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Veröffentlicht am 27.10.2020

Geheimnisse, Geschichten und Gefühle

Kleine Feuer überall
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In Shaker Heights folgt alles klaren Regeln. Hier scheinen Mia und ihre Tochter Pearl so gar nicht hineinzupassen, denn Mia arbeitet als freie Künstlerin und ist die letzten Jahre mit Pearl wie eine Vagabundin ...

In Shaker Heights folgt alles klaren Regeln. Hier scheinen Mia und ihre Tochter Pearl so gar nicht hineinzupassen, denn Mia arbeitet als freie Künstlerin und ist die letzten Jahre mit Pearl wie eine Vagabundin durch das Land gereist. Bald schon freundet sich Pearl mit den Kindern der Familie Richardson an und hat zum ersten Mal in ihrem Leben Freunde. Nur die jüngste Tochter, Izzy, erscheint unangepasst und rebellisch. Wer wird am Ende - bzw. am Anfang - das Haus der Richardsons abbrennen und warum?


Wie schon das erste Buch von Celeste Ng ist dieses wieder ein Puzzle aus Geheimnissen und persönlichen Geschichten. Und wieder erfahren wir ganz am Anfang, worauf alles hinauslaufen wird und im Folgenden geht es darum, wie es dazu kam. Obwohl diese deutlichen Parallelen vorhanden sind, ist die Geschichte ganz anders und ganz eigen. Dass man hier wieder die eindeutige Handschrift von Celeste Ng erkennen konnte, hat mir sogar sehr gefallen.

Die Charaktere sind wieder sehr lebendig und real gestaltet. Mia hat mich etwas an eine ehemalige Kunstlehrerin erinnert und sie war mir sehr sympathisch.
Pearl ist anfangs überfordert im Haus ihrer neuen Freunde, freut sich aber zunehmend über den Anschluss dort, was ich sehr glaubwürdig fand. Teilweise fand ich sie zu naiv, allerdings finde ich es nur real, dass ein Teenager, der noch nie wirklich Erfahrungen im Sozialleben gesammelt hat, sehr leicht beeinflussbar ist.
Izzy ist mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Buch und sie ist mir sehr ans Herz gewachsen. Sie hat einen starken Gerechtigkeitssinn und immer gute Gründe für ihr Handeln, jedoch hört ihr zuhause niemand wirklich zu. Ich hatte Mitleid mit ihr, wie es ihr zuhause ergangen ist.

Die Nebencharaktere waren in manchen Fällen - wie etwa Mrs. Richardson oder Bebe - für mich sehr lebendig und mit ausreichend Hintergrund ausgestattet, gerade bei den Kindern Lexie, Trip und Moody fehlten mir aber ein wenig mehr Informationen. Man erfährt gerade mal von Lexie eine weitere Freundin, über Freunde der Jungs erfährt man nichts weiter von keinem der drei erfährt man überhaupt den vollen Namen, soweit ich mich erinnern kann. Auch ihr Privatleben außerhalb von Schule und Fernsehen wird kaum angesprochen, nur selten mal etwas erwähnt, das fand ich etwas schade.

Der Schreibstil ist dafür wieder mal fantastisch. Celeste Ng schafft es, einfach immer wieder den Nagel auf den Kopf zu treffen. Ihre Formulierungen sind neu und absolut treffend und zeugen von unheimlich viel Weitsicht und einer gewissen Weisheit. Es ist die Sprache von jemandem mit viel Lebenserfahrung, der genau beobachtet. Loben muss man im Zuge dessen natürlich auch einmal die großartige Übersetzung, ohne die das gar nicht so grandios zu lesen wäre!

Wieder ein wahres Meisterwerk der Autorin, die nach gerade mal zwei Veröffentlichungen nun offiziell meine Lieblingsautorin geworden ist. Ich hoffe, sie schreibt noch viele weitere Bücher!
Wieder einmal sieht man hier, wie fatal Schweigen, Lügen und Geheimnisse werden können und das in einem sprachlich raffinierten Gewand und so bildgebend, als würde man eine Serie schauen. Da verwundert es nicht, dass es genau die bald geben soll.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Dunkle Machenschaften und verbotene Magie

Das Herz im Glas
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Durch Zufall fiel Aenne, der Tochter des Reisenden Königs, ein Glas in die Hände, in dem ein menschliches Herz konserviert wurde. Unbedingt will sie herausfinden, wer diese grausame Tat begangen hat und ...

Durch Zufall fiel Aenne, der Tochter des Reisenden Königs, ein Glas in die Hände, in dem ein menschliches Herz konserviert wurde. Unbedingt will sie herausfinden, wer diese grausame Tat begangen hat und dafür sorgen, dass er zur Rechenschaft gezogen wird. Dabei unterstützen sie ihre Brüder Ezra und Caedes, der Drachentöter. Bald schon stecken sie alle bis zum Hals in Problemen. In der Felsenstadt Terra Talioni lauern viele Gefahren...


Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Kinder des Reisenden Königs, insbesondere Aenne und Caedes. Während ich zuerst dachte, Aenne würde die zentrale Protagonistin werden, verlagerte sich in fortschreitender Handlung der Fokus immer mehr auf Caedes - was mir aber sehr gut gefallen hat, denn er ist mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Buch.

Alle Charaktere sind sehr detalliert ausgestaltet und sind überaus glaubwürdig. Das gilt ebenso für die Welt an sich, die wirklich riesig ist und mit sehr viel Liebe zum Details ausgemalt worden ist. Sie wirkt so echt, als wäre man wirklich dort.

Caedes ist Drachentöter, charismatisch und ein wenig überheblich, aber mit dem Herz am richtigen Fleck. Aenne, seine Schwester, ist etwas ruhiger, hat Grundkenntnisse in Magie und Heilung und hat ihren Platz in der Welt noch nicht so recht gefunden. Dann gibt es noch Ezra, den großen Bruder der beiden, der bereits verheiratet ist und Kinder hat. Er bildet den Ruhepol des Trios.

Handlungsort ist Terra Talioni, ein Stadtstaat in einem Felsengebirge, in dem Magie omnipräsent ist und wo in dunklen Ecken manches nicht mit rechten Dingen zugeht. Sehr lebhaft geschildert und ein bisschen hat sie mich an "The Witcher 3" erinnert, was aber daran liegen dürfte, dass ich in Sachen Mittelalter-Fantasy noch nicht viel herumgekommen bin? Jedenfalls war ich sehr begeistert.

Die Handlung hielt einige überraschende Wendungen parat (und ich bin schwer zu überraschen), anderes wiederum habe ich bedingt kommen sehen, aber nicht in der Form, wie es letztlich eintrat. Vieles wurde wirklich lange sehr gut verborgen gehalten und nach dem ersten Viertel wurde es so spannend, dass ich zwei Nächte lang durchgelesen habe, weil ich nicht mehr aufhören konnte.

Das Ende war nicht ganz das, was ich mir gewünscht hätte (nur fast), aber es war trotzdem glaubwürdig und passend. Außerdem kommt ja irgendwann noch ein weiterer Teil, also vielleicht bekomme ich ja dann noch, was ich gerne hätte?

Aus meiner Sicht ein sehr gelungenes Buch. Spannend, mit liebevoll gestalteter Welt und Charakteren und ungewöhnlich unvorhersehbarer Handlung (von ein paar Ausnahmen abgesehen). Auch für Mittelalter-Fantasy-Einsteiger wie mich gut geeignet, doch sicher begeistert es auch alte Fantasyhasen.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Märchen, wie man sie noch nie gesehen hat

Von Fuchsgeistern und Wunderlampen
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In dieser Anthologie haben verschiedenste Autoren sich Märchen aus aller Welt geschnappt und daraus neue Geschichten gestrickt. Es gibt Prequels, Sequels, alternative Enden, Crossover und vieles mehr. ...

In dieser Anthologie haben verschiedenste Autoren sich Märchen aus aller Welt geschnappt und daraus neue Geschichten gestrickt. Es gibt Prequels, Sequels, alternative Enden, Crossover und vieles mehr. Es gibt Tragödien, Satiren und Liebe. Einfach eine bunte Mischung.


Das Buch gliedert sich in drei Abschnitte, die jeweils Märchen aus Ostasien, aus dem Orient und aus Europa als Vorlage haben. Die Geschichten stehen jeweils einzeln, ohne Verbindungen zueinander und sind auch individuell sehr verschieden.

Mir haben vor allem die Folgenden Geschichten sehr gefallen:

"Pfirsichblüten im Schnee" liest sich wie ein Märchen aus Fernost und handelt von einem Waisen, der die Hexe zur Strecke bringen will, die einst seine Eltern tötete. Wirklich gruselige Hexe, wirklich wundervolle Welt und wirklich bildreiche, zarte Sprache!

"Krieg der Tauben" ist eine überspitzte Satire, die sich die Ausgangssituation von Dornröschen zur Brust nimmt. Zum Schreien komisch und zeigt dabei, wie verrückt die Menschen oft wirklich sind und wie sie den Fokus für das Wesentliche verlieren.

"Im letzten Licht" behandelt das russische Märchen um Baba Jaga und hat mich am Ende wirklich erschüttert und kam so sehr unerwartet!

"Schicksalsfäden" ist ein Crossover, in dem es um eine lesbische Liebe geht und darum, was man bereit ist zu tun für Menschen, die man liebt.

Sehr gelungene Anthologie, bei der für jeden was dabei ist. Nicht alles hat meinen persönlichen Geschmack getroffen, dafür hat mir manches sehr gefallen, was andere nicht mochten. Insgesamt haben mir die allermeisten Geschichten sehr gefallen und gerade die Vielfältigkeit dabei ist wundervoll!

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Spannend, schaurig, atmosphärisch!

Das Schwert der Totengöttin
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Obwohl ich mit Untoten eigentlich so gar nichts anfangen kann, habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut, da mir auch die anderen Bücher der Autorin schon sehr gefallen haben.


Die Protagonisten sind ...

Obwohl ich mit Untoten eigentlich so gar nichts anfangen kann, habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut, da mir auch die anderen Bücher der Autorin schon sehr gefallen haben.


Die Protagonisten sind lebendig und greifbar. Sie sind verscheiden wie Tag und Nacht und wissen nicht, dass sie auf der selben Seite stehen.
Mirage ist eine Alchemistin, auch als Dorfhexe bezeichnet, die in einer Waldhütte lebt. Ein faszinierender Charakter mit einer bewegten Vergangenheit und vielen Geheimnissen! Ich habe es geliebt, sie kennen zu lernen und mit ihr durch die nebligen Wälder zu streifen!
Eric Zejn ist dagegen ein pflichtbewusster Sergent der Garde und will Recht und Ordnung in das Svonnheim bringen, statt sich wie sein Vorgänger mit den örtlichen Gepflogenheiten zu arrangieren. Auch er hat eine Vergangenheit, die nicht jeder erfahren soll.

Die Welt war wieder einmal so lebendig, dass sie einem vorkam wie echt. Manchmal habe ich fast vergessen, dass es nur ein Buch ist! Großes Lob, es gibt nicht viele Bücher, die mich alles um mich herum vergessen lassen und mich so in ihre Welt hineinziehen.

Die Handlung war spannend, es gab zahlreiche Geheimnisse, die erst später enthüllt wurden und manches erfährt man wohl erst im Folgeband. Ich habe es mir brutaler vorgestellt, da mit diesem Adjektiv so explizit geworben wurde, das hielt sich dann doch in Grenzen. Dennoch war das Buch gruselig, aber nicht so sehr, dass ich es direkt als Horror klassifizieren würde. Also auch für Nicht-Horror-Leser sehr zu empfehlen!

Ich habe dieses Buch binnen weniger Tage eingeatmet und kann Teil 2 kaum erwarten!

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Frauen im NY der 50er Jahre und was sie vom Leben erwarten können

Wovon sie träumten
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Dieses Buch war eines meiner Jahres-Highlights 2019!

Im New York der 50er Jahre kommt die junge Darbie nach New York. Ihre Mutter hat sie aus der Provinz hierher geschickt, damit Darbie auf die Sekretärinnenschule ...

Dieses Buch war eines meiner Jahres-Highlights 2019!

Im New York der 50er Jahre kommt die junge Darbie nach New York. Ihre Mutter hat sie aus der Provinz hierher geschickt, damit Darbie auf die Sekretärinnenschule gehen soll. Doch kurz darauf freundet sich Darbie mit Zimmermädchen Esme an - und lernt von ihr allerhand kennen, Jazzclubs, Gesang, Musik und einen charmanten jungen Mann.

Im New York der Gegenwart wird Rose gerade von ihrem Freund verlassen und aus der gemeinsamen Wohnung ausquartiert. Das Gebäude ist das gleiche, in dem Darbie damals unterkam und tatsächlich lebt diese als alte Dame noch immer dort. Welches Geheimnis umgibt sie? Rose beschließt einen Artikel über das Gebäude und seine Vergangenheit zu schreiben und beginnt eine längst vergessene Geschichte auszugraben.

Die beiden Handlungsstränge ergänzen sich sehr gut! Manchmal sind sie sich gegenseitig voraus, aber sie stellen sich gegenseitig neue Fragen, stiften Verwirrung und scheinen sich regelrecht zu umtanzen. Wirklich sehr gut gemacht!

Das Flair von New York und den 50ies kommt ebenfalls sehr gut rüber und hat mich sehr begeistert. Vor allem, dass so viel reale Elemente eingearbeitet wurden, lässt die Geschichte fast real erscheinen.

Das Buch diskutiert, was Frauen damals vom Leben erwarten konnten und welche Möglichkeiten uns heute offen stehen. Auch das wurde sehr gut ausgeführt.

Insgesamt ein wahnsinnig lesenswertes Buch! Ich werde mir auch die anderen Bücher der Autorin bei Gelegenheit vornehmen.

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