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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sommerleicht

Eine Schildkröte macht noch keine Liebe
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Das Cover und der Titel sprechen mich, im Gegensatz zu anderen Romanen von Emma Wagner, nicht wirklich an. Im Gegenteil, fand ich den Titel doch sogar recht verstörend. Die Geschichte allerdings liest ...

Das Cover und der Titel sprechen mich, im Gegensatz zu anderen Romanen von Emma Wagner, nicht wirklich an. Im Gegenteil, fand ich den Titel doch sogar recht verstörend. Die Geschichte allerdings liest sich sehr gut, ein lockerer humorvoller Schreibstil, wie man es von der Autorin gewöhnt ist. Zum Inhalt der Story bin ich etwas gespalten. Die Figur des Vincent ist gut herausgearbeitet, ein sympathischer junger Mann, der ein Faible für hilfsbedürftige Tiere aller Art hat, jedoch noch nicht wirklich weiß, wohin die Reise seines Lebens gehen soll. Gegenüber seinem großen Bruder trägt er die sprichwörtliche rosarote Brille. Insgesamt ist die Figur sehr stimmig angelegt, so dass man sich als Leser in diese hineinversetzen kann. Anders die Figur der Lily: Ausgebüxt aus der überbehüteten Leistungswelt des Vaters, versucht sie zu beweisen auf eigenen Beinen zu stehen, was natürlich in die Hose geht, so dass sie an Vincent gerät und dieser ihr auf jegliche erdenkliche Art hilft. Ihm gegenüber ist sie allerdings weder dankbar noch aufrichtig. Sie erzählt wenig bis nichts von sich selbst, erwartet aber Verständnis und Hilfe. Gedanklich zählt sie die Tage, bis wann sie ihrem Vater wieder unter die Augen treten kann, mit stolzgeschwellter Brust, dass sie es doch alleine schafft in der Welt, obwohl sie ohne Vincent total aufgeschmissen wäre. Sicher muss für den Spannungsaufbau ein Gegenpart zum gutmütigen Vincent geschaffen werden, dass ist mit Lily auch gelungen, jedoch sollte der Charakter ebenfalls als liebenswert erscheinen, was er allerdings definitiv nicht ist. Jeder normale Mensch hätte diese Type bereits nach einem halben Tag an die frische Luft gesetzt.
Nichtsdestotrotz ist es eine sommerlich leichte Romanze zum schnell mal zwischendurch weg lesen. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt dieses Buch allerdings nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nussig

Wie eine Nuss mein Leben auf den Kopf stellte
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Von hagazussa
Das Cover des Buches / Hörbuches ist sehr witzig gestaltet, kindlich, jedoch nicht albern, so dass Mädchen ab 10 Jahren sicherlich neugierig auf die Geschichte werden, ohne das Buch als ...

Von hagazussa
Das Cover des Buches / Hörbuches ist sehr witzig gestaltet, kindlich, jedoch nicht albern, so dass Mädchen ab 10 Jahren sicherlich neugierig auf die Geschichte werden, ohne das Buch als albern und zu kindisch abzutun. Denn bereits in diesem Alter möchte die junge Frau von Morgen nicht als Baby erscheinen. Und genau das ist auch eines der Themen des Buches. Lisa fühlt sich von ihren Eltern, aufgrund eines einschneidenden Erlebnisses ihrer Mutter als Kind, überbehütet. Gern möchte sie auch mal allein die Welt erkunden und sei es auch nur die neue Nachbarschaft. Denn zu allem Übel sind sie erst vor kurzem umgezogen und Lisa langweilt sich ganz schrecklich, so allein und ohne Freunde. Lisa erzählt uns im Hörbuch die Geschichte selbst mit einer sehr angenehmen Stimme. Man kann gut nachvollziehen, dass das „Geglucke“ ihrer Eltern sie total nervt und sie endlich die Chance ergreift, selbständig etwas zu erleben. Dass sich daraus eine so spannungsgeladene und dramatische Geschichte entwickelt und sie sogar noch ihren Zwillingsbruder wiederfindet, konnte keiner ahnen. Eine spannende Geschichte für kleine und große Kinder.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vorhersehbar

Lügenmauer. Irland-Krimi (Ein Emma-Vaughan-Krimi 1)
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Von hagazussa
Lügenmauer ist Barbara Bierach´s erster Roman und leider merkt man das auch sehr deutlich. Die Figuren sind recht einfach und klischeehaft gezeichnet. Besonders die Hauptprotagonistin, Emma ...

Von hagazussa
Lügenmauer ist Barbara Bierach´s erster Roman und leider merkt man das auch sehr deutlich. Die Figuren sind recht einfach und klischeehaft gezeichnet. Besonders die Hauptprotagonistin, Emma Vaughan, wirkt dadurch recht unausgegoren und unsympathisch. Besonders unglaubwürdig und nicht nachvollziehbar war für mich ihr Werdegang: eine junge Frau ohne Ausbildung folgt ihrem Gatten nach Irland, bekommt früh ein Kind und viele Prügel, aufgrund dessen sie sich scheiden lässt. Soweit so gut. Wie aber diese junge alleinstehende Mutter zu einer taffen selbstbewussten Polizistin mutiert, bleibt dem Leser verschlossen. Hinzu kommt ein Drogenproblem a la Dr. House und außerdem ist sie schlank, blond, gutaussehend und protestantisch, was die dicken kurzhaarigen katholischen Iren stört und darum wird sie natürlich von allen Seiten gemobbt. Die Geschichte selbst plätschert so dahin und ist nicht wirklich fesselnd. Auch die Erzählweise kann keine Bindung des Lesers zum Buch herstellen. Die letzten 20 bis 30 Seiten sind etwas spannender, aber auch hier kommt die coole Superermittlerin der Garda nicht besonders groß raus. Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein brisantes Thema und da ich mir das Romanschreiben in keiner Weise als einfach vorstelle, vergebe ich 3 solide Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bestes Buch 2016

The Girls
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Das wunderbarste und mit Abstand beste Buch, welches ich seit langem gelesen habe. Emma Cline benutzt trotz ihrer jungen Jahre eine derart wortgewaltige und bildhafte Sprache, die zutiefst ergreifend und ...

Das wunderbarste und mit Abstand beste Buch, welches ich seit langem gelesen habe. Emma Cline benutzt trotz ihrer jungen Jahre eine derart wortgewaltige und bildhafte Sprache, die zutiefst ergreifend und lyrisch ist wie aneinandergereihte Gedichtverse. Man möchte die Worte nicht mehr loslassen und liest Passagen wieder und wieder, um der Melodie der Worte zu lauschen. Dabei ist ihre Erzählweise doch jugendlich frisch und keineswegs altbacken. Selbst alltägliche Dinge, wie ein doch recht normales Teenager-Leben werden dadurch zu einer spannenden und nachfühlbaren Geschichte. Die Bildgewalt der Worte macht die Story beinahe schon nebensächlich. Eine so großartige Virtuosin des geschriebenen Wortes habe ich in der modernen Literatur bis dato vermisst. Ein guter Geschichtenerzähler kann selbst mit Alltäglichkeiten sein Publikum fesseln, wobei die größte Geschichte einem schlechten Erzähler nichts nützt. Emma Cline ist ein Naturtalent unter den Geschichtenerzählern und ich hoffe, noch recht viel von ihr lesen zu dürfen.
Ein großes Lob gebührt Nikolaus Stingl für die wundervolle Übersetzung, steht und fällt doch gerade mit der Übersetzung alles. Auch das stimmungsvolle Cover passt hervorragend zum Buch. Dieses Buch wird einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal erhalten und ich werde es mit Sicherheit ein weiteres Mal genießen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bittersüß

Ein Zimmer über dem Meer
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Von hagazussa
Cover und Titel verheißen Urlaubsfeeling. Zwar spielt die Geschichte am Meer, doch ist sie weit tiefgründiger als ein Urlaubsroman.
Kim hat ihre große Liebe durch einen Flugzeugabsturz verloren ...

Von hagazussa
Cover und Titel verheißen Urlaubsfeeling. Zwar spielt die Geschichte am Meer, doch ist sie weit tiefgründiger als ein Urlaubsroman.
Kim hat ihre große Liebe durch einen Flugzeugabsturz verloren und beschließt sich umzubringen, indem sie sich in der Nähe der Absturzstelle von den Klippen ins so verhasste Meer stürzen will. Janet, eine ältere Dame, hindert sie daran und nimmt sie mit nach Hause. Sie gibt Kim ein alten Tagebuch zu lesen.
Im Verlauf teilt sich die Erzählung in 3 Handlungsstränge, einmal die Gegenwart von Kim, Janet und ihrem Enkel Dan, zum zweiten die Erinnerungen Kims an ihren Verloben und zum dritten die Geschichte des Tagebuches.
Die Verknüpfung und die Übergänge der 3 Handlungsstränge sind sehr gut dargestellt. Die Charaktere sind sympathisch und ihr Tun ist nachvollziehbar.
Alles in allem eine bittersüße Geschichte über die Liebe, das Leben und den Tod