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Veröffentlicht am 06.02.2025

Interessantes Ermittlerduo

Das Dickicht
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Juha Korhonen und sein Kollege Lucas Adisa vom LKA Hamburg werden zu einem Entführungsfall, der starke Parallelen zu einem Cold Case von vor fast 20 Jahren aufweist, hinzugezogen. Schnell wird der aktuelle ...

Juha Korhonen und sein Kollege Lucas Adisa vom LKA Hamburg werden zu einem Entführungsfall, der starke Parallelen zu einem Cold Case von vor fast 20 Jahren aufweist, hinzugezogen. Schnell wird der aktuelle Entführungsfall als vorgetäuscht entlarvt, aber die beiden Ermittler sehen einen Anknüpfungspunkt zum alten Fall und haben die vage Vermutung, dass der damalige Täter, der Selbstmord beging, möglicherweise unschuldig ist.
Während ihrer eigenen Ermittlungen im Cold Case entdecken die Beiden Unstimmigkeiten und je tiefer sie ins Dickicht eintauchen um so verworrener werden die Spuren, die zu immer wechselnden Täter führen.


Schon die Namen, Juha und Lucas (genannt Lux), lassen auf ein außergewöhnliches Ermittlerduo hoffen. Die beiden sind ungewöhnlich, aber auch psychisch und gesundheitlich belastet und instabil. Neben ihrer hervorragenden Ermittlungsarbeit wurden mir ihre Probleme zu sehr in den Vordergrund gestellt. Sicher möchte ich die Kommissare zu Beginn einer Reihe näher kennenlernen und ich liebe die Beschreibung der persönlichen Entwicklung im Hintergrund einer Thriller Reihe, aber hier war es mir zu viel.
Die Ermittlungen im Cold Case führten die Beiden in ein fast undurchdringliches Dickicht. Die Art und Weise der meist solo erreichten Durchbrüche, war für mich nicht immer nachvollziehbar. Auch die einzelnen Handlungsweisen von Juha Korhonen fand ich oft unüberlegt.
Der Kriminalfall war recht verzwickt und wir erlebten viele Wendungen, was den Thriller spannend und fesselnd machte, während mich manche, vielleicht witzig gedachten Dialoge eher langweilten.
Abschließend sehe ich in diesem Thriller ein gutes Debüt mit Potenzial nach oben.

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Veröffentlicht am 04.02.2025

Ein echter Strobel !

Stalker – Er will dein Leben.
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Nach seinem ersehnten Durchbruch in einer emotionalen Tatort-Rolle erlebt der Schauspieler Eric Sanders einen niederschmetternden Social Media Fake. Während er sich an steigenden Followerzahlen seiner ...

Nach seinem ersehnten Durchbruch in einer emotionalen Tatort-Rolle erlebt der Schauspieler Eric Sanders einen niederschmetternden Social Media Fake. Während er sich an steigenden Followerzahlen seiner verschiedenen Accounts erfreut, drängelt sich jemand in seine Seiten und übernimmt seine Identität als Eric Sanders Actor.
Eric wehrt sich, fühlt sich aber massiv bedroht, als er von einer Person beobachtet und verfolgt wird.
Dann wird ihm eine Nachricht zugespielt. „Gestehe, du bist ein Mörder“


Das ist mal wieder ein spannender, fesselnder Thriller von Arno Strobel. Es ist faszinierend, dass Arno Strobel immer wieder neue Themen findet, aus denen sich ein packender Thriller entwickeln lässt. Sein Schreibstil ist lebendig und mitreißend.
Die Verzweiflung von Eric Sanders ist so überzeugend dargestellt, dass man mitfiebert und Lösungen sucht. Das Verhalten seiner Frau und seines Freundes habe ich skeptisch beobachtet und sie schon als mögliche Täter in Verdacht gehabt.
Bei den Behandlungsmethoden in der Kinderpsychiatrie war ich schon skeptisch, aber es war doch nachvollziehbar und passte zu der Story. Sanders fieberhafte Suche nach seiner Kindheit hält den Spannungsbogen permanent hoch, so dass sich der Thriller schnell zum Pageturner entwickelt.
Die Arno-Strobel-Thriller sind für mich ein leuchtendes Beispiel dafür, dass spannende und fesselnde Thriller nicht literweise Blut vergießen und Serienmörder fabrizieren müssen.
Für diesen Thriller gebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.01.2025

Wow, immer neue fantastische und spannende Ideen

Scandor
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Scandor – eine außergewöhnliche Challenge.
Philipp und Tessa und achtundneunzig weitere Glücksritter stellen sich der besonderen Aufgabe, während der Challenge nur die Wahrheit zu sagen. Auch die kleinste ...

Scandor – eine außergewöhnliche Challenge.
Philipp und Tessa und achtundneunzig weitere Glücksritter stellen sich der besonderen Aufgabe, während der Challenge nur die Wahrheit zu sagen. Auch die kleinste Notlüge oder Höflichkeitsfloskel lassen die schlimmsten Albträume wahr werden.
Dem Sieger winken fünf Millionen Euro. Die neunundneunzig Verlierer müssen sich ihrem eigenen Albtraum stellen.
Überwacht wird das Ganze von Scandor, dem unfehlbaren Lügendetektor, rund um die Uhr, jeder Zeit eine Schwindelei wittert.


Für mich als achtundsechzig-jährige Leserin ist es immer wieder eine besondere Freunde Ursula Poznanskis Jugendbücher zu lesen. Ob Erebos 1+2, Cryptos, Eleria und Oracle, alle haben eine visionäre Gemeinsamkeit „Was wäre, wenn...“ in alle Richtungen gedacht.
In diesem Buch geht’s um Lügen, die wir gedankenlos täglich mehrmals von uns geben. Während der Lektüre wird mir erst bewusst, wie viele kleine Lügen ich teils aus Gewohnheit, teils aus Höflichkeit und teils aus Faulheit, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen, meinen Mitmenschen auftische. Scandor macht bewusst, wie anstrengend es ist, die reine Wahrheit zu sagen. Das macht schon nachdenklich.
Zum anderen haben wir mit Scandor ein Überwachungssystem, dass den modernen Smartphones erschreckend nahekommt.
Hinter dieser Wahrheitschallenge gibt es noch eine andere besondere Wahrheit, die gefunden werden soll. Frau Poznanski flicht diese Geschichte behutsam, aber stetig in den „Kampf“ um die Wahrheit ein, so, dass es in mir im Laufe der Geschichte anfing zu brodeln, weil ich wissen wollte, was hinter den Andeutungen steckt.
Alles in Allem ist es ein spannendes Buch, das es in sich hat, das nicht nur gut unterhält, sondern zum Nachdenken animiert.
Chapeau Ursula Poznanski!

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Veröffentlicht am 23.01.2025

Genialer Geschichtenerzähler

In den Farben des Dunkels
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Der dreizehn-jährige Patch wird beim Versuch, seine Klassenkameradin vor einem möglichen Vergewaltiger zu schützen, entführt. Lange Zeit liegt er in völliger Dunkelheit mit einer Stichverletzung teilnahmslos ...

Der dreizehn-jährige Patch wird beim Versuch, seine Klassenkameradin vor einem möglichen Vergewaltiger zu schützen, entführt. Lange Zeit liegt er in völliger Dunkelheit mit einer Stichverletzung teilnahmslos auf einer Matratze, bis er plötzlich ein junges Mädchen neben sich fühlt. Grace begleitet ihn während wilder Fieberträume und langsamer Genesung.
In seinem Heimatort setzt seine Freundin Saint alle Hebel in Bewegung, um Patch zu finden.
Als es ihr endlich gelingt, ist Patch völlig verändert.
Er trauert seiner Gefährtin nach, die auf unerklärliche Weise verschwunden ist. Niemand glaubt ihm, dass es Grace wirklich gibt.


Chris Whitaker ist ein bemerkenswerter Erzähler, der die Farben des Dunkels beeindruckend beschrieben hat. Conny Lösch als Übersetzer, hat dem Roman die gefühlvollen und manchmal auch harten Passagen eine sensible Note gegeben.
Wir begleiten den Lebensweg der beiden Protagonisten über mehrere Jahrzehnte. Zwischendurch habe ich das Gefühl, dass alle Schicksalsschläge der gesamten Region im Lebensraum der Beiden stattfinden. Manchmal war es mir etwas zu viel. Richtungsänderungen, Talente, Perfektionismus und Verbrechen werden bei Patch gebündelt, aber, und das muss ich ehrlich zugeben, von außen nachvollziehbar erzählt. Wir werden nach und nach in Patchs und Saints Bann gezogen.
Chris Whitaker ist es gelungen den Spirit der damaligen Zeit einzufangen und den „American Way of Life“ zu skizzieren. Die Besessenheit von Patch wird genauso intensiv beschrieben, wie die Zielstrebigkeit von Saint.
Obwohl „In den Farben des Dunkels“ ein dicker Wälzer ist, fällt der Abschied von Patch, Saint, Sammy und Charlotte schwer.

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Veröffentlicht am 05.01.2025

Gefühlte Geschichte

Frevel
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Frankfurt, Mai 1800
Johann, Redakteur des Frankfurter Korrespondenten, und Manon, Tochter des verwitweten Medicus Forensis Theophil Pontus, dem sie bei seinen Obduktionen zuweilen assistieren darf, fühlen ...

Frankfurt, Mai 1800
Johann, Redakteur des Frankfurter Korrespondenten, und Manon, Tochter des verwitweten Medicus Forensis Theophil Pontus, dem sie bei seinen Obduktionen zuweilen assistieren darf, fühlen sich der Wahrheitsfindung verschrieben.
Johann widerstrebt die reißerische und aufwieglerisch Art der Artikelaufmachung seines Zeitungsverlegers Uffenbach. Während Manon gegen das Bild der Frau im angebrochenen 19. Jahrhundert ankämpft, das Wissen ihres Vater aufsaugt und mit ihm gemeinsam den menschlichen Körper erforschen will.
Eine abscheuliche Mordserie lässt Johann und Manon gemeinsam nach Spuren, Gerüchten und üblen Machenschaften ermitteln. Sie lassen sich nicht durch Gerüchte über religiöse Ritualmorde oder alten Aberglauben ablenken, sondern sehen schnell den unvorstellbaren Zusammenhang zu Morden in der Vergangenheit, deren Täter aber bereits vor Jahren hingerichtet wurde.


Frevel ist ein mitreißender, fesselnder, historischer Roman.
In diesem Roman versetzt uns Nora Kain einige Wochen ins Jahr 1800. Ihr Schreibstil ist lebendig und man fühlt in den Dialogen und Beschreibungen die Sprache und ganz gezielte Ausdrücke dieser Zeit, die heute nicht mehr verwendet werden.
Wir lernen viel über die sich gerade entwickelnde Rechtsmedizin. Die Stellung der Frau zu dieser Zeit wird deutlich im Dialog oder soll man sagen, Kampf der beiden Schwestern Jeanette und Manon. Jeanette verkörpert die Ehefrau, Mutter und Hausherrin dieser Zeit, während Manon zur Wissenschaft geboren ist und alles andere als unnütz und langweilig empfindet.
Johann kämpft derweil um die Pressefreiheit, die der Wahrheitsfindung und neutralen Information dienen sollte. Hinrichtungen und Beschreibungen von äußerst brutalen und blutigen Morden liegen ihm weniger.
Das Leben der Juden in Frankfurt im 19. Jahrhundert wird thematisiert und vorsichtig in die Geschichte eingewoben. Wir erfahren viel über das Los der Juden in Frankfurt, das längst nicht alle Erleichterungen, die in anderen Städte bereits den Juden gewährt wurden, umsetzt. Alle Vorgänge im Judenviertel werden beschrieben, aber nicht bewertet.
Die Protagonisten Johann und Manon werden genau beleuchtet, was mich zur wagen Vermutung veranlasst, dass hieraus vielleicht eine Reihe historischer Verbrechen mit den beiden als Ermittlerteam entstehen könnte.
Für Frevel kann ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben und freue mich schon auf den nächsten historischen Roman von Nora Kain.

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