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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2018

Daumen hoch

Märchenwald
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Nachts in Berlin:

Eine Mutter versteckt ihre beiden Kinder und verschwindet

Ein Mädchen erwacht ohne Gedächtnis in einer dunklen Gasse

Ein Einbruch bei einem Frisör endet für den Täter tödlich

Ein ...

Nachts in Berlin:

Eine Mutter versteckt ihre beiden Kinder und verschwindet

Ein Mädchen erwacht ohne Gedächtnis in einer dunklen Gasse

Ein Einbruch bei einem Frisör endet für den Täter tödlich

Ein Mann stirbt in seiner Wohnung und in seiner Kühltruhe werden Leichenteile gefunden und eine gebratene Menschenleber in seinem Magen.



Wie hängen diese Handlungen zusammen? Zufall?



„Reiner Zufall wäre Zufall“

Diese Geschehnisse sind für Kommissar Kalkbrenner dann doch zu auffällig um zufällig zu sein.



Er ermittelt in dem Fall des Kannibalen und kommt so nach und nach den anderen Handlungen immer näher. 4 Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben und der Leser wird auch lange im Dunkeln gelassen, wie alles zusammenhängt. Dabei wirft der Autor dem Leser immer wieder ein paar Brocken hin und lässt die Handlung im Hintergrund schon ein wenig zusammenlaufen. Da fährt z.B. jemand vom Tatort weg, gerade in dem Moment als Kalkbrenner ankommt. Diese Perfidie hat mich an einigen Stellen direkt zum Schmunzeln gebracht und ich bewundere den Autor für diesen genialen Einfall. Die 4 Fäden werden einzeln erzählt und so dauert es ein wenig bis man drin ist. Allerdings sind alle 4 Geschehnisse für sich sehr interessant und spannend erzählt. Besonders eindringlich fand ich den Strang mit den Kindern. Der tapfere Max, der seine kleine Schwester Elli durch Berlin führt und auf dem Weg zum Opa durch den „Märchenwald“ allerhand Abenteuer erlebt.

Der Schluss legt dann noch einmal eine Schippe drauf in Sachen Spannung, allerdings hätte es das für mich in der Form so nicht gebraucht, das war ein wenig sehr konstruiert.


Leider bleiben am Ende ein paar Dinge unaufgelöst: ich hätte gerne erfahren, was aus Irina geworden ist und wie der Einbrecher beim Frisör zu Tode kam.


Fazit: Super Buch, das man nicht mehr aus den Händen legen mag.

Veröffentlicht am 09.12.2018

Neue Serie

Böses Kind
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Es brodelt in der Hauptstadt: in einem Umbauhaus wird eine Leiche mit abgehackten Händen entdeckt. Gleichzeitig verschwindet ein junges Mädchen. Alle Spuren laufen bei der alleinerziehenden Suse zusammen. ...

Es brodelt in der Hauptstadt: in einem Umbauhaus wird eine Leiche mit abgehackten Händen entdeckt. Gleichzeitig verschwindet ein junges Mädchen. Alle Spuren laufen bei der alleinerziehenden Suse zusammen.


Sehr hektisch empfand ich den Einstieg ins Buch. Suse hat 3 Kinder, lebt in ärmlichen Verhältnissen und ist überfordert. Ein typischer Morgen in ihrem Leben bildet den Anfang im Buch und der hat es ganz schön in sich. Ich kam kaum nach mit den Bildern in meinem Kopf.

Zum Glück hat sich die Handlung dann doch etwas gebremst und wurde spannender. Die Story spielt in mehreren Ebenen. Mir hat vor allem der Strang gefallen, in der von der Gefangenen die Rede war. Allerdings hätte ich mir hier auch gern mehr Grusel und Schocker erwartet. Die Passagen waren immer relativ kurz.


Am Ende wartet der Autor noch mit einer netten Wendung auf, was mir sehr gut gefallen hat. Und mit einem Cliffhanger, der mir weniger gut gefallen hat, jetzt muss man auf den nächsten Band hibbeln.

Eine Frage blieb am Ende dennoch offen: wie kam der Rucksack zu der Leiche?


Fazit: Krist startet eine neue Serie: Alanna. Alanna ist vor 14 Jahren spurlos verschwunden, und ihr Vater sucht immer noch nach ihr. Ich denke, dass sich ihr Verschwinden wie ein roter Faden durch die folgenden Bücher ziehen wird. Der zweite Fall für Kommissar Henry Frey erscheint am 21. Mai 2018 und wird „Stille Schwester“ heißen.

Veröffentlicht am 05.12.2018

Was bleibt?

Im Traum höre ich dich spielen
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Karina und Richard haben sich erst vor kurzer Zeit getrennt als Richard an ALS erkrankt. Als er immer hilfloser wird, holt ihn Karina zu sich und pflegt ihn. Richard merkt erst jetzt, was in der Ehe schief ...

Karina und Richard haben sich erst vor kurzer Zeit getrennt als Richard an ALS erkrankt. Als er immer hilfloser wird, holt ihn Karina zu sich und pflegt ihn. Richard merkt erst jetzt, was in der Ehe schief gelaufen ist, kann es aber nicht mehr zurücknehmen. Und auch Karina hat etwas gut zu machen, die Pflege von Richard verlangt ihr jedoch alles ab.
Ein sehr eindringliches Buch. Richards schreckliche Krankheit nimmt auch den Leser sehr mit. Denn Richard berichtet selbst. Wie es ihm beinahe täglich schlechter geht. Wie er kämpft, nur um zu erkennen, dass er chancenlos ist. Wie sein Körper immer mehr den Dienst einstellt – ich musste teilweise sehr schlucken, weil mich die Erzählung sehr berührt hat.
Auch Karinas Sicht ist schrecklich. Sie hilft ihrem Mann wo es nur geht, muss aber erkennen, dass sie an ihre Grenzen stößt, als es Richard immer schlechter geht.
Genova hat in meinen Augen super recherchiert, stellt die Krankheit als den Schrecken dar, der sie ist. Und lässt auch die Angehörigen nicht außen vor, denn auch die leiden mit. Als Richards Atmung immer schwerer wird, müssen alle eine schreckliche Entscheidung treffen, hier hatte ich direkt die Tränen wegblinzeln müssen. Denn wie entscheidet man, ob man noch weiter lebt, die Tochter heiraten, evtl. Enkel zu sehen bekommt, oder ob man es dem Partner doch erspart, sich weiter um jemanden zu kümmern, der keine Chance auf Heilung mehr hat?
Das Buch hat, naturgemäß, eine trübe Grundstimmung, wirkt aber teilweise auch heiter und fröhlich, vor allem mit Bill, Richards Pfleger. „Und manchen gibt er die Freiheit, das zu tun, was sie können, solange es noch geht“. Dieser Satz macht klar: es sind manchmal Kleinigkeiten, die das Leben noch lebenswert macht. Wir verstehen das aber oft erst, wenn es zu spät ist.
Was mich ein wenig gestört hat waren die vielen Bezüge zu Musik. Klar, Richard war ein berühmter Pianist und das meiste fand ich ja auch gut beschrieben, nur teilweise war es dann doch etwas zu langatmig.
Fazit: Ein Buch, das traurig macht. Aber sehr schön geschrieben und sehr gut recherchiert ist.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Was wird aus Gus?

Hey Siri, willst du mich heiraten?
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Der Klappentext und der Titel täuschen. Ich hatte einen Roman erwartet über einen autistischen Jungen, der sich mit seinem Handy unterhält. Stattdessen gab es einen autobiografischen Text über einen 13 ...

Der Klappentext und der Titel täuschen. Ich hatte einen Roman erwartet über einen autistischen Jungen, der sich mit seinem Handy unterhält. Stattdessen gab es einen autobiografischen Text über einen 13 Jährigen. Zugegeben: teilweise war das Buch wirklich humorvoll aufgebaut, aber halt nicht das, was ich erwartet habe.
Gus‘ Mutter berichtet von ihrem Sohn, weckt Verständnis für seine Krankheit und erzählt aus ihrem Alltag. Sehr interessant und ich fühlte mich auch gut aufgehoben in dem Buch. Denn dieses erzählt wirklich viel Neues und Interessantes über das Leben mit einem besonderen Kind. Dem Kapitel Siri ist – entgegen der Annahme, die der Titel weckt – nur ein kurzes Kapitel gewidmet. Die anderen beschäftigen sich mit verschiedenen Alltagssituationen aus Gus‘ und Judiths Leben: Züge, die Schule, Gus‘ Job als Türsteher, seine Schlafgewohnheiten und noch vieles mehr.
Viele Fakten aus dem Bereich des Autismus beantworten diverse Fragen. So fragt sich Judith zum Beispiel nach den Ursachen für Gus‘ Erkrankung. Und sie erklärt, dass die Krankheit in den USA sich immer mehr verbreitet. Ungefähr jedes 100. Kind kommt mittlerweile mit Autismus zur Welt. Hier gibt es allerdings auch diverse Abstufungen, von leicht bis schwer und Gus‘ steckt irgendwo in der Mitte. Die Autorin schafft es auch, dem Leser ihre Ängste zu vermitteln. Was wird aus ihrem Kind, wenn sie nicht mehr da ist? Wird er sich je verlieben? Und wie ist das dann mit der Verhütung?
Fazit: unter der Voraussetzung, dass man bekommt, was man sich vorstellt ein wirklich gutes Buch, das Verständnis weckt und viele Fragen beantwortet.

Veröffentlicht am 26.11.2018

Damals und heute

Das Geheimnis der letzten Schäferin
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Nina Ludwig ist ein Multitalent: sie führt ein Restaurant, schreibt Kochbücher und tritt in Kochshows auf. Nur in der Liebe hat sie wenig Glück. Als eine gemeinsame Kochshow mit dem bayrischen Koch Julian ...

Nina Ludwig ist ein Multitalent: sie führt ein Restaurant, schreibt Kochbücher und tritt in Kochshows auf. Nur in der Liebe hat sie wenig Glück. Als eine gemeinsame Kochshow mit dem bayrischen Koch Julian sie nach Hofberg führt, verwirren sie ihre Gefühlte. Denn Julian kam ihr bisher immer sehr oberflächlich vor. Doch nicht allein ihre Beziehung zu Julian macht ihr Sorgen: In Hofberg ist ihre Großmutter aufgewachsen und die umweht ein prickelndes Geheimnis.
Nach „Die Frau im hellblauen Kleid“ ist dies mein zweiter Roman von Beate Maxian und ich fühlte mich noch viel besser aufgehoben als im 1. Buch. Ich war von Beginn an in der Handlung drin und mochte das Buch kaum aus der Hand legen. Überwog zu Anfang noch die Kochshow, ging die Story bald eigene Wege als Nina ihre Familie in Hofberg wieder trifft. In sehr langen, für mich sehr interessanten und fesselnden, Rückblenden, wurde die damalige Zeit wieder lebendig. Die Zeit, als es noch keine Maschinen auf den Bauernhöfen gab und die harte Arbeit alles von den Menschen forderte. Die Zeit, als ein Großbauer noch standesgemäß heiraten musste und auch die Zeit, in der Roma als schlechte Menschen galten und verfolgt wurden.
Maxian schreibt sehr flüssig und anschaulich und ihre Charaktere fand ich durchwegs liebenswert. Allen voran natürlich Ninas Großmutter mit ihrer Liebe zu den Schafen. Aber auch Nina und Julian, die sich schnell sympathisch sind und über die kleinen Macken des jeweils anderen hinwegsehen.
Fazit: eine tolle Familiengeschichte, die auf zwei Zeitebenen spielt, wovon mir die in der Vergangenheit noch besser gefallen hat als die in der Gegenwart.