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Veröffentlicht am 23.02.2024

Spannende und emotionale Grenzfälle

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Chefinspektor Bernhard Krammers Kollegin Roza Szabo verlässt überstürzt ihren Arbeitsplatz, ohne Handy, Mantel, Portemonnaie, Dienstwaffe.
Am Tag nach ihrem Verschwinden stehen Krammer und seine Beamten ...

Chefinspektor Bernhard Krammers Kollegin Roza Szabo verlässt überstürzt ihren Arbeitsplatz, ohne Handy, Mantel, Portemonnaie, Dienstwaffe.
Am Tag nach ihrem Verschwinden stehen Krammer und seine Beamten in ihrer Wohnung vor einer männlichen Leiche. Bernhard Krammer ist derartig geschockt, dass er handlungsunfähig vor Ort verharrt bis seine Tochter Alexa Jahn ihn mit ihrem deutschen Kollegen unterstützt.
Eine fieberhafte Suche beginnt, nach Szabo oder Szabos Leiche.


Nachdem ich alle vier Grenzfälle gelesen haben, ziehe ich vor Anna Schneider den Hut.
Sie lässt nicht nach. Spannende Fälle in der Grenzregion, wobei sie nicht müde wird, die wunderschöne Region in glänzendem Licht erscheinen zu lassen.
Die menschliche Seite und familiäre Beziehung der Ermittler, die im Hintergrund aller vier Grenzfälle kontinuierlich weitererzählt wird, drängt sich immer mal wieder in den Vordergrund, um die Entwicklungen, Enttäuschungen und Annäherungen unmittelbar mitzuerleben. Anna Schneider hat eine Konstellation erschaffen, die jede Menge Grübel,-und Gesprächspotenzial birgt, das Vater und Tochter nur sehr zaghaft ausschöpfen.
Auch wenn mir manchmal zu viel von Schuldgefühlen und Gefühlsblockaden gezeigt wurde, ist es doch interessant mitzuerleben, wie Vater, Tochter und auch Roza aus ihren selbsterbauten Gefängnissen entkommen wollen und es doch nur schwer und in kleinen Schritten gelingt.
In diesem Grenzfall ist noch ein drittes Land involviert, Roza Szabos Heimatland Ungarn. Wir erfahren vieles aus Rozas Vergangenheit, was ihre Handlungsweisen, auch die in den vorherigen Grenzfällen, nachvollziehbar machen. In zukünftigen Grenzfällen wird man Roza dann vielleicht besser verstehen können und das Team Krammer/Szabo noch enger und vertrauensvoller miteinander arbeiten.
Die Lösung des Falles birgt wieder geduldige Ermittlungsarbeit, was in diesem Fall für Krammer kaum möglich ist. Trotzdem leiten Instinkt und Erfahrung Krammer, Alexa und ihrem Partner in die richtige Richtung, die für alle Beteiligten zur tödlichen Gefahr werden kann. Ein lang bewährter Spannungsbogen, der in jeder Grenzfall-Folge neu zündet.
Ich freue mich auf mehr und kann eine absolute Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 05.02.2024

Grusel, Gänsehaut und klaustrophobische Attacken

Die Burg
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Der Milliardär Nevio hat seinen großen Kinderheitstraum, eine Burg als riesige Escape-Welt mit unzähligen Geheimgängen, Gruften und Kellerverliesen, von Architekten und IT-Experten mit modernster Technik ...

Der Milliardär Nevio hat seinen großen Kinderheitstraum, eine Burg als riesige Escape-Welt mit unzähligen Geheimgängen, Gruften und Kellerverliesen, von Architekten und IT-Experten mit modernster Technik erschaffen lassen und will sie nun von einer auserlesenen Gruppe testen lassen.
Burg Greifenau kann alles sein, was sich die einzelnen Mitglieder der Experten-Gruppe sich von der KI wünschen, Spukschloss, Vampirkeller oder liebliche Fantasiewelt.
Aber Vorsicht mit dem, was man sich wünscht…….


Erst einmal ist mir die prägnante Gestaltung des Bucheinbands aufgefallen, sowie innenseitig die Abbildung der Burg und des Systems der Höhlen, Keller und Verliese. Das hat mir gut gefallen, so konnte ich nach völliger Orientierungslosigkeit einen beruhigenden Blick auf die Zeichnungen werfen. Helfen konnten sie aber leider nicht.
Ich habe selten ein Buch gelesen, dass mich stetig zwingt Lesepausen einzulegen. Der Grusel und die schrecklichen Bilder der Szenen haben mich genauso wie die Gruppe in ihren Bann gezogen. Natürlich hat eine KI die Szenen mit Hilfe riesiger LED-Wände kreiert und ich als Leser eines fiktiven Thrillers kann mich noch weiter von dieser KI-Welt distanzieren, aber Frau Poznanski kann Grusel, abartige Gestalten, Totengesänge und Pestgrauen hervorragen schildern. In meinem Kopf liefen Filme ab, die wollte ich einfach nicht sehen. Und doch wollte ich wissen, wer dahin steckt und warum die KI so reagiert, wie sie reagiert.
Einfach genial Frau Poznanski!
Die einzelnen Charaktere sind schon ganz zu Anfang ziemlich überzeichnet gewesen. Mir flogen anfänglich zu viele Klischees durch die Gruppe. Aber im Laufe des Überlebenskampfs hat jeder einzelne sein wahres Gesicht gezeigt. Einige Klischees wurden dabei entlarvt, andere bestätigt und wiederum andere ……..da will ich nicht spoilern.
Obwohl ich kein Freund von Gruselfilmen und Horrorbüchern bin, hat mir „Die Burg“ sehr gut gefallen. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Buch von Ursula Poznanski und bin gespannt, in welche Welt sie mich entführen wird. Auf jeden Fall sorgt sie in den unterschiedlichsten Szenarien für Gänsehaut.
Chapeau!

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Ein Thriller, der den Finger in die Wunde legt.

Gewittermann
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Bei minus 22 Grad findet eine Schlittschuhläuferin nahe des Ufer auf einer Eisfläche die nackte Leiche des reichen Rentners Evert Holm. Vor seinem Tod wurde ihm der Penis amputiert.
Nach der Obduktion ...

Bei minus 22 Grad findet eine Schlittschuhläuferin nahe des Ufer auf einer Eisfläche die nackte Leiche des reichen Rentners Evert Holm. Vor seinem Tod wurde ihm der Penis amputiert.
Nach der Obduktion können Idun Lund und Tareq Shaheen einen Zusammenhang zu einem Tötungsdelikt an Marina Alm vor 3 Jahren herstellen. Marina wurde am Tag ihrer Ermordung von Evert Holm und weiteren Männer vergewaltigt. Der Täter wurde nie gefasst.
Wer richtet jetzt Evert Holm?

Wieder ein spannender und auch sozialkritischer Thriller von Tina N. Martin!
Dieses Mal werden wir in eine verzweifelte Flucht mit finalen Mord hinein katapultiert. Drei Jahre später entwickelt sich ein ungemein spannender Thriller auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen.
Lange Zeit hatte ich keine Vorstellung, wie die verschiedenen Erzählstränge zusammenfinden könnten. Das war dann für mich auch ein Hindernis mich ganz in die spannende Story ziehen zu lassen. Die Szenen aus der Vergangenheit um Peter und Silja hatten für mich so gar keinen Bezug zum aktuellen Fall. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber alles ergab irgendwann einen Sinn, war nachvollziehbar und logisch aufgebaut.
Faszinierend ist wie minutiös Tina Martin ihre Protagonisten beschreibt, geradezu verliebt ihre Schwächen als Stärken hervorhebt oder auch ihre Gedanken preisgibt, ohne Bewertung.
Auch in Tina Martins Thriller ist Ermittlungsarbeit weder oberflächlich noch ungefährlich und manche wahnwitzigen Undercover-Einsätze treiben die Spannung auf den Höhepunkt. Der Spannungsbogen hat dabei keine Möglichkeit abzuflachen. Bis zum Epilog ist keine Entspannung möglich.
Neben der kriminellen Spannung präsentiert Frau Martin einen Brennpunkt der aktuellen Menschenhandelspraktiken in Europa, Zwangsprostitution und der menschenverachtenden, oder sollte man sagen, der frauenverachtenden Umgang damit. Dem Menschenhandel und der Zwangsprostitution können Polizei und Politik einfach nicht Herr werden. Bei einzelnen Fahndungserfolgen kümmert sich trotzdem niemand im Nachgang um die Opfer, die seelisch und körperlich zu Grunde gerichtet wurden.
Chapeau Tina N. Martin!!
Ich möchte mehr von Idun, Tareq, Calle und Siv lesen.

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Veröffentlicht am 19.01.2024

Hamburg-Krimi as its best

Der Schattenmann
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Wieder einmal wird eine grotesk zur Schau gestellte Leiche in einer Wohnung in Hamburg Altona aufgefunden.
Thies Knudsen, leitender Ermittler im LKA, und Dörte Eichhorn stehen nach einem ungewöhnlichen ...

Wieder einmal wird eine grotesk zur Schau gestellte Leiche in einer Wohnung in Hamburg Altona aufgefunden.
Thies Knudsen, leitender Ermittler im LKA, und Dörte Eichhorn stehen nach einem ungewöhnlichen Fall vor einer neuen abstrusen Mordermittlung, die sich schnell zu einer Serie entwickelt.
Was bedeuten die kryptischen Botschaften an den Wänden der Tatorte und was bedeuten die unterschiedlichen Todesarten?


Die Kriminalromane der beiden Autoren bestechen zum einen durch Serientäter im vermeintlich ruhigen Ortsteilen Hamburgs, aber ohne bluttriefenden Beschreibungen der Verbrechen. Zum anderen gefällt mir die Art und Weise der Ermittlung, hanseatisch ruhig, besonnen und immer wieder reflektierend.
Knudsen, Eichhorn und Andersen (La Lotse) sind keine Superhelden, aber gewissenhaft und empathisch.
Der Fall ist erschütternd, besonders das Nachwort der Autoren hat mich berührt. Wie bei so vielen Verbrechen an Menschen und an die Menschlichkeit hat man etwas drüber gehört oder gelesen, aber in welchem Ausmaß Seelen gebrochen und Leben zerstört wurden, ist niemandem gegenwärtig. Das muss immer wieder ins Scheinwerferlicht gerückt werden. Wenn man die Menschen mit Sachbücher und Dokumentationen nicht erreicht, dann halt mit Unterhaltungsliteratur.
Schlenz und Jepsen haben nicht nur die unmenschlichen Zustände in diesen psychiatrischen Kliniken in ihrem Krimi verarbeitet, sondern auch Knudsens Gedanken bezüglich seiner Mutter und ihrer Generation. Heute nützt es nichts mehr die Hurra-Rufe und das kollektive Wegsehen dieser Generation zu verurteilen. Wichtiger wäre es gegen das Wegsehen der jetzige Generation etwas zu unternehmen, Klimawandel, unzählige Kriege, die Armut und den Hunger der Welt.
Insoweit wurde uns ein spannender Krimi, der besonnenen und ruhigen hanseatischen Art vorgelegt, der reichlich Stoff zum Nachdenken gibt.
Danke, für mich war es ein Genuss.

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Veröffentlicht am 29.12.2023

Verlangt nach mehr

Refugium
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Die ehemalige Polizistin und jetzige Krimiautorin Julia Malmros sucht Unterstützung, IT-Wissen, für ihr neues Buchprojekt.
In Kim Ribbing, einem genialen Hacker mit gequälter Seele, findet sie den idealen ...

Die ehemalige Polizistin und jetzige Krimiautorin Julia Malmros sucht Unterstützung, IT-Wissen, für ihr neues Buchprojekt.
In Kim Ribbing, einem genialen Hacker mit gequälter Seele, findet sie den idealen Ansprechpartner. Zwischen den Beiden entspinnt sich in kurzer Zeit ein sehr ambivalentes Verhältnis.
Als Julias Jugendfreund samt seinen Gästen, während einer Mitsommerfeier auf der benachbarten Schäreninsel von Profikillern niedergemetzelt wird, begeben Julia und Kim sich auf Spurensuche, Spuren, denen die Polizei nicht folgen kann.


Chapeau!
John Ajvide Lindqvist gelingt es immer wieder neue variantenreiche Charaktere zu schaffen.
Kim und Julia sind zwei Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, mit unterschiedlicher Vergangenheit. Die genaue Beleuchtung von Kims Kindheit, dem Martyrium bei seinem Großvater und seiner jetzigen Gedankenwelt, ermöglicht dem Leser seine Verhaltensweise besser nachzuvollziehen als es Julia möglich ist. Beide suchen noch ihren Platz, nähern sich versuchsweise aneinander an, um schnell wieder die Flucht zu ergreifen. Bei der Ermittlungsarbeit und bei Gefahr können sie sich aufeinander verlassen.
Außerdem hat mir die Atmosphäre und die Landschaftsbeschreibung der Schären-Inseln bzw. der Schären-Gärten sehr gut gefallen.
Ich freue mich auf ihre zukünftigen Fälle.
In diesem ersten Fall geht es um ein äußerst brutalen Überfall bei einer Mitsommerfeier, um Machtverhältnisse und verwirrende Firmengeflechte, die kriminelle Milliardengewinne ermöglichen. Kims Hackerqualität und seine Verbindungen innerhalb der Hacker-Szene machen vieles möglich bei seinen Nachforschungen, wovon die Kriminalpolizei nur träumen kann. Seine Ermittlungsfortschritte bringen ihn und natürlich auch Julia in bedrohliche Situationen, was die Spannung jederzeit hochhält.
Mögen sie noch lange ermitteln.

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