Profilbild von Grenzenlos

Grenzenlos

Lesejury Star
offline

Grenzenlos ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Grenzenlos über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2020

Es grünt so grün

Der vertikale Balkon- & Terrassengarten. Mit einem Extrakapitel: Vertikaler Zimmergarten
0

Seit drei Jahren lebe ich in einer Wohnung mit Balkon und ich habe durch ihn mit dem Gärtnern angefangen, jedenfalls so viel, wie der Balkon hergibt. Für neue Ideen und Inspirationen bin ich immer sehr ...

Seit drei Jahren lebe ich in einer Wohnung mit Balkon und ich habe durch ihn mit dem Gärtnern angefangen, jedenfalls so viel, wie der Balkon hergibt. Für neue Ideen und Inspirationen bin ich immer sehr offen und stehe jetzt Anfang März schon in den Startlöchern, endlich wieder mehr draußen zu sein und alles zu begrünen.

Da ich am Balkon nicht viel Platz habe, kommen diese platzsparenden Gestaltungstipps aus diesem Buch genau zur richtigen Zeit. Hier wird nämlich vertikal gegärtnert, also von unten nach oben. Dieses urban-gardening-Konzept gibt es schon seit ein paar Jahrhunderten, die Autorin hat hier moderne Möglichkeiten für einen vertikalen Garten zusammengetragen und auch mit do-it-yourself-Anleitungen ergänzt. Außerdem findet man hier hilfreiches Wissen rund um Pflanzen, ihre besten Standorte und Bedürfnisse.

Zum Beginn ist es wichtig, dass man richtig plant, das heißt zu wissen, welchen Standort kann ich meinen Pflanzen anbieten, wie viel Platz haben sie, wie sehen die Lichtverhältnisse aus etc. Kopp beschreibt hier, worauf man achten muss und worauf es im Endeffekt ankommt, damit die Pflanzen auch überleben.

Besonders neugierig war ich auf die Möglichkeiten zum Selbermachen. Paletten, Schubladen oder leere Plastikflaschen? So findet man für vieles Schritt-für-Schritt-Anleitungen, um aus alten Sachen schöne neue zu machen. Bei den Anleitungen hätte ich mir wirklich noch mehr Bilder zur Veranschaulichung gewünscht, da die Erklärungen leider nicht immer so eindeutig waren oder zusammen mit den angeführten Bildern irreführend. Manchmal kamen mir die angeführten Beispiele ein bisschen zu komprimiert dargestellt vor. Kopp führt auch Systemlösungen aus dem Handel an, also Vorrichtungen, die man kaufen kann, um einen vertikalen Garten anzulegen. Die vielfältigen Möglichkeiten fand ich sehr spannend.

Der zweite große Teil des Buches widmet sich den Pflanzen, die für den Balkon geeignet sind und da kommt es eben auf die Lage des Balkons an. Ob bienenfreundliche Blumen, kletterndes Gemüse oder aromatische Kräuter, auf mehreren Seiten werden ganz viele Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winterpflanzen vorgestellt und kurz beschrieben. Grundsätzlich kann man sich auf dem Balkon echt mit allem austoben, was man möchte, wie Gemüse, Obst, Kräuter, Kletterpflanzen, wenn man will, geht alles und diese Einstellung hat mir auch sehr zugesagt. Bei manchen Pflanzen war ich zwar skeptisch, ob das wirklich schlussendlich so gut funktioniert, aber probieren geht wohl über studieren. Interessant ist auch das letzte Kapitel, dass sich dem vertikalen Zimmergarten widmet.



Fazit

Hier findet man interessante Ideen für tolle Balkon- und Terrassengärten. Viele Anregungen werden hier kompakt dargestellt und mit Wissenswertem zu Pflanzen, Pflege und Planung ergänzt. Dem vertikalen Garten steht somit nichts mehr im Wege.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 06.03.2020

Hautnahe Begegnungen

Hautfreundin. Eine sexuelle Biografie
0

Dies ist die sexuelle Biografie einer Frau. (Die Geschichte ist fiktiv, also nicht (offensichtlich) autobiografisch) Das heißt, in kurzen Episoden beschreibt sie als konstante Ich-Erzählerin - man erfährt ...

Dies ist die sexuelle Biografie einer Frau. (Die Geschichte ist fiktiv, also nicht (offensichtlich) autobiografisch) Das heißt, in kurzen Episoden beschreibt sie als konstante Ich-Erzählerin - man erfährt ihren Namen nicht - ihre sexuellen Begegnungen mit Männern. (Leider ausschließlich mit Männern.) Darunter sind ihr erstes Mal, Affären, One-Night-and-Day-Stands, wie sie sich Sex in der Zukunft vorstellt und noch einiges mehr.
Anfangs hat man natürlich noch keine Ahnung von dieser Frau, erst mit der Zeit ergibt sich ein großes Ganzes, aber sie blieb mir bis zum Schluss doch fremd. Sie nimmt in ihren Texten immer wieder Bezug auf frühere Erlebnisse, die in anderen Texten vorkommen, wenige bauen aufeinander auf. Trotzdem steht jedes Kapitel für sich, mit Anfang und Ende und neuen Nebencharakteren. Das Buch will zeigen, dass eine Frau, die genau weiß, was sie will, auch mit wechselnden Partnern ein glückliches Leben leben kann.
Ich mochte diesen weiblichen Blick, den die Autorin auf die sexuellen Abenteuer gerichtet hat. Ihre Sprache ist schön, sinnlich und vor allem nicht pornografisch, jedoch konnte sie mich mit ihrem erotischen Schreiben nicht immer so erreichen. Aber das ist sicher Geschmacksache. Die einzelnen Storylines sind mal langweilig, mal interessant. Manche stechen auch aus der Menge hervor, leider sind diese in der Unterzahl und ein Großteil ist einfach nicht hängen geblieben. Die ersten Kurzgeschichten habe ich fast in einem Rutsch durchgelesen, ich war neugierig auf die Protagonistin, was sie alles erlebt, wie sie einfach das macht, auf das sie Lust hat und frei durchs Leben geht. Leider verlaufen viele der Geschichten nach einem ähnlichen Muster ab und es hat mich irgendwann gelangweilt. (Ich habe mich - rein um mir eine eigene Meinung zu bilden - durch 50 Shades of Grey gequält. Anselms Buch ist hier um Welten besser.)

Fazit
Erotische Kurzgeschichten, die frei von jeden Erwartungen von einer normalen Frau erzählt werden, die einfach nur Spaß haben möchte und ihre sexuelle Befriedigung bei Männern findet, mit denen sie keine weitere tiefergehende Beziehung führt. "Hautfreundin" kann man gut lesen, schon allein wegen der Sprache ist es einen Versuch wert, bei mir blieb aber ein unbefriedigender Nachgeschmack.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2020

Hass muss im Keim erstickt werden

Warum so viel Hass?
0

In diesem sehr dünnen Band sind sechs verschiedene Essays und Kurzgeschichten der Autorin Leila Slimani versammelt. Diese wurden in einem Zeitraum von 2014 bis 2016 in der französischen Zeitschrift "Le ...

In diesem sehr dünnen Band sind sechs verschiedene Essays und Kurzgeschichten der Autorin Leila Slimani versammelt. Diese wurden in einem Zeitraum von 2014 bis 2016 in der französischen Zeitschrift "Le 1" publiziert und drehen sich hauptsächlich um Rassismus, Angst, Hass, das Fremde.

Slimani bringt mit wenigen Zeilen Wesentliches auf den Punkt. Die Texte sind sehr kurz, was mich nicht gestört hat, jedoch sind dann nur sechs davon sehr wenig und ich finde den Preis nicht Wert für 53 (zu lesende) Seiten, mit vielen Abständen und großer Schrift. Ich hätte mir mehr gewünscht, da Slimani wirklich gut schreiben kann.

Die Inhalte der Texte haben es aber in sich. Teils erfindet sie Personen und transportiert Botschaften über sie, teils schreibt sie ihre Gedanken auf und verfasst Reden an die Gesellschaft. Teils sehr persönliche. Diese Abwechslung war sehr erfrischend und durch verschiedenen Stile sehr kurzweilig zu lesen. Man liest es auch in einem Rutsch innerhalb einer Stunde, wenn man will.

Hass und Rassismus sollte man keinen Raum geben. Das wird klar, wenn man diese Texte liest. Ihr Text "Der Teufel steckt im Detail" hat mir besonders gut gefallen, da er anschaulich beschreibt, wie sich in kleinen Schritten die Freiheit verflüchtigen kann, wenn man nicht von Anfang an gegen diese rückständigen Veränderungen ankämpft. Die Themen sind sehr literarisch aufbereitet, ihre Texte regen zum Nachdenken an. Sie nimmt Bezug auf die Anschläge auf Charlie Hebdo und das Bataclan in Paris und beleuchtet auch die Aufgabe/Verantwortung der Literatur sowie der Autor*innen im Hinblick auf das ganze Thema.


Fazit

Spannende Überlegungen, provokative Ansichten, intensive Einblicke. Slimani findet Worte für Themen, bei denen einem oft die Worte fehlen. Für mich waren die sechs sehr kurzen Texte aber zu wenig. Ich hätte gern mehr gehabt. Trotzdem ist dieses Büchlein sehr lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 04.03.2020

Interessante Liebesgeschichte, aber auch so viel mehr als nur das

Gespräche mit Freunden
0


Mit "Gespräche mit Freunden" hat Sally Rooney ein beachtenswertes Debüt hingelegt. Es geht um Frances und Bobbie, wobei uns Frances sehr analytisch die Geschichte nacherzählt. Die beiden sind Anfang 20 ...


Mit "Gespräche mit Freunden" hat Sally Rooney ein beachtenswertes Debüt hingelegt. Es geht um Frances und Bobbie, wobei uns Frances sehr analytisch die Geschichte nacherzählt. Die beiden sind Anfang 20 und lernen in Dublin ein zehn Jahre älteres Ehepaar kennen. Diese vier führen Gespräche. Am Klappentext steht: "Persönlich und online reden sie über Sex und Freundschaft, Kunst und Literatur, Politik und Liebe und, natürlich, über sich selbst."

Und genau das bekommt man auch in diesem Roman. Die Handlung an sich ist nicht gerade weltbewegend, aber diese Gespräche stechen hervor. Darauf ist auch der Fokus gerichtet. Mit ihrer einfachen Art zu erzählen, konnte mich Frances wirklich packen, auch wenn ein bisschen ein bitterer Nachgeschmack nach dem Lesen geblieben ist.

Da Frances 21 ist, drehen sich die Gesprächsthemen vor allem um für dieses Alter relevante Dinge. Selbstfindung, Arbeitssuche, Familie, Freundschaften - generell jegliche Arten von Beziehungen -, Geld. Rooney schafft es irgendwie ein Portrait einer ganzen Generation anzufertigen und die heutige Lebensrealität einer jungen Erwachsenen gekonnt darzustellen. Ich fand noch - auch wenn ich nicht mehr ganz Anfang 20 bin - viele Bezugspunkte für mich selbst in der ganzen Auseinandersetzung. Manchmal war die Geschichte auch langweilig, aber dann kam wieder ein interessantes Gesprächsthema oder nur ein einzelner Satz, der mich wieder voll und ganz fasziniert und mich wieder zum Weiterlesen motiviert hat.

Ausgangspunkt von dem ganzen Drumherum ist eine Affäre. Was mich zweigeteilt zurücklässt, da ich es einerseits nachvollziehen kann, warum man eine Affäre beginnt, aber andererseits finde ich das auch immer fraglich, da sowas ziemlich verherrlicht dargestellt wird. Ansonsten mochte ich die gesellschaftlichen Themen sehr. Es wird Armut, Krankheit, die Flüchtlingsproblematik, Suchtverhalten, psychische Probleme und noch vieles mehr angesprochen. Zwar bleibt es durch die Gespräche oft an der Oberfläche, aber ich fand es super abwechslungsreich und gut umgesetzt.


Fazit

In "Gespräche mit Freunden" geht es um Gespräche zwischen zwei ungleichen Paaren, aber auch vor allem um den Inhalt dieser Gespräche, der viele gesellschaftliche Themen abdeckt und Beziehungsgefüge klarer darzustellen versucht. Beziehungen sind oft sehr komplex und Rooney konnte das mMn sehr gut umsetzen. Ich verstehe den Hype um dieses Buch, das sehr einfach und analytisch daherkommt, was aber auch gerade der Charme dieser Geschichte ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2020

Woher kommst du?

HERKUNFT
0

Saša Stanišić hat mit seinem Buch "Herkunft" versucht, eine Antwort auf die Frage "Wo kommst du her?" zu finden. Dass diese Antwort darauf nicht immer einfach ist, hat er damit gezeigt, dass er darüber ...

Saša Stanišić hat mit seinem Buch "Herkunft" versucht, eine Antwort auf die Frage "Wo kommst du her?" zu finden. Dass diese Antwort darauf nicht immer einfach ist, hat er damit gezeigt, dass er darüber ein ganzes Buch schreiben konnte.

Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er in Bosnien, der Jugoslawienkrieg Anfang der 90er Jahre veranlasste die Familie nach Deutschland zu flüchten. Ab da wurde die Frage für ihn kompliziert. Das Buch ist Aufarbeitung der Vergangenheit, Familiengeschichte und (in kleinen Teilen) Biografie zugleich. Vor einer Woche wurde es im Rahmen der Frankfurter Buchmesse mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.

In kurzen Anekdoten erzählt Stanišić von seinem Leben. Dies macht er stellenweise mit sehr viel Humor, bleibt aber dadurch auch sehr an der Oberfläche und es wirkt sehr sprunghaft. Die einzelnen Geschichten - manche echt, manche Fiktion - verbinden sich mit der Zeit, auch wenn auf mehreren Ebenen erzählt wird.

Vor allem der Anfang ist geprägt von einem ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart und das fand ich sehr verwirrend und auch nervig, vor allem als Einstieg. Da war für mich keine Ordnung drin und ich wusste nicht immer worum es ging. Irgendwann wurde das aber um einiges besser und ich konnte seinem Lebenslauf einfacher folgen. Im Buch geht es ganz viel um Erinnerungen, um Großeltern, um eine demente Großmutter, um das Erlernen einer neuen Sprache, um das Finden einer Heimat in einem anderen Land. Das Ganze hat der Autor literarisch verpackt. Er schreibt stellenweise sehr poetisch, aber mit einfacher Sprache, manchmal emotionslos, aber mit einer Wichtigkeit in den Sätzen, die einzufangen versuchen, was es heißt, einen Krieg zu erleben und vor ihm zu flüchten. Dann wird es auch mal sehr ausschweifend und hin und wieder auch langweilig.

Trotz allem hat mir "Herkunft" sehr gut gefallen. Es ist eine Annäherung an den Begriff "Heimat" und was damit zusammenhängt. Dass es eigentlich eine Summe aus den Geschichten ist, die man selbst erlebt und überhaupt nicht leicht zu definieren ist. Das Buch endet mit einer Entscheidungsgeschichte, also man kann während des Lesens immer wieder selbst entscheiden, wie es weitergehen soll, was ich sehr spannend fand und so noch nicht wirklich selbst gelesen hatte.


Fazit

Herkunft ist kein klassischer Roman, auch keine klassische Biografie mAn. Es sind viele kurze Geschichten, die sich irgendwann verbinden und so versuchen, eine Antwort auf die Frage "Wo kommst du her?" zu geben. Denn Stanišić' Herkunft ist viel: Familie, Kultur, Land, Beziehungen, Erinnerungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere