsanwältin Fentje Jacobsen, 29, lebt mit ihren Großeltern Gretje und Hinrich und ihrer 15-jährigen Nichte Sofia auf deren Bauernhof auf der Halbinsel Eiderstedt an der Nordsee und hilft hier auch tatkräftig mit. In einem der Nebengebäude ist ihre Kanzlei untergebracht. Als sie abends auf der Weide nach den neugeborenen Lämmern schaut, liegt plötzlich ein Mann verletzt vor ihr im Gras. Tobias Asmus kann sich nicht erinnern, wie er hier her gekommen ist. Sein PKW steht wohl noch beim Haus seiner Freundin. Als Fentje mit ihm dort ankommt, hängt Sabrina Dierks an dem Ast eines Baumes in ihrem Garten – tot. Selbstmord? Oder doch Mord? Tobias Asmus wird festgenommen und Fentje übernimmt seine Verteidigung. Nicht ahnend, was oder wer da noch so alles auf sie zu kommt.
Z.B. Journalist Niklas John, 34, der mit der Birma-Katze Blofeld, die eigentlich seiner Ex-Freundin gehört in einer schicken Penthouswohnung mit Blick aufs Meer lebt. Auch er interessiert sich für den „Mord“ an der Lehrerin. Als auch noch zwei Schülerinnen aus dem Internat, wo Sabrina Dierks tätig war, entführt werden, beschließen die Beiden, erst mal zusammen zu arbeiten.


Ich habe schon einige Bücher von Autorin Eva Almstädt gelesen und bin von ihrem Erzählstil fasziniert. Sie schafft es auch hier schon während der ersten Seiten mein Interesse so stark zu wecken, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Eine unterschwellige Spannung ist schon ab der ersten Seite da, steigert sich unaufhaltsam
und bleibt so hoch bis zur Auflösung des Falles, wo es nochmal richtig turbulent wird.

Da dies das erste Buch einer neuen Reihe ist, lerne ich die Mitwirkenden auch etwas näher und ausführlicher kennen.
Mir gefällt die junge Rechtsanwältin, die mit beiden Beinen fest im Leben steht. Die sich für die Stallarbeit am Hof ihrer Großeltern nicht zu schade ist und die sich auch ihrer Nichte annimmt, wenn sie sie braucht – oder umgekehrt. In ihren ersten Mordfall kniet sie sich richtig rein und versucht alles um an die Hintergründe zu kommen.
Journalist Niklas John hatte es da bei mir etwas schwerer. Es hat schon etwas gedauert, bis er einige Sympathiepunkte gesammelt hat. Er ist lange nicht so oberflächlich, wie ich ihn anfangs eingeschätzt habe.
Gerade in der Zusammenarbeit der Beiden merkt man schnell, dass sie sich aufeinander verlassen können und mit der Zeit sehr gut ergänzen. Was sie alles aufdecken, hat mich schon stark berührt.

Der Fall um das Erhängen der jungen Lehrerin hat mich mitgenommen. Vor allem, was bei den Nachforschungen alles heraus kommt. Ich hatte schon einen Tatverdächtigen im Visier, den ich aber wieder laufen lassen musste. Es war ein Satz, bei dem es dann klick gemacht hat und ich wusste, nur der kann es gewesen sein. Der war es dann auch. Aber das warum, die Auflösung, hat mich dann schockiert zurück gelassen.

Ich habe einen spannenden und packenden Krimi gelesen und mich auf falsche Fährten locken lassen. Ich habe neue mehr oder weniger sympathische Menschen kennengelernt, von denen ich den ein oder anderen sehr gerne wiederlesen würde. Die Auflösung des Falles lässt keine Fragen offen und so könnte Fentje sich ihrem nächsten Fall widmen.
Da bin ich ganz sicher wieder mit dabei.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

Wenn nichts ist, wie es scheint

Stille blutet
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Ohne es darauf angelegt zu haben wird die Wiener TV-Nachrichtensprecherin Nadine Just, 27, in ihrer Sendung News-Flash zu einer kleinen Berühmtheit. In einer Life-Übertragung ihres Senders Quick TV kündigt ...

Ohne es darauf angelegt zu haben wird die Wiener TV-Nachrichtensprecherin Nadine Just, 27, in ihrer Sendung News-Flash zu einer kleinen Berühmtheit. In einer Life-Übertragung ihres Senders Quick TV kündigt sie vom Teleprompter ablesend ihren baldigen eigenen Tod an. Zwei Stunden später ist sie wirklich nicht mehr am Leben.
Sie wird aber nicht die einzige Tote mit dieser bizarren Ankündigung bleiben.
Doch wer ist dieser perverse Killer, der es schafft, alle Beweise in Richtung Tibor Glaser, Nadines Exfreund, zu lenken? Und vor allem warum?
Die Tatort-Gruppe um Serafina „Fina“ Plank, die Neue im Wiener Tatort-Team, und Oliver Homburg, der „Ekelkollege“, der mir in seiner großspurigen, herablassenden Art gleich unsympathisch ist, bekommen hier mit ihren Kollegen viel zu tun. Sie tun sich schwer zwischen Trittbrettfahrern und Fakenachrichten echte Spuren zu sichern.


Autorin Ursula Poznanski erzählt die erste Geschichte ihrer neuen Thriller-Reihe um die junge Ermittlerin Fina Plank ab der ersten Seite sehr fesselnd und spannend. Schon beim Lesen des Textes auf der vorderen Innenklappe bekomme ich Gänsehaut. Und so geht es weiter bis zum für mich erschreckenden Ende. Es gibt Szenarien, die möchte ich mir eigentlich gar nicht vorstellen.
Es hat mich z.B. erschreckt zu lesen, wie schnell sich zum einen etwas im Netz verbreitet und andererseits, wie viele Dumpfbacken es gibt, die sich unverzüglich einem vorgegebenen Trend anschließen. Die kritisieren, mobben und beschimpfen oder auch nachahmen, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein. Toll, wie hier die Aktualität der sozialen Medien mit ihren

s (

inkürzetot) mit eingearbeitet werden und ein guter Anlass sein eigenes Medienverhalten mal wieder zu überprüfen.

Fina Plank, die Neue im Team der Tatortgruppe Wien, hat mir sofort sehr gut gefallen. Sie ist eine ganz normale junge Frau ohne Modellmaße und irgendwelche Ticks, die sich und ihr Tun oft hinterfragt, Fettnäpfchen nicht auslässt, sich gegen einen machohaften Kollegen wie Oliver Homburg aber geschickt durchzusetzen weiß. Ich denke, der muss sich in Zukunft warm anziehen…
Der Verdächtige Tibor Glaser hat sich, wie ich finde, im Laufe der Ermittlungen gegen ihn schon zu seinem Vorteil verändert. Was bei diesem naiven, gutgläubigen jungen Mann auch bitter nötig war.

Da Ursula Poznanski auch Jugendbücher verfasst, lese ich hier auf der allerletzten Seite eine Triggerwarnung. Die hätte ich eher ganz vorne im Buch erwartet.

„Stille blutet“ ist eine außergewöhnliche Geschichte mit einem neuen Ermittlerteam und einem spannenden Fall, der genau in unsere Zeit passt. Hat mir sehr gut gefallen und davon hätte ich gerne mehr.

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Veröffentlicht am 06.09.2022

Über Gefühlr muss man reden

Das alles sind Gefühle
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Lars klettert auf einen Stuhl um ein Glas Marmelade aus dem Schrank zu holen. Doch das Glas rutscht ihm aus der Hand, schlägt auf dem Boden auf und zerbricht. Als seine Mama schimpft, wird Lars so wütend, ...

Lars klettert auf einen Stuhl um ein Glas Marmelade aus dem Schrank zu holen. Doch das Glas rutscht ihm aus der Hand, schlägt auf dem Boden auf und zerbricht. Als seine Mama schimpft, wird Lars so wütend, rennt raus und versteckt sich im Garten. Hier trifft er auf einen Maulwurf, mit dem er über seine Gefühle, Angst und Mut sprechen kann.

Dadurch, dass fast nichts passiert ist, aber fast jedes Kind sich in diese Situation hinein denken kann oder ihm schon mal ähnliches passiert ist, bietet sich eine sehr gute Basis um über die verschiedensten Gefühle, die da aufkommen, zu reden. In dem Gespräch zwischen Lars und dem Maulwurf kommen bei den verschiedensten Situationen die unterschiedlichsten Gefühle hervor. Es gibt gute Tage, an denen alles klappt, was man sich vornimmt; wo man mutig ist und sich stark fühlt. Es gibt aber auch die Tage, wo nichts so geht, wie man es sich vorgestellt hat und man sich am liebsten in einem Mauseloch verkriechen würde.

Die besondere Botschaft dieser Geschichte, dass alle Gefühle, egal ob gute oder schlechte, zu einem jeden gehören und man sie ruhig mal ausleben soll, gefällt mir sehr gut.

Julianna Swaney hat die Geschichte treffend und wunderschön in Bildern illustriert. Bei ihr haben Kinder verschiedener Hautfarbe und ein Kind im Rollstuhl ihren Weg in die Geschichte gefunden. Anhand der Mimik kann man gut erkennen, wie sich das jeweilige Kind gerade fühlt.

Ein tolles, einfühlsames Bilderbuch zum vorlesen um anschließend mit den Kindern, die sich bestimmt gut in Lars hinein versetzen können, über Gefühle zu sprechen.

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