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Veröffentlicht am 11.03.2024

Ein Wanderausflug mit dramatischen Folgen - hochspannend und wendungsreich

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
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Anna, ihr Partner Henrik und ihre Freundin Milena gehen seit längerem im Urlaub gemeinsam in Nordschweden wandern. Nun hat Milena mit Jakob einen neuen Freund, der sich der Wandergruppe anschließen möchte. ...

Anna, ihr Partner Henrik und ihre Freundin Milena gehen seit längerem im Urlaub gemeinsam in Nordschweden wandern. Nun hat Milena mit Jakob einen neuen Freund, der sich der Wandergruppe anschließen möchte. Er schlägt vor, die Route zu ändern und den urwüchsigen Nationalpark Sarek zu queren. Dort gibt es keinen Handyempfang und kein ausgebautes Wegenetz. Trotz anfänglicher Bedenken willigen alle schließlich ein. Doch irgendetwas scheint mit Jakob ganz und gar nicht zu stimmen, er provoziert immer wieder Konflikte, fordert zu waghalsigen Unternehmungen heraus. Ohnehin schon ist das Wandern auf ungesicherten Wegen alles andere als harmlos. Ob alle den gefährlichen Ausflug heil überstehen?

Autor Ulf Kvensler erzählt auf mehreren Ebenen nicht immer chronologisch. Es wird geschildert, wie der Ausflug geplant wird und was auf dem Ausflug selbst geschieht. Außerdem erfährt man in Rückblenden, wie sich die Protagonisten kennenlernen. In Polizeiverhören wird ermittelt, wie es konkret zu bestimmten Entwicklungen kommen konnte. Dabei werden die Sichtweisen von zwei der Hauptfiguren dargestellt. Durch die multiperspektivische Erzählweise ergibt sich mit der Zeit nach und nach ein komplexes Bild von den Ereignissen. Das Buch sticht durch den knallig grünen Umschlag und den auffälligen fast giftgrünen Farbschnitt sofort ins Auge. Schon äußerlich ist zu erkennen, dass es in dem Roman gefährlich zugeht.

Anna ist erfolgreiche Anwältin. Ihr Ehrgeiz zeigt sich auch in dem Wunsch, körperliche Höchstleistungen zu bringen. Vielleicht läuft sie aber auch vor ihrer nicht gerade einfachen Vergangenheit davon? Annas Verlobter Henrik, der als Dozent an der Universität arbeitet, scheint körperlich nicht hundertprozentig vorbereitet auf die Herausforderungen der Wanderungen zu sein. Jakob ist da wesentlich besser trainiert und ihm körperlich überlegen. Zudem hat er den unwägbaren Sarek bereits durchwandert. Er scheint ein Geheimnis zu haben, wirkt unberechenbar und zeigt sich mitunter ziemlich aggressiv. Und dann ist da noch die zurückhaltende Milena, die zwischen den Stühlen sitzt. Eine Personenkonstellation, die es in sich hat.

Was für ein hochspannendes Szenario! Die vier Wanderer sind nicht nur den Kräften der Natur und dem unberechenbaren Wetter der Berge ausgeliefert, sondern auch den Launen ihrer Begleiter. Dabei tun sich gefährliche Abgründe auf, länger schwelende Konflikte dringen an die Oberfläche, Ängste treten ganz offen zu Tage. Der Trip entwickelt sich hochdramatisch. Durch die besondere Erzählweise wird die Spannung dabei permanent hochgehalten. Bis zum Schluss überrascht der Roman mit unvorhergesehenen Wendungen. Und nicht nur die Protagonisten wissen dabei so manches Mal nicht, wem sie eigentlich trauen können. Ein absolut fesselnder, atmosphärischer Psychothriller aus dem hohen Norden für alle, denen es nicht spannend genug sein kann.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Wo ist Krammers Partnerin Roza? Packende Fortsetzung mit stetig wachsender Spannung

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Chefinspektor Bernhard Krammer ist ratlos. In der Wohnung seiner Partnerin Roza Szabo wird ein Toter gefunden. Roza selbst ist spurlos verschwunden, nachdem sie vorher scheinbar massiv bedroht wurde. Krammer ...

Chefinspektor Bernhard Krammer ist ratlos. In der Wohnung seiner Partnerin Roza Szabo wird ein Toter gefunden. Roza selbst ist spurlos verschwunden, nachdem sie vorher scheinbar massiv bedroht wurde. Krammer setzt alles daran, seine Kollegin zu finden. Alexa Jahn von der Kripo Weilheim, die erst seit kurzem weiß, dass sie Krammers Tochter ist, möchte ihrem Vater sehr gerne helfen. Doch der zeigt sich von der Sache ein wenig überfordert und vorerst fehlt zudem jeder Anhaltspunkt. Ob die beiden Roza dennoch aufspüren? Und was hat es mit dem Toten in Rozas Wohnung auf sich?

Anna Schneider schildert abwechselnd, was Bernhard und Alexa alles unternehmen, während sie nach Roza fahnden. Zwischendurch erzählt scheinbar ohne Zusammenhang eine Frau ihre tragische Geschichte. Nach und nach wird klar, was diese eingeschobenen Passagen mit dem Fall zu tun haben. Der Roman lässt sich dank des unkomplizierten, angenehmen Schreibstils flüssig und leicht lesen.

Bernhard Krammer ist vom neuen Fall direkt betroffen, Roza bedeutet ihm viel. Er geht daher mitunter recht emotional und unbedacht vor, verhält sich nicht unbedingt nach Lehrbuch, „poltert“ mitunter ganz schön herum. Überhaupt ist Krammer generell eher ein Einzelgänger, der mit manchen Entwicklungen wie der zunehmenden Digitalisierung und der Rolle der aktuell wichtigen sozialen Medien hadert. Seine Tochter Alexa gehört einer anderen Generation an, sie hat mit Florian Huber einen zuverlässigen Kollegen gefunden, der sie unterstützt, ihr aber mittlerweile auch ehrlich sagt, wenn sie sich z.B. wie ihr Vater zu emotional und aufbrausend verhält. Dass sich Alexas Beziehungen zu ihrem Partner und ihrem Vater mit jedem Buch der Reihe weiterentwickeln gefällt mir. Klar, dass sich die junge Frau an die Tatsache, dass Krammer, den sie erst kürzlich kennengelernt hat, ihr Vater ist, erst mal gewöhnen muss. Das alles wird authentisch beschrieben.

Ein sehr persönlicher Fall für Krammer, der ihm einiges abverlangt. Kontinuierlich steigt die Spannung an, der Fall entwickelt sich logisch und ist insgesamt gut nachvollziehbar. Die anfangs rätselhaften Schilderungen der unbekannten Frau fügen sich stimmig in die Handlung ein. Auch der vierte Teil der Reihe „Grenzfall“ hat mich prima unterhalten. Ich mag die Dynamik zwischen Bernhard Krammer und Alexa Jahn, die beide Figuren mit Ecken und Kanten sind. Auch der durchaus aufrüttelnde Fall hat mich gepackt. Ich bin gespannt, wie es mit den beiden Ermittlern weitergeht. „In den Tiefen der Schuld“ gibt bereits einen kurzen Ausblick auf den nächsten Fall, endet das Buch doch mit einem Cliffhanger, der neugierig macht.

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Veröffentlicht am 30.01.2024

Geballte Gemeinheit in kurzen Comics- Adele gewohnt fies, bissig und echt komisch

Die schreckliche Adele 08
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Adele ist zurück und teilt erneut kräftig gegen alles und jeden aus. Diesmal müssen vor allem ihre Eltern, ihre Oma, Kätzchen Ajax, ihr Verehrer Gabriel, ihr Onkel und viele weitere, die Adeles Wege kreuzen, ...

Adele ist zurück und teilt erneut kräftig gegen alles und jeden aus. Diesmal müssen vor allem ihre Eltern, ihre Oma, Kätzchen Ajax, ihr Verehrer Gabriel, ihr Onkel und viele weitere, die Adeles Wege kreuzen, einstecken.

Der neueste Band enthält 88 kurze Comicgeschichten, die unabhängig voneinander zu lesen sind und sich nur selten aufeinander beziehen. Die einzelnen Comics bestehen dabei aus bis zu sechs Bildern. Diese sind bunt, klar und kontrastreich illustriert. Es ist stets gut zu erkennen, was gerade geschieht. Die dargestellten Kinder - allen voran Adele - sehen mit ihren übergroßen Köpfen und Augen recht drollig aus, die Erwachsenen meist attraktiv und ohne besondere Kennzeichen. Die Handlung entwickelt sich über Gespräche in Sprechblasen weiter. Diese sind prägnant und in einfachen, klaren Sätzen formuliert. Manche wenige Gags sind nicht unbedingt für Kinder verständlich, aber grundsätzlich richtet sich das Buch an Kinder ab sieben Jahre.

Die wichtigsten Personen werden auf den ersten beiden Seiten mit Bildern und kurzen Beschreibungen aus Adeles Sicht vorgestellt. Das sind Kätzchen Ajax, das Adele mit seiner Niedlichkeit ein Dorn im Auge ist, Gabriel, der Adele aus unerfindlichen Gründen verehrt, Adeles Oma, die möglicherweise eine Hexe ist, Adeles imaginärer Freund der Geist Magnus, Adeles Eltern, die ihre Tochter gerne mit Gemüse quälen, Adeles Feindinnen Jade und Miranda, das hyperaktive Grizzly-Hamsterbaby Fizz, Adeles Onkel und dessen Freund sowie Jennifer, die sich Adele als beste Freundin auserkoren hat. Sie alle werden von Adele nicht verschont. Diese sieht zwar klein und niedlich aus, ist aber mit allen Wassern gewaschen, scharfzüngig und echt böse, kurzum einfach schrecklich. Zum Glück muss auch Adele Rückschläge einstecken, so wird sie von ihrem Schwarm Ludwig stets ignoriert.

Auch im mittlerweile achten Band „Eltern abzugeben“ zeigt Adele, was in ihr steckt. Die vielen Geschichten strotzen nur so vor Gemeinheit und schwarzem Humor. Wie auch die Bände zuvor eine unterhaltsame Sammlung bitterböser, aber witziger und unterhaltsamer Comics. Nicht jeder Gag ist für mich ein Treffer, aber auch dieses neue Buch der Reihe ist definitiv ein Muss für alle Fans des schrecklichen Mädchens.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Auf der Suche nach dem verschwundenen Affengott - wildes, witziges Comicabenteuer mit ernster Botschaft

Animal Jack - Der Planet des Affen
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Was ist denn da los? Sämtliche Affen sind aus den Zoos ausgebrochen. Vor der Schule trifft Jack auf einen Affen, der ihm erklärt was dahinter steckt: Der Affengott Nanuman, der Beschützer aller Primaten ...

Was ist denn da los? Sämtliche Affen sind aus den Zoos ausgebrochen. Vor der Schule trifft Jack auf einen Affen, der ihm erklärt was dahinter steckt: Der Affengott Nanuman, der Beschützer aller Primaten auf der Erde, ist verschwunden. Nun sind alle Affen in heller Aufruhr. Jack macht sich mit seinem Freund Malek auf dem Rücken eines Drachen auf den Weg, den Affengott zu suchen. Ihn erwartet ein turbulentes und spannendes Abenteuer rund um die Welt. Ob Jack den Gott der Affen finden wird?

Die Geschichte wird als Comic erzählt. Die Zeichnungen sind bunt, witzig und „konkret auf den Punkt“. Klar erkennbar entwickelt sich die Handlung über die Bilder weiter, die Gefühle und Gedanken der Charaktere sind dabei deutlich zu sehen. Alle Figuren, Menschen wie Tiere, sind gut getroffen, sehen meist witzig und drollig aus. Insgesamt finde ich die Illustrationen definitiv gelungen. Die Texte in den Sprechblasen sind kindgemäß, gut verständlich und prägnant formuliert. Zudem sind -wie typisch für Comics- Geräusche als lautmalende Wörter abgedruckt. Die Geschichte richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Jack ist ein Irrwisch, der nicht spricht, magische Geschöpfe sehen kann, alle Tiere versteht und sich in jedes beliebige Tier verwandeln kann. Das wird schön anschaulich auf den Umschlaginnenseiten dargestellt, auf denen Jack als Kind ins Wasser fällt und als Delfin bei der Landung abtaucht. Leider wird sich Jacks Dasein, da er nun als Junge lebt, ändern, denn irgendwann in der Zukunft werden seine magischen Fähigkeiten abnehmen. Noch lässt er Glühwürmchen sprechen, reitet auf Drachen und setzt seine magischen Verwandlungsfähigkeiten klug und geschickt ein. Es macht großen Spaß, Jack bei seinen spektakulären, einfallsreichen Verwandlungen zuzusehen. Er ist eine sehr ungewöhnliche, interessante und originelle Figur. Jack trifft auch diesmal auf die unterschiedlichsten Charaktere und einen Beinahe-Doppelgänger, der ihn zu Höchstleistungen antreibt. Eine wirklich bunte vielfältige Figurentruppe ist hier versammelt.

Wo steckt der Affengott und warum ist er überhaupt verschwunden? Bis Jack des Rätsels Lösung findet, muss er zu allerlei Orten reisen und sich verschiedenen abenteuerlichen und teils gefährlichen Herausforderungen stellen. Die Auflösung kommt recht überraschend und erinnert ein wenig an den fast gleichnamigen Hollywoodfilm. So phantasievoll, bunt und turbulent die Geschichte ist, so spricht sie durchaus auch aktuelle, ernstzunehmende Probleme an. Der Schutz der Affen ist ein wichtiges Anliegen, auf das hier aufmerksam gemacht wird. Auch die klare Botschaft, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist und dass in diesem Zusammenhang deutlich gezeigt, welche Gefahren aus Angst entstehen können, gefällt mir. Mir persönlich ist die Handlung zwar ein wenig zu verworren und actionreich, dennoch ein unterhaltsamer, bunter, lesenswerter Comic mit bedeutsamer Aussage. Wer Tiere, Magie und wilde Storys mag, liegt mit dieser Reihe richtig.

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Gemächlicher Start, packendes Finale - lesenswerte Fortsetzung

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen (Hafenärztin 4)
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„Ja, dachte Berthold, wenn man in den Hamburger Hafen einfuhr, wurde man vom Reichtum und Selbstbewusstsein der Stadt glamourös empfangen. Dass sich dahinter auch Elend und Armut, Verbrechen und Verzweiflung ...

„Ja, dachte Berthold, wenn man in den Hamburger Hafen einfuhr, wurde man vom Reichtum und Selbstbewusstsein der Stadt glamourös empfangen. Dass sich dahinter auch Elend und Armut, Verbrechen und Verzweiflung verbargen, das sahen die wenigsten. Er und seine Kollegen aber waren Tag für Tag damit konfrontiert und hatten alle Hände voll zu tun, für Ordnung zu sorgen- damit die Westen der oberen Zehntausend weiß bleiben konnten.“

Ärztin Anne Fitzpatrick findet während ihrer Arbeit die Leiche einer Frau, die nicht wie zunächst vermutet an Überarbeitung gestorben ist, sondern aufgrund einer Überdosierung des Hustenstillers Heroin. Und sie ist nicht die einzige Tote, die im Zusammenhang mit Heroin steht, das 1911 noch als harmlos gilt.
Später gerät Anne erneut ins Visier der Kriminalpolizei, als sie eine weitere Leiche entdeckt. Außerdem sorgt sich um eine für sie wichtige Person, die spurlos verschwunden ist.
Kommissar Berthold Rheydt ist nicht nur mit den Ermittlungen zu den mysteriösen Todesfällen beschäftigt. Er glaubt, in Hamburg seine verstorbene Frau Elisabeth gesehen zu haben. Nun möchte er endlich mit seiner Vergangenheit abschließen und fasst einen folgenreichen Entschluss.
Bertholds Verlobte Helene hat indessen ihre Leidenschaft für die Psychologie entdeckt und träumt davon, das Fach zu studieren. Ein Psychologiestudium wäre sicher auch im Umgang mit ihrem Bruder Klaus sinnvoll, der als Süchtiger aus Havanna zurückgekehrt ist und die Orientierung verloren hat.…

Der Roman liest sich unkompliziert, flüssig und leicht. Die Kapitel widmen sich abwechselnd den verschiedenen Hauptfiguren Berthold, Anne und Helene. Es wird meist chronologisch erzählt. Der etwas pathetische Titel reiht sich nahtlos in die der Vorgängerbände ein, auch das Cover lässt das Buch sofort als Teil der Reihe erkennen.

Die Personenkonstellation ist recht interessant. Komissar Berthold Rheydt stammt aus einfachen Verhältnissen aus der Provinz und ist nun beruflich und privat mit den vielfältigen Problemen der Großstadt konfrontiert. Durch ein Unglück verlor er Frau und Kind, was er immer noch nicht verwunden hat.
Pfarrerstochter Helene Curtius wuchs in einem behüteten, konservativen Umfeld auf, aus dem sie nun auszubrechen versucht.
Und dann ist da natürlich noch Hafenärztin Anne de Swann mit der geheimnisvollen Vergangenheit, deren skrupelloser Vater einigen Dreck am Stecken hat. Und nicht nur der...
Bei diesen drei völlig unterschiedlichen Hauptfiguren, die alle mindestens freundschaftlich miteinander verbunden sind, sind spannende Entwicklungen garantiert. Und an mehr oder weniger unberechenbaren Gegenspielern mangelt es im Hamburg des frühen 20. Jahrhunderts definitiv nicht.

Wird Berthold die beruflichen und privaten Herausforderungen meistern? Erfüllt sich Helenes beruflicher Traum? Und kehrt in Annes Leben endlich Ruhe ein?
Die Handlung entwickelt sich zunächst gemächlich. Im ersten Teil hatte ich beim Lesen einige Déjà-vue-Erlebnisse. So wird immer wieder recht ausladend ausgeführt, was in der Vergangenheit der Figuren passierte. So können auch Leser, die die Reihe bisher noch nicht kennen die Handlung problemlos nachvollziehen. Für mich waren die ständigen Wiederholungen allerdings etwas ermüdend. Später nimmt dann die Handlung ordentlich Fahrt auf und das Buch entwickelt sich zum Pageturner. Interessant nicht nur die Handlung, sondern auch die gesellschaftlichen Probleme, auf die sich der Roman bezieht. Das historische Hamburg hat mehrere Gesichter, Reichtum und eine blühende Wirtschaft auf der einen Seite und bittere Armut und Elend auf der anderen Seite. Nicht nur Anne bekommt es mit Süchtigen zu tun, vor allem der Alkohol stellt für so manchen ihrer Zeitgenossen ein gravierendes Problem dar. Welche Rolle das Heroin damals spielte, fand ich sehr aufschlussreich zu erfahren.
Insgesamt nach schleppendem Beginn eine lesenswerte, unterhaltsame, vor allem gegen Ende packende Fortsetzung, die in sich abgeschlossen einen stimmigen Abschluss der Reihe darstellen könnte. Aber vielleicht ist die Geschichte ja auch noch nicht auserzählt? Ich persönlich würde mich über eine weitere Fortsetzung freuen.

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