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Veröffentlicht am 21.10.2025

Wahre Freundschaft

Über die Toten nur Gutes
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Nach „Das Glücksbüro“ war dies mein zweites Buch dieses Autors. Es sind irgendwie besondere, sehr menschliche Geschichten, die sich Andreas Izquierdo ausdenkt. So gestaltet sich auch die Handlung von „Über ...

Nach „Das Glücksbüro“ war dies mein zweites Buch dieses Autors. Es sind irgendwie besondere, sehr menschliche Geschichten, die sich Andreas Izquierdo ausdenkt. So gestaltet sich auch die Handlung von „Über die Toten nur Gutes“ (2025 erschienen) ganz anders als von mir erwartet. Denn Mads ermittelt nicht – wie ich annahm - neutral aus rein detektivischem Interesse, sondern es ist für ihn eine sehr emotionale Reise in die Vergangenheit, bei der er sich mit längst Vergessenem auseinandersetzt, vieles neu erkennt und bewertet.

Als sein Jugendfreund Patrick, den er seit Jahren aus den Augen verloren hatte, bei einem Autounfall ums Leben kommt, soll der Trauerredner Mads Madsen eine entsprechende Rede halten. Zudem erreicht ihn ein mysteriöser letzter Brief des Freundes, der ihn dazu animiert, die Hintergründe des Unfalls zu ergründen. Mads versucht, Näheres über Patricks Leben zu erfahren, stößt jedoch in dessen Freundeskreis auf Schweigen und Aggression ihm gegenüber. Man versucht, ihn von weiteren Recherchen abzuhalten. Bald erkennt Mads, dass Patrick in ein kriminelles Umfeld geraten war. Je mehr er aufdeckt, desto mehr gerät er selbst ins Fadenkreuz eines mächtigen Verbrechers und in tödliche Gefahr. Das Finale ist höchstdramatisch. Der Fall löst sich ungewöhnlich.

Abgesehen davon, dass sich im Laufe der Handlung Patricks Tod klärt und was dazu geführt hat, wie sein Leben verlief und wieso sich seine Freunde Mads gegenüber so ablehnend verhalten, taucht Mads auch tief in Erinnerungen an die Jugendzeit ein, an die tiefe Freundschaft, die ihn mit Patrick verband, und die abrupt endete, als Patrick mit seiner Mutter in eine andere Stadt zog. Mads kommt zu der Erkenntnis, dass Patrick ein selbstloser Mensch war, dem Freundschaft viel bedeutete, dass er ein wahrer Freund war.

Die Charaktere sind gut vorstellbar, wenn auch eher nur oberflächlich beschrieben. Mads steht naturgemäß im Mittelpunkt. Für ihn ist der Beruf des Trauerredners Berufung. Er hat eine sympathische Ausstrahlung, wirkt emphatisch, das spürt man einerseits in seiner freundschaftlichen Verbundenheit zu seinem Jugendgefährten Patrick, andererseits in der Fürsorge um seinen Vater. Die Szenen mit seinem ziemlich schrulligen Vater lockern den Roman auf, geben ihm einen humorvollen Touch. Mads entwickelt sich im Laufe des Romans, indem er dadurch, dass er sich mit Patricks Leben auseinandersetzt, auch eigener Fehler bewusst wird, Jugendsünden bereut, die sich auf Patricks weiteres Leben ausgewirkt haben. Interessant fand ich auch die Figur des rätselhaften Herrn Bernardy, Fietes Mitarbeiter. Könnte mir vorstellen, dass seine Geheimnisse in einer Fortsetzung enthüllt werden.

„Über die Toten nur Gutes“ ist ein facettenreicher Krimi, bietet Spannung, ein bisschen Humor, Lokalkolorit und Einblicke in die Welt eines Bestattungsinstituts. Was mir aber besonders gefiel waren die zwischenmenschlichen Aspekte, wie tiefe Freundschaft und familiärer Zusammenhalt.

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Veröffentlicht am 15.10.2025

Doch kein perfektes Verbrechen

Flammen der Täuschung
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„Flammen der Täuschung“ von Peter Oehlerking, ein Cuxhaven-Krimi, 2025 erschienen. Das in knalligem Rot gestaltete Cover ist ein Eyecatcher, es passt auch sehr gut zu dem flammenden Inferno, mit dem der ...

„Flammen der Täuschung“ von Peter Oehlerking, ein Cuxhaven-Krimi, 2025 erschienen. Das in knalligem Rot gestaltete Cover ist ein Eyecatcher, es passt auch sehr gut zu dem flammenden Inferno, mit dem der Roman beginnt, zur brennenden Villa mit zwei Leichen.

Der Krimi liest sich sehr flott, schon allein wegen der Schriftgröße, auch sprachlich, kurz und bündig, oft nur hingeworfene Halbsätze, einzelne Worte. Etwas ungewohnt ist dieser Schreibstil, er ist aber bildhaft, das Geschehen wirkt dadurch sehr lebendig. Die Überschriften mit den genauen Zeit- und Ortsangaben erleichtern die chronologische Verfolgung der Ermittlungen, auch aus wessen Perspektive erzählt wird. Das Personenverzeichnis finde ich auch gut.

Das Ermittlerteam Piet Stöver, Birke Hänning und Knut Bartelsen spüren von Anfang an, dass irgendetwas bei diesem Brand nicht stimmt, doch erst nach vielen Befragungen im Umfeld der Opfer verdichtet sich der Verdacht, kommen sie dem Täter auf die Spur. Als Leser verfügt man zwar durch die Szenen aus Sicht des Täters über zusätzliches Wissen, tappt aber trotzdem ebenso lange im Dunkeln wie die Polizei. Der Krimi wird von Kapitel zu Kapitel packender. Dazu tragen auch immer wieder seltsame Vorkommnisse und unerwartete Wendungen bei. Die Kommissare kommen den Tätern immer näher, lebensgefährlich nahe. Die Verfolgungsjagd endet in einem dramatischen Showdown. Der Fall ist zwar gelöst, durchaus nachvollziehbar, doch einige darüber hinausgehende Fragen werden wohl erst im Fortsetzungsroman beantwortet werden.

Die Figuren, ob in Haupt- oder Nebenrollen, fand ich gut gezeichnet, vorwiegend sind es sympathische Menschen, nicht nur äußerlich gut vorstellbar, sondern sie zeigen auch Gefühle – Zuneigung, Sorge, Tierliebe. Dadurch, dass sich Piet und Birke auch zwischenmenschlich näherkommen, ist auch ein Hauch von Romantik zu spüren. Besonders ans Herz wuchs mir Ole, der kleine Dackel. Neben dem nächsten Fall interessiert mich nun auch, wie es menschlich weitergeht, mit Piet, Birke und auch Ole.

Ein spannender und unterhaltsamer Krimi mit eigenwilligem Schreibstil.

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Veröffentlicht am 13.10.2025

Hinter der schönen Fassade verborgen

Wellensanft
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„Wellensanft“ von Ivonne Isabell Springer ist der gelungene Auftakt zur Krimi-Reihe mit dem Ermittler-Duo Njall Lundin und Arne Ek.

Das Buch erschien 2025, die Handlung spielt im Juli 2019 in Schweden, ...

„Wellensanft“ von Ivonne Isabell Springer ist der gelungene Auftakt zur Krimi-Reihe mit dem Ermittler-Duo Njall Lundin und Arne Ek.

Das Buch erschien 2025, die Handlung spielt im Juli 2019 in Schweden, vorwiegend in Karlshamn. Die Kapitel sind kurz gehalten, exakt datiert, mit Uhrzeit und mit Ortsangaben versehen, wodurch man dem Fall nicht nur ausgezeichnet chronologisch folgen kann, sondern auch Orts- bzw. Sichtwechsel sehr klar erkenntlich sind. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, sowohl die Menschen als auch deren Umfeld sind gut vorstellbar beschrieben.

Man befindet sich sofort mitten im Geschehen. Kommissarin Njall Lundin hat noch nicht einmal offiziell ihren neuen Job angetreten, wird die Leiche des seit Wochen vermissten Pfarrers gefunden. Die Ermittlungserfolge stellen sich nur langsam ein. Doch Puzzlesteinchen fügt sich zu Puzzlesteinchen. Dazwischengeschoben sind immer wieder Perspektivenwechsel zu einem Unbekannten, einer zwielichtigen, verkommenen Person, offenbar ist das der Mörder. Doch wer ist das? Im Zuge der polizeilichen Recherchen kristallisiert sich ein Verdächtiger heraus, der beharrlich schweigt. Wo ist die Verbindung zu dem Unbekannten? Erst als es Lundin und Ek gelingt, ihn zum Sprechen zu bewegen, eröffnet sich ihnen ein verstörendes Familiengeheimnis. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, diesen gefährlicher Täter zu fassen. Der Handlungsaufbau ist sehr gelungen. Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, bis in einem höchst dramatischen Finale der Täter gestellt werden kann.

Sowohl Haupt- wie auch Nebenfiguren sind lebendig und mit markanten Wesenszügen gezeichnet. Sowohl Njall als auch Arne sind Charaktere mit Ecken und Kanten, haben eine problematische Vorgeschichte, die sie geprägt hat. Ich finde beide sehr sympathisch und sie bilden ein perfektes Team. Ihre weitere persönliche Entwicklung erscheint interessant und bietet Potential für weitere Bände.

Mir hat der Krimi so ausgezeichnet gefallen, dass ich über das mangelhafte Lektorat/Korrektorat hinwegsehe und trotzdem 5 Sterne vergebe. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall.

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Veröffentlicht am 09.10.2025

Die wunderbarsten Geschichten schreibt das Leben

Zwei Leben: Das Versprechen
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Das Fazit gleich vorweg: Mitreißend erzählt, emotional, tiefgründig und unheimlich bewegend – ein Roman, den man nicht mehr vergisst – ein Lesehighlight!

Zwei Leben – Das Versprechen“ von Astrid Korten ...

Das Fazit gleich vorweg: Mitreißend erzählt, emotional, tiefgründig und unheimlich bewegend – ein Roman, den man nicht mehr vergisst – ein Lesehighlight!

Zwei Leben – Das Versprechen“ von Astrid Korten ist nicht einfach ein gut erfundener Roman, es ist eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann, voller Gefühlsintensität. Es ist wohl der persönlichste Roman, den Astrid Korten bislang verfasst hat. In meinen Augen der emotionalste, mitreißendste bisher. Es ist die Geschichte ihrer Mutter Elisa und ihrer Großmutter Esther.

Der Roman bewegt sich in zwei Zeitebenen, die fließend ineinander übergehen. Die Rahmenhandlung spielt 2014 in Brügge, wo Juna Fischer unter Burn-out leidet und in der Betreuung des 93-jährigen Vincent Molen eine sinnvolle Aufgabe findet. Die sich ganz sanft entwickelnde Freundschaft zwischen Juna und Vincent ist voll Fein- und Taktgefühl, Verständnis und Rücksichtnahme. Je vertrauter sie werden, desto mehr erzählt Vincent von seiner großen Liebe zu der Jüdin Esther - in Rückblenden auf die Jahre 1942/43.

Noch nie wurde ich bei einem Roman derart emotional erfasst, so hautnah, so lebendig sind die Schilderungen. Mir ging Esthers Schicksal, ihr Martyrium, so nahe, dass ich mehrfach nicht weiterlesen konnte, mir Tränen in den Augen standen, ich erst sickern lassen musste, welch Grauen sich mir da eröffnet hat. Das Wunderbare bei all dem Schrecklichen sind die Glücksmomente, die es dazwischen trotz allem gibt. Eine wunderbare Nacht der Liebe. Hilfsbereitschaft und Zuneigung. Eine wahre Freundin am schlimmsten Ort der Welt. Man durchlebt ein Wechselbad der Gefühle, voller Intensität und Heftigkeit.

Ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte! Natürlich 5 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.10.2025

Wenn es in alten Gemäuern spukt …

5 Cottages - Haus der dunklen Geister
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„Haus der dunklen Geister“ von C.K. Jennar, 2025 erschienen, 125 Seiten, ist der Spin-Off-Band zur 5-Cottages-Serie und erwies sich als spannender Auftakt, mit wunderbarem Irland-Flair und sympathischen ...

„Haus der dunklen Geister“ von C.K. Jennar, 2025 erschienen, 125 Seiten, ist der Spin-Off-Band zur 5-Cottages-Serie und erwies sich als spannender Auftakt, mit wunderbarem Irland-Flair und sympathischen Protagonisten.

Bereits das Cover mit dem in Nebel eingehüllten alten Gebäude stimmt auf das Ambiente ein, auf ein bisschen Gruseln und spukende Geister. Und es schaudert einen gleich im ersten Kapitel – eine Leiche, viel Blut. Doch –ist das real!? Rätselhaft geht es weiter. Der Anwalt Robert Harrington erhält einen verlockenden, scheinbar unlösbaren Auftrag von einem mysteriösen Mandanten. Etwa zur gleichen Zeit bekommt auch die Journalistin Sarah O’Leary ein Angebot, das sie nicht ausschlagen kann. Es geht um ein verhextes Haus, in dem ein Mord begangen wurde. Dessen Verkauf soll verhindert werden. Rob und Sarah beginnen gemeinsam zu recherchieren. Was sie letztlich herausfinden, ist überraschend und erschütternd für Rob.

Der Schreibstil ist flüssig und packend, vermittelt anschaulich die Atmosphäre, das Unheimliche. Die handelnden Personen sind gut vorstellbar gezeichnet, sympathisch und lebendig. Vor allem Robs aufrechter Charakter steht im Mittelpunkt, gestärkt und geprägt durch seine Kindheit und sein schwieriges Verhältnis zum Vater.

Ein gelungener Auftakt, der große Lust aufs Weiterlesen macht.
Eine unbedingte Leseempfehlung!

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