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Veröffentlicht am 18.10.2025

Die Fremde in meinem Leben - gut konstruierter, psychologischer Roman

Schattengrünes Tal
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Lisa hilft ihrem Vater Carl, das in die Jahre gekommene, stark sanierungsbedürftige Hotel „Zum alten Forsthaus“ im Nordschwarzwald notdürftig am Laufen zu halten. Ihr Vater hält an dem Familienbetrieb ...

Lisa hilft ihrem Vater Carl, das in die Jahre gekommene, stark sanierungsbedürftige Hotel „Zum alten Forsthaus“ im Nordschwarzwald notdürftig am Laufen zu halten. Ihr Vater hält an dem Familienbetrieb fest, weigert sich aber zu investieren. Eines Abends taucht im Hotel eine Fremde auf, Daniela Arnold. Sie scheint sich am desolaten Zustand des Hauses nicht zu stören und mietet sich auf unbefristete Zeit in einem Zimmer des Hotels ein. Lisa freundet sich mit der Frau an, die offensichtlich in einer privaten Krise steckt. Daniela beginnt, sich zu öffnen, integriert sich mit Lisas Hilfe in die Dorfgemeinschaft und unterstützt auch Lisas Vater bei der Arbeit im Hotel. Während Daniela immer mehr aufblüht, geht es aber in Lisas Leben rapide bergab. In ihrer Ehe mit Simon kriselt es. Auch Lisas Verhältnis zu ihrem Vater und die Freundschaft zu ihrer besten Freundin ist zunehmend belastet. Hängt Lisas Absturz etwa mit Danielas Auftauchen zusammen?

Das Buch liest sich angenehm, es ist in klarem, flüssigen Schreibstil verfasst. Hauptsächlich wird die Handlung aus Lisas Sicht erzählt, aber auch die Perspektiven ihres Mannes Simon, ihres Vaters Carl und dessen Lebensgefährtin Margret werden stellenweise dargestellt.

Schon zu Beginn des Romans ist Lisas Leben nicht unkompliziert. In ihrer Ehe ist die große Leidenschaft verloren gegangen zu sein, Lisa und ihr Mann leben meist nebeneinander her, ohne sich wirklich zuzuhören. Lisas Vater Carl erwartet viel von Lisa, gibt aber selbst wenig. Bisher schwelen die Konflikte aber noch im Verborgenen. Mit Danielas Auftauchen dringen sie an die Oberfläche. Dabei wirkt Daniela, die selbst gerade auf der Flucht von ihrem Alltag und ihren Problemen ist, doch so umgänglich und nett. Aber ist sie das wirklich?

Nach und nach gerät Lisas Leben komplett aus den Fugen. Davon erzählt Kristina Hauff in ihrem Roman „Schattengrünes Tal“ raffiniert, gekonnt und psychologisch spannend. Die interessante Personenkonstellation und die immer dichter werdende Handlung machen den Roman für mich lesenswert. Kein lauter, packender, krawalliger Psychothriller, eher ein ruhiger, aber stimmiger Roman mit kleinen Eskalationen zwischendurch, der aber zu keiner Zeit langweilig ist. Einfach gute Unterhaltung!

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Veröffentlicht am 04.10.2025

Schlüssiger Krimi mit finalen Überraschungen

Love, Mom
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„Ich glaube, meine Mom hat etwas Schlimmes getan“.

Mackenzies Mutter Elizabeth war eine äußerst erfolgreiche Thrillerautorin. Nun ist sie tot, nachdem sie bei ihrem Morgenspaziergang stolperte, stürzte ...

„Ich glaube, meine Mom hat etwas Schlimmes getan“.

Mackenzies Mutter Elizabeth war eine äußerst erfolgreiche Thrillerautorin. Nun ist sie tot, nachdem sie bei ihrem Morgenspaziergang stolperte, stürzte und im Fallen mit dem Kopf gegen einen Stein schlug. „„Ein Unfall“, hieß es und „zufälligerweise wimmelte es in ihren Büchern von solchen Unfällen.“ Auf der Trauerfeier erhält Mackenzie anonym einen Umschlag, ein kurzer Brief unterschrieben mit „Love, Mum“ sowie Tagebuchaufzeichnungen ihrer Mutter. Weitere Briefe folgen, die vermuten lassen, dass Elizabeth ein sehr dunkles Geheimnisse hütete. Mackenzie forscht nach und stellt fest, dass es auch andere in ihrer Familie mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Doch wie weit werden sie gehen, um ihre Lügen aufrecht erhalten zu können?

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven, nicht durchgehend chronologisch erzählt. Zu Beginn im ersten Teil schildert Mackenzie in der ersten Person, was sie nach dem Tod ihrer Mutter erlebt. Im zweiten Teil wird unter anderem auch die Sichtweise ihres Vaters aus der Vergangenheit 21 Jahre vorher dargestellt. Im dritten Teil geht es wieder um Mackenzies aktuelle Erlebnisse. Der Roman liest sich gut verständlich, anfangs wirkte der Schreibstil auf mich allerdings etwas unrund und holprig, was möglicherweise daran liegen mag, dass die Geschichte im Präsens verfasst ist.

Mackenzie wuchs mit einer berühmten Mutter in komplizierten Verhältnissen auf. Stets stand sie im Schatten ihrer Mutter. Da bereitet es ihr verständlicherweise Schwierigkeiten, sich selbst zu finden und zu definieren. Möglicherweise trägt sie daher gerne schwarz und hält sich im Hintergrund. Was auch passiert, ihr bester Freund EJ unterstützt Mackenzie jederzeit.
In Mackenzies Familie versammeln sich einige herausfordernde Charaktere. Nicht nur Mackenzie auch die Leserschaft kann sich nicht sicher sein, wem da zu trauen ist. Richtig warm wird man hier mit kaum einer der Figuren.

Die Geschichte beginnt mit einem Knall. Mackenzies Mutter scheint nicht die zu sein, für die sie gehalten wurde. Trotzdem dieser Umstand gleich neugierig macht, mag die Handlung zunächst nicht so recht in Fahrt kommen. Ab der Mitte entwickelt sie sich dann deutlich wendungsreicher und es wartet so manche Überraschung. Insgesamt für mich nicht das absolute Thrillerhighlight, aber ein solider, schlüssiger Krimi, der vor allem zum Ende hin zum Pageturner avanciert.

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Veröffentlicht am 04.10.2025

Neustart in Cornwall - ein wohlig warmes, romantisches Wolldeckenbuch

A Taste of Cornwall: Eine Prise Liebe
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Sophie Wilde, Tochter eines renommierten Sternekochs, kennt sich in der Gastronomiebranche bestens aus und arbeitet erfolgreich als Restaurantkritikerin. Als Model Annabelle Scott ein Restaurant, das Runaway, ...

Sophie Wilde, Tochter eines renommierten Sternekochs, kennt sich in der Gastronomiebranche bestens aus und arbeitet erfolgreich als Restaurantkritikerin. Als Model Annabelle Scott ein Restaurant, das Runaway, eröffnet, schießt Sophie jedoch übers Ziel hinaus und veröffentlicht eine überzogene, sehr negative Kritik über das Unternehmen. Das bleibt nicht ohne Folgen, ein Shitstorm im Internet beendet Sophies Karriere. Doch Sophies Chef Harry bietet Sophie noch eine Chance: Sophie hat vorher großspurig behauptet, überall ein Sternerestaurant eröffnen zu können. Wenn es ihr tatsächlich gelingt, ihren Worten Taten folgen zu lassen und aus der heruntergekommen Kneipe Smuggler‘s Inn in Cornwall ein erstklassiges Restaurant zu machen, bekommt sie ihren Job wieder. Also geht es für Sophie, ihre aufsässige Teenagertochter Riley und ihre Mutter Tanya in den kleinen abgeschiedenen Hafenort Port Haven. Dort haben sie mit einigen Widerständen und Widrigkeiten zu kämpfen. Ob Sophie den Mund nicht doch zu voll genommen hat?

Die Geschichte ist aus Sophies Sicht in der dritten Person Vergangenheit geschrieben, sie liest sich lebendig, leicht und flüssig.

Sophie steckt in der Krise: Das schlechte Verhältnis zu ihrem verstorbenen, berühmten Vater treibt sie immer noch um, Tochter Riley rebelliert, Mutter Tanya wurde aus dem Seniorenheim verwiesen und dann verliert sie auch noch ihren Job. Mit der sympathischen, vom Leben gebeutelten Sophie musste ich beim Lesen einfach mitfühlen, wünschte ihr nur das Beste.
In Cornwall hat es Sophie zunächst gar nicht leicht. Die Dorfbewohner begegnen ihr mit Skepsis, lehnen die von ihr initiierten Neuerungen ab. Doch vielleicht müssen sich alle einfach nur besser kennenlernen? Vor allem der geheimnisvolle Koch Lennox scheint auf jeden Fall einen zweiten Blick wert zu sein…

In zauberhafter Landschaft vor der Küste Cornwalls beginnt Sophie mit ihrer Familie ein neues Leben. Ich habe sehr gerne verfolgt, wie sie dort ankommt, langsam beginnt, sich einzuleben und vielleicht sogar noch mehr als nur ein neues berufliches Betätigungsfeld findet….
Sophie entflieht ihrem alten Leben und die Leserinnen und Leser können bei der Lektüre dieser zuckersüßen Wohlfühlromanze kurzzeitig ihrem Alltag den Rücken kehren, Eskapismus auf mehreren Ebenen also. Freilich ist die Handlung vorhersehbar und weder neu noch realistisch, liefert aber exakt den Stoff, den dieses wunderbar tröstliche Wolldeckenbuch braucht. Bei Katharina Herzog weiß man genau, was man bekommt. Das trifft auch auf ihren neuesten Roman zu, ein Buch für eine angenehm kurzweilige, romantische, wohlig warme Leseauszeit.

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Veröffentlicht am 04.09.2025

Tragische, erschütternde Familiengeheimnisse auf zwei Ebenen erzählt

Die Verlorene
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Dass Lauras Großmutter Änne in Schlesien aufwuchs und nach dem Krieg ihre Heimat verlassen musste, weiß Laura bereits. Aber was Änne sonst noch über ihre Familie erzählt, mag irgendwie nicht so recht zusammenpassen. ...

Dass Lauras Großmutter Änne in Schlesien aufwuchs und nach dem Krieg ihre Heimat verlassen musste, weiß Laura bereits. Aber was Änne sonst noch über ihre Familie erzählt, mag irgendwie nicht so recht zusammenpassen. Als Laura auf Fotos eine bisher unbekannte Schwester Ännes entdeckt, kommen Fragen auf, die Änne leider nicht mehr beantworten kann. Also reist Laura nach Polen, um das Gut zu suchen, auf dem Änne aufwuchs. Ob sie dort Antworten finden wird?

Miriam Georg schreibt auf zwei Ebenen. Sie schildert Ännes Geschichte (von 1943 an) vor ihrer Flucht aus Schlesien und Lauras aktuelle Situation 2019, wie diese mehr über Ännes Vergangenheit erfahren möchte. Der Schreibstil liest sich angenehm, flüssig und leicht.

Änne ist eine unbequeme Hauptfigur. Sie hat es von Anfang an schwer mit anderen Menschen und wirkt sehr unzugänglich. Doch für ihr Verhalten gibt es einen nachvollziehbaren Grund. Und der Schein, dass sie eine Einzelgängerin ist und niemanden sonst braucht, trügt. Eine bestimmte Person bedeutet ihr alles… Mit Laura hatte ich so meine Schwierigkeiten. Ich empfand sie als schwer fassbar, „blass“ und spröde, fand keinen Zugang zu ihr.

Wieder einmal erzählt Autorin Miriam Georg eine hochdramatische, historische Geschichte. Ännes schweres Schicksal ist berührend und wird absolut mitreißend dargestellt. Änne gibt trotz vieler Rückschläge nicht auf, zeigt in ihrem Unglück stets bemerkenswerte Stärke. Die Geschichte um Laura hat mich allerdings weniger überzeugt, im Vergleich zu Ännes Perspektive empfand ich Lauras als deutlich schwächer. Wie die beiden Handlungen zusammengeführt werden, war für mich zwar nachvollziehbar, der doch recht überraschende, unglaubliche Schluss wirft allerdings Fragen auf. Insgesamt ein toller, packender Schmöker, aber nicht ganz so stark, emotional und dramatisch wie Georgs vorherige Romane.

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Veröffentlicht am 27.08.2025

Wunderbares Wolldeckenbuch

Neuanfang in Notting Hill
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Jess hat schon bessere Zeiten erlebt. Das Kino, in dem sie schon lange arbeitet, schreibt tiefrote Zahlen. Außerdem wohnt sie übergangsweise bei ihrer besten Freundin Deb, nachdem ihr Exfreund mit all ...

Jess hat schon bessere Zeiten erlebt. Das Kino, in dem sie schon lange arbeitet, schreibt tiefrote Zahlen. Außerdem wohnt sie übergangsweise bei ihrer besten Freundin Deb, nachdem ihr Exfreund mit all ihren Ersparnissen das Weite gesucht hat. Doch bald ist auch bei Deb kein Platz mehr für sie, denn Deb und ihr Mann Mike erwarten erneut Nachwuchs und brauchen Jess’ Zimmer als Kinderzimmer. Also antwortet Jess auf die Zeitungsanzeige einer ältere Frau, Joan, die eine Untermieterin für ihr Haus in Notting Hill sucht. Joan entscheidet sich, Jess das Zimmer zu überlassen. Die ungleichen Frauen verstehen sich auf Anhieb und gehen bald eine ungewöhnliche Wette ein: Joan soll online und Jess offline gehen. Das verändert das Leben der beiden Mitbewohnerinnen gravierend….

Die Geschichte wird abwechselnd aus Jess und Joans Sicht in der ersten Person erzählt. Sie liest sich angenehm leicht und absolut unkompliziert. Es war überhaupt kein Problem, sofort ins Geschehen zu finden.

Derzeit läuft es alles andere als rund für Jess. Erst stirbt ihre Mutter, die Jess sehr viel bedeutete, dann prellt ihr Exfreund Liam sie um ihr Vermögen. Jess aktuelle Wohnsituation ist ebenso unsicher wie ihr Job, den sie leidenschaftlich liebt. Mit Joan findet Jess aber eine verständnisvolle Mitbewohnerin. Joan hat sich seit Jahren nicht mehr aus ihrem Haus gewagt. Ihre Kontakte beschränken sich auf ihren Sohn Ed und ihre herrlich direkte Nachbarin Pamela. Jess füllt Joans Haus mit Leben, bringt sie dazu, sich der Welt da draußen zu öffnen und sich mit ihrer Vergangenheit zu beschäftigen. Aber auch Joan tut Jess gut, die sich nach der Abmachung, offline zu gehen, ihren Problemen und ihren Träumen stellt. Außerdem lernt Jess auf altmodische Weise über eine Zeitungsannonce einen netten Mann kann. Wie die beiden sympathischen Frauen Freundinnen werden und ihre Leben gegenseitig bereichern, hat mir sehr gefallen.

Jess und Joan entwickeln nach ihrem Kennenlernen den Mut, neu anzufangen und stellen fest, dass das Leben noch allerhand für sie bereithält. Freilich ist die Handlung absolut vorhersehbar und durchaus etwas kitschig, aber dennoch hat „Neuanfang in Nottinghill“ meine Erwartungen zu hundert Prozent erfüllt. Ein wunderschönes, zuckersüßes Wolldeckenbuch mit viel Herz. Ganz bewusst spielt Autorin Norie Clarke immer wieder auf den Film „Email für Dich“ an. Der Film ist zweifelsfrei Vorlage für das Buch. Wer ihn und andere klassische romantische Komödien mag, wird diesen Roman sicher gerne lesen.

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