Rührende und amüsante Momente wechseln sich in diesem wunderbaren Unterhaltungsroman ab- allerdings sollte man keinen Liebesroman hinter „Spooky Little Girl- Ein Geist zum Verlieben“, vermuten
Spooky Little Girl - Ein Geist zum VerliebenEigentlich sollte die Reise nach Hawaii, zusammen mit ihren Freundinnen, der Auftakt zu einem tollen Leben werden, denn gleich nach der Reise will Lucy ihren Freund, Martin heiraten. Als sie jedoch zurückkehrt, ...
Eigentlich sollte die Reise nach Hawaii, zusammen mit ihren Freundinnen, der Auftakt zu einem tollen Leben werden, denn gleich nach der Reise will Lucy ihren Freund, Martin heiraten. Als sie jedoch zurückkehrt, steht sie vor verschlossener Tür und alle ihre persönlichen Dinge sind bereits in Kartons verpackt. Zudem wird ihr bei der Arbeit gekündigt, weil man ihr unterstellt, Geld veruntreut und Drogen genommen zu haben. Lucy ist verzweifelt, da sie völlig unschuldig ist.
Weil sie Martin nicht erreichen kann, fährt sie zunächst zu ihrer Schwester Alice, die in einer anderen Stadt wohnt, um dort für eine Weile unterzukommen. Doch nur kurze Zeit später, als sie unterwegs eine Straße überquert, wird sie von einem Bus überfahren und erwacht als Geist in einer Art Vorstufe zum Jenseits. Sie gehört zu den plötzlich aus dem Leben gerissenen Menschen, die sich laut Ruby, ihrer Geisterlehrerin, erst noch bewähren müssen, bevor sie ins gelobte Jenseits überwechseln dürfen. Jeder von Lucys „Mitgeistern“ hat nun bereits eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, doch bevor es so weit ist, müssen alle zunächst die wichtigsten Dinge, die zum spuken gehören, erlernen und sollen als unsichtbarer Geist, ihrer eigenen Beerdigung beiwohnen.
Während alle anderen völlig aus dem Häuschen von „ihrem“ Tag sind, muss Lucy betrübt mit ansehen, dass zu ihrer Beerdigung nur zwei Menschen gekommen sind. Ihre Schwester und ihr Neffe. Aber wie kann das sein, dass ihr keiner von ihren Freunden das letzte Geleit geben wollte und vor allem, wieso hat sich auch Martin nicht auf der Trauerfeier blicken lassen?
Als Lucy nach ihrer „Ausbildung“ als Geist zurückgeschickt wird, landet sie ausgerechnet in Martins Haus, der nun mit Nola zusammen ist. Ausgerechnet Nola, Lucys unsympathische Vorgesetzte die eine wichtige Rolle bei ihrer Kündigung spielte.
Das einzige Lebewesen, das Lucys Anwesenheit spüren kann, ist Lucys Hund „Tulip“, der nun bei Martin und Nola lebt. Lucy ist nicht so wirklich klar, welche Aufgabe sie ausgerechnet bei ihrem Ex-Verlobten erfüllen soll, doch dann kommt endlich Bewegung in die Sache, als Ruby nochmals Lucys Nähe sucht, um ihr einen weiteren Geist anzuvertrauen- Lucys verstorbene Großmutter Naunie, die bereits im gelobten Jenseits war, aber durch ihr permanentes Prominenten-Stalking dort unangenehm auffiel und nun nochmals eine Ehrenrunde in der Jenseitsvorstufe drehen soll…
Hinter dem poppigen Cover und dem meiner Meinung nach nicht ganz so gelungenen, deutschen Titel verbirgt sich keineswegs, wie man annehmen könnte, ein fluffig leichter chic-lit, sondern ein zwar durchaus humorvoller, aber auch anrührender Frauenroman über eine lebenslustige junge Frau, die plötzlich aus dem Leben gerissen wird- zu einer Zeit, in der ihr Leben, aus ihr unerklärlichen Gründen, völlig aus dem Fugen geraten ist. So wird ihre „Aufgabe“ auf Erden dann auch zu einer Art Selbstfindung und nebenbei erfährt Lucy auch, wieso ihr im Leben nahe stehende Personen, sich kurz vor ihrem Tod und auch danach so rätselhaft verhalten haben.
Die Autorin hat einen unterhaltsamen Schreibstil und ein gutes Händchen dafür, ihren Roman nicht in zu düstere, melancholische Gefilde abdriften zu lassen. Zwar versäumt sie es nicht dem Leser Trauer, Frustration und verletzte Gefühle, die sich bei ihrer Romanheldin manifestiert haben, nahe zu bringen, doch dank ihres Sinnes für Humor, der wohl platziert eingesetzt wurde, wird es niemals zu trübselig- im Gegenteil, die amüsanten Momente , die zugegebenermaßen manchmal auch etwas überdreht wirken, überwiegen zumeist.
Man findet schnell Zugang zur Romanheldin und leidet mit Lucy mit; etwa wenn sie gerührt ihren Hund „Tulip“ wieder trifft oder wenn sie sich im Klaren darüber wird, wie gerne sie doch noch mehr Zeit mit ihrer Schwester und dem Neffen verbracht hätte.
Der Grund, wieso auf Lucys Trauerfeier keiner ihrer Freunde anwesend war, ist jedoch neben Lucys Selbstfindung die zentrale Frage dieses Romans, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht und dessen Auflösung den Leser sehr neugierig macht. Wenigstens ging es mir so. Die Lesezeit verging wie im Flug und aus genannten Gründen gelang es mir auch nicht, den Roman eher aus der Hand zu legen, bis ich zum Ende gelangt war.
Rührende und amüsante Momente wechseln sich in diesem wunderbaren Unterhaltungsroman ab- allerdings sollte man keinen Liebesroman hinter „Spooky Little Girl- Ein Geist zum Verlieben“, vermuten.