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Veröffentlicht am 28.09.2019

Zwei verliebte Jugendiche bringen in einer gespaltenen Gesellschaft einen Stein ins Rollen ...

Die Arena: Grausame Spiele
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„Die Arena – Grausame Spiele“ ist der erste Teil einer Dilogie der Engländerin Hayley Barker. Die Geschichte spielt im London der Zukunft, in etwa hundert Jahren. Zu dieser Zeit zieht ein Zirkus über die ...

„Die Arena – Grausame Spiele“ ist der erste Teil einer Dilogie der Engländerin Hayley Barker. Die Geschichte spielt im London der Zukunft, in etwa hundert Jahren. Zu dieser Zeit zieht ein Zirkus über die britische Insel, der vor bereits rund 40 Jahren gegründet wurde. In ihrer Arena finden jedoch keine Vorführungen wie wir sie heute kennen statt, sondern es wird den Zuschauern ein besonderer Nervenkitzel dadurch geboten, dass die Künstler ohne eine Absicherung auftreten oder per Losverfahren über den Ausgang einer Zirkusdarbietung bestimmt wird. Ein wenig erinnerte mich das an die Spiele der Römer im Kolosseum und die Christenverfolgung.

Hoshiko ist bereits seit ihrem fünften Lebensjahr im Zirkus. Sie ist eine Dreg, eine Migrantin, also jemand bei dem nicht wie bei den Pures rein englisches Blut in den Adern fließt. Die Dregs wurden von den Pures in den letzten Jahren zunehmend an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Unter den Kindern der Dregs finden Auswahlverfahren statt. Wer die körperlichen Voraussetzungen dazu besitzt, wird an den Zirkus gegeben, so wie Hoshiko. Sie hat dort unter den Dregs so etwas wie eine Ersatzmutter gefunden, die aber wenig älter ist als sie selbst. Und nach mehr als zehn Jahren dort, kümmert sie sich seit Kurzem selbst um eine Nachwuchsartistin. Doch jeden Tag stellt sie ihr Leben in der Manege auf die Probe, ein Entkommen gibt es nicht, alles wird strengstens bewacht und Kranksein ist nur in bestimmten Fällen erlaubt.

Ben ist so alt wie Hoshiko. Er gehört zu den Pures und das auf ganz besondere Weise, denn seine Mutter ist so etwas wie die Kultusministerin des Landes. Durch besonders rigides Verfolgen von Dregs möchte sie auf sich aufmerksam machen, weil sie sich dadurch Hoffnung auf den Platz der Präsidentin macht. Als der Zirkus nach London kommt, setzt Ben alles daran, an einer Vorführung teilnehmen zu dürfen. Schließlich gibt eine offizielle Einladung an die Familie ihm die Gelegenheit dazu. Und dann sieht er sich auf seinem Logenplatz plötzlich Hoshiko gegenüber, die um ihr Leben kämpft und die in ihm ungeahnte Gefühle weckt.

Durch die Trennung von Pures und Dregs zeichnet Hayley Baxter ein düsteres Bild unserer Gesellschaft in der Zukunft, die sich aus unserer heutigen Situation heraus, mit Blick auf die Flüchtlingskrise, ergeben könnte. Bewusst führte sie mir als Leserin vor Augen, welche Auswirkungen Rassismus haben kann. Dazu nutzt sie das Stilmittel der Übertreibung, denn alles an ihrer Dystopie ist im Zusammenspiel mit den beiden Gesellschaftsklassen grausam und brutal. Nicht umsonst wird die Zirkusshow von der Autorin als die tödlichste auf der Welt beschrieben.

Einige Pures verallgemeinern ihre unberechtigte Wut auf die Dregs mit der Behauptung, dass diese alle Verbrecher seien. Individualität wird ihnen nicht zugestanden. In den Dregs schwelt der Hass und sie finden zunehmend Mittel und Wege zum Aufstand. Spannend war es für mich zu sehen, wie die Autorin Ben und Hoshiko und ihre gegensätzlichen Welten zusammenbringt. Symbolisch zeigt sie hier, dass es immer noch Pures gibt, die dazu in der Lage sind, sich ein eigenes Urteil nach eigenen Erfahrungen zu bilden. Der Mut dazu, sich öffentlich dazu zu bekennen, ist beachtenswert.

Die Kapitel wechseln ständig zwischen Ben und Hoshiko, die in der Ich-Form erzählen. So konnte ich mich gut in ihre jeweilige Gefühlslage hineinversetzen. Durch die oft kurzen Kapitel wird das Tempo der Handlung erhöht, allerdings kommt es manchmal zu szenischen Überscheidungen, die die Spannungskurve kurz abbremsen. Dennoch ließen kleine Cliffhanger mich schnell weiterlesen und trieben mich durch die Geschichte mit zahlreichen Wendungen.

Trotz einiger dramaturgischer Ungenauigkeiten ist die Dystopie „Die Arena – Grausame Spiel“ fesselnd, stimmte mich aber auch nachdenklich. Hayley Barker zeigt eine gespaltene Gesellschaft in der Zukunft, in der allein die Herkunft eines Menschen bestimmt, wer er zu sein hast. Die Begegnung der beiden Jugendlichen Ben und Hoshiko während einer Zirkusvorstellung bringt einen Stein ins Rollen von dem ich sehr gespannt bin, wohin er in der Fortsetzung, die ich unbedingt lesen möchte, rollen wird. Aufgrund der teilweise brutalen Szenen im Buch empfehle ich es erst für ältere Jugendliche.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Atmosphärisch gestalteter, berührender Coming-Of-Age Roman

Wir, im Fenster
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Das Buch „Wir, im Fenster“ ist der Debütroman von Lene Albrecht. Er umfasst zwei Teile, einerseits „Wir“, damit sind die beiden Protagonistinnen Linn und Laila gemeint und andererseits „Im Fenster“, weil ...

Das Buch „Wir, im Fenster“ ist der Debütroman von Lene Albrecht. Er umfasst zwei Teile, einerseits „Wir“, damit sind die beiden Protagonistinnen Linn und Laila gemeint und andererseits „Im Fenster“, weil beide gerne dort sitzen. Später wird Linn klar, dass ein Fenster nicht nur Ausblicke gewährt, sondern auch Einblicke.

Linn und Laila sind von Kindheit an beste Freundinnen bis zu ihrem Zerwürfnis. Für Linn ist ihre Freundschaft zu Laila wie das Schwimmen in unbefestigten Gewässern immer mit Ungewissem verbunden und doch so neugierig machend, dass sie sich darauf einlässt. Erst ganz zum Ende der Geschichte offenbart sich in allen Einzelheiten, warum die Freundschaft zerbrochen ist.
Linn ist die Protagonistin des Romans. Sie ist Doktorandin, in einer festen Beziehung und schwanger. Bei einer Fahrt mit der Bahn beobachtet sie zwei Freundinnen, die sich vertrauensvoll miteinander unterhalten. Dadurch wird sie an ihre jahrelange besondere Beziehung zu Laila erinnert. Es ist mehr als zwanzig Jahre her, dass sie ihre Freizeit abwechselnd bei Linn Zuhause und bei Lailas Großmutter, bei der die Freundin wohnt, verbracht haben. Doch die Großmutter zieht zurück in die Türkei und Laila zieht zu Linn. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt mit ihrem Vater in der Türkei kehrt sie verändert zurück. Ein nahtloses Anknüpfen an die bisherige Freundschaft ist schwierig und wird immer schwieriger bis es schließlich zum Bruch kommt.

Laila und Linn wachsen in Berlin am Ende des vorigen Jahrhunderts auf. Mit den Nachbarskindern treffen sie sich in der Freizeit auf dem Spielplatz, auf dem auch für die Kinder undurchsichtige Geschäfte getrieben werden, dessen sie sich in ihrem Alter noch nicht bewusst sind.
Die beiden Freundinnen ergänzen sich charakterlich. Während Linn eher zurückhaltend ist, bewundert sie die Ideen von Laila und folgt gern ihren Aufforderungen. Sie teilen alles miteinander und entdecken gemeinsam die ersten Spuren von aufkeimender Sexualität.

Nicht nur die Frage danach, was die Freundschaft zerbrochen hat, sondern auch, warum Laila über Monate bei Linns Eltern gewohnt hat, begleitete mich beim Lesen. Die Suche nach den Puzzleteilen, die mir den gesamten Sachverhalt darstellen konnten, gestaltete sich teilweise mühsam. Immer wieder wird Linn durch kleine Details an die schöne Zeit und an den später immer schwierigeren Umgang mit Laila erinnert. Die Unruhe, die Linn verfolgt aufgrund des Nichtwissens von Lailas weiteren Lebensstationen, war in ihren Gedankensprüngen spürbar, die bei mir als Leser eine gewisse Aufmerksamkeit forderten.

„Wir, im Fenster“ ist ein Coming-of-Age-Roman, der die Geschichte einer besten Mädchenfreundschaft in der Nachwendezeit in einem Szeneviertel in Berlin erzählt. Von Beginn an war ich interessiert daran, zu erfahren, warum die Freundschaft zerbrochen ist. Die Gründe fügen sich Stück für Stück vor einem immer düsterer werdenden Hintergrund zusammen. Lene Albrecht gelingt eine atmosphärisch gestaltete, berührende Erzählung mit wenigen Schwächen. Gerne empfehle ich den Roman weiter.

Veröffentlicht am 11.09.2019

Macht buchsüchtig

Der Sprung
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In ihrem Roman „Der Sprung“ beschreibt Simone Lappert zu Beginn eine prekäre Situation, denn eine junge Frau steht auf dem Dach eines Hauses in Thalbach in der Nähe von Freiburg. Sie bleibt nicht ungesehen ...

In ihrem Roman „Der Sprung“ beschreibt Simone Lappert zu Beginn eine prekäre Situation, denn eine junge Frau steht auf dem Dach eines Hauses in Thalbach in der Nähe von Freiburg. Sie bleibt nicht ungesehen und Polizei und Feuerwehr sichern schon bald die Umgebung ab. Der polizeilichen Aufforderung, vom Dach zu steigen, kommt sie nicht nach. Immer mehr Menschen werden auf die junge Frau namens Manuela aufmerksam, denn nicht nur sie, sondern auch ich als Leser erwarteten ihren Sprung, der auch eintreten wird, wie der Prolog mich wissen ließ.

Der Titel des Buchs bezieht sich nicht nur auf diese Szene. Im weiteren Verlauf der Erzählung nimmt die Autorin auch Bezug auf eine Redewendung, die mehr oder doch weniger liebevoll für jemanden benutzt wird, der ein wenig verrückt ist. Diese Aussage nimmt auch Bezug zu Manuela.

Während die Zeit langsam verstreicht, stellte die Autorin mir in weiteren Handlungen Personen vor, die einen Grund haben, sich am Ort der Aufregung einzufinden. Ihre Geschichten sind unabhängig voneinander und fließen doch aufeinander zu und ineinander ein. Die kurzen Kapitel nehmen jeweils eine der Personen in den Fokus und ich wartete immer wieder ungeduldig darauf, dass der gerade zurückgelassene Erzählfaden wieder aufgenommen wird. Jede dieser Charaktere wird durch die unfreiwillige Vorstellung der jungen Frau in seiner Alltagsroutine gestört und zum Handeln aufgefordert. Dazu gehören nicht nur der Freund der Frau und ihre Schwester, sondern auch Anwohner, ein Polizist, Obdachloser, ein Arbeiter einer Fleischverarbeitung, eine korpulente 14-Jährige und ein italienischer Modemacher. Schon diese Aufzählung zeigt die Vielfalt der Figuren und genauso abwechslungsreich ist der ganze Roman gestaltet.

Die Autorin fabuliert auf hohem Niveau. Ihre Charaktere sind gut ausformuliert und reagieren nicht immer so, wie man es erwarten würde, was den Ablauf überraschend gestaltet. Dennoch bleibt sie realistisch und die Szenerie ist durchaus vorstellbar. Mit viel Feingefühl lässt sie ihre Figuren agieren und begründet deren Empfindungen.

Simone Lappert zeigt, dass auf vielfältige Weise anhand von Details Entwicklungen voneinander abhängen, unsere Wunschvorstellungen durchkreuzen und unabsehbar sind. Eine solche Geschichte macht buchsüchtig, denn sie ist so ansprechend gestaltet, dass man immer mehr davon lesen möchte und das Ende des Romans nur allzu schnell erreicht ist. Der Inhalt selbst stimmt nachdenklich und bleibt in Erinnerung. Gerne empfehle ich den Roman an alle weiter.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Bewegende Liebesgeschichte mit mystischem Element

Die schönste und die traurigste aller Nächte
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Die schönste und die traurigste aller Nächte war für Victor und Amanda, den beiden Protagonisten im gleichnamigen Buch von Mauricio Gomyde, die Nacht des Abschlussballs ihrer Schule in Brasilia/Brasilien ...

Die schönste und die traurigste aller Nächte war für Victor und Amanda, den beiden Protagonisten im gleichnamigen Buch von Mauricio Gomyde, die Nacht des Abschlussballs ihrer Schule in Brasilia/Brasilien im Jahr 1997. Beide sind 17 Jahre alt und in dieser Nacht küssen sie sich zum ersten Mal. Doch Victor weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass der Beginn ihrer Liebe gleichzeitig verbunden ist mit dem bevorstehenden Umzug von Amanda und ihrer Familie nach Kenia und zwar schon am nächsten Tag. Der Kontakt zueinander bricht ab. Zwanzig Jahre später erhalten beide eine Einladung zum Jahrgangstreffen. Obwohl beide Gründe haben, daran nicht teilzunehmen, entscheiden sie sich für eine Zusage, die ihr Leben komplett verändern wird.

Das zauberhafte Cover des Buchs entführte mich in das tropische Klima der Hauptstadt Brasiliens. Von Beginn an hat mich die Liebesgeschichte zwischen Victor und Amanda in seinen Bann gezogen. Beide sind sympathisch, vielleicht auch oder vor allem aufgrund des Schicksals, das jeder von ihnen trägt. Victor hat die Besonderheit, dass seine Gefühle ihn für Minuten und Stunden in eine andere Zeit tragen und er in der Gegenwart dadurch physisch nicht anwesend ist. Er kann sein Glück und seine Traurigkeit nicht beeinflussen und ist darum stark von Eindrücken seiner Umgebung abhängig. Glück bringt ihn in die Vergangenheit, Trauer in die Zukunft. Den Grund dafür sieht er in seiner Liebe zu Amanda. Er hat sich deshalb weitgehend eine Existenz fernab allen Trubels gesucht.

Amanda hingegen ist inzwischen in Argentinien zu Hause. Sie hat einige liebe Menschen verloren und Halt gesucht. Letztlich hat sie aber nicht die Erfüllung im Leben gefunden, die sie sich vorgestellt hat. Ihre Liebe zu Victor und die Vorstellung einer gemeinsamen Zukunft mit ihm bilden seit der verhängnisvollen Nacht ihren Maßstab für ihr persönliches Glück. Sowohl Amanda und Victor sind feinsinnige Menschen, die ein Faible haben für Künstlerisches und Kulinarisches. Bereits auf der Innenseite der vorderen Klappe im Buch findet sich ein romantisches Zitat vom Glück, weitere sind zwischen den Kapiteln des Romans zu finden, die auch das Leben der Hauptfiguren begleiten.

Die Geschichte entwickelte für mich ihren ganz eigenen Sog, der mich schnell weiterlesen ließ, um zu erfahren, ob es für Amanda und Victor eine gemeinsame Zukunft geben wird. Bald vergaß ich, dass es nach meiner Vorstellung vielleicht in der ersten Zeit andere Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zueinander gegeben hätte und die Beziehung der beiden überdauert hätte.

Das mystische Element der Zeitreisen bleibt realistisch ohne wissenschaftliche Erklärung. Ich hoffte und bangte für die beiden Protagonisten, dass sie Wege zueinander finden würden. Immer wieder flechtet der Autor unerwartete Wendungen ein, so dass das Lesen dieser bewegenden Geschichte für mich abwechslungsreich und unterhaltsam war. Gerne empfehle ich den Roman weiter.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Gelungenes Debüt, welches zeigt, dass der Verlust eines geliebten Menschen unersetzlich ist

Levi
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„Levi“ ist der Debütroman von Carmen Buttjer. Die Handlung spielt in Berlin in der Gegenwart. Im Mittelpunkt steht der 11-jährige Levi Naquin, der erst vor etwa einem halben Jahr mit seinen Eltern in die ...

„Levi“ ist der Debütroman von Carmen Buttjer. Die Handlung spielt in Berlin in der Gegenwart. Im Mittelpunkt steht der 11-jährige Levi Naquin, der erst vor etwa einem halben Jahr mit seinen Eltern in die Bundeshauptstadt gezogen ist. Es sind Sommerferien, doch statt Levis Familie bei Ferienaktivitäten zu erleben, traf ich den Jungen und seinen Vater auf den ersten Seiten des Buchs bei der Beerdigung von Levis Mutter. Levi schafft es kaum, ruhig sitzen zu bleiben. In einer spontanen Aktion greift er die Urne, läuft damit nach Hause und richtet sich in einem Versteck auf dem Dach des Mehrfamilienhauses ein.

Bereits vor dem Tod seiner Mutter war das Leben von Levi gestört durch die ständigen Streitereien seiner Eltern. Es gelang ihnen nicht, die Differenzen untereinander vor Levi zu verbergen und große Probleme gab es schon beim Umzug nach Berlin. Die Erzählform wechselt zwischen den Kapiteln, einige erzählt Levi in der Ich-Form. Während seiner Schilderungen denkt er nicht ein einziges Mal an einen gleichaltrigen Freund und ich vermutete, dass er keinen hat. Stattdessen verbringt er einen Teil seiner Freizeit beim Kioskbesitzer Kolja gegenüber und nimmt Kontakt zu Vincent, einem Mitbewohner des Mietshauses auf.

Levi und sein Vater finden keine gemeinsame Kommunikationsebene, viele Dinge bleiben ungesagt, entwicklungsbedingt klafft der Spalt des Verständnisses füreinander immer weiter auf. Schon vor dem schrecklichen Tod der Mutter hat Levi begonnen, sich in eine eigene Welt einzuweben voller Tiere, manche davon gefährlich. In seiner Fantasie ist es spannend und es gibt immer was zu erleben. Doch die Grenzen zur Realität verschwimmen mitunter.

Kolja und Vincent sind auf ihre Art für Levi da, wenn er sie braucht, doch als Vorbilder für ihn dienen sie weniger. Beide sind von den eigenen Schatten der Vergangenheit geprägt. Sie sind zwar Anlaufstelle für Levi, doch sie können sein aufgewühltes Innenleben nicht in geordnete Bahnen lenken. Carmen Buttjer zeigt einfühlsam wie wichtig es für Heranwachsende ist, einen Vertrauten zu haben, der nicht nur zuhört, sondern auch mit viel Verständnis Fragen beantwortet und Werte zu vermitteln weiß, jemand dessen uneigennützige Liebe man spürt und der dabei hilft die Tiefen des Lebens zu überbrücken. Dabei bedient die Autorin sich einer feinsinnigen Sprache, die die andersartige Welt von Levi bildhaft aufzeigt.

„Levi“ von Carmen Buttjer ist ein gelungenes Debüt, dass auf ergreifende Weise das Schicksal eines 11-Jährigen und seiner Eltern aufzeigt und mir wieder bewusst machte, dass der Verlust eines geliebten Menschen unersetzlich ist. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.