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Highlander1312

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Veröffentlicht am 23.06.2020

KATAPULT at its best! Nachdenken, schmunzeln, schmökern

102 grüne Karten zur Rettung der Welt
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Mit Unterstützung des Suhrkamp Verlags erweitert das kritische KATAPULT-Magazin abermals unseren Horizont. Dieses Mal geht es um die hochaktuellen Themen Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Energiewende ...

Mit Unterstützung des Suhrkamp Verlags erweitert das kritische KATAPULT-Magazin abermals unseren Horizont. Dieses Mal geht es um die hochaktuellen Themen Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Energiewende und Klimawandel. Die erfolgreiche Reihe, die mit 100 Karten, die deine Sicht auf die Welt verändern ihren Anfang nahm, wird so um eine bewusstseinsschaffende Ausgabe erweitert. Dabei bleibt KATAPULT unnachahmlich. Mit sehr viel Gefühl für Kartografie und Soziologie werden komplexe Zusammenhänge in anschaulichen Grafiken dargestellt. Dass diese Grafiken zu einem großen Teil auch wirklich lustig sind, ist sehr hohe Kunst.

Ich selbst befand mich beim Lesen in einem wahren Dilemma. Auf der einen Seite musste ich ständig schmunzeln und habe mich über das hinzugewonnene Wissen gefreut, aber andererseits ist das hier gekonnt zusammengefasste Grundthema ein sehr trauriges: Der Raubbau an Mutter Erde. Nicht nur, dass die Menschheit sich konsequent als Mittelpunkt des Universums sieht, wird hier deutlich, sondern auch mit wie wenig Aufwand schon einiges besser gemacht werden könnte. Mehrere Karten und Grafiken zeigen außerdem den exponentiell wachsenden Grad der Zerstörung an, sodass klar wird, das es nicht länger 5 vor 12 ist, sondern die Turmuhr längst zu schlagen begonnen hat…

Dennoch soll nicht der Eindruck entstehen, dass es sich bei dem Buch um ein trauriges Buch bzw. eines mit einem stark erhobenen Zeigefinger handelt. Vielmehr regt es zum (Nach-)Denken an und regt Diskussionen an. Dabei muss die hervorragende Buchgestaltung hervorgehoben werden, denn Einband sowie Illustrationen und Grafiken sind mit starken, klaren Farben wirklich etwas fürs Auge.

Bei ähnlichen Büchern kommt nicht selten die Frage auf: Braucht man das wirklich oder reicht es, das im Buchladen mal durchzublättern? Ich finde, ja, man braucht es! Denn an geeigneter Stelle platziert, schreit es quasi „Nimm mich in die Hand, blättere, denke!“ Also genau das, was man im Buchhandel tut, was aber eben auch jeder Besucherin zuhause tun wird. Die wichtige Nachricht des Buches muss breit gestreut werden, daher ist hier die [Achtung Corona-Wort] Reproduktionszahl sehr wichtig, ergo wie viele Leute erreiche ich mit dem Buch, wenn ich es kaufe! Die Antwort muss lauten: So viele wie möglich!

Eine klare Kaufempfehlung für weiterführende Schulen und Freunde der heute-show!

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Spannung garantiert: Ein Neuseeland-Krimi!

Im grausamen Licht der Sonne
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Normalerweise sind die Cover von Thrillern (und auch Krimis) eher in dunklen Tönen gehalten. Aber normalerweise spielen Thriller auch nicht im naturbelassenen, friedlichen Neuseeland, das auch das Auenland ...

Normalerweise sind die Cover von Thrillern (und auch Krimis) eher in dunklen Tönen gehalten. Aber normalerweise spielen Thriller auch nicht im naturbelassenen, friedlichen Neuseeland, das auch das Auenland aus Herr der Ringe beheimatet... Das auffallend gelbe Cover ist definitiv besonders und ich konnte mir nicht helfen, der Titel hat schon bei mir schon für Gänsehaut gesorgt.

Im Zentrum der Handlung steht Ana, die nach vielen Jahren wieder zurück in ihr Heimatstädtchen Golden Cove auf der Südinsel Neuseelands kehrt. Nach einer gescheiterten Ehe und einer steten Suche nach Akzeptanz in einer fremden Kultur ist sie nun wieder dort wo sie und ihr Herz hingehören. Vermeintlich hat sich nichts verändert, jeder kennt jeden und nur der Polizist ist neu - Will, ein ruhiger wie kontrollierter Zeitgenosse mit einer düsteren Vergangenheit. Nach kurzer Zeit wird das Homecoming von Ana allerdings durch das Verschwinden einer jungen Frau getrübt. Hat es etwas mit dem Verschwinden von einigen Frauen vor mehr als 10 Jahren zu tun? Schnell wird klar, dass jede*r in Golden Cove Geheimnisse hat und Will und Ana stehen vor großen Herausforderungen.

Die Szenerie könnte keine bessere sein. Traumhafte Landschaften, die aber ebenso gefährlich wie wunderschön sein können. Dazu ein verschlafenes Nest, das bei Starkregen auch schonmal vom Rest der Welt abgeschnitten ist. Singh, selbst in Neuseeland aufgewachsen, nutzt den rauen Charme der Südinsel und kreiert eine perfekte Kulisse für dramatische Ereignisse.
Während ziemlich zügig die Frau verschwindet, sodass von da an eine solide Grundspannung entsteht, dauert es danach eine Weile bis es wieder "Action" gibt. Dafür wird die Beziehung zwischen Will und Ana sowie die immer verzweifeltere Suche nach des Rästels Lösung lebendig geschildert, sodass ich trotzdem immer gerne weitergelesen habe. Nichtsdestotrotz empfinde ich das Buch mehr als einen Krimi, der langsam auf ein haarsträubendes Finale hinarbeitet, als einen Thriller, der kontinuierlich Spannung erzeugt und mich regelrecht in Atem hält.
Das ist aber auch schon meine einzige Kritik, ich finde das Buch ansonsten sehr gelungen und empfehle es guten Gewissens weiter. Die Autorin versteht es sehr gut, wie man Charaktere in Szene setzt, sie menschlich wirken lässt und für mich war die Auflösung trotz einiger Indizien nicht vorhersehbar. Super Krimi zum Mitermitteln mit einer belebenden Prise Romantik!

Ich bin froh, dass ich selbst schon in Neuseeland war und dieses Buch zu dem Zeitpunkt nicht kannte Ich bin gespannt auf die weiteren Bände und würde mich freuen auch in den Folgebüchern mehr über die Maori-Kultur zu lernen.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Das Internet vergisst nie!

Das Gegenteil von Hasen
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Diese traurige Erkenntnis muss Julia machen, als erst ihr Laptop verschwindet und kurz danach ein Shitstorm ohnegleichen losbricht, da ihr geheimes Online-Tagebuch öffentlich gemacht wurde. Darin befinden ...

Diese traurige Erkenntnis muss Julia machen, als erst ihr Laptop verschwindet und kurz danach ein Shitstorm ohnegleichen losbricht, da ihr geheimes Online-Tagebuch öffentlich gemacht wurde. Darin befinden sich leider keine romantischen Schwärmereien und übliche Teenie-Probleme, sondern ein brutales Sammelsurium von Schlägen unter die Gürtellinie und das bei den Menschen, die ihr wichtig sind.

Anne Freytag lässt mit ihrer unnachahmlichen und jugendlichen Sprache ein spannendes Jugendbuch rund um Mobbing und Pubertät entstehen. Für mich waren besonders das ansprechende Cover und der bisherige Ruf von Freytag als DER Jugendbuchautorin Gründe das Buch zu lesen.

Anders als der Klappentext es vermuten lässt, dauert es eine Weile bis Julias Posts an der Schule die Runde machen. Dadurch sind die Charaktere bis dahin gut bekannt und als Leserin fühlt man mehr mit, aber durch den Klappentext war ich doch auf den ersten 100 Seiten eher ungeduldig und wollte, dass es endlich losgeht. Als es dann losgeht, herrscht großes Chaos. Der ständige Perspektivwechsel passt hier sehr gut und erinnerte mich an den Film 8 Blickwinkel, denn nur langsam verkleinert sich der Verdächtigenkreis. Zwar ist die Masse schnell sicher, wer Julia so in die Pfanne hauen will, aber wie so oft, ist die Mehrheit nicht automatisch auf der richtigen Fährte!

Für Julia bricht unterdessen ein Leben als beliebtes Mädchen und Alpha-Weibchen zusammen, sie wird Opfer von heftiger psychischer und physischer Gewalt. Zum Glück gibt es vernünftige Menschen, die Julia trotz ihrer heftigen Tagebucheinträge stützen.

Das Buch liest sich durch den jugendlichen Schreibstil sehr flüssig, verschiedene brisante Themen wie Coming Out, Sexualität und Migration werden neben dem Hauptthema Mobbing angerissen und gut dargestellt. Manch
e Leserin mag die "Probleme" vielleicht als pubertär abtun, aber für jugendliche Leserinnen sind sie mit viel Tiefgang beschrieben.

Mein größter Kritikpunkt ist tatsächlich das sogenannte Finale. Im Grunde baut sich die Spannung im Mittelteil auf und ich habe einen Paukenschlag zum Ende erwartet. Stattdessen waren die letzten 100 Seiten aber mehr wie bei Rosamunde Pilcher. Julias Postings haben alle einmal durchgeschüttelt und am Ende ist alles gut? Das erscheint mir unrealistisch und einfallslos, aber vielleicht sollten Jugendbücher eben doch ein Happy End-Gesamtpaket enthalten. Leider war mir auch die/der Schuldige im Verlauf des gesamten Buches zu blass, sodass ich sein/ihr Motiv nur bedingt nachvollziehen konnte.

Trotz des sehr seichten Endes ein wahrlich schönes Jugendbuch mit perfekter Jugendsprache und vielen wichtigen Themen, die öfter in Büchern angesprochen werden sollten. Und irgendwo findet sich bei Anne Freytag jede*r wieder. Das Motto von Heyne>fliegt trifft es gut: Ein tolles Buch zum Erwachsenwerden!

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Veröffentlicht am 01.06.2020

High Noon im New York der 1940er Jahre!

Gangsterswing in New York
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Mit Gangsterswing in New York bringt Ray Celestin den dritten Teil seiner City-Blues-Trilogie auf den Markt. Das Buch zu Los Angeles wird als nächstes folgen. Die Personen tauchen teilweise in allen Bänden ...

Mit Gangsterswing in New York bringt Ray Celestin den dritten Teil seiner City-Blues-Trilogie auf den Markt. Das Buch zu Los Angeles wird als nächstes folgen. Die Personen tauchen teilweise in allen Bänden auf, die Handlung selbst ist aber abgeschlossen, sodass problemlos ein Quereinstieg möglich ist.

Diesmal geht es - wer hätt's gedacht - um das New York der 1940er Jahre. Genauer gesagt spielt das Buch 1947 und in dieser Zeit des politischen Umbruchs gilt es für organisierte Kriminelle jeglicher Natur ihren Platz in der Nahrungskette zu verteidigen. Die Geschichte wird aus wechselnder Perspektive erzählt. Zum Einen wäre da der Kriegsveteran und Ex-Ermittler Michael Talbot, dessen Sohn eines brutalen Vierfachmordes verdächtigt wird, dessen Tatort aber doch sehr laienhaft konstruiert wirkte. Michael ist demnach fest von der Unschuld seines Sohnes überzeugt. Zu seiner Rettung eilt Ida, aus deren Sicht wir ebenfalls Teile der Geschichte erzählt bekommen. Außerdem begleiten wir noch den Jungmafioso Gabriel, der eigentlich gerne die Mafia verlassen möchte. Für vielseitige Spannung ist also gesorgt!

Neben den Protagonisten erscheinen zahlreiche zeitgeschichtlich wichtige Personen wie Louis Armstrong oder amtierende Politiker wie Reagan und Kennedy. Insgesamt ist die Handlung celestin-gewohnt gut und detailliert während es den Protagonisten gelegentlich an Tiefe fehlt. Bzw. die Tiefe ist da, aber über das Innere der Charaktere wird deutlich weniger geschrieben als über die politischen Irrungen und Wirrungen.

Dieses Zeitgeschehen ist es aber auch, was das Buch so besonders macht. Ähnlich wie bei Allendes Dieser weite Weg oder Vargas' Harte Jahre erhalten die Leser*innen hier einen grandiosen Einblick in die Zeit von Damals. Darüber wusste ich nicht viel und als die Welt sich auf das Entstehen des Kalten Krieges vorbereitet hat, ist es besonders interessant zu sehen, wie die Unterwelt diese kollektive Schockstarre gewissenlos ausnutzt.

Fiktion und wahre Ereignisse verschwimmen hier und trotz der ein oder anderen chronologischen Freiheit bastelt Celestin einen tollen Roman daraus, der in einem packenden Finale mündet.

Das Cover ist gewohnt gelungen, wieder im Stil der entsprechenden Epoche, wobei mir das Cover bei Höllenjazz in New Orleans noch besser gefallen hat. Dafür finde ich hier den Titel enorm passend, den es ist wahrlich ein "Gangsterswing" und ein Stelldichein, das sich die Crème de la Crème der Mafiosi im Big Apple gibt.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Ein düsteres Kapitel hannoversche Geschichte

Haarmann
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Die düstere Aufmachung und der vage Klappentext verbunden mit der Tatsache, dass es sich hier um eine wahre Geschichte handelt, haben mich veranlasst, das Buch zu lesen. Kurz zum Hintergrund: Fritz Haarmann ...

Die düstere Aufmachung und der vage Klappentext verbunden mit der Tatsache, dass es sich hier um eine wahre Geschichte handelt, haben mich veranlasst, das Buch zu lesen. Kurz zum Hintergrund: Fritz Haarmann alias "Der Totmacher", "Der Werwolf" und "Der Kannibale" ist einer der brutalsten Serienmörder der deutschen Geschichte. Zwischen 1918 und 1924 war er verantwortlich für den Tod von mindestens 24 jungen Männern. Film und Literatur haben seine Geschichte dazu bereits häufiger aufgegriffen.

Mit Haarmann erschafft Dirk Kurbjuweit nun einen Kriminalroman, der trotz der großen Brutalität der eigentlichen Taten ohne übertriebene Gewalt auskommt. Stattdessen werden hier die (Miss-)Geschicke der hannoverschen Polizei im politischen Kontext der jungen Weimarer Republik mit den gesellschaftlichen Missständen zusammengeführt und ergeben einen vielschichtigen und spannenden Roman.

Der Bochumer Polizist Robert Lahnstein wird nach Hannover gerufen, um das Rätsel um die immer zahlreicher verschwindenden Jungs zu lösen. Nicht nur der Fall ist sehr undankbar, auch das Kollegium sieht Lahnstein als unwillkommene Konkurrenz. Da nur junge Männer verschwinden, liegt schnell der Verdacht nahe, dass es sich um einen Triebtäter handelt. Und auch Fritz Haarmann ist früh im Gespräch. Aber die Ermittlungen erweisen sich als äußerst schwierig und die Steine in Lahnsteins Weg sind gigantisch. Die damalige Politik und seine eigene Vergangenheit tun ihr Übriges, um den Roman mit mehr als nur einer grausamen Kriminalgeschichte zu füllen.

Kurbjuweit beweist, dass er den Fall Haarmann sehr gut recherchiert hat. Gelegentlich gibt er Haarmanns Perspektive wieder, sodass der Leser einen Eindruck in die (vermutete) Psyche des Psychopathen erhält. Die Sicht des Täters darzustellen, finde ich bei derartigen Tätern allerdings sehr mutig. Können zivilisierte Menschen so ein krankhaftes Denken überhaupt nachvollziehen?
Chefermittler Lahnstein finde ich eine sehr tolle Figur. Er wird sehr reflektiert und erwachsen dargestellt. Sein Wille das Verschwinden (und Morden - das ist jedem klar) zu beenden, ist immer präsent und steht auch hinter persönlichen Problemen zurück. Obwohl sich die Ermittlungen ziehen, zieht sich das Buch in keinem Moment. Zu omnipräsent ist das Grauen, das auf die jungen Männer in Hannover wartet.

Ein wirklich gelungener Kriminalroman, der viele Facetten hat und die abscheulichen Taten des Fritz Haarmann auf moderne Art und Weise zeigt. Wenn wir uns vor Augen halten, dass das alles vor etwa 100 Jahren tatsächlich so und unter einigen wissenden Augen geschehen ist, bekomme ich zumindest schnell eine Gänsehaut!

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