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Veröffentlicht am 19.12.2019

Dunkles Erbe?

Das Erbe
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Völlig unerwartet erhält die unscheinbare Mona Lang Post vom Amtsgericht München, Abteilung Nachlasssachen. Eine entfernte Verwandte Ihrer Mutter, Klara Hacker, vererbt der jungen Frau, die voller Minderwertigkeitsgefühle ...

Völlig unerwartet erhält die unscheinbare Mona Lang Post vom Amtsgericht München, Abteilung Nachlasssachen. Eine entfernte Verwandte Ihrer Mutter, Klara Hacker, vererbt der jungen Frau, die voller Minderwertigkeitsgefühle steckt, nicht nur ein 12 Millionen wertiges Miethaus, sondern vertraut auch darauf, dass Mona mit ihrem Erbe moralisch richtig verfahren wird.
Mit Annahme des Erbes beginnt der Kampf Monas Familie um Teilhabe, Monas Unsicherheit, ob ihr das Erbe überhaupt zusteht und somit die Spurensuche in der Vergangenheit, wobei Unglaubliches zu Tage kommt.


Wieder einmal gibt es einen spannenden, gut recherchierten und sensible Themen bearbeitenden Roman von Ellen Sandberg.

„DINGE, DIE UNS NICHT GEHÖREN. VERGANGENHEIT, DER WIR NICHT ENTKOMMEN.“

Frau Sandberg hat dieses schwierige Thema in einen mitfühlenden Roman verarbeitet. Der Gutmensch Mona hat mich manches Mal genervt, nachdenklich gemacht, entsetzt und zum Schluss mit ihr übereinstimmend zurückgelassen.

Ich glaube, die meisten Menschen, denen solch ein Erbe in den Schoss fällt, würden sich maßlos freuen und gedankenlos den Luxus genießen.

Bei der hohen Anzahl von Enteignungen, Übervorteilungen und Raub an der jüdischen Bevölkerung während der NS-Zeit, gibt es sicher sehr viele Erben großer Vermögen deren Herkunft fragwürdig ist. Aber was geschieht, wenn nachgeforscht wird und die eigentlichen Erben wissen gar nichts über ihre jüdische Herkunft und über die Leiden ihrer Vorfahren. Haben die Nachkommen ein Recht auf das Erbe?

Auch Mona, deren moralisches Empfinden Recherche und Abtretung des Erbes fordert, tut sich schwer, ihr Erbe an Schmarotzern und Betrügern weiterzugeben.

Und gerade diese Entwicklung macht für mich den Roman so spannend und interessant.

Rückblenden und alte Briefen geben dem Leser zuweilen einen Wissensvorsprung gegenüber Mona. Trotzdem schält sich die Wahrheit, die dann zur endgültigen Entscheidung führt, erst nach und nach an die Oberfläche. Dadurch kann der Leser Monas Zweifel, ihre Unsicherheit und ihre Entscheidung gut nachvollziehen.

Danke, gut, dass dieses Thema auch in der Unterhaltungsliteratur zur Sprache kommt.

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Pure Unterhaltung

Der ist für die Tonne
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Hannah, professionelle Ausmisterin, erhält von ihrer Freundin Tess den Auftrag, das Haus ihrer neuen Flamme Pascal zu entmisten und möglichst gleich noch seinen Kleidungsstil und die Frisur zu optimieren.
Mit ...

Hannah, professionelle Ausmisterin, erhält von ihrer Freundin Tess den Auftrag, das Haus ihrer neuen Flamme Pascal zu entmisten und möglichst gleich noch seinen Kleidungsstil und die Frisur zu optimieren.
Mit mulmigen Gefühlen tritt Hannah ihre Arbeit an. Eigentlich will sie berufliches und privates nicht miteinander vermengen, aber dieser Auftrag bringt ihr dringend benötigtes Geld.
Ein Kampf um Beseitigung des absoluten Chaos und eine Achterbahn der Gefühle stehen ihr bevor.

Für mich war dieses Buch pure Unterhaltung. Schmunzelnd konnte ich es richtig zügig weg lesen. Zwischenzeitlich hatte ich unsere Kellerräume und unseren Dachboden vor Augen. Gerne hätte ich Hannah angerufen und um Hilfe gebeten, aber mein Mann hätte sicher noch entschiedener um seine alten Sachen gekämpft als der chaotische Pascal.

Mit viel Witz und Augenzwinkern erzählt Frau Berg von Dramen alter und neuer Liebesbeziehungen und von chaotischem Messie-Verhaltensweisen männlicher Single, die zudem auch noch eine Leiche im Keller und auf dem Dachboden haben.

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Veröffentlicht am 04.12.2019

Interessant, habe aber mehr erwartet

Alles, was wir sind
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Während der 50er und 60er Jahre entbrennt zwischen dem Osten und Westen der kalte Krieg. Es geht nicht nur um militärische Aufrüstung, sondern auch Worte und damit Bücher werden zu Waffen.
Boris Pasternak, ...

Während der 50er und 60er Jahre entbrennt zwischen dem Osten und Westen der kalte Krieg. Es geht nicht nur um militärische Aufrüstung, sondern auch Worte und damit Bücher werden zu Waffen.
Boris Pasternak, einer der bedeutendsten Literaten Russlands, schreibt bereits einige Jahre an seinem neuen Roman, Doktor Shiwago. Er beschreibt in seinem neuen Buch das wahre Leben in Russland und kritisiert die alte politische Führung des Landes. Um mehr über den Inhalt des noch nicht fertigen Buches zu erfahren wird Pasternaks Geliebte, Olga Iwinskaja, verhaftet.
Der Westen, die CIA, sieht in diesem Roman eine Waffe, die sie gegen das russische Regime einsetzen kann.
Ein Wettlauf um die Veröffentlichung und der Verbreitung beginnt.


Aufgrund der vielen positiven Rezensionen hatte ich mehr erwartet.

Erwartet hatte ich einen aufklärenden Roman. Warum wurde „Doktor Shiwago“ als regimekritisch eingestuft? Genau habe ich das nicht erfahren. Warum hat Boris Pasternak, der sehr begünstigt von der politischen Führung wurde, diesen Roman geschrieben? Wurde auch nicht genau begründet.

Olga Iwinskaja wurde genau beschrieben, ihr Leiden, ihr Leben an Pasternaks Seite und ihr Kampf um die Veröffentlichung.

Die junge Irina, vom CIA angeworben, und ihre Ausbilderin Agentin Sally werden ausführlich beschrieben. Das Leben und die Arbeit der Stenotypistinnen, die Arbeit und das Liebesleben von Irina und Sally werden ausführlich ausgelotet, was ich eher irritierend fand statt relevant für die Story.

Auf mich wirkte dieser Roman eher als Liebesroman drei starker Frauen. Von „Doktor Shiwago“ und Boris Pasternak habe ich zu wenig erfahren.

Ich muss leider zugeben, dass ich weder „Doktor Shiwago“ gelesen noch den Film gesehen habe, womit ich sicher nicht alleine bin.

Aber neugierig bin ich jetzt schon.

Veröffentlicht am 29.11.2019

Perfekt ist es nicht, aber großenteils spannend

Die perfekte Strafe
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Die unbekleidete Leiche einer jungen Frau wird in den Hügeln von Arthur's Seat, Edinburghs Hausberg, gefunden. Anfänglich wird ihr Tod als Unfall eingestuft, schiefgelaufenes Stelldichein, aber bald stellt ...

Die unbekleidete Leiche einer jungen Frau wird in den Hügeln von Arthur's Seat, Edinburghs Hausberg, gefunden. Anfänglich wird ihr Tod als Unfall eingestuft, schiefgelaufenes Stelldichein, aber bald stellt sich heraus, dass sie ermordet wurde.
Zu gleichen Zeit wird die Leiche von Chief Begbie in seinem Wagen aufgefunden, nachweislich Selbstmord. Chief Begbie war nicht nur Ava Turners Vorgesetzter, er war auch über viele Jahre ihr Förderer und Vorbild.
Als kurze Zeit später die Leiterin einer Wohltätigkeitsorganisation stirbt und wieder beim ersten Augenschein Selbstverschulden angenommen wird, aber nach kurzer Recherche wieder Mordverdacht eingeräumt wird, steht die Ermittlungsgruppe um Luc Callanach und Ava Turner vor einer kniffeligen Aufgabe, die sie an ihre Grenzen und darüber hinaus bringen wird.

Mit meinem etwas kritischen Titel möchte ich zum Ausdruck bringen, dass der Thriller wie auch seine beiden Vorgänger, meinem Eindruck nach, zwar im großen und ganzem unterhaltsam und spannend war, aber große Schwächen offenbarte.

In den ersten zwei Kapiteln geht es gleich um einen Mord und seine Entdeckung.
Die folgenden 140 Seiten sind mir aber für einen Thriller zu emotional mit zu viel Drama. Avas Probleme mit der Position der Vorgesetzten und dem vermeintlichen Selbstmord ihres Förderers im Polizeidienst, sowie Lucs Vergangenheitsbewältigung und problematischen Beziehung zu seiner Mutter sind der Dramen zu viel. Die Mordfälle, die ja anfänglich auch gar nicht als Mordfälle erkannt werden, treten zu sehr in den Hintergrund.

Die kopflose und unprofessionelle Ermittlung von der sonst so toughen Ava passt nicht ins Bild. Genauso wenig der blauäugige Einsatz von Luc und Lively gegen einen korrupten Chief Inspektor und der halben Edinburgher Unterwelt.

Letztendlich haben alle viel einstecken müssen. Die Guten haben überlebt, die Bösen sind getötet worden. Ein bisschen sehr einfach.

Einige Protagonisten und ihre Entwicklung gingen im Laufe der Geschichte völlig verloren.

Die großen emotionalen Dramen haben sich auch irgendwie im Laufe der Zeit verflüchtigt, ohne dass es beschrieben wurde.

Ich habe den Eindruck, dass nach der ersten Hälfte des Buchs plötzlich die Zeit drängte und es schnell zu Ende geschrieben wurde.

Schade, die Idee war gut, aber die Umsetzung ist dieses Mal nicht so gut gelungen. Ich denke, Frau Fields kann es besser.

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Veröffentlicht am 31.10.2019

Zu emotional

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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Vor sieben Jahren starb Holly Kennedys Mann Gerry an Krebs. Er hinterließ ihr ein Herzensgeschenk. Monatlich erhielt sie Briefe, die sie zu gemeinsamen Erinnerungen führten.
Holly ist stolz darauf, sich ...

Vor sieben Jahren starb Holly Kennedys Mann Gerry an Krebs. Er hinterließ ihr ein Herzensgeschenk. Monatlich erhielt sie Briefe, die sie zu gemeinsamen Erinnerungen führten.
Holly ist stolz darauf, sich endlich ein neues Leben aufgebaut zu haben, als sie von ihrer Schwester gebeten wird, in einem Podcast von ihrer Trauerarbeit und den Briefen von ihrem Mann zu berichten.
Mit diesem Podcast-Beitrag tritt sie eine Lawine los. Einerseits wird sie von ihren eigenen Gefühlen wieder überwältigt und andererseits ermutigt sie eine Gruppe totkranker Menschen einen Club zu gründen, der Gerrys Abschiedsbriefe nachahmt.

Für mich war dieser Roman zu emotional. Ich habe zwar selbst keinen solchen Verlust erleben müssen, aber darüber zu lesen war mir bei mindestens dreiviertel des Buches zu dick aufgetragen.

Die Idee zu dieser Geschichte finde ich sehr gut.

Es ist bestimmt erstrebenswert Clubs wie den „ P.S.-Ich liebe dich Club“ zu gründen um den sterbenden Menschen beizustehen und ihnen zu helfen etwas von sich ihren Lieben zu hinterlassen.

Die Diskussion inwieweit diese Aktionen dem Sterbenden helfen „heimzugehen“ oder den Hinterbliebenen die Trauerarbeit erleichtern, fand ich in mancher Argumentation zwar ganz interessant, aber meiner Meinung nach unerheblich. Jeder Verlust muss individuell mit der eigenen Trauerbewältigung verarbeitet werden.