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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2019

Humorvoll, ehrlich und informativ

Wir von der anderen Seite
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Rahel, eine erfolgreiche Drehbuchautorin, wacht zögerlich aus einem künstlichen Koma auf. Sie weiß nicht wo sie ist und warum. Sie hat keine Erinnerung, erkennt aber dankbar Vater , Mutter und ihren Bruder, ...

Rahel, eine erfolgreiche Drehbuchautorin, wacht zögerlich aus einem künstlichen Koma auf. Sie weiß nicht wo sie ist und warum. Sie hat keine Erinnerung, erkennt aber dankbar Vater , Mutter und ihren Bruder, die Stunde um Stunde an ihrem Bett sitzen.

Es ist schwer wieder ins Leben zurückzukehren. Rahel kann gar nicht begreifen, wie sie so hilflos und kraftlos werden konnte.

Ihr Leben ist gerettet, aber viel Arbeit und Kampf liegen vor ihr und noch ist nicht klar, ob sie jemals wieder an ihr vorheriges Leben anknüpfen kann.


Anika Decker, am 1.8.1975 in Marburg geboren, erfolgreich mit Drehbüchern zu „Keinohrhasen“, „Zweiohrküken“, „Traumfrauen“ und „High Society“, verarbeitet in ihrem ersten Roman ihre eigene schwere Krise im Jahre 2010. Ähnlich wie ihre Protagonistin erlitt sie eine lebensbedrohliche Blutvergiftung und würde nach multiplem Organversagen ins künstliche Koma versetzt.

Dieser Roman ist aber keine Autobiografie.

In berührenderweise beschreibt sie die Arbeit und den Kampf zurück in ihr normales Leben, was den Leser abwechselnd zu Tränen rührt, Schmunzeln läßt oder manchmal auch laute Lacher hervorruft.

Ihre Ehrlichkeit und ihr Mut auch die unschönen Gefühle und Erlebnisse und die Unzuverlässigkeit ihres Körpers zu schildern, geben Menschen in ähnlichen Situationen sicher Halt und Kraft. Aber auch denen die das Glück haben, solche große gesundheitliche Krisen nicht durchleben zu müssen, bekommen mit diesem Roman eine Hilfestellung im Umgang mit Kranken. Es lehrt uns Geduld mit kranken Freunden oder Familienmitgliedern zu haben und vor allem kein Mitleid zu zeigen.

Dieses Buch bewahrt uns auch vor Gedankengängen wie „Jetzt bist du aus dem Koma erwacht. Das schlimmste hast du hinter dir, also lass dich nicht hängen.“

Für die teilweise humorvolle Beschreibung der seelischen und körperlichen Krisen bin ich persönlich Frau Decker sehr dankbar. Nicht nur ein künstliches Koma erzeugt solch ein Gefühlschaos und körperliches Desaster, auch eine mehr als zehnstündige Operation kann eine Ursache dafür sein. Nach der Lektüre dieses Buches verstehe ich einige meiner eigenen Probleme besser.

Danke

Veröffentlicht am 21.09.2019

Wieder ein Pageturner voller Spannung

Zimmer 19
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Vor laufender Kamera wird eine junge Frau vergewaltigt und ermordet.
Dieses sogenannte Snuff-Video wird bei der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale dem prominenten und erlauchten Publikum vorgespielt.
Der ...

Vor laufender Kamera wird eine junge Frau vergewaltigt und ermordet.
Dieses sogenannte Snuff-Video wird bei der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale dem prominenten und erlauchten Publikum vorgespielt.
Der Bürgermeister Dr. Keller erkennt sofort den Ernst der Lage. Er ist davon überzeugt die Vergewaltigung und Ermordung seiner Tochter gesehen zu haben. Er fordert die Bildung einer SOKO des LKAs bestehend aus den Beamten und Beratern, die er aus einem vorherigen Fall kennt. Tom Babylon und Sita Johanns treten in Aktion.


„Schlüssel 17“ der Auftakt der Thriller-Serie mit Kommissar Babylon habe ich leider nicht gelesen. Zum Verständnis dieses Thrillers bedarf es aber keiner Vorkenntnisse.

Das ist wahrlich ein spannender Thriller. Als ich feststellte, dass ich immer schneller gelesen habe, musste ich die Notbremse ziehen um die letzten 50 Seiten am nächsten Tag ausgeschlafen und mit Ruhe zu lesen.

Tom Babylon, sehr gut vom Autor beschrieben und charakterisiert, ermittelt in einem äußerst verzwickten Fall, der immer wieder Flashbacks in der Psychologin Sita Johanns auslöst.

In lose eingestreute Kapitel erfahren etwas mehr aus Sitas Vergangenheit und können einige Verbindungen zum aktuellen Fall herstellen. Da Tom und Sita nach der Devise: „Ich lasse dir dein Geheimnis und du mir meins“ zusammen arbeiten und sich respektieren, ist der Leser im Vorteil und erkennt einige Zusammenhänge eher.

Aber das Große und Ganze wird wie eine Zwiebel, Haut für Haut entblättert.
Der Spannungsbogen beginnt im Prolog, bleibt gnadenlos hoch und endet erst mit dem letzten Satz.

Dieser letzte Satz lässt den Leser aber hoffen, dass es mit Tom, Sita und auch Vi weitergehen wird.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Nesbo at his Best

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Rachel Hole, Harry Holes große Liebe und Ehefrau, hat ihn aus ihrem gemeinsamen Haus geworfen. Seitdem ergibt Harry sich nur noch dem Alkohol in der Hoffnung alles bald hinter sich zu haben.

- Dann wird ...

Rachel Hole, Harry Holes große Liebe und Ehefrau, hat ihn aus ihrem gemeinsamen Haus geworfen. Seitdem ergibt Harry sich nur noch dem Alkohol in der Hoffnung alles bald hinter sich zu haben.

- Dann wird Rachel erstochen -

Harry erwacht nach einer durchzechten Nacht ohne jede Erinnerung. Als er vom Mord an Rachel erfährt, begibt er sich sofort an den Tatort und nimmt die Ermittlungen auf. Für ihn ist gleich klar, dass nur Svein Finne die Tat begangen haben kann, ein verurteilter Vergewaltiger, den Harry schon mehrmals ins Gefängnis gebracht hat. Nach der letzten Entlassung hat Finne Harry und seine Familie bedroht. Niemand glaubt ihm. Er muss erst einmal alleine ermitteln, sein Jagdinstinkt ist erwacht.


Ich habe fast alle Harry Hole Thriller gelesen. Zu Anfang war ich total begeistert. Dann hatte ich den Eindruck, dass sich vieles wiederholte. Mit „Koma“ und „Messer“ hat sich der Autor aber folgende Cover-Überschrift hoch verdient.

„Der unumstrittene König des skandinavischen Kriminalromans“ The Times

Ich persönlich würde es jetzt nicht auf den Skandinavischen Raum beschränken.

„Messer“ ist ein knapp 600 seitiger Thriller, den man nicht aus der Hand legen kann. Er ist von der ersten Seite an spannend. Nesbo schickt den Leser auf Höhen, lässt ihn in Tiefen fallen, lässt Hole eine fast lückenlose Indizienkette bauen um anschließend den schon überführten Verdächtigen zu entlasten. Alles ist logisch aufgebaut. Alles ist nachvollziehbar. Kaum ist dem Leser der eine Verdächtige verloren gegangen, sieht er schon wieder neue Hinweise, die in eine andere Richtung weisen, auch in Richtungen, die der Leser gar nicht weiterverfolgen möchte, aber wir werden von Nesbo immer weiter getrieben.
Ich möchte hier auf keinen Fall spoilern, deshalb nicht mehr zum Inhalt, aber eine klare Leseempfehlung von meiner Seite.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Ich habe mehr erwartet

Die letzte Witwe
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Eine gewaltige Detonation reisen Will Trent, Spezial Agent und Sara Linton, Gerichtsmedizinerin, aus ihrer sonntäglichen Idylle auf dem Land. Aufs äußerste alarmiert sprinten sie sofort Richtung Unglücksort. ...

Eine gewaltige Detonation reisen Will Trent, Spezial Agent und Sara Linton, Gerichtsmedizinerin, aus ihrer sonntäglichen Idylle auf dem Land. Aufs äußerste alarmiert sprinten sie sofort Richtung Unglücksort. Auf halber Strecke werden sie von einem Verkehrsunfall mit mehreren Personenschäden aufgehalten. Als sie helfend eingreifen wollen, muss Will hilflos mit ansehen, wie Sara von den Unfallbeteiligten, einer mächtigen Neonazi-Gruppierung, entführt wird. Will selbst wird schwer verletzt, als er den Weg zurück für Sara freischießen will.
Warum wurde Sara entführt und was haben die Neonazis noch vor?


Mein erster Thriller von Karin Slaughter!

Ich muss zugeben, ich habe mehr erwartet. E-Books lese ich gerne abends im Bett, weil das wenige Licht des Readers meinen Mann nicht beim Schlafen stört. So manches Mal hat ein Thriller aber meinen Schlaf gestört und ich habe ganze Nächte hindurch gelesen. Das ist mir bei diesem Thriller nicht passiert.

Thema und Aufmachung waren zugegebenermaßen spannend, aber es hat mich nicht gepackt. Will war mir immer viel zu sehr in seiner Liebe zu Sara verstrickt. Diese Liebe fühlte sich, zu mindestens von seiner Seite aus betrachtet, fast unverdient an. Er war im Zweifel. Er war immer wieder kopflos. Er wollte nur mit dem Kopf durch die Wand.

Auch Sara war im Zweifel. Erst als sie fürchtete getötet zu werden, bekennt sie sich zu ihrer Liebe und hätte Will auf der Stelle geheiratet.

So schlimm das Verhalten der Neonazis war und vor allem wie brutal ihre Pläne auch waren, die Liebe und Verzweiflung von Sara und Will standen irgendwie immer im Vordergrund.

Das hat für mich der Sache immer wieder die Spannung und Elektrizität genommen.

Ich weiß nicht, ob ich mehr aus dieser Serie lesen möchte.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Komplexe und komplizierte Story

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Die Familie Hardcastle gibt in ihrem völlig herunter gekommenen Anwesen Blackheath einen Ball. Die zahlreichen vorab angereisten Gäste sind über die groteske Inszenierung befremdet, beobachten und belauern ...

Die Familie Hardcastle gibt in ihrem völlig herunter gekommenen Anwesen Blackheath einen Ball. Die zahlreichen vorab angereisten Gäste sind über die groteske Inszenierung befremdet, beobachten und belauern sich. Evelyn Hardcastle, die Tochter der Familie, wird am Abend des Kostümballs ermordet. Aiden Bishop steht nicht auf der Liste der geladenen Gäste und doch erwacht er jeden Tag im Körper eines der Gäste. Seine Aufgabe besteht darin innerhalb von acht Tagen den Mörder von Evelyn zu finden.
Warum er diese Aufgabe hat, weiß er nicht, aber wird verfolgt und sein Leben ist in Gefahr.


Es war nicht einfach diesen Roman zu lesen. Ich würde ihn auch nicht als Kriminalroman einstufen. Es ist wie auf dem Cover vermerkt eine Mischung zwischen Agatha Christie (aber eher eine Parodie auf Agatha Christie) und „Täglich grüßt das Murmeltier“.

Spannung, wie in den Christie-Krimis wollte sich bei mir nicht einstellen.

Ich musste höllisch aufpassen, dass ich den jeweiligen Wirten des Aiden Bishop die charakteristischen Figuren zuordnen konnte.

Die Handlung war teilweise so kompliziert, dass ich manchmal nicht nachvollziehen konnte, wer wem welche Nachricht und vor allem warum hinterlassen hat. Bishop wechselte nicht nur die Personen (Wirte), auch die zeitliche Abfolge wechselte, so dass nicht nur die im Buch handelnden Personen durcheinander kamen sondern auch und vor allem ich.

Die Atmosphäre in Blackhealth Castle und auch die Charaktere sind sehr genau beschrieben und echt britisch dargestellt, aber die komplizierte Geschichte hat mir manchmal die Freude an dieser atmosphärischen Beschreibung genommen.

Dem Cover entnehme ich, dass es sich hier um einen Debüt-Roman handelt. Vielleicht fühle ich mich in seinem Roman nicht so überfordert. Auf jeden Fall werde ich dem Autor eine zweite Chance einräumen.