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Veröffentlicht am 16.11.2021

Unterhaltsamer Auftaktband der neuen „Dallmayr“- Familiensaga- Ein Genuss für alle Sinne

Dallmayr. Der Traum vom schönen Leben
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München, 1897:

Das Ehepaar Therese und Anton Randlkofer könnte glücklicher nicht sein, denn sie haben es geschafft! Nicht nur lieben sich beide noch wie am ersten Tag auch beruflich sieht die Zukunft ...

München, 1897:

Das Ehepaar Therese und Anton Randlkofer könnte glücklicher nicht sein, denn sie haben es geschafft! Nicht nur lieben sich beide noch wie am ersten Tag auch beruflich sieht die Zukunft sehr rosig aus. Seit ihres Umzugs in ein etwas größeres Ladengeschäft, floriert ihr Feinkostgeschäft Dallmayr und mit Herrmann, ihrem ältesten Sohn, haben sie bereits einen Erben, der eines Tages das Geschäft übernehmen soll. Doch dann schlägt das Schicksal hart zu. Anton erkrankt schwer und Therese muss das Geschäft vorerst allein weiterführen. Die resolute und findige Geschäftsfrau hat jedoch eine zupackende Familie, gute Freunde und vor allem mitfühlende Angestellte, was ihre Arbeit immens erleichtert. Außerdem lebt auch Antons und Tereses Nichte, Balbina bei ihnen und hilft ihnen, als Mädchen für alles, im Haushalt und auch in der Backstube. Als sich zwischen Balbina und Herrmann zarte Gefühle entwickeln, reagiert ausgerechnet der gutmütige Anton verärgert und macht Therese unmissverständlich klar, dass er eine mögliche Beziehung zwischen den jungen Leuten niemals billigen wird. Aber auch Therese hat sich Besseres erhofft für ihren Sohn.

Balbina, die nichts von dem getroffenen Abkommen der Randlkofers ahnt, liebt Onkel und Tante sehr. Und mit großer Traurigkeit nimmt sie wahr, dass Anton immer schwächer wird. Dazu macht ihr die Tochter der Randlkofers, Elsa, das Leben schwer. Elsas Standesdünkel sind für Balbina kaum zu ertragen, doch zumindest ist ihr Herrmann sehr zugetan, genauso wie dessen jüngerer Bruder Paul, der Balbina vergöttert. Und dann ist da auch noch der freche und gewitzte Lehrling Ludwig, der ebenfalls eine Schwäche für die schöne Balbina hat.

Als Anton stirbt, fällt die Familie Randlkofer zunächst in ein tiefes Loch. Therese ist verzweifelt, vor allem, als ihr der gute Doktor, der ihrem Mann bis zuletzt beistand und ihn behandelte, einen Brief überreicht in dem Anton ihr ein dunkles Geheimnis enthüllt, das er ihr bislang vorenthielt. Dieses Geheimnis ist so brisant, dass es Thereses Welt zunächst ordentlich durcheinander wirbelt. Das bekommt auch ihre Familie zu spüren und besonders Balbina. Die kann sich die plötzliche Gefühlskälte ihrer Tante kaum erklären. Doch auch Herrmann versteht das Verhalten seiner Mutter nicht. Und dann ist da auch noch Thereses Schwager Max, der gerne einen Fuß in die Tür des florierenden Feinkosthandels bekommen würde, denn er findet es nicht tragbar, dass eine Frau den Laden alleine führt und diesen sogar noch weiter ausbauen möchte. So ersinnt er einen hinterlistigen Plan. Kann Therese sich aller auf sie einprasselnden Schwierigkeiten erwehren?

Unterhaltsame und gut geschriebene deutsche Familiensagas sind momentan sehr gefragt und beliebt, was zum Beispiel auch den großen Erfolg von Maria Nikolais Schokoladenvilla erklärt. Als erklärte Naschkatze, konnte ich der erwähnten Romanreihe genauso wenig widerstehen, wie nun auch dem ersten Teil der neuen „Dallmayr“ Reihe von Lisa Graf. Ich hatte, vor einiger Zeit, bereits einen unterhaltsamen Krimi der Autorin gelesen (Kurschatten-Affäre/Bad Reichenhall Krimi) und wurde zunächst von der sehr ansprechenden Covergestaltung verlockt, doch auch der Inhalt des Romans entfaltete einen wahren Lesegenuss. Zudem war ich bereits mehrfach in dem Ladengeschäft in München und liebe die sagenhaften Schokoladentörtchen mit Goldrand sehr, die man dort bekommt und war nun neugierig geworden auf die Firmengeschichte.
Der Roman beginnt im Jahre 1897. Zwanzig Jahre zuvor hatte der Namensgeber des Feinkostladens, Alois Dallmayr, das Geschäft übernommen und dann im Jahre 1895 an die Familie Randlkofer verkauft. Die Autorin erzählt auf sehr packende Art und Weise, wie geschickt Therese die geschäftlichen Belange führte und wie immer neue innovative Ideen Dallmayr schließlich zu dem machten, was es heute noch ist.

Doch auch Familienintrigen, Geheimnisse und verletzte Gefühle spielen in diesem Roman eine große Rolle. Die Autorin erzählt also nicht nur Thereses Geschichte, sondern auch die ihrer Kinder, ihrer Familienangehörigen, Angestellte und Freunde. Zugegeben, Therese war mir nicht ganz so sympathisch, wobei ich durchaus nachvollziehen konnte, wieso sie manchmal so schroff agierte, doch man muss anerkennen, welch genialer Kopf auf ihren Schultern ruhte. Sie ist eine Firmenpatriarchin, wie sie im Buche steht und eine sehr starke Frau! Aber auch Balbina und Ludwig sind sympathische Romanfiguren und man hofft und bangt mit ihnen mit.

Natürlich stehen die lukullischen Genüsse ebenfalls im Fokus und ich muss zugeben, dass mir bei den zahlreichen Erwähnungen von Köstlichkeiten das Wasser im Munde zusammenlief.
Der erste Teil der neuen Familiensaga, liest sich wie aus einem Guss, Lisa Graf Riemann erzählt dazu auf sehr bildhafte Art, so dass man sich direkt in die Zeit und in das damalige Ladengeschäft versetzt fühlt, den Kaffeeduft riechen und die Aromen feiner Gebäcke beinahe auf der Zunge schmecken kann. Wer Maria Nikolais Schokoladenvilla-Reihe mochte, sollte auch unbedingt die neue Dallmayr-Saga von Lisa Graf lesen- Ihr werdet sie genauso sehr lieben!
Einen halben Punkt Abzug gibt es lediglich, weil ich fand, dass der Roman ein paar leichte Längen aufwies. Manches hätte ich gestraffter erzählt, besser gefunden, doch das ist lediglich meckern auf hohem Niveau.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer Auftaktband der neuen „Dallmayr“- Familiensaga- Ein Genuss für alle Sinne.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Solider Auftaktband um einen Mann voller Geheimnisse, der im viktorianischen London auf detektivischen Pfaden wandelt

Das Haus in der Half Moon Street
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London 1880:

Leo Stanhope, Spross eines Pfarrers, arbeitet als Assistent für die Gerichtsmedizin und gilt als gewissenhafter Kollege. Keiner ahnt etwas von seinem brisanten Geheimnis, das ihn, falls es ...

London 1880:

Leo Stanhope, Spross eines Pfarrers, arbeitet als Assistent für die Gerichtsmedizin und gilt als gewissenhafter Kollege. Keiner ahnt etwas von seinem brisanten Geheimnis, das ihn, falls es jemals ans Tageslicht käme, einige Jahre Zuchthaus einbringen könnte. Obwohl er endlich mit sich im Reinen ist, macht es ihm trotzdem zu schaffen, dass seine Familie nicht damit leben konnte und mit ihm brach, da es ihn einst große Überwindung kostete, endlich zu sich und seiner Veranlagung zu stehen.
Daher hat er der ländlichen Idylle den Rücken gekehrt und lebt nun in der Großstadt, wo er bei einem freundlichen, verwitweten Apotheker, der mittlerweile mehr platonischer Freund als Vermieter ist, ein Zimmer gemietet hat. Doch die Apotheke hat schon mal bessere Zeiten erlebt und so bemüht sich Leo nach Kräften, seinen Freund und dessen halbwüchsige, naseweise Tochter, in allen möglichen Belangen zu unterstützen. Regelmäßig sucht Leo das Bordell in der Half Moon Street auf, denn dort arbeitet seine große Liebe, Maria. Er träumt insgeheim davon, ihr eines Tages ein besseres Leben bieten zu können, doch sein Schachpartner hält ihn für einen naiven Träumer.

Tatsächlich fällt Leo aus allen Wolken, als er eines Tages auf dem Seziertisch, ausgerechnet Marias sterbliche Überreste vor sich liegen sieht und bricht beinahe zusammen. Er beschließt auf Mördersuche zu gehen, doch die Polizei hat zunächst ihn als möglichen Täter im Visier. Leos Nachforschungen ergeben, dass Maria nicht ganz die Frau war, für die er sie hielt. Und es gab wohl auch einen Mann, den sie heiraten wollte. Obwohl Leos Enttäuschung groß ist, ob ihrer Lügen, will er dennoch nicht aufgeben und den wahren Täter entlarven. Denn die Polizei hat keine großen Ambitionen, den Mord an einer Prostituierten aufzuklären. Dabei bringt er sich jedoch in Lebensgefahr…

„Das Haus in der Half Moon Street“ ist der Auftaktband einer neuen historischen Krimireihe die im viktorianischen London spielt, was sogleich meine Neugierde weckte, da ich dieses Zeitalter sehr spannend finde. Leo Stanhope, die Hauptfigur dieser Reihe, ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Romancharakter. Damit spiele ich weniger auf sein Geheimnis an, sondern auf seine Fähigkeiten. Denn obwohl er keinesfalls der Polizei zugehörig ist, ist er außergewöhnlich scharfsinnig, empathisch und ein Meister des Schachspiels. Und trotz seiner Selbstsicherheit, nach außen hin getragen, ist er im Inneren doch ganz anders gestrickt. Von Zweifeln getrieben und in ständiger Furcht, dass sein Geheimnis irgendwann doch gelüftet wird. Ich habe lange überlegt, ob ich in meiner Rezension sein Geheimnis spoilern soll, denke aber, dass es nötig ist, um einige Punkte anzusprechen. Andererseits wird Leos Geheimnis eigentlich schon ganz am Anfang gelüftet und es mag womöglich auch Leser geben, denen die Thematik nicht liegt, da im Klappentext nichts davon Erwähnung findet. Also-
wer sich also lieber überraschen lassen möchte, liest an dieser Stelle bitte nicht weiter….

Alex Reeve erzählt in seinem Nachwort, wie es dazu kam, dass er sich für einen Transgenderprotagonisten als Romanhelden entschied und ich fand, dass er die Gedankenwelt der Hauptfigur unglaublich realistisch und nachvollziehbar geschildert hat, so dass man sich, auch als Außenstehender, sehr gut in Leo, die einst als Mädchen aufgezogen wurde, sich aber immer schon männlich fühlte, hineindenken kann.
Der Roman, wird aus der Sicht von Leo, also in „Ich-Form“ erzählt, was mir sehr gut gefallen hat, denn ansonsten hätte man womöglich zu wenig mit dem Protagonisten anfangen können, da er sich der Außenwelt gegenüber sehr wortkarg und zugeknöpft gibt. (aus nachvollziehbaren Gründen).

Die Nebenfiguren in diesem Roman blieben, abgesehen von zwei, drei Ausnahmen, allerdings recht blass, so dass es mir anfangs recht schwer fiel, sie auseinander zu halten, bzw. ihre Verbindungen nachzuvollziehen. Dazu zog sich die Handlung in der ersten Hälfte des Romans und Spannung kam leider so gut wie gar nicht auf. Erst ab der zweiten Hälfte änderte sich das gottlob. Der Autor hat dazu einige falsche Fährten eingebaut, so dass man wie Leo Stanhope auch, fast bis zum Ende im Dunklen tappt bezüglich der Mördersuche.
In Romanen ein No-Go, sind für mich „Raping-Szenen“. Sicherlich, Männer gingen damals nicht gerade zimperlich mit Frauen um, doch mir wäre es lieber gewesen, wenn der Autor dabei nicht ganz so ins Detail gegangen wäre. Dazu kommt die düstere, deprimierende Atmosphäre, die in großen Teilen in diesem Krimi vorherrscht, die sicherlich nicht jedermanns Sache sein mag. Ich erwähne das, damit zarter besaitete Leser vorab gewarnt sind.

Ich bin, ob meiner Bewertung, ein wenig hin- und hergerissen. Einerseits ist „Das Haus in der Half Moon Street“ durchaus atmosphärisch geschrieben und weist historisches Flair auf. Dazu steht nicht nur, wie in vielen anderen Büchern, die Upper Class im Fokus, sondern auch mal der Durchschnittsbürger, was mir ebenfalls gut gefallen hat. Und Leo Stanhope hat durchaus Potential. Andererseits habe ich mich mit der ersten Hälfte des Romans recht schwer getan, während der Autor mich dann doch in der zweiten Hälfte richtig packen konnte mit seiner Story. Daher vergebe ich für den ersten Band erst einmal 3.5 von 5 Punkten und hoffe sehr, dass Leos Freunde und andere Nebenfiguren, in den Folgebänden, noch mehr an charakterlicher Tiefe gewinnen werden und der zweite Fall dann auch etwas spannender daher kommt.

Kurz gefasst: Solider Auftaktband um einen Mann voller Geheimnisse, der im viktorianischen London auf detektivischen Pfaden wandelt.

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Veröffentlicht am 12.11.2021

Tiefsinniger, britischer Liebesroman der Romantik und Selbstfindung auf wunderbare Art und Weise miteinander verbindet

Say yes - Perfekter wird‘s nicht
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Annie ist überaus erfolgreich in ihrem Job- sie ist Theoretische Physikerin und schon seit Studienzeiten mit ihrer großen Liebe, Alexander, zusammen der ihr kürzlich einen Heiratsantrag gemacht hat. Man ...

Annie ist überaus erfolgreich in ihrem Job- sie ist Theoretische Physikerin und schon seit Studienzeiten mit ihrer großen Liebe, Alexander, zusammen der ihr kürzlich einen Heiratsantrag gemacht hat. Man könnte also sagen es läuft alles gut in ihrem Leben. Was jedoch keiner ahnt, ist, dass Annie einen hohen Preis für ihr Glück zahlen musste- sie hat sich, im Laufe der Zeit, selbst aufgegeben. Um es ihren Lieben recht zu machen, hat sie es gelernt, gegen ihre eigenen Bedürfnisse und Ansichten zu handeln.

Als Alexander sie am Hochzeitstag vor der Kirche versetzt, ist sie zunächst todunglücklich und verletzt. Vor allem, weil er noch nicht einmal den Mut hatte, es ihr persönlich mitzuteilen. Auch Alexanders Eltern sind fassungslos und schlagen Annie vor, sie solle die Luxus-Hochzeitsreise, nach Australien, ohne Alexander antreten. Zunächst will Annie ablehnen, doch dann trifft sie im Fitnessstudio zufällig einen alten Freund aus Kindertagen wieder, der sie dazu überredet, mit ihm zusammen die Reise anzutreten.

Annie und Patrick verstehen sich perfekt, sind auch in Sachen Humor auf derselben Wellenlänge, doch keiner von ihnen will mehr als eine platonische Freundschaft.
Annie, die zunächst dankbar darüber ist; denn sie will nach dem Hochzeitsfiasko erst einmal eine Weile allein leben, kommt aber in Australien langsam ins Grübeln, wieso Patrick genauso denkt wie sie. Kann der stets fröhliche, dem Leben zugewandte Patrick, womöglich ebenfalls eine Liebesenttäuschung erlebt haben? Denn irgendetwas verbirgt er vor ihr…

Nachdem ich vor einiger Zeit „Dein Lächeln um halb acht“ von der Autorin las, in dem grob eine ähnliche Geschichte erzählt wurde, wie in dem britischen Kinofilm „Sie liebt ihn, sie liebt ihn nicht“, entdeckte ich nun den aktuellen Roman von Laura Jane Williams im Handel und wurde neugierig. Zudem hatte mir der Auftaktband relativ gut gefallen und dazu habe ich eine Schwäche für britische Liebeskomödien in Buch oder Filmformat.

Vorab sollte ich erwähnen, dass das Heldenpaar in „Say Yes- Perfekter wird’s nicht“, vom Kopf her, viel reifer ist, als das Heldenpaar des Vorgängerbandes. Und die Autorin, hat dieses Mal, auch mehr die Liebesgeschichte des Heldenpaars und ihre Entwicklung im Fokus gehabt, was mir sehr gut gefallen hat. Hauptsächlich ist es ein Zwei-Personen-Stück, das sich in vielen tiefsinnigen Dialogen über das Leben und dessen Irrungen und Wirrungen, entfaltet. Zwar wird natürlich das Sightseeing in Australien nicht außer acht gelassen und durch bildhafte Beschreibungen untermalt, doch stehen Annie und Patrick hier definitiv im Vordergrund und das ist gut so! Während Annie zunächst eher kühl, durchgetaktet und vorsichtig auftritt, scheint Patrick ein regelrecht vergnügter, lebenslustiger Mensch zu sein. Doch wie so oft im Leben täuscht die äußerliche Fassade. Ich fand es spannend, mehr über das Heldenpaar herauszufinden und mir brach es das Herz, als ich Patricks Geheimnis schließlich erfuhr, was seinem Verhalten und seine Lebenseinstellung plötzlich Logik verlieh.

Die Liebesgeschichte wird unglaublich süß und mit sensibler Hand erzählt und ich mochte diesen Roman noch viel mehr, als „Dein Lächeln um halb acht“. Lediglich Annies Hin und Hergerissenheit wurde mir, gegen Ende des Romans, ein wenig „too much“ und weil es zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr für mich nachvollziehbar und überflüssig war, habe ich einen halben Punkt bei meiner Bewertung abgezogen. Toll dagegen fand ich die Romanpassagen, in denen Patrick versucht, die wahre Annie aus ihrem Schneckenhaus hervorzulocken. Patrick ist ein so toller Romancharakter, dass man als Leser praktisch dahin schmilzt. Und obwohl der Roman aus Annies Sicht, also in „Ich-Form“ geschildert wird, bekommt auch Patrick reichlich Raum zur Entfaltung geboten.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Süffiger, spannender und unterhaltsamer erster Teil der neuen Bodensee-Familiensaga

Töchter der Hoffnung
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Meersburg am Bodensee, in den Jahren 1917/18:

Der erste Weltkrieg erschüttert die Welt und auch das Leben der Familie Lindner. Denn während das Familienoberhaupt, ihr Vater Gustav, an der Front ist, muss ...

Meersburg am Bodensee, in den Jahren 1917/18:

Der erste Weltkrieg erschüttert die Welt und auch das Leben der Familie Lindner. Denn während das Familienoberhaupt, ihr Vater Gustav, an der Front ist, muss das familiengeführte Hotel, der Lindenhof, ums finanzielle Überleben kämpfen. Dazu ist es schwierig geworden überhaupt noch ausreichend Nahrungsmittel zu beschaffen für den Hotelbetrieb. Dank der reichhaltigen Ernte, müssen sie alle wenigstens nicht auf Obst und Gemüse verzichten, das ihre Köchin schmackhaft zubereitet und auch der gute Pater Fidelis steht ihnen stets mit Rat und Tat zur Seite.

Als der Vater von Helena, die den Lindenhof einmal erben und führen soll, kriegsversehrt zurückkehrt, ist es Helena die einen rettenden Einfall hat, damit der Lindenhof nicht verkauft werden muss. Die Familie wandelt das Gasthaus in ein vorläufiges Lazarett um, das verwundete Soldaten aufnehmen soll, von denen immer mehr versorgt werden müssen. Helenas Idee stößt bei ihrer Stiefmutter Elisabeth auf wenig Gegenliebe, denn die hat bereits ganz andere, geheime Zukunftspläne geschmiedet. Dazu gibt es einen umtriebigen, habgierigen Wirt im Ort, der sich den Lindehof gerne einverleiben möchte- mit lauteren oder auch unlauteren Mitteln.

Währenddessen versucht der russische Aristokrat Maxim, mit Hilfe seines ehemaligen Dieners und Freundes Boris, herauszufinden, wer für den Anschlag auf seine Familie die Frau und Kindern das Leben kostete, verantwortlich ist. Bei seinen Nachforschungen findet er Hinweise auf eine Ungereimtheit im Stammbaum seiner Frau, die ihn stutzig macht. Warum nur wurde der Name einer Tante nachträglich herausgelöscht? Gibt es einen Zusammenhang zwischen familiären Intrigen von einst und dem Überfall auf Maxims Familie? Eine Spur führt ihn nach Meersburg am Bodensee und er kommt im Lindehof unter. Zwischen Helena und Maxim knistert es auf Anhieb, doch noch ahnt sie nicht, welche tragischen Momente er in der Vergangenheit durchleben musste…

Nachdem ich Maria Nikolais „Schokoladenvilla“ Reihe mit großer Begeisterung gelesen hatte, fieberte ich bereits dem ersten Teil der neuen Bodensee-Saga entgegen und nun, im Oktober 2021 war es endlich so weit, dass ich den neuen Roman in den Händen halten konnte.
Die Familiensaga ist auf drei Bände angelegt und erzählt nacheinander die Geschichten dreier Schwestern, die allesamt ein gutes Herz haben, aber ansonsten völlig unterschiedlich gestrickt sind. Während es Helenas größter Traum ist, den, in die Jahre gekommenen Lindenhof in ein Luxushotel umzuwandeln, in dem sie dann wirken kann, hat sich Katharina der Medizin verschrieben und würde gerne studieren. Sowohl Helena als auch Katharina, sind zwei zupackende junge Frauen, die mögliche Probleme gleich aus der Welt schaffen möchten. Doch ihre jüngste Schwester Lilly ist anders. Sie ist ein klein wenig eitel, verträumt, liebt es sich mit Büchern zu verschanzen und genießt es, neue Duftkreationen zu erschaffen oder sich mit den Feinheiten der Kosmetikherstellung zu beschäftigen. Doch diese Gaben sind nicht gerade das, was auf dem Lindenhof gefragt ist. Und so müssen Helena und Katharina, Lilly immer wieder ermutigen, sie bei den anfallenden Arbeiten im Lazarett zu unterstützen.
Alle drei Schwestern sind sympathisch gestrickt, gehen schon im ersten Band sehr unterschiedliche Wege, doch Helena wird im Laufe des Romans einige Dinge erfahren, die ihr bisheriges Denken völlig auf den Kopf stellen werden.

Mit Maxim hat die Autorin der Heldin einen Mann zur Seite gestellt, der der jungen Frau nicht nur ebenbürtig ist, sondern sie auch in allen Belangen zu unterstützen weiß. Man leidet mit beiden mit, besonders aber mit Maxim, der in jüngster Vergangenheit so viel erdulden musste und die Liebesgeschichte ist romantisch beschrieben. Es gibt aber auch ein kleines „aber“ meinerseits. Es ging mir einfach ein bisschen zu schnell. Ich konnte es mir schlecht vorstellen, dass Maxim, der nicht nur Frau und Kinder verlor, schon nach wenigen Zusammentreffen mit Helena verliebt ist und weiß, dass er nur mit ihr eine neue Familie gründen will. In dieser Hinsicht hätte ich mir gewünscht, dass man Maxims Seelenleben und seinen verwirrten Gefühlen einige Seitenzahlen mehr eingeräumt hätte. Daher habe ich auch einen halben Punkt bei meiner Bewertung abgezogen.

Abgesehen davon hat Maria Nikolai hier jedoch erneut einen sehr lesenswerten, spannenden Roman geschaffen, der leider, meiner großen Neugier geschuldet, viel zu schnell ausgelesen war und ich fand es sehr interessant zu lesen, dass die Hygienekonzepte hinsichtlich der spanischen Grippe von einst, genauso lauteten, wie die der neuen Coronapandemie. Auch besagte spanische Grippe, die so viele Opfer forderte, nimmt einen kleinen Teil in dieser Geschichte ein. Genauso wie man mehr über ein Stück russischer Geschichte erfährt, das über eines der dunkelsten Kapitel des Landes erzählt. So ist, Töchter der Hoffnung“, nicht nur ein Unterhaltungsroman. Man erfährt viel historisch Wissenswertes, das perfekt in diese Familiensaga eingebettet wurde und macht als Leser eine interessante Zeitreise. Für Spannung ist ebenfalls gesorgt, denn der Familie Lindner droht von mehreren Seiten Gefahr, so dass die Geschichte, bis zum Schluss, fesselnd bleibt. Und wem es nach dem Lesen langweilig ist, der kann sich sogleich ans Nachbacken der Meersburger Schlosstorte machen, deren Rezept man am Ende des Buches vorfindet.

Kurz gefasst: Süffiger, spannender und unterhaltsamer erster Teil der neuen Bodensee-Familiensaga.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Mit einer großen Portion Wohlfühlatmosphäre versehen, erzählt Julie Larsen eine wunderbare, feinfühlige Liebesgeschichte im idyllischen Norwegen. Sehr lesenswert!

Nordlichtträume am Fjord
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Nachdem sich ihre Lebensplanung mal so völlig zerschlagen hat, kehrt Annabell Deutschland den Rücken. Für eine Weile will sie allem entkommen, das ihr schwer auf der Seele liegt. Zum einen ist da eine ...

Nachdem sich ihre Lebensplanung mal so völlig zerschlagen hat, kehrt Annabell Deutschland den Rücken. Für eine Weile will sie allem entkommen, das ihr schwer auf der Seele liegt. Zum einen ist da eine gescheiterte Beziehung und zum anderen muss sie erstmal damit fertig werden, dass ein One Night Stand mit einem Fremden dazu führte, dass sie nun schwanger ist.

Sie hat in dem beschaulichen norwegischen Dorf Elvasund einen Job als landwirtschaftliche Helferin angenommen, doch als sie nach vielen Stunden Fahrzeit angekommen ist, muss sie sich mit einem angriffslustigen, scheinbar sogar blutrünstigen Ganter herumschlagen. Glück im Unglück, ein attraktiver, netter Norweger namens Bjarne ist rechtzeitig zur Stelle und rettet sie. Doch das ist erst der Anfang, denn ihre neue Arbeitgeberin kann sich anscheinend nicht daran erinnern, sie überhaupt eingestellt zu haben. Es scheint, als ständen Annabell in ihrem neuen Zuhause und Wirkungskreis turbulente Zeiten bevor.

Währenddessen freut sich Bjarne sehr über die neue Bewohnerin von Elvasund. Der extrem schüchterne Schäfer und Künstler weiß nur noch nicht, ob er sein Glück bei Annabell überhaupt versuchen soll, denn seit eines schlimmen Vorfalls vor ein paar Jahren, der sein Seelenleben in seinen Grundfesten erschütterte, glaubt er nicht mehr daran, wahres Glück zu verdienen…

Ich liebe es, bereits in der Herbstzeit, weihnachtliche Romances zu lesen die viel Wohlfühlatmosphäre verströmen. Dazu einen leckeren heißen Tee zu trinken und in eine kuschelige Decke eingemummelt auf der Couch zu sitzen. Damit ich diesem alljährlichen Ritual frönen kann, kümmere ich mich natürlich stets rechtzeitig um den passenden Lesenachschub. Und seitdem bekannt wurde, dass die Verlage mit vorläufiger Papierknappheit geschlagen sind, bin ich noch etwas fixer mit dem Gang in den Buchladen, als sonst. Wer will, lesetechnisch gesehen, in der kälteren Jahreszeit schon auf dem Trockenen sitzen?

Vor einer Weile las ich bereits „Winterglück am Meer“ von Julie Larsen und einige tolle Historical Romances (unter dem Pseudonym Sarah Denby geschrieben - ein Gemeinschaftsprojekt mit einer Autorenkollegin) und war ganz begeistert von den süßen romantischen Geschichten. Daher habe ich mich sehr darüber gefreut, dass es nun etwas Neues von der Autorin gibt.

Diesmal entführt sie ihre Leser in das winterliche, vorweihnachtliche Norwegen und man ist bereits nach den ersten paar Seiten mittendrin, was nicht nur an den bildhaften Landschaftsbeschreibungen liegt, sondern auch an der speziellen Atmosphäre die in dieser Geschichte vorherrscht. Die Menschen auf die Annabell trifft, sind sympathisch, offen, ungekünstelt und geradeheraus. Und mit Bjarne, hat Julie Larsen einen sensiblen Romanhelden geschaffen, der perfekt zu Annabell passt und sie ergänzt. Ich fand die Liebesgeschichte der beiden wunderschön erzählt und man leidet sehr mit dem armen Bjarne mit, dessen Gedankengänge und Ängste durchaus nachvollziehbar sind. Aber man kann sich auch gut in Annabell hineindenken, die eigentlich nie Kinder wollte und nun plötzlich schwanger ist.

Mit sehr viel Feingefühl erzählt Julie Larsen eine bittersüße Geschichte voller Romantik, über zwei Menschen, die auf den ersten Blick gar nicht so viel gemeinsam haben. Und die liebeswürdigen Nebenfiguren in diesem Roman und ihre lebhaften Dialoge tragen dazu bei, dass man sich als Leser wohl fühlt, wenn man „Nordlichter am Fjord“ wegschmökert und das Buch erst weglegt, wenn man die letzten Seiten gelesen hat. Dazu erfährt man einiges Wissenswertes über kulinarische Genüsse, Land und Leute, wobei ich besonders angetan war über die Geschichte eines cleveren Pfarrers, der seine „Schäfchen“ einst zu jedem Gottesdienst mit dem Boot abholte. Wer noch auf der Suche sein sollte nach einem schönen, weihnachtlichen Liebesroman, der sollte „Nordlichtträume am Fjord“ unbedingt eine Chance geben. Es lohnt sich!

Kurz gefasst: Mit einer großen Portion Wohlfühlatmosphäre versehen, erzählt Julie Larsen eine wunderbare, feinfühlige Liebesgeschichte im idyllischen Norwegen. Sehr lesenswert!

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