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Veröffentlicht am 23.05.2018

Rührende und amüsante Momente wechseln sich in diesem wunderbaren Unterhaltungsroman ab- allerdings sollte man keinen Liebesroman hinter „Spooky Little Girl- Ein Geist zum Verlieben“, vermuten

Spooky Little Girl - Ein Geist zum Verlieben
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Eigentlich sollte die Reise nach Hawaii, zusammen mit ihren Freundinnen, der Auftakt zu einem tollen Leben werden, denn gleich nach der Reise will Lucy ihren Freund, Martin heiraten. Als sie jedoch zurückkehrt, ...

Eigentlich sollte die Reise nach Hawaii, zusammen mit ihren Freundinnen, der Auftakt zu einem tollen Leben werden, denn gleich nach der Reise will Lucy ihren Freund, Martin heiraten. Als sie jedoch zurückkehrt, steht sie vor verschlossener Tür und alle ihre persönlichen Dinge sind bereits in Kartons verpackt. Zudem wird ihr bei der Arbeit gekündigt, weil man ihr unterstellt, Geld veruntreut und Drogen genommen zu haben. Lucy ist verzweifelt, da sie völlig unschuldig ist.

Weil sie Martin nicht erreichen kann, fährt sie zunächst zu ihrer Schwester Alice, die in einer anderen Stadt wohnt, um dort für eine Weile unterzukommen. Doch nur kurze Zeit später, als sie unterwegs eine Straße überquert, wird sie von einem Bus überfahren und erwacht als Geist in einer Art Vorstufe zum Jenseits. Sie gehört zu den plötzlich aus dem Leben gerissenen Menschen, die sich laut Ruby, ihrer Geisterlehrerin, erst noch bewähren müssen, bevor sie ins gelobte Jenseits überwechseln dürfen. Jeder von Lucys „Mitgeistern“ hat nun bereits eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, doch bevor es so weit ist, müssen alle zunächst die wichtigsten Dinge, die zum spuken gehören, erlernen und sollen als unsichtbarer Geist, ihrer eigenen Beerdigung beiwohnen.

Während alle anderen völlig aus dem Häuschen von „ihrem“ Tag sind, muss Lucy betrübt mit ansehen, dass zu ihrer Beerdigung nur zwei Menschen gekommen sind. Ihre Schwester und ihr Neffe. Aber wie kann das sein, dass ihr keiner von ihren Freunden das letzte Geleit geben wollte und vor allem, wieso hat sich auch Martin nicht auf der Trauerfeier blicken lassen?

Als Lucy nach ihrer „Ausbildung“ als Geist zurückgeschickt wird, landet sie ausgerechnet in Martins Haus, der nun mit Nola zusammen ist. Ausgerechnet Nola, Lucys unsympathische Vorgesetzte die eine wichtige Rolle bei ihrer Kündigung spielte.

Das einzige Lebewesen, das Lucys Anwesenheit spüren kann, ist Lucys Hund „Tulip“, der nun bei Martin und Nola lebt. Lucy ist nicht so wirklich klar, welche Aufgabe sie ausgerechnet bei ihrem Ex-Verlobten erfüllen soll, doch dann kommt endlich Bewegung in die Sache, als Ruby nochmals Lucys Nähe sucht, um ihr einen weiteren Geist anzuvertrauen- Lucys verstorbene Großmutter Naunie, die bereits im gelobten Jenseits war, aber durch ihr permanentes Prominenten-Stalking dort unangenehm auffiel und nun nochmals eine Ehrenrunde in der Jenseitsvorstufe drehen soll…

Hinter dem poppigen Cover und dem meiner Meinung nach nicht ganz so gelungenen, deutschen Titel verbirgt sich keineswegs, wie man annehmen könnte, ein fluffig leichter chic-lit, sondern ein zwar durchaus humorvoller, aber auch anrührender Frauenroman über eine lebenslustige junge Frau, die plötzlich aus dem Leben gerissen wird- zu einer Zeit, in der ihr Leben, aus ihr unerklärlichen Gründen, völlig aus dem Fugen geraten ist. So wird ihre „Aufgabe“ auf Erden dann auch zu einer Art Selbstfindung und nebenbei erfährt Lucy auch, wieso ihr im Leben nahe stehende Personen, sich kurz vor ihrem Tod und auch danach so rätselhaft verhalten haben.

Die Autorin hat einen unterhaltsamen Schreibstil und ein gutes Händchen dafür, ihren Roman nicht in zu düstere, melancholische Gefilde abdriften zu lassen. Zwar versäumt sie es nicht dem Leser Trauer, Frustration und verletzte Gefühle, die sich bei ihrer Romanheldin manifestiert haben, nahe zu bringen, doch dank ihres Sinnes für Humor, der wohl platziert eingesetzt wurde, wird es niemals zu trübselig- im Gegenteil, die amüsanten Momente , die zugegebenermaßen manchmal auch etwas überdreht wirken, überwiegen zumeist.
Man findet schnell Zugang zur Romanheldin und leidet mit Lucy mit; etwa wenn sie gerührt ihren Hund „Tulip“ wieder trifft oder wenn sie sich im Klaren darüber wird, wie gerne sie doch noch mehr Zeit mit ihrer Schwester und dem Neffen verbracht hätte.

Der Grund, wieso auf Lucys Trauerfeier keiner ihrer Freunde anwesend war, ist jedoch neben Lucys Selbstfindung die zentrale Frage dieses Romans, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht und dessen Auflösung den Leser sehr neugierig macht. Wenigstens ging es mir so. Die Lesezeit verging wie im Flug und aus genannten Gründen gelang es mir auch nicht, den Roman eher aus der Hand zu legen, bis ich zum Ende gelangt war.

Rührende und amüsante Momente wechseln sich in diesem wunderbaren Unterhaltungsroman ab- allerdings sollte man keinen Liebesroman hinter „Spooky Little Girl- Ein Geist zum Verlieben“, vermuten.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Rundum gelungener, warmherziger Regency vor ländlicher Idylle mit einem liebeswerten Heldenpaar!

Der Sommer der Lady Jane
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Janes alter Vater leidet unter fortschreitender Demenz. Janes Bruder will verhindern, dass die Öffentlichkeit davon erfährt und möchte seine Schwester nun, mitsamt ihres Vaters, aus London aufs Land schaffen. ...

Janes alter Vater leidet unter fortschreitender Demenz. Janes Bruder will verhindern, dass die Öffentlichkeit davon erfährt und möchte seine Schwester nun, mitsamt ihres Vaters, aus London aufs Land schaffen. Doch er hat seine Rechnung ohne Jane gemacht, die ihn durch eine kleine schwesterliche Erpressung dazu nötigt, sie beide zu begleiten. Jane hat bereits seit geraumer Zeit ihre liebe Mühe mit ihrem leichtfertigen, unreifen Bruder, der es bislang noch nicht gelernt hat Verantwortung zu übernehmen.

Auch auf dem Land bleibt trotz Pflegerin die meiste Arbeit an ihr hängen. So genießt sie die wenigen gemeinsamen Momente mit dem einsiedlerischen, neu zugezogenen Byrne Worth (Bruder des Helden aus Teil 1), der am Ufer des Sees in einer kleinen Hütte lebt, um so mehr. Beide verstehen sich auf Anhieb, besitzen den gleichen trockenen Humor und als Jane erfährt, dass Byrne von den schrulligen Dörflern verdächtigt wird, ein gefürchteter Straßenräuber zu sein, der seit geraumer Zeit das Dorf und die nähere Umgebung heimsucht, versucht Jane alles daranzusetzen um Byrnes Ruf zu rehabilitieren. Dafür schlägt sie ihm vor, den Dörflern freundlich und offen zu begegnen und nebenbei den echten Straßenräuber dingfest zu machen. Byrne weiß zunächst nicht wie ihm geschieht, als Jane auf so resolute Art und Weise sein eintöniges Leben umkrempeln möchte. Doch der ehemalige Spion im Dienste der englischen Krone, der wegen einer Beinverletzung eine lange Zeit laudanumsüchtig war, will Janes Bemühungen auf keinen Fall zunichte machen. Außerdem fühlt er sich längst zu Jane hingezogen. Doch ist es lediglich Mitleid, das er in ihren Augen sieht oder gar mehr als das?

Zunächst einmal prallt auf den Leser jede Menge an ländlichem Dorfidyll ein, wenn er sich für “Der Sommer der Lady Jane” entscheidet. Kate Noble führt dabei sowohl die Vorteile als auch die Nachteile, die es mit sich bringt wenn man auf dem Land lebt, zu Felde. Obwohl die Autorin ihre Geschichte in eher gemäßigtem Tempo vorantreibt, (das einem Sommer auf dem Land entspricht) wird es dennoch für den Leser zu keiner Zeit langweilig, denn das sympathische und reif wirkende Heldenpaar, das einige wunderbare amüsante Dialoge zum Besten gibt, bezaubert den Leser praktisch von Beginn an.

Zwischen dem erst knorrig und verschlossen wirkenden Byrne und der resoluten, aber liebeswerten und abenteuerlustigen Jane stimmt die Chemie auf Anhieb und die sich entwickelnde, sehr romantische Liebesgeschichte ging mir mitten ins Herz, so dass ich von einem verklärten Seufzen beim Lesen des Romans oft nur noch wenige Momente entfernt war.

Wer nun aber rosaroten Kitsch befürchtet, kann sich entspannen! Dem ist nicht so! Dafür haben sowohl der Storyaufbau als auch die Liebesgeschichte und die Haupt und Nebenfiguren einfach zu viel Tiefe bzw. Tiefgang und die Dialoge, die Held und Heldin führen, sind alles andere als seicht zu nennen. Einzig das Verhalten von Janes Bruder zerrte hier und da an meinen Lesenerven, doch da er nur als Nebenfigur in Erscheinung trat und gottlob bis zu einem gewissen Grad lernfähig war, fiel er mir nicht allzu oft negativ auf. Eine weitere, sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte, die sich ebenfalls im Dorf abspielt, war dann noch ein weiterer Bonus, den dieser Roman zu verzeichnen hatte. Kate Nobles Ausdrucksweise, ihr Schreibstil und der Aufbau ihrer Romane erinnerten mich zudem sehr an Mary Baloghs Historicals, was ich zudem als weiteren Pluspunkt verzeichnete.

Kurz gefasst: Rundum gelungener, warmherziger Regency vor ländlicher Idylle mit einem liebeswerten Heldenpaar!

Veröffentlicht am 23.05.2018

Interessanter Historischer Roman

Die Tochter der Seidenweberin
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Der Silvestermorgen beginnt recht unerfreulich für Fygen Lützenkirchen, denn die Seidenballenlieferung aus Valencia ist komplett verdorben. Wieder einmal und das, wo Fygen so große Hoffnungen in den Seidenstoff ...

Der Silvestermorgen beginnt recht unerfreulich für Fygen Lützenkirchen, denn die Seidenballenlieferung aus Valencia ist komplett verdorben. Wieder einmal und das, wo Fygen so große Hoffnungen in den Seidenstoff dieser Stadt gesetzt hatte. Doch unsachgemäße Lagerung im Schiff hat den Stoff vom Meerwasser feucht und schimmelig werden lassen. Fygen ist somit gezwungen die komplette Lieferung zu entsorgen.

Allerdings ist es nun bereits das dritte Mal, dass ihr Stoff aus Valencia geliefert wurde, der seinem guten Ruf nicht gerecht wird und für Fygen finanzielle Einbußen bedeutet. Ob Sabotage dahinter steckt? Dieser Gedanke lässt Fygen auch später am Abend nicht los und als Rudolf sich nach Fygens Trauerjahr ein Herz fasst und sie um ihre Hand bittet, weiß Fygen plötzlich genau was sie will- und zwar nicht Rudolfs Frau zu werden, dessen Heiratsantrag sie freundlich aber bestimmt abweist, sondern selbst in Valencia nach dem Rechten zu sehen.

Während Fygen also Reisepläne schmiedet, hat ihre Stellvertreterin Lisbeth, Fygens Tochter, noch ganz andere Sorgen, als mit einem weiteren Betrieb bedacht zu werden, denn auch Katryn spielt mit dem Gedanken sich aus dem Geschäftlichen zurückzuziehen und Lisbeth den ihren zu übertragen.
Lisbeth ist zwar glücklich mit Mertyn, wünscht sich aber über alles endlich Kinder. Doch bislang blieb der Kindersegen zwischen dem Ehepaar aus…

"Die Tochter der Seidenweberin" ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Teils "Die Seidenweberin" in dem Fygen Lützenkirchen und der Berufsstand der Seidenweber im Mittelpunkt des Geschehens steht.

Auch in diesem Teil ist der Seidenweberberuf mehr als nur schmückendes Beiwerk- die Autorin lässt den Leser an vielem Wissenswerten über Seidenstoffe und deren Verarbeitung teilhaben. Allerdings ist Fygen diesmal nicht mehr die alleinige Romanheldin; ihre Tochter Lisbeth steht nun im Hauptfokus der Geschichte und man nimmt hauptsächlich an ihrem beruflichen und privaten Werdegang teil, auch wenn Fygens Erlebnisse in Spanien durchaus weitergeführt werden und auch sehr spannend sind.

Dank des einnehmenden, zeitgemäßen Schreibstils der Autorin und detailreichen Beschreibungen von damaligen örtlichen Begebenheiten, versprüht der Roman sehr viel historisches Flair und die immerhin 541 Seiten (danach folgen ein interessantes Nachwort der Autorin und ein Glossar) lesen sich wie im Flug.

Ursula Niehaus weibliche Romanheldinnen sind sehr starke, selbstbewusste Frauen, die sich in ihrer Zeitepoche und gegen die Männerwelt zu behaupten verstanden. Auch Lisbeth ist eine solche Frau, die trotz aller Probleme nie zerbricht und mit fester Hand ihr Erbe zum Erfolg führen will. Trotz ihres Ehrgeizes ist sie eine sympathische Romanfigur mit der man sich sehr schnell identifizieren kann.

Ein erwähnenswerter Punkt ist außerdem, dass die Hauptfiguren dieser Romane keine Fiktion sind, sondern tatsächlich lebten. Die Autorin hat Fiktion und historische Fakten zu einer unterhaltsamen Story verflochten, die mir erneut sehr viel Lesespaß bereitet hat. Das Ende des Romans lässt allerdings schwer auf einen weiteren Teil über Lisbeth hoffen.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Interessanter historischer Roman

Schicksalsmeer
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Ida kommt aus einfachsten Verhältnissen, doch das Schicksal hat es gut mit ihr gemeint, als sie eines Tages, als sie Fische verkaufen soll, durch eine schnell aufziehende Nebelwand mit ihrem Boot vom Kurs ...

Ida kommt aus einfachsten Verhältnissen, doch das Schicksal hat es gut mit ihr gemeint, als sie eines Tages, als sie Fische verkaufen soll, durch eine schnell aufziehende Nebelwand mit ihrem Boot vom Kurs abkommt und gegen ein anderes führerloses Boot stößt; in dem ein schwer verletzter junger Mann liegt. Der Sturm hat die beiden vor die Tore Visbys getrieben und kaum, dass Ida dort angelegt hat, bittet sie die Männer die sie dabei beobachten, um Hilfe. Es stellt sich heraus, dass der junge Mann, den Ida gerettet hat, Karl, der Sohn eines reichen Händlers ist und da seine Familie überglücklich ist, dass Ida ihn rettete, beschenken sie die junge, schüchterne Frau mit reichen Gaben. Aber auch Karl bleibt mit Ida in Kontakt und bittet sie einige Zeit später um ihre Hand.
Idas Ehe ist glücklich und sie schenkt ihrem Mann sowohl Söhne als auch eine Tochter. Ihr Lieblingskind ist jedoch Aurora. Aurora hat genau wie ihre Mutter Ida ein sehr sensibles Gespür und beide verstehen sich blind.

Aurora ist bereits verlobt mit dem gottesfürchtigen Händler Carl und hofft, dass ihre Ehe genauso glücklich werden wird, wie die ihrer Eltern.
Zunächst scheint Auroras Wunsch in Erfüllung zu gehen. Carl trägt sie auf Händen und erfüllt ihr jeden Wunsch. Doch eines Nachts wird eine ihrer Hausangestellten, während diese auf den Nachtwächter wartet, von einer Gruppe umherziehender Männer brutal vergewaltigt.
Anstatt der Unglücklichen beizustehen, wie es Aurora beherzt tut indem sie einen wahren Pfeilhagel auf die Angreifer abschießt, beschimpft Carl die Angestellte als unwürdige lasterhafte Person, die sich ihre Lage selbst zuzuschreiben hätte und will sie und eine Waise herzlos ihrem Schicksal überlassen.
Es kommt zu einem Streit zwischen dem frisch angetrauten Ehepaar und Aurora spürt, dass sie Carl niemals lieben, nun noch nicht einmal mehr ehren kann, als er auch noch die Hand gegen sie erhebt.
Aurora lässt sich jedoch nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Kaum dass ihr Ehegatte eingeschlafen ist, lässt sie die Pferde anspannen und bringt ihre verletzte Hausangestellte Elin und das Waisenmädchen Agnes zum Hof ihrer Eltern aufs Land.
Dort wähnt sie die beiden in Sicherheit- zudem scheint sich ihr Bruder Tomas für Elin zu interessieren.
Zurück in Visby glaubt Aurora zunächst, ihre Sorgen hätten ein Ende doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Nicht nur Carls Bruder, jüngst Witwer geworden lechzt nach seiner schönen Schwägerin, auch Gotland selbst ist plötzlich in Gefahr, denn die Dänen haben ihrem Volk den Kampf angesagt. Wird Aurora den Angriff auf Visby überstehen und wird sie ihre Familie jemals lebend wieder sehen, da Vater und Brüder ebenfalls gegen die Dänen kämpfen müssen?

Elisabet Nemerts Roman „Schicksalsmeer“ ist, wenigstens im Verlauf der ersten Hälfte, als eine Art Familiensaga konzipiert, denn die Autorin befasst sich nicht nur mit Mutter Ida und Tochter Aurora, sondern bringt dem Leser auch weitere Familienangehörige näher. Durch die verschiedenen geschilderten Sichtweisen der Akteure bekommt man einen guten Einblick in deren Gedankengut, welches zusammen mit dem typischen Verhalten der Menschen dieses Zeitalters und zahlreichen, detaillierten Beschreibungen von Örtlichkeiten viel historisches Lokalkolorit versprüht.
Zudem versäumt es die Autorin auch nicht, ihrer Heldin dramatische Ereignisse und zahlreiche Abenteuer auf den Leib zu schreiben die diese überstehen muss, was trotz immerhin 556 Seiten, wenig Raum für Langeweile aufkommen lässt.

Obwohl ich den Roman mit Interesse verfolgt habe, gibt es jedoch auch einen Kritikpunkt der dafür sorgte, dass ich keine Höchstbewertung geben konnte.
Zwar hat Elisabet Nemert einen unterhaltsamen Schreibstil, doch leider neigt sie für meinen Geschmack dazu, sich ein wenig zu emotionlos auszudrücken. Obwohl ihren Akteuren nichts erspart bleibt, fehlte mir einfach mehr emotionale Tiefe, um mich berühren zu können und so ähnelt ihre Geschichte fast mehr einer historischen Nacherzählung, die es mir schwer machte, mich vollkommen in ihr vertiefen zu können.

Während die erste Hälfte der Story bis zum Angriff der Dänen dennoch sehr unterhaltsam ist, flachte der Spannungsbogen ab der zweiten Hälfte, als sich Auroras Schicksal dann im fernen Nowgorod erfüllt, ein wenig ab.
Abgesehen davon sollten Fans historischer Lektüre „Schicksalsmeer“ durchaus eine Chance geben, denn historisches Flair gepaart mit einer interessanten Story bietet der Roman allemal.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Liebesromanfans sollten im Vorfeld gewarnt sein, dass sie hier keine romantische Lektüre erwarten dürfen. Wer aber ein schönes, unterhaltsames Buch über eine junge Frau lesen möchte, die am Scheideweg ihres Lebens steht und sehr couragiert daran arbeitet,

Küssen al dente
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Georgias Zukunft verändert sich von einem auf den anderen Tag. Zuerst sorgt ein negativer Zeitungsbericht einer Restaurantkritikerin über ihr zubereitetes Menü dafür, dass sie kurzerhand von ihrem Chef ...

Georgias Zukunft verändert sich von einem auf den anderen Tag. Zuerst sorgt ein negativer Zeitungsbericht einer Restaurantkritikerin über ihr zubereitetes Menü dafür, dass sie kurzerhand von ihrem Chef gekündigt wird, und dann macht ihr Verlobter, nachdem sie Kokain in seinem Besitz gefunden hat, nach ein paar Tagen Bedenkzeit auch noch mit ihr Schluss.

Georgia fühlt sich ungerecht behandelt- vor allem weil es nicht an ihr lag, dass die Restaurantkritik so vernichtend wurde, sondern, weil ihr Chef es nicht unterlassen konnte, zuvor mit der noch minderjährigen Tochter der Kritikerin anzubändeln, nur um sie danach kurzerhand eiskalt fallen zu lassen. Zwar trifft es sie zudem, dass ihr Verlobter nun auch den Schlussstrich gezogen hat, doch da es schon einige Zeit zuvor in ihrer Beziehung gekriselt hat, kann sie diesen Entschluss sogar nachvollziehen.

Da sie aufgrund der Zeitungskritik in New York erstmal keinen Job als Küchenchefin mehr finden wird, muss sie improvisieren. Georgia erinnert sich an ihre schöne, berufliche Zeit in Italien und an Claudia, von der sie damals sehr viel lernte und mailt diese kurz entschlossen an. Und Georgia hat Glück. Claudia bietet ihr einen Job in einem italienischen Restaurant an, dass sie in Bälde eröffnen möchte.

So reist Georgia nach Italien, wird aber, dort angekommen, erst einmal unsanft aus ihren Träumen gerissen, denn sie ist dort nur die Nummer zwei in der Küchenrangliste und keineswegs die Küchenchefin. So sieht sie sich plötzlich Auge in Auge dem knorrigen Bruno gegenüber, der große Zweifel daran hegt, dass sie überhaupt italienische Kochkünste beherrscht…

"Küssen al dente", erzählt die Geschichte der Mitdreißigerin Georgia, die nach zwei Rückschlägen versucht, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Ihre große Leidenschaft ist das Kochen, das eine überwiegende Rolle in dem Roman einnimmt. Daher sollte man schon ein natürliches Interesse daran haben, wenn man sich dieses Buch zu Gemüte führt. Die Heldin bereitet in dieser Geschichte jede Menge an leckeren Speisen zu, die einem als Leser dass Wasser im Munde zusammenlaufen lassen- Rezepte findet man dagegen leider nicht vor, was ich ein wenig schade fand.
Der Schreibstil der Autorin ist solide, sie drückt sich gut aus und es kommt auch keine Langeweile beim Lesen auf. Allerdings gab es ein paar Kleinigkeiten, die mich davon abhielten, eine Bestbewertung zu vergeben.

Obwohl Georgia recht gut beschrieben wird und ich mich sehr gut in die Romanfigur hineinversetzen konnte, fehlte mir ein wenig mehr Tiefe und Emotionalität in manchen Situationen. Die Heldin ist zwar jedes Mal zu Tode betrübt wenn sie etwa ihren Job verliert, oder auch, als ihr Verlobter mit ihr Schluss macht, doch sie nimmt das alles zu klaglos hin.

Georgias Kummer kann man als Leser jedoch kaum ernst nehmen, da sie sich meiner Meinung nach dann plötzlich zu schnell wieder für andere Männer interessiert. Nach einer immerhin siebenjährigen Beziehung fand ich das ein wenig unglaubwürdig inszeniert.
Aber auch alle anderen Romanfiguren sind ein wenig zu plastisch dargestellt. Es fehlten mir mehr Ecken und Kanten; auch die sich anbahnende Liebesgeschichte mit einem Italiener ist eher ein kurzes unromantisches Intermezzo- diese Romanze dient zwar dazu Georgias Lernprozess voranzutreiben, doch war mir ebenfalls ein wenig zu unspektakulär in Szene gesetzt.

Liebesromanfans sollten im Vorfeld gewarnt sein, dass sie hier keine romantische Lektüre erwarten dürfen. Wer aber ein schönes, unterhaltsames Buch über eine junge Frau lesen möchte, die am Scheideweg ihres Lebens steht und sehr couragiert daran arbeitet, wieder auf die Füße zu kommen, dem sei Küssen al dente durchaus empfohlen.