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Hannicake

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.01.2022

Spannender, fesselnder, atemberaubender Auftakt der Food-Universe-Reihe

Hard Liquor – Der Geschmack der Nacht
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Wenn Tycho Alkohol trinkt, wird sie unglaublich stark. Dass ihr dies hilft, sich aus gefährlichen Situationen zu retten und sie in solchen Momenten dankbar dafür ist, ist nachvollziehbar. Doch sie nutzt ...

Wenn Tycho Alkohol trinkt, wird sie unglaublich stark. Dass ihr dies hilft, sich aus gefährlichen Situationen zu retten und sie in solchen Momenten dankbar dafür ist, ist nachvollziehbar. Doch sie nutzt ihre Kräfte kaum für sich selber, sondern hat es sich zur Aufgabe gemacht, andere zu beschützen. Zumindest ist das ihr Ziel, wenn sie nicht gerade wieder die Kontrolle verliert. Eigentlich sind ihre Kräfte ihr Geheimnis, doch irgendwann kommt der Moment, indem sie erfährt, dass auch andere davon wissen und dieses Wissen sie in Gefahr bringt. Viel mehr sollte man vielleicht gar nicht wissen, ohne zu groß gespoilert zu werden. Doch eins kann ich euch versprechen: Es wird episch, es wird atmosphärisch und es gibt ganz große Spannung.

Wer oder was ist Tycho, wo kommen ihre Kräfte her, wem kann sie vertrauen und wer kann ihr aus der sich ankündigenden Gefahr helfen? Alles Fragen, die auf spannende Weise, durch epische Kämpfe und große Entdeckungen geklärt werden.

Die Autorin schafft es, durch ihren Schreibstil die ganze Geschichte sehr atmosphärisch wirken und einen alles bildlich vorstellen zu lassen. Der Großteil ist in der ersten Person aus Tychos Sicht geschrieben, was Nähe zu ihr aufbaut. Abwechslungsreich gestaltet wird die Geschichte durch humorvolle und inhaltlich passende Dialoge einer Radioshow und Kindheitserinnerungen von unserer Protagonistin. Dies bringt Abwechslung und zum Teil Leichtigkeit, sodass die Geschichte keineswegs monoton ist, sondern neben Spannungselementen auch mit der Erzählweise spielt.

Tycho ist keine perfekte Protagonistin. Sie versucht stark zu wirken, aber sie hat Schwächen, sie hat zerstörerische Gedanken, sie kann kaum emotionale Nähe zulassen und sie zeigt selbstverletzendes Verhalten. Sie wirkt authentisch, nach einiger Zeit nahbar und menschlich – obwohl, ist sie wirklich menschlich? Finde es selber heraus und gehe gemeinsam mit Tycho auf eine Reise, in der sie erfährt, wer sie ist und was wahre Familie und Liebe heißt.
Logan ist ihr bester Freund und überaus freundlich. Schon als Kind immer an ihrer Seite und sie beschützend, weicht er ihr auch heute kaum von der Seite und ist gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Großmutter immer für sie da. Klingt zunächst nach einer absoluten Wohlfühlatmosphäre.
Da wäre aber auch noch Grayson – eine junge Frau, die mit ihrem Verhalten bei Tycho sofort ein Kribbeln hinterlässt. Aber wer ist sie wirklich und kann Tycho ihr vertrauen, nachdem sie erfährt, wer Grayson wirklich ist?
Welcher Charakter spielt nur und wessen Gefühle und Verhalten sind echt? Das weiß man nicht so genau und kann sich diesbezüglich auf einige Überraschungen freuen.
Rundum wird eine gute Nähe zu den Charakteren – nicht nur zu Tycho als Protagonistin – aufgebaut, sodass einige Charaktere einem beim Lesen sehr ans Herz wachsen und es schön und berührend ist, ihre Entwicklungen mitzuerleben.

Man mag denken, dass vermittelt wird, dass Alkohol stark und unbesiegbar macht und alle Probleme löst. Doch die Autorin hat es geschafft, auch die negativen Seiten von Tychos Alkoholkonsum aufzuzeigen, beispielsweise durch die dargestellte Skepsis von Charakteren gegenüber Tychos Trinkverhalten, was unter anderem darstellt, dass exzessiver Alkoholkonsum keineswegs verherrlicht werden soll.

Ihr könnte euch freuen auf eine fesselnde Geschichte mit einer gut durchdachten und interessanten Storyline, ergänzt durch unerwartete Wendungen, einer angenehmen Balance aus Spannung, guten Charakterausgestaltungen und -entwicklungen sowie emotionalen Szenen.

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  • Fantasy
Veröffentlicht am 02.01.2022

Berührende Suche nach dem wahren Wert des Lebens

Die Mitternachtsbibliothek
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Was wäre wenn? Diese Frage stellt sich Nora Seed, als sie nach ihrem Versuch, dem Leben durch den Tod zu entfliehen, in der Mitternachtsbibliothek landet. Dort hat sie die Möglichkeit, jedes mögliche ...


Was wäre wenn? Diese Frage stellt sich Nora Seed, als sie nach ihrem Versuch, dem Leben durch den Tod zu entfliehen, in der Mitternachtsbibliothek landet. Dort hat sie die Möglichkeit, jedes mögliche Leben auszuprobieren und in diesem, sofern es ihr gefällt, ihr Leben fortzuführen. Doch was braucht es, um glücklich zu sein? Welche Entscheidungen hätte sie dafür in ihrem bisherigen Leben anders treffen müssen?

Es ist nicht nur die Geschichte von Nora, sondern an einigen Stellen entdeckt man vielleicht eigene Gedanken wieder und kann für sich persönlich einiges aus diesem Buch mitnehmen.

Insbesondere auf den ersten Seiten vermittelte die Geschichte eine bedrückende Stimmung, sodass ich das Buch immer mal wieder kurz zur Seite legen musste. Noras Traurigkeit und Verzweiflung kam authentisch rüber und konnte auf teilweise schmerzhafte Weise nachempfunden werden, wenn man betrachtet, was in ihrem Leben aktuell alles passiert. Aber im Verlauf hat sich die bedrückende und verzweifelte Atmosphäre gelöst und ist interessanten philosophischen Ansätzen und Gedanken gewichten, die zum Nachdenken angeregt und inspiriert haben.

Kurze Kapitel sorgen dafür, dass man das Geschriebene auf sich wirken lassen und kurz innehalten kann. Zudem sorgen sie für einen guten Lesefluss und das für die meisten Leser typische „Ich lese nur noch schnell ein Kapitel“ kann hier gut umgesetzt werden.

Aufgrund der vielen positiven Stimmen, die diese Geschichte über alles loben, hatte ich vermutlich zu große Erwartungen. Es war eine schöne Geschichte, die mich erreichen konnte und nicht langweilig beim Lesen war, im Gegenteil, hat sie mich zum Nachdenken angeregt und mir schöne Lesestunden beschert, aber das Ende war mir irgendwie ein bisschen zu einfach – an dieser Stelle hätte ich mir etwas mehr und einen intensiveren Umgang mit dem Thema Depressionen gewünscht, aber ich kann euch diese Geschichte trotzdem nur empfehlen, wenn ihr etwas zum Nachdenken braucht und euch der Gedanke, „Was wäre wenn“ nicht mehr loslässt.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Fast schon so etwas wie ein Klassiker der Jugendliteratur

Silber - Das erste Buch der Träume
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Kerstin Gier hat hier wieder mit ihrer bildhaften Sprache bewiesen, über was für einen Umfang an Fantasie sie verfügt. Sie kann ihre Leser abholen und mit in die Welt der Träume nehmen. Mit dabei sind ...

Kerstin Gier hat hier wieder mit ihrer bildhaften Sprache bewiesen, über was für einen Umfang an Fantasie sie verfügt. Sie kann ihre Leser abholen und mit in die Welt der Träume nehmen. Mit dabei sind Humor, Spannung und Abenteuer, aber auch wichtige Themen, die Jugendliche beschäftigen.

Die Ich-Erzählerin Liv handelt und denkt ihrem Alter entsprechend. Sie wirkt authentisch und sympathisch und beschäftigt sich mit Themen, die vermutlich viele in ihrem Alter zum Nachdenken gebracht haben. Doch bei ihr sind es nicht „nur“ die Probleme des Alltags, sondern es geht darüber hinaus. Sie gerät in Situationen, die weit über die Realität hinausgehen und lernt eine Jungengruppe nicht nur in echtem Leben, sondern auch oder besser gesagt vor allem in ihren Träumen kennen. Was zunächst als Verarbeitung ihrer derzeitigen Lebenssituation abgetan werden könnte, wird schnell größer, unheimlicher und übernatürlicher, als es zunächst erscheint. Was hinter den Träumen und dem merkwürdigen Verhalten der Jungs steckt, erfahren wir Schritt für Schritt, gemeinsam an Livs Seite.

Durch den Schreibstil, der die Atmosphäre gut vermitteln kann, kommt man flüssig durch die Geschichte. Ein bisschen Spannung wird auch aufgebaut und es wirkt schnell alles vertraut, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte, um gemeinsam mit der Protagonistin die Rätsel zu lösen.

Es handelt sich um eine Geschichte, die sich an Jugendliche richtet, die man aber auch später in die Hand nehmen kann, um sich in die Jugend zu flüchten und in eine unbeschwerte Zeit abzutauchen. Die Geschichte versetzt einen in eine Wohlfühlatmosphäre und lässt für die Dauer des Lesens die Umgebung und den Alltag vergessen. Wenn ihr das mal wieder braucht, lest gerne dieses Buch.

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Veröffentlicht am 26.12.2021

Ein Thriller, der sein Potenzial bei jungen Jugendlichen entfalten kann

Forever, Ida - Wir oder ihr
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Adi ist neu in Sonderberg. Da sie anscheinend einen Kriminalfall mit aufgedeckt hat, ist sie an der Schule beliebt und hat einen Auftritt in den Sozialen Medien ihrer Mitschüler. Das kommt ihr nicht gelegen, ...

Adi ist neu in Sonderberg. Da sie anscheinend einen Kriminalfall mit aufgedeckt hat, ist sie an der Schule beliebt und hat einen Auftritt in den Sozialen Medien ihrer Mitschüler. Das kommt ihr nicht gelegen, da sie aufgrund eines Stalkers ihre alte Heimat verlassen hat. Denn bietet sie mit den Fotos dem Stalker nicht einen neuen Anhaltspunkt, wo sie sich befindet? Und was ist mit ihrem Freund Kris, der sich merkwürdig benimmt und beschuldigt wird, Straftaten begangen zu haben?

Vorab: Dies ist der zweite Teil einer Jugendthriller-Reihe, lässt sich aber gut unabhängig von dem ersten Teil lesen. Alles Wesentliche zu Adi und ihren Freunden wird im Verlauf dieser Geschichte geklärt, sodass keine Verständnisschwierigkeiten auftreten. Und: Vom Klappentext darf man sich nicht täuschen lassen. Es wird zwar durchaus erwähnt, dass Adi einen Stalker hat und sich zunehmend unwohl damit fühlt, aber dieser Handlungsstrang ist weitgehend auf den nächsten Band ausgelagert. Hier geht es eher darum, was es mit den Sachbeschädigungen, die in Sonderberg verübt werden, und Kris merkwürdigem Verhalten auf sich hat.

Der Schreibstil ist sehr ansprechend. Verwendet wird Alltagssprache und ist der Zielgruppe angepasst. Es werden nicht durchgängig Jugendwörter verwendet, was das Lesen angenehm macht. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, zumeist in der Ich-Form, was das Geschehen aus mehreren Sichtweisen beleuchtet und immer wieder neue Aspekte zum Rätseln einwirft, die sich langsam zu einem Gesamtbild fügen. Dazu kommen immer wieder eingeschobene Briefe, Interviewmitschnitte oder Rückblicke, die für Abwechslung sorgen. Gemeinsam mit den sehr kurzen Kapiteln sorgt dies für einen sehr guten Lesefluss.

Es werden wichtige Themen angesprochen, die Jugendliche gut sensibilisieren können. Beispielsweise finden in diesem Buch der Umgang mit (Cyber) Mobbing, Alkohol und Vorurteilen Raum. Es wirkt nicht wie ein erhobener Zeigefinger, sondern ist zwischen den Zeilen zu lesen und gut in die Handlung integriert.

Mich konnte die Geschichte zwar unterhalten und angenehme Lesestunden bereiten, aber nicht vollends überzeugen, da es doch vom Spannungslevel und der Hintergrundgeschichte eher auf junge Leser ausgerichtet ist.
Für junge Jugendliche ist diese Geschichte aber vermutlich sehr spannend, durch den abwechslungsreichen Aufbau leicht zu lesen und gut identifizieren können sie sich mit den Charakteren vermutlich auch.

Veröffentlicht am 12.12.2021

Ein berührendes Lebenswerk, das zum Nachdenken anregt

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr
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Enaiat erzählt uns als junger afghanischer Flüchtling seine Erlebnisse, die er in Italien gemacht hat und wie er seine Familie wieder findet.
Auch, wenn es der Folgeroman von „Im Meer schwimmen Krokodile“, ...

Enaiat erzählt uns als junger afghanischer Flüchtling seine Erlebnisse, die er in Italien gemacht hat und wie er seine Familie wieder findet.
Auch, wenn es der Folgeroman von „Im Meer schwimmen Krokodile“, und dies auch ein berührender Teil seiner Geschichte ist, so ist es nicht erforderlich, den Vorgänger gelesen zu haben. Hier schreibt Enaiat nicht primär von seinen Erfahrungen der Flucht, sondern wie er langsam in Italien angekommen ist und weitere Hürden, beispielsweise in Bezug auf ein Wiedersehen mit seiner Familie, zu meistern hat. Wenn es für das Verständnis erforderlich ist, werden kurze Hinweise auf die Stationen seiner Flucht gegeben, sodass dieses Buch eigenständig gelesen werden kann.

Ergänzt werden die Schilderungen Enaiats zu Beginn durch einen kurzen Einblick in die Geschichte Afghanistans, um ein besseres Verständnis dafür entwickeln zu können, unter welchen Bedingungen ein Leben in diesem Land ist, und dass es keineswegs nur aktuell Konflikte gibt, sondern das Land über die Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende hinweg von Krieg und dergleichen heimgesucht wurde.

Es ist ein gutes Buch, um tiefere Einblicke in das Leben und die Gefühle eines Flüchtlings zu erhalten und ein besseres Verständnis für diese zu entwickeln. Über einige, für uns vielleicht alltägliche Dinge, macht man sich keine Gedanken, aber aus der Perspektive Enaiats wird deutlich, dass selbst Kleinigkeiten zum Problem werden können. Besonders schön finde ich, dass hier nicht das Gefühl herüberkommt, dass Mitleid erzeugt werden soll. Es ist mehr ein Erfahrungsbericht, in dem auch deutlich wird, wie viel Glück im Unglück Enaiat eigentlich hatte. Zum einen ist es eine realistische Erzählung, wie der Autor es eben erfahren hat, zum anderen herrscht deshalb aber keine negative Grundstimmung, denn durch seinen Humor und die Darstellung der positiven Seiten seiner Geschichte wird eine gute Balance hergestellt.

Die verwendete Sprache ist einfach gehalten, sodass man sich die Umgebung und die Gefühle des Autors gut vorstellen kann, aber immer noch ein sehr guter Lesefluss gegeben ist. Ich hatte das Gefühl, als würde Enaiat teilweise direkt vor mir sitzen und mir seine Geschichte und auch die von seiner Familie von Angesicht zu Angesicht erzählen, was das Lesen noch schöner und berührender gemacht hat.

Dieses Buch kann ich empfehlen, wenn man mehr Einblicke in das Leben einer aus Afghanistan stammenden Person erhalten möchte, die versucht, sich in Italien ein neues Leben aufzubauen.

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