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Highlander1312

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Ein tragisches Buch über Wahrheit und Schuld!

Miracle Creek
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Nach Der Gesang der Flusskrebse und Der Hund durfte ich nun in den Genuss eines weiteren absoluten Buchhighlights aus dem noch jungen hanserblau-Verlag kommen (dieser Verlag bzw. seine Auswahl an Büchern ...

Nach Der Gesang der Flusskrebse und Der Hund durfte ich nun in den Genuss eines weiteren absoluten Buchhighlights aus dem noch jungen hanserblau-Verlag kommen (dieser Verlag bzw. seine Auswahl an Büchern überzeugt mich mehr und mehr). Das Debüt Miracle Creek von Angie Kim ist ein zauberhaftes Buch, das besonders durch seine stringente, aber doch so vielseitige Handlung besticht.

Das Buch beginnt und endet tragisch, dazwischen drängt sich eine wahre Gefühlsachterbahn. In manchen Momenten stand mir der Mund wegen so viel Dramatik offen und ich musste kurz innehalten, in anderen Momenten verschlang ich Seite um Seite ob der beeindruckenden Dialoge.

Die Handlung spielt bis auf den Vorfall selbst ein Jahr nach dem Vorfall, bei dem eine Frau und ein autistischer Junge durch einen mutmaßlich vorsätzlich verursachten Brand ums Leben gekommen sind. Angeklagt ist - grausames Schicksal - die Mutter selbst, wird sie doch verdächtigt, ihr Kind misshandelt zu haben und lieber ohne ihn leben zu wollen. Das Buch beschreibt das fällige Gerichtsverfahren, die Beweiserhebung und die Konsequenzen für die Beteiligten. Der Brand selbst geschah während einer revolutionären, aber umstrittenen, Behandlungsmethode. Die Anlage dazu wird von einer koreanischen Einwandererfamilie geführt, um die herum sich die Geschichte aufbaut. Schon im ersten Kapitel wurde ich mit einer Vielzahl an Namen konfrontiert, sodass ich es zuerst sehr unübersichtlich fand. Aber nachdem die Personen etwas detaillierter skizziert werden und durch die regelmäßigen Perspektivwechsel bekam ich schnell ein Bild, wer wie zu wem gehört.

Meiner Meinung nach besticht das Buch in zwei wesentlichen Punkten:
1. Angie Kim ist selbst als Teenager aus Korea in die USA emigriert. Sie konstruiert hier keine Einwanderergeschichte, sie weiß, was es heißt, die Neue zu sein und sich weder im einen noch im anderen Land zuhause zu fühlen. Vieles im Buch dreht sich um Wahrheit und Schuld. Dass dazu die traditionelle koreanische Familienhierarchie etwas beiträgt, wird ohne Ressentiments und erhobenen Zeigefinger dargestellt. Die Zerrissenheit von Young (der Frau des Betreiber der verhängnisvollen Anlage) ist greifbar und bis zum Ende ein schwelender Konfliktherd. Nur sehr, sehr selten fand ich es zu asiatisch-klischeebelastet.
2. Gerade in der ersten Hälfte des Buches fand ich mich praktisch in der Funktion eines Geschworenen wieder. Ständig wechselte die Vermutung, wer denn nun das Feuer gelegt haben könnte. Die großartige Verteidigerin Shannon zerpflückt die Zeugen der Staatsanwaltschaft regelrecht. Auch als ich mehr in das Innenleben der Protagonisten eintauchte, tauchte mit jeder neuen Erkenntnis ein neues fehlendes Puzzleteil auf, sodass es wirklich bis zu den letzten Kapiteln sehr spannend war. Ein grandioser Plot mit nicht nur einem Plottwist...

Ein kleiner Kritikpunkt, der aber neben der grandiosen Handlung, wirklich klein sein soll, ist mein Empfinden, dass manche Charaktere wie Pak, Teresa, Janine und vielleicht auch Staatsanwalt Abe zu blass waren. Zu ihnen hätte ich mir noch mehr Details gewünscht.

Dafür werden die wirklich wichtigen Protagonisten (bis auf Pak) aber in einer Weise geschildert, die sehr emotional ist und dafür sorgt, dass das Buch mich tief berührt hat. Insbesondere wenn es um den kleinen Henry geht, der dem Brand zum Opfer gefallen ist.

Das Buch mit dem wunderschönen Cover ist ein echtes Highlight und wirklich ein leuchtendes Buch (Time Magazine).

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Veröffentlicht am 26.04.2020

Wenn die Gejagte zur Jägerin wird...

Das wirkliche Leben
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Am Freitag ist das Buch "Das wirkliche Leben" von Adeline Dieudonné im dtv-Verlag erschienen, gestern Mittag um 13.30 Uhr habe ich es begonnen und um 17.30 Uhr begeistert die letzte Seite gelesen. Groß ...

Am Freitag ist das Buch "Das wirkliche Leben" von Adeline Dieudonné im dtv-Verlag erschienen, gestern Mittag um 13.30 Uhr habe ich es begonnen und um 17.30 Uhr begeistert die letzte Seite gelesen. Groß angekündigt als DER Hit aus Frankreich waren die Erwartungen nicht gerade klein. Die Kurzbeschreibung lässt sehr viel offen. Das Grundthema "Häusliche Gewalt" lässt sich dort bereits erahnen, das Ausmaß und die Qualität allerdings nicht.

Worum geht's?
Die Geschichte wird von einem Mädchen erzählt, dessen Name bis zuletzt unklar ist. Der Vater ist leidenschaftlicher Großwildjäger, der seinen Jagdtrieb auch gerne mal in den eigenen vier Wänden stillt. Er ist gewalttätig und cholerisch, wodurch die Mutter des Mädchens praktisch durchsichtig ist, wenn er sie nicht gerade für Nichtigkeiten zur Schnecke macht. Nach einem einschneidenden Ereignis, das auch den jüngeren Bruder des Mädchens auf die schiefe Bahn zu bringen scheint, sieht es nur noch die Flucht nach vorne. Das Mädchen nutzt seine Neugier und seine bahnbrechende Intelligenz, um ein selbstbestimmtes Leben verborgen vor seinem Vater zu beginnen. Zu spät merkt es, dass es längst auch zur Beute geworden ist!

Wie war's?
Das Debüt der französischen Schriftstellerin Dieudonné ist faszinierend und nach dem ersten Kapitel war mir klar, dass ich es nicht so schnell wieder aus der Hand legen kann. Es ist ein Drama ohne Schnörkel. So werden in 240 Seiten 5 Jahre der doch recht schlimmen Jugend des Mädchens geschildert. Ganze Schuljahre werden übersprungen, die Handlung konzentriert sich auf das absolut Wesentliche, nämlich die Konflikte zwischen dem Mädchen und seinem brutalen Vater, der apathischen Mutter und später dem sadistischen Bruder, den das Mädchen unbedingt vor den bösen Einflüssen des Vaters schützen möchte. Und dann gibt es natürlich die Lichtblicke, die seltenen Ausflüchte aus dem teuflischen Hamsterrad. Ständig bangte ich um die Sicherheit des Mädchens und fieberte richtig mit. Teilweise war das Buch spannender als ein Thriller und die "Hatz" ist völlig krank!

Die Protagonistin vorneweg, aber auch alle anderen Charaktere sind toll aufgebaut und man kann sie regelrecht vor sich sehen. Einzig das Schlüsselereignis zu Beginn ist etwas abstrus und hätte besser ausgestaltet sein können.

Dennoch würde es mich sehr wundern, wenn das Buch nicht auch hier die Bestsellerlisten im Sturm erobert! Von mir gibt es klare 5 Sterne für die großartige Dramaturgie und die Darstellung dieser klugen, sensiblen und so mutigen jungen Frau.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Eine Genussreise durch das kulinarische Asien

Asien vegetarisch
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Neues von der Spezialistin für indische/asiatische Gerichte! Bislang war Meera Sodha bekannt für ihre umfangreichen Schmuckausgaben zur indischen Küche. In "Asien vegetarisch" geht sie einen Schritt bzw. ...

Neues von der Spezialistin für indische/asiatische Gerichte! Bislang war Meera Sodha bekannt für ihre umfangreichen Schmuckausgaben zur indischen Küche. In "Asien vegetarisch" geht sie einen Schritt bzw. einige Länder weiter und präsentiert uns ihre Favoriten aus Fernost. Sei es koreanische Kimchimayonnaise mit Süßkartoffelpuffern oder die beliebten Momos, die ich in Nepal kennengelernt habe. Viele der Gerichte sind fotografisch abgebildet, leider nicht alle. Ich weiß, dass Food Fotografie sehr teuer ist, aber fürs Nachkochen ist ein Bild eben auch sehr hilfreich. Das Layout des Buches ist ansonsten wirklich großartig. Das Cover ist ein echter Hingucker und das Schmökern durchs Buch macht wirklich Spaß.

Die einzelnen Rezepte sind nicht besonders schwierig nachzukochen, aber natürlich eher exotisch, sodass man doch häufiger Zutaten benötigt, die nicht zum Standardrepertoire gehören. Ein Asia-Feinkostladen dabei schafft Abhilfe.

Besonders gut hat mir die Übersicht zu Anfang gefallen. Dort werden Lieblingsgerichte, Sachen fürs Frühstück, aber auch Gerichte, die zur Jahreszeit passen vorgestellt. Außerdem siet man, welches Gericht vegan ist oder zumindest vegan möglich.

Die für mich besten Gerichte sind wieder die aus der Heimat der Autorin. Dieses Mal sogar ein ganz und gar untypisches Gericht, was keiner originär aus Indien vermutet hätte - nämlich eine Rote-Bete-Suppe ihrer Mutter.

120 Rezepte hält dieses Buch bereit und die Auswahl ist natürlich sehr reichlich, immerhin geht es hier um Asien

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Veröffentlicht am 24.04.2020

Viva la revolucion!

Harte Jahre
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Heute möchte ich Euch eines der anspruchsvollsten Bücher vorstellen, das ich kenne. Dabei sind es sowohl der Inhalt als auch der Schreibstil, der das Gehirn beim Lesen so richtig auf Trab bringt. Die Rede ...

Heute möchte ich Euch eines der anspruchsvollsten Bücher vorstellen, das ich kenne. Dabei sind es sowohl der Inhalt als auch der Schreibstil, der das Gehirn beim Lesen so richtig auf Trab bringt. Die Rede ist von "Harte Jahre" von Mario Vargas Llosa, der bereits mehrfach bewiesen hat, dass er einer der besten lateinamerikanischen Schriftsteller überhaupt ist. Dem deutschen Leser dürfte das Thema des Buches nicht wirklich geläufig sein, handelt es doch von den politischen Irrungen und Wirrungen zwischen 1945 und 1965 in Guatemala. Da muss man schon sehr Lateinamerika-verliebt sein, um sich da auszukennen.

Dadurch ist mir persönlich der Einstieg in das Buch nicht leicht gefallen. Da die Geschichte im Grunde eine Wahre ist und nur durch wenig Fiktives in einen spannenden Roman gebracht wird, sind die Namen nicht willkürlich, sondern die Protagonisten gab es zu einem Großteil tatsächlich. Und Arbenz, Arevalo und Armas (allesamt Präsidenten in Guatemala) klingen nicht so unterschiedlich, sodass man schnell den Überblick verliert. Dazu kommen die brutalen Zeitsprünge, manchmal kapitelweise, aber - eine unfassbare Passage, die ich dreimal lesen musste - mitunter sogar mehrfach auf einer Seite, nur durch kleine Absätze getrennt. Es dauert also bis man die einzelnen Handlungsstränge versteht und zeitlich einordnen kann. Das Buch spielt die meiste Zeit in Guatemala und beleuchtet die Sicht der unterschiedlichsten Personen im Bezug zur Politik und den zahllosen Putschversuchen und Intrigen. In sehr schlechtem - berechtigt? - Licht steht die USA, die ihre Finger einfach nicht aus den fragilen Machtgefügen in Mittelamerika lassen kann. Vieles ist wirklich so passiert und bei manchem hat Vargas Llosa eben noch sein feines Gespür für Gesellschaft und Dramatik einfließen lassen.

Ab der Mitte des Buches wird es dann wirklich großartig. In der Regel weiß man sofort, wovon ein Kapitel handelt und die gesamte Handlung wird klarer und dadurch im Detail extrem spannend. Vargas Llosa schafft es einem das Gefühl zu geben, dass mindestens ein Teilnehmer jeder Szene in der Realität durch den Autor interviewt wurde. Die Recherche zu dem Buch muss gigantisch gewesen sein. Die Protagonisten sind durchweg großartig skizziert und hervorragend miteinander in Beziehung gesetzt.

Am Anfang las ich langsam, weil es sich etwas zog, am Ende las ich langsam, weil ich nicht wollte, das das Buch endet. Es ist wirklich ein ganz besonderes Buch bei dem immer ein Hauch von 'Viva la revolucion!' durchs Wohnzimmer streicht.

Ein Buch, das durch seinen hohen Anspruch an den Leser sicher nicht für jeden etwas ist. Wer sich aber für Politik, Literatur und Zeitgeschehen interessiert, muss dieses Buch lesen!!!

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Veröffentlicht am 23.04.2020

Endloses Wörterlernen für Kleinkinder

1000 erste Wörter
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Bei Erwachsenenbüchern würde man von einem wahrlich umfassenden Werk sprechen. Das neue Kinderbuch "1000 erste Wörter" bietet für alle Sprach- und Sprechfans ein riesiges Repertoire an Wörtern. Dabei werden ...

Bei Erwachsenenbüchern würde man von einem wahrlich umfassenden Werk sprechen. Das neue Kinderbuch "1000 erste Wörter" bietet für alle Sprach- und Sprechfans ein riesiges Repertoire an Wörtern. Dabei werden nicht nur Sachen benannt, sondern auch Aktionen, Formen, Zustände oder sonstige wenig greifbare Dinge. So dient das Buch einem ersten/frühen Wörterlernen ebenso wie einer sukzessiven Wortschatzerweiterung ab 4 Jahren.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist, das viele Dinge nicht gezeichnet/illustriert sind, sondern "echt" abgebildet sind. So fällt es den Kindern sehr leicht, die Dinge zu erkennen und Assoziationen zu bereits Bekanntem zu finden. Thematisch deckt das Buch alles von "Mein Körper" über Märchenfiguren bis hin zu ersten Geografiekenntnissen alles ab!

Für mich eines der besten Kinderbücher, was die frühkindliche Spracherziehung angeht, das in keinem Kindergarten fehlen sollte. Die Altersempfehlung liegt bei 3 Jahren, meine Tochter mit 2 findet es aber auch schon sehr großartig. Bei Kindern, die gerne sprechen, also sicher auch schon früher ein echter Gewinn! Manches ist dann vielleicht noch etwas kompliziert, aber dafür hält das Buch dann auch lange vor.

Einziges "Manko": Man braucht echt Ausdauer, denn es ist wirklich endlos 1000 Wörter sind echt viel und nein, ich habe sie nicht gezählt, aber 62 Seiten rappelvoll mit Wörtern reichen mir als Beweis.

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