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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2019

Die Märchenwelt mal tüchtig aufgemischt

Märchenfluch, Band 1: Das letzte Dornröschen
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Flora ist 16 Jahre alt. Als sie erfährt, dass sie die Nachfahrin von Dornröschen ist, fällt sie aus allen Wolken. Ab sofort muss sie mit anderen Märchenfiguren die Menschheit vor gefährlicher Magie retten. ...

Flora ist 16 Jahre alt. Als sie erfährt, dass sie die Nachfahrin von Dornröschen ist, fällt sie aus allen Wolken. Ab sofort muss sie mit anderen Märchenfiguren die Menschheit vor gefährlicher Magie retten. Dabei fühlt sie sich sehr zu einem der Märchenprinzen hingezogen. Noch verwirrender ist, dass in ihr selbst eine dunkle Macht an die Oberfläche drängt.

Die Autorin Claudia Siegmann hat die für diese Geschichte Märchenwelt mal tüchtig aufgemischt. Es gibt viele kleine Details, die die reale Welt der Jugendlichen mit der Märchenwelt verbinden und dabei ihre ganz eigene Atmosphäre verströmen, man denke da nur an den sprechenden und äußerst nervigen Spiegel. Das erste Abenteuer mit Flo und den anderen Märchengestalten, allesamt selbst Jugendliche, entführt den Leser in eine ganz eigene Welt, in der sich Realität und Märchenwelt nicht nur überlappen, sondern sogar gut ergänzen. Mit Flora steigt der Leser in diese Märchenwelt ein und erlebt mit staunenden Augen die Geschehnisse rund um die Märchenfiguren und ihre Aufgaben. Die Spannung war von der ersten bis zur letzten Seite zu spüren, auf die Fortsetzung bin ich schon ganz neugierig und kann das nächste Buch kaum erwarten.

Das Buch ist der erste Teil einer Trilogie. Als Jugendbuch konzipiert, schafft es die Autorin schnell, auch Erwachsene mit dem Stoff zu begeistern. Sehr gerne empfehle ich die Geschichte weiter und vergebe alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Geschichte greifbar gemacht

Kastanienjahre
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Elise führt seit Jahren eine Boutique in Paris. Doch da erhält sie einen Brief, der sie in ihre Heimat zurück führt: Peleroich, das Dorf an der mecklenburgischen Ostseeküste, soll der Abrissbirne zum Opfer ...

Elise führt seit Jahren eine Boutique in Paris. Doch da erhält sie einen Brief, der sie in ihre Heimat zurück führt: Peleroich, das Dorf an der mecklenburgischen Ostseeküste, soll der Abrissbirne zum Opfer fallen. Es ist inzwischen völlig verwahrlost, und die Suche nach einem Investor wird vermutlich keinen Erfolg haben. Elise fährt zusammen mit ihrer Freundin Marina nach Peleroich, wo sie beide aufgewachsen sind. Sie taucht tief ein in die Geschichte des Dorfes, in die Geschichte ihrer Familie, in die Geschichte ihrer Liebe zu Henning und zu Jakob, mit denen sie aufgewachsen ist.

Die Autorin Anja Baumheier erzählt aus der neueren deutschen Geschichte, aus der Zeit zwischen der Gründung der DDR und der Nach-Wendezeit. Mit dem Schicksal der Dorfbewohner schafft sie einen Bogen, der über die gesamte Zeit die Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner erzählt, mit ihren Höhen und Tiefen. Sehr authentisch wirkt das Geschehen, man kann die Sorgen und Nöte und die Freuden der Protagonisten gut nachempfinden. Sehr schnell hat mich die Geschichte fesseln können. Auf weitere Bücher der Autorin bin ich sehr gespannt.

Dieses Buch lässt deutsche Geschichte greifbar werden und ist sehr spannend geschrieben. Sehr gerne empfehle ich die „Kastanienjahre“ weiter und vergebe vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Aus dem Leben eines vietnamesischen Migrantenjungen

Auf Erden sind wir kurz grandios
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Der Brief eines Sohnes an die vietnamesische Mutter, die ihn nie lesen wird, da sie bedingt durch die Geschehnisse in ihrem Leben Analphabetin blieb. Der Sohn erzählt von ihrem Leben, von der Schizophrenie ...

Der Brief eines Sohnes an die vietnamesische Mutter, die ihn nie lesen wird, da sie bedingt durch die Geschehnisse in ihrem Leben Analphabetin blieb. Der Sohn erzählt von ihrem Leben, von der Schizophrenie seiner Großmutter, von den Prügeln, die er als Kind einstecken musste, von seiner ersten Liebe zu einem amerikanischen Jungen. Es ist eine Reise durch die Zeit und mit den Augen des Sohnes, der aus dem Leben der Migrantenfamilie erzählt.

Dies ist der erste Roman des Dichters Ocean Vuong, der in Vietnam geboren ist und im Alter von 2 Jahren nach Amerika kam. Viele wichtige Themen schneidet er in diesem Buch an: Gewalt in der Familie, der Vietnamkrieg mit all den Traumata bei den Betroffen, das Fehlen des Vaters, die Suche nach dem eigenen Selbst… Vieles gerät dabei in diesem Buch durcheinander, immer wieder machte ich mich auf die Suche nach dem roten Faden… und fand gleich mehrere. Das war zwar interessant zum Lesen, zum Schluss aber bin ich etwas verwirrt aus dem Buch wieder aufgetaucht. Die Welt, die der Autor schildert, ist mir letztendlich doch noch sehr fremd geblieben, ich hätte mir etwas mehr „Hilfe“ gewünscht, um mich darin zurechtzufinden. Der Sprachstil des Autors zeigt jedoch den Dichter, der gekonnt mit Sprache umgehen kann.

Obwohl das Buch nicht leicht zu lesen ist, schafft es dennoch zu beeindrucken. Ich empfehle es vorsichtig weiter, denn wer sich auf diese Erzählung einlassen kann, wird reich belohnt werden.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Die Pubertät des Kindes mit Humor nehmen

Dein Ernst, Mama?
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Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden – wer kennt ihn nicht, diesen Spruch, der allen Eltern dräut, wenn das Kind in die Pubertät kommt. Diplom-Pädagoge und Comedian Matthias Jung will Eltern ...

Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden – wer kennt ihn nicht, diesen Spruch, der allen Eltern dräut, wenn das Kind in die Pubertät kommt. Diplom-Pädagoge und Comedian Matthias Jung will Eltern Hilfe geben im Alltag, dies tut er mit ganz konkreten Situationen, zu denen ein beraterischer Anteil ergänzt wird von Anekdoten, die immer wieder darauf verweisen, dass Humor die beste Hilfe im Notfall sein wird. Doch er versichert auch: Pubertät geht vorbei! Und so dürfen Eltern hoffen, dass sie nach der Pubertät die Früchte ihrer Erziehung genießen können.

Es ist nichts wirklich Neues, das der Autor in seinem Buch schreibt, wie denn auch, es gibt immerhin kein Allheilmittel für die Pubertät. Notwendig ist sie, da müssen Kinder und Eltern hindurch. Der Autor gibt dafür in humorvollem Ton einige Tipps. Die Anekdoten, die er beifügt, lockern den Text auf, denn mit Humor geht gleich alles besser.

Ein Buch zur Vorbereitung auf und zum Durchstehen einer schwierigen Zeit – zum Weiterempfehlen für alle, die mit pubertierenden Jugendlichen zu tun haben.

Veröffentlicht am 18.10.2019

Im Stil eines orientalischen Geschichtenerzählers

Die geheime Mission des Kardinals
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Syrien, 2010: Der italienischen Botschaft in Damaskus wird ein Fass Olivenöl angeliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi, kurz vor der Verrentung, will diesen Fall aufklären und wird ...

Syrien, 2010: Der italienischen Botschaft in Damaskus wird ein Fass Olivenöl angeliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi, kurz vor der Verrentung, will diesen Fall aufklären und wird dabei unterstützt von einem italienischen Kollegen, Mancini. Beide graben sich tief in den Fall ein: Auf welcher geheimen Mission war der Kardinal unterwegs? Was hat er mit dem berühmten Bergheiligen zu tun? Welche Rolle spielen dabei bewaffnete Islamisten?

Rafik Schamis Roman, als Kriminalfall getarnt, entführt den Leser in die syrische Gesellschaft mit ihren Konflikten, erzählt von Glaube und Liebe, Aberglaube und Mord. Die beiden Kommissare verbindet schnell eine tiefe Freundschaft, trotz vieler Hindernisse bleiben sie fest dabei, diesen Fall zu lösen, selbst wenn sie dabei in Gefahr geraten. Dennoch geht es in diesem Buch nicht so sehr um den Fall selbst, sondern um die Umstände drumherum, denn bald bewegen sich die beiden in einem Minenfeld der offensichtlich erlaubten und weniger erlaubten Ermittlungen, in Konkurrenz zum Geheimdienst, der immer wieder droht sich einzuschalten und die Ermittlungen zu blockieren. So entsteht ein lebendiges Bild der syrischen Gesellschaft vor den massiven Flüchtlingsströmen. Das Buch ist manchmal recht anstrengend zu lesen, dafür aber auch sehr interessant und nebenbei informativ. Schami gleicht seine Schilderungen dem Stil orientalischer Geschichtenerzähler an, so dass vor dem Auge des Lesers die Landschaften entstehen, die handelnden Personen agieren, die Gegebenheiten ihren Lauf nehmen, ja man meint sogar die Gerüche der Mahlzeiten zu riechen.

Dieses Buch ist zu einer ganz besonderen Geschichte geraten, die ich sehr gerne weiter empfehle und mit allen 5 möglichen Sternen bewerte.