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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2017

Fesselnde Dystopie

Die Gabe
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„The Power“ von Naomi Alderman gehört meiner Meinung nach durchaus ins Genre “Dystopie”, denn zu Beginn der Geschichte entwickeln Frauen die Fähigkeit, Elektrizität zu erzeugen und dadurch anderen Menschen ...

„The Power“ von Naomi Alderman gehört meiner Meinung nach durchaus ins Genre “Dystopie”, denn zu Beginn der Geschichte entwickeln Frauen die Fähigkeit, Elektrizität zu erzeugen und dadurch anderen Menschen Stromschläge verpassen zu können. Sind es zu Beginn erst einige wenige Frauen, die über diese neue Fähigkeit verfügen, so breitet sich das Phänomen rasend schnell aus – über den ganzen Globus hinweg.

In einer bis dahin weitgehend von Männern beherrschten Welt stellt diese Entwicklung die Machtverhältnisse gründlich auf den Kopf. Dabei schafft es Naomi Alderman im Verlauf des Romans, mehrere gesellschaftskritische Seitenhiebe in ihre Geschichte einfließen zu lassen.

Die Geschichte selbst wird hauptsächlich auch der Sichtweise von vier Personen geschildert: Da ist Roxy, die uneheliche Tochter eines Gangsterbosses, die aufgrund ihrer neuen Kräfte einen Platz in der Familie ihres Vaters erhält; Allie, die sich aus ihrer furchtbaren Lage bei ihren Adoptiveltern befreit und für einen neuen religiösen Kult verantwortlich wird; Margot, eine Politikerin und Tunde, ein Journalist und der einzige männliche Hauptprotagonist. Später in der Handlung kommen auch andere Charaktere zu Wort, aber die Handlung begleitet hauptsächlich diese vier Personen durch die Entwicklungen über die Jahre hinweg.
Einige der Handlungsstränge, die zu Beginn noch nichts miteinander zu tun haben, laufen später zusammen – so ergibt sich ein Gesamtbild der Folgen, die durch die neuen Kräfte der Frauen verursacht werden. Denn diese Entwicklung sorgt nicht etwa für ein ausgewogenes Kräftegleichgewicht. Das neue Frauenbild, dass Naomi Alderman nach der Entwicklung dieser Kräfte beschreibt, ist kein schmeichelhaftes. Die Männer fühlen sich nicht nur durch diese neue Verteilung von Macht bedroht – auch die Frauen fürchten, dass die Männer zu einem Gegenschlag ausholen werden, um die „alte Ordnung“ wiederherzustellen. Der Konflikt zwischen beiden Gruppierungen spitzt sich zu, die Rechte von Männern werden durch weibliche Regierungen mehr und mehr eingeschränkt – kurzum, die Frauen verhalten sich mindestens genauso schlimm, teilweise noch schlimmer, als es die Männer vor ihnen getan haben.
Die Protagonisten sind dabei nicht alle sympathisch. Tunde, der die Entwicklung der Ereignisse als Reporter rund um den Globus begleitet, war mitunter noch der sympathischste in der Reihe an Charakteren. Und überraschenderweise habe ich auch mit Roxy mitgefiebert, die, im Vergleich mit anderen Charakteren, überraschenderweise noch am menschlichsten geblieben ist. Mit Margot, der Politikerin, konnte ich mich nicht wirklich identifizieren – das mag vielleicht auch daran gelegen haben, wie sie mit ihrer ältesten Tochter umgeht.

Insgesamt ist „The Power“ keine leichte literarische Kost – und das liegt nicht daran, dass ich das Buch im englischen Original gelesen habe. Mit dem englischen Originaltext kam ich ganz wunderbar zurecht.

Das Buch ist spannend, obwohl ich es nicht als typischen Thriller sondern wirklich eher als Dystopie beschreiben würde. Stück für Stück entfaltet sich die Geschichte – und wer zwischen den einzelnen Abschnitten die Zeitangaben verfolgt, der wird merken, dass dort eine Art Countdown läuft – die Frage ist nur, was passiert, wenn die Zeit abgelaufen ist?

Ich vergebe fünf von fünf Sternen, weil mich die Handlung bis zum Schluss fesseln konnte und man auch, nachdem man das Buch ausgelesen hat, noch lange über die in der Handlung enthaltene Gesellschaftskritik nachdenken wird.

Veröffentlicht am 24.07.2017

Grausiger Fund beim Geocaching

Tiefe Schuld
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Ich habe „Tiefe Schuld“ von Manuela Obermeier gelesen, ohne vorher zu wissen, dass es sich hierbei um den zweiten Band einer Krimi-Reihe über die Ermittlerin Toni Stieglitz handelt. Der erste Band der ...

Ich habe „Tiefe Schuld“ von Manuela Obermeier gelesen, ohne vorher zu wissen, dass es sich hierbei um den zweiten Band einer Krimi-Reihe über die Ermittlerin Toni Stieglitz handelt. Der erste Band der deutschen Autorin, die selbst aus dem Polizeidienst stammt, ist unter dem Titel „Verletzung“ erschienen.
Allerdings ist es mir, obwohl ich den ersten Band nicht kannte, nicht schwergefallen, in die Geschichte einzusteigen, die mit einem furchtbaren Leichenfund in einem Waldstück beginnt. Zwei Jugendliche sind unterwegs und gehen ihrem Hobby nach – Geocaching. Eigentlich ganz harmlos, bis die beiden über die Frauenleiche im Wald stolpern. Es ist relativ schnell klar, dass es sich bei der Toten um eine junge Frau handelt, die schon über einen längeren Zeitraum unter Misshandlungen zu leiden hatte. Gerade dieses Thema berührt auch Toni Stieglitz persönlich, ist ihre Vergangenheit doch auch durch sehr ähnliche Erlebnisse mit ihrem Ex-Partner geprägt. Schnell fällt der Verdacht der Ermittler auf den Ehemann – es scheint die naheliegendste Schlussfolgerung zu sein. Aber liegen sie damit auch richtig oder lässt sich Toni Stieglitz durch ihre eigenen Erfahrungen von der richtigen Spur abbringen?
Ich persönlich finde, dass es Manuela Obermeier sehr gut gelingt, durch ihren Schreibstil und die Beschreibung der Umgebung und Situationen Spannung aufzubauen. Hinzu kommt, dass Toni Stieglitz in diesem Fall nicht nur in einem grausamen Mordfall ermittelt, sondern auch mit den Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen hat.
Für mich war „Tiefe Schuld“ ein solider Krimi, mehr aber auch nicht. Es gab keine extrem überraschenden Wendungen, Spannung war zwar vorhanden, aber irgendwie haben mir die Höhepunkte im Spannungsbogen ein bisschen gefehlt. Ich vergebe daher drei von fünf Sternen für „Tiefe Schuld“ von Manuela Obermeier.

Veröffentlicht am 22.07.2017

Idyllisches Städtchen - aber nur dem ersten Anschein nach

Fürchtet euch
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Zum Inhalt

In "Fürchtet euch" geht es um eine kleine Gemeinde, in deren Kirche Dinge vor sich gehen, von denen die Öffentlichkeit besser nichts erfahren soll. Doch als der kleine Christopher während eines ...

Zum Inhalt

In "Fürchtet euch" geht es um eine kleine Gemeinde, in deren Kirche Dinge vor sich gehen, von denen die Öffentlichkeit besser nichts erfahren soll. Doch als der kleine Christopher während eines Gottesdienstes in der Kirche verstirbt, kommen die Geschehenisse der Vergangenheit und auch die unschöne Vergangenheit und Gegenwart des Pastors ans Licht...

Meine Meinung

Die Geschichte wird aus der Sicht verschiedener Personen erzählt und innerhalb der Erzählstränge berichten die einzelnen Personen teilweise über Geschehennisse aus verschiedenen Zeitebenen. Für mich wurde die Erzählung dadurch ab und zu ein wenig unübersichtlich.

Der Perspektivenwechsel und die Dinge, die man nach und nach über das Geschehen in dieser Kleinstadt erfahren hat, hat mir wiederum gut gefallen. Nach und nach enthüllt sich dem Leser die ganze Tragweite von dem, was da vor sich geht.

Ich persönlich fand die Nebenhandlungen einzelner Charaktere, die sich mit deren Vergangenheit befassten, eher irritierend als weiterführend. Zu Beginn des Buches hatte ich zudem einen Moment lang Anlaufschwierigkeiten mit der Art und Weise, wie Wiley Cash seine Geschichte erzählt: eher langsam und bedächtig, die Dinge des alltäglichen Lebens werden genauer beschrieben, als ich dies für nötig empfunden hätte. Allerdings passt das ganz gut zu der Atmosphäre einer Kleinstadt, in der man eigentlich annimmt, dass "die Welt hier noch in Ordnung ist". Nur das der Schein hier trügt.

Traurig ist das Schicksal der beiden Kinder (Jess & Christopher), die beide in diesem Buch Opfer sind.

Ich vergebe vier von fünf Sternen für "Fürchtet euch".

Veröffentlicht am 22.07.2017

Furcht vor dem eigenen Vater

Wie der Vater, so der Tod
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Zum Inhalt

Sara hat in ihrem Leben bereits einiges hinter sich; ihr Bruder Matt hat sich umgebracht und seit ihr Vater (ein ehemaliger Cop) den Dienst an den Nagel hängen musste lebt die Familie eigentlich ...

Zum Inhalt

Sara hat in ihrem Leben bereits einiges hinter sich; ihr Bruder Matt hat sich umgebracht und seit ihr Vater (ein ehemaliger Cop) den Dienst an den Nagel hängen musste lebt die Familie eigentlich in ständiger Angst vor den Launen des Vaters.
Nachdem ihr Vater ihre Mutter wieder einmal verprügelt hat, beschließt Michelle vor ihrem Mann zu fliehen und ihre Tochter mitzunehmen. Doch an dem Tag der heimlichen Flucht verschwindet Sara's Mutter; sie ist wie vom Erdboden verschluckt.
Ist Sara's Mutter ohne sie gegangen? Oder hat ihr Vater etwas mit dem Verschwinden ihrer Mutter zu tun?

Meine Meinung

Die Autorin, Tracy Bilen, hat hier wirklich ein tolles Buch abgeliefert. Sara selbst erzählt die Geschichte, dadurch ist man während der Handlung immer bei ihr, erfährt alles aus nächster Nähe. Die sich steigernde Panik von Sara, die mit jedem Tag, der vergeht, wächst, die Schuldgefühle, die sie belasten.
Sara macht in "Wie der Vater so der Tod" einen Wandel durch, von der passiven Dabeisteherin, die von ihrem Vater immer in Ruhe gelassen wurde, zum direkten Opfer seiner Wutanfälle bis hin zu jemandem, der sich wehrt und der nicht nur zusieht.

Hier geht es nicht nur um eine spannende Geschichte; hier wird das Leben einer Familie nachgezeichnet, die einmal glücklich war und die nun vor den Scherben dieser glücklichen Vergangenheit steht.
Tracy Bilen hat mich mit diesem Buch wirklich berührt, ich habe mit Sara gelitten, für sie gehofft und kann jedem, der spannende Romane mag, dieses Buch nur wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 22.07.2017

Immer und immer wieder zu Tränen gerührt

Solange am Himmel Sterne stehen
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Zum Inhalt

Hope ist 36 Jahre alt, fühlt sich generell nach ihrer Scheidung wie eine Versagerin, hat mit der Ablehnung ihrer Tochter Annie zu kämpfen, die ihr die Schuld an der Scheidung gibt, steht vor ...

Zum Inhalt

Hope ist 36 Jahre alt, fühlt sich generell nach ihrer Scheidung wie eine Versagerin, hat mit der Ablehnung ihrer Tochter Annie zu kämpfen, die ihr die Schuld an der Scheidung gibt, steht vor dem finanziellen Ruin, hat ihre Mutter vor ein paar Jahren veloren (sie starb an Brustkrebs) und ihre Großmutter leidet an Alzheimer. Man kann guten Gewissens sagen, dass in Hopes Leben gerade alles schief geht, was schief gehen kann.
Hopes Großmutter, Rose, trägt seit mehreren Jahrzehnten ein Geheimnis mit sich herum, das sie nie jemandem außer ihrem verstorbenen Ehemann anvertraut hat. Bis jetzt. Sie ist sich bewusst, dass die Alzheimererkrankung sie ihrer Erinnerungen beraubt und stellt für Hope an einem ihrer klaren Tage eine Liste auf, mit Namen von Menschen, dessen Schicksal Hope für Rose ergründen soll. Ihre Suche nach diesen Menschen führt Hope nach Paris und alles, was sie über ihre Großmutter, ihre Familie, ihre Vergangenheit und die Liebe glaubte, wird gründlich auf den Kopf gestellt...

Meine Meinung

Bisher ist "Solange am Himmel Sterne stehen" das beste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Und ich habe auch das Gefühl, das es sehr schwer sein wird, dieses zu toppen.
Die Reise von Hope, die so viele Entdeckungen macht, schöne wie traurige, das Schicksal von Rose, Alain, Jacob... all das hat mich beim Lesen einfach unglaublich berührt. Ich habe immer wieder ein paar Tränen vergossen, weil die Personen in diesem Roman so real erschienen, dass ich einfach nicht anders konnte, als mit ihnen zu leiden, zu hoffen, zu bangen...
"Solange am Himmel Sterne stehen" ist ein Buch über die Liebe. Es ist aber auch ein Buch über Opferbereitschaft, über Freundschaft, über Verlust, über das Schicksal, über Hoffnung.
Ich liebe es und werde es jedem weiterempfehlen, den ich kenne.