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Veröffentlicht am 12.05.2022

Schräg, chaotisch, turbulent, aber auch ziemlich brutal

Bunny vs. Monkey - Der Wahnsinn beginnt
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Wissenschaftler wollen den Affen mit einer Rakete ins All schießen. Doch weiter als bis zum nächsten Wald kommt der Affe nicht. Affe möchte dort sofort die Herrschaft an sich reißen, aber er hat die Rechnung ...

Wissenschaftler wollen den Affen mit einer Rakete ins All schießen. Doch weiter als bis zum nächsten Wald kommt der Affe nicht. Affe möchte dort sofort die Herrschaft an sich reißen, aber er hat die Rechnung ohne die Waldbewohner gemacht. Die haben für Affes Pläne wenig Verständnis und leisten Widerstand. Affe gibt nicht auf und wird nicht müde, die anderen Tiere zu schikanieren und die Zerstörung des Waldes anzugehen. Der Wald versinkt im Chaos.

Die Geschichte wird in vielen oft voneinander unabhängigen Comics erzählt. Die einzelnen „Kapitel“ erstrecken sich meist über vier bis fünf Seiten, sind chronologisch nach Jahreszeiten geordnet. Jeder Comic schildert einen weiteren bösartigen Versuch des Affen, die Waldbewohner zu drangsalieren und die Umgebung dem Erdboden gleichzumachen. Die Bilder sind sehr bunt, mit klaren Konturen, oft wild und unruhig, in individuellem Stil gezeichnet. Die dargestellten Tiere sehen recht niedlich aus, sind aber nicht unbedingt charakteristisch für ihre Art. Die Texte in den Sprechblasen sind in Großbuchstaben gedruckt und einfach - oft mit den typischen Comicausrufen- formuliert. Auch für Lesemuffel sind sie leicht zu lesen und angesichts der wenigen, kurzen Sätze nicht überfordernd. Am Ende wird in kleinen Schritten gezeigt, wie man die Figuren Hase und Affe zeichnen kann. Das Papier ist glänzend, beschichtet und riecht anfangs recht intensiv. Die Bindung wirkt robust und stabil.
Achtjährige können sich die Geschichten sicher selbstständig erlesen, werden aber nicht jede Ironie, jeden Gag genau verstehen, denken sie doch in andere Richtungen als so manche Figuren. Ältere Kinder bis zu zwölf Jahren, die schwarzem Humor mögen, werden da schon mehr auf ihre Kosten kommen.

Die Charaktere sind zweifelsohne originell: ein echt fieser Affe mit sehr ehrgeizigen Plänen und weniger praktischen Fähigkeiten, etwas dümmliche Eichhörnchen und Schweinchen, ein vernünftiger Hase, ein geniales Erfinderstinktier, ein Stunt-Biber, der Fuchs Le Fox aus dem Untergrund oder ein künstliches Wesen aus Eisen, genannt Eisen-Olli. Gerade das naive Eichhörnchen und das einfach strukturierte Schweinchen sorgen am Anfang mit ihrer Unbedarftheit immer wieder für komische Momente.

Im Wald geht es schräg, turbulent, schrill, grellbunt und absolut chaotisch zu. Die harmonische Ruhe der Natur sucht man hier vergebens, setzt doch der Affe alles daran, die Heimat der anderen Tiere zu zerstören und anderen zu schaden. Das Setting und die Figuren sind durchaus einfallsreich und erfrischend anders, leider aber wiederholen sich im Verlauf viele Gags und Handlungsabläufe, nutzen sich irgendwann ab und am Ende kommt nichts mehr Neues. Manche Witze waren anfangs für mich durchaus lustig, andere dagegen flach, seltsam befremdlich, plump und recht brutal. Holzhammer-Humor statt Feinsinn. Das Buch richtet sich aber eben auch an Kinder. Für mich und meine zehnjährige Tochter leider kein Comic-Highlight. „Bunny vs Monkey - Der Wahnsinn beginnt“ beruht durchaus auf einer originellen, lustigen Grundidee, die aber irgendwann nach der zigten Wiederholung nicht mehr überzeugt. Echte Comicfans werden es vielleicht anders sehen und einen besseren Zugang zum Buch finden.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Vorhersehbare Liebesgeschichte mit wenig Tiefe

Rendezvous für einsame Herzen
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Sarah lebt in Chateaurenard, einem Dorf in der Provinz, und ist Inhaberin einer kleinen Buchhandlung für Bücher aus zweiter Hand. Sie liebt aufregende Bücher über alles, ihr eigenes Leben verläuft dagegen ...

Sarah lebt in Chateaurenard, einem Dorf in der Provinz, und ist Inhaberin einer kleinen Buchhandlung für Bücher aus zweiter Hand. Sie liebt aufregende Bücher über alles, ihr eigenes Leben verläuft dagegen sehr ruhig. Sarahs Laden bringt leider nicht die ersehnten Gewinne. Als dann auch noch ein Wasserschaden einen Teil der Buchhandlung zerstört, droht Sarah die Pleite. Da hat ihr Bekannter Damien die rettende Idee. Sein Freund, der berühmte Schauspieler Maxime, hat sich durch eine Kneipenschlägerei in Schwierigkeiten gebracht und wurde zu Sozialstunden verurteilt. Er soll Sarah bei der Renovierung ihrer Buchhandlung helfen. Zu Beginn verhält sich Maxime sehr abweisend, doch bald schon gelingt es der schüchternen Sarah, Maximes harte Schale zu durchbrechen…

Emily Blane schreibt gut verständlich und flüssig. Die Kapitel sind jeweils abwechselnd aus Sicht von Maxime und Sarah in Ich-Form verfasst.

Sarah ist eine durch und durch nette und liebenswerte Figur. Nicht umsonst ist die junge Frau im Ort so beliebt. Sarah braucht das Lesen: „Ich hatte nie Gelegenheit gehabt zu verreisen, aber ich las, und das war beinahe das Gleiche - nur ohne Jetlag und vom gemütlichen Sofa aus.“ Statt selbst aktiv zu werden, zieht sich Sarah lieber mit Büchern zurück, entflieht der Realität. Sie verhindert so durch ihre „dicken Socken und ihre Wollstrickjacken“, dass sie sich einem Mann nähern kann. Sie ist Männern gegenüber ausgesprochen schüchtern. Dass sie durchaus auch gesellig sein kann, beweist ihr Engagement für ihre Theatergruppe.
Maxime ist das krasse Gegenteil von Sarah. Er ist labil, neigt zur Gewalttätigkeit, scheint von Wut getrieben, reagiert oft sehr harsch, unsensibel und unberechenbar. Für Sarah ist Maxime „verloren“, er gehört nirgendwohin.
Die Figurenkonstellation lässt sich unter der Überschrift „Heilige trifft Bad Boy“ zusammenfassen. Hier wird so manches Klischee bedient. Leider entwickelt sich die Beziehung der beiden Protagonisten wenig nachvollziehbar. Von einem Moment auf den anderen ändert Maxime seine Meinung über Sarah. Was genau diese Veränderung bewirkt hat, wird allerdings nicht klar. Überhaupt fand ich keinen tieferen Zugang zu den Figuren, sie blieben mir zu fremd, oberflächlich, waren lediglich durch spezielle sehr ausgeprägte Eigenschaften definiert, erreichten mich aber nicht.

Der Anfang des Buchs hat mich durchaus neugierig gemacht. Ich war gespannt, wollte wissen, wie es weitergeht. Die Autorin hat durchaus einige nette, charmante Ideen. Dass Sarah zum Beispiel Bücher verpackt, das Papier mit ein paar Schlagwörtern zum Inhalt versieht und sie als Überraschungsbücher verkauft, hat mir gefallen. Sie möchte nicht, dass Bücher nur nach dem Cover und dem Äußeren bewertet werden. Ein schöner Gedanke. Allerdings konnte diese Idee allein den Roman für mich nicht retten. Die Handlung war für mich vorhersehbar, nicht überraschend, oft platt und plump. Die Liebesszenen überzeugten mich überhaupt nicht. Insgesamt eine seichte Geschichte, die ihr Potential verschenkt. Der Roman ist schnell gelesen, lenkt kurz vom Alltag ab, ist aber genauso schnell wieder vergessen.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Interessant und geschickt aufgebauter Roman mit unnahbaren Figuren, der mitreißt, aber auch deprimiert

Zweimal im Leben
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Lucian und Catherine sind jung, ein glückliches Paar, wie füreinander geschaffen, verbunden durch die große einzig wahre Liebe. Doch aus heiterem Himmel verlässt Catherine Lucian eines Tages und verschwindet ...

Lucian und Catherine sind jung, ein glückliches Paar, wie füreinander geschaffen, verbunden durch die große einzig wahre Liebe. Doch aus heiterem Himmel verlässt Catherine Lucian eines Tages und verschwindet aus seinem Leben, ohne ein Wort der Begründung. Fünfzehn Jahre später befindet sich Catherine in einer Klinik in psychiatrischer Behandlung. Sie hat nach einem traumatischem Ereignis zu sprechen aufgehört. Die Gründe für ihr Schweigen liegen unter anderem in der Vergangenheit und hängen auch mit dem Tag zusammen, der vor 15 Jahre alles veränderte.....

Clare Empson Roman „Zweimal im Leben“ liest sich - was den Schreibstil betrifft- unkompliziert, klar und verständlich. Die Geschichte ist aus Sicht der beiden Protagonisten Catherine und Lucian geschrieben und ist in fünf Erzählstränge gegliedert: Catherine vor 15 Jahren, Catherine vor vier Monaten, Catherine heute, Lucian vor 15 Jahren und Lucian vor vier Monaten. Der ständige Wechsel der Erzählperspektive verwirrte mich anfangs etwas, doch nach kurzer Anlaufzeit hatte ich mich dann recht schnell daran gewöhnt. Durch diese ungewöhnliche Erzählweise liest sich der Roman abwechslungsreich und interessant.

Die Figuren des Romans haben allesamt eines gemeinsam, sie sind über weite Strecken ziemlich unglücklich. Catherine und Lucian werden recht ausführlich und plausibel dargestellt, ihr Handeln ist zwar irgendwie nachvollziehbar, aber nicht immer verständlich und logisch. Die Magie der besonderen Beziehung zwischen Catherine und Lucian, was ihre so große Liebe ausmacht, hat sich mir nicht deutlich erschlossen. Darüber wurde viel geschrieben, zu spüren war es für mich allerdings nicht. Dass die beiden so sensiblen und emphatischen Figuren es einfach nicht schaffen, miteinander zu sprechen, war für mich ebenso nicht sehr überzeugend. Richtig nahe kamen mir die beiden Figuren daher leider nicht. Auch die anderen Charaktere waren mir größtenteils nicht sympathisch. Lucians Freundeskreis beispielsweise besteht überwiegend aus reichen, verantwortungslosen Egoisten, die keine Rücksicht nehmen und denen andere - auch nahe Freunde- völlig egal zu scheinen sein. Das hat mich ziemlich abgeschreckt und befremdet. Ich habe mich öfter gefragt, warum der feinfühlige Lucian nicht merkt, dass in seinem direkten Umfeld einiges ganz schön schief läuft.

Die Geschichte um Lucian und Catherine war sehr packend, bis zum Schluss wurde ich von der Entwicklung des Plots, den dramatischen Ereignissen überrascht. Die Spannung wurde auch durch den ständigen Wechsel der Sichtweisen immer hochgehalten, in jedem Erzählstrang entwickelt sich die Handlung hin zur Katastrophe. Sehr geschickt und gekonnt inszeniert!

Dem Klappentext nach hatte ich eine schöne, melancholische und tiefe Liebesgeschichte erwartet, dramatisch, aber nicht deprimierend. Genau das ist der Roman aber für mich: tieftraurig, fast schockierend, voller schrecklicher, desaströser Ereignisse, ohne viel Zuversicht. Die - trotz aller Emotionalität- unnahbaren Figuren bleiben zu passiv, resignieren, ergeben sich zu sehr ihrem Schicksal, ohne sich dagegen zu wehren und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Unterhaltsam, spannend, Zerstreuung ja, aber auch ziemlich fatalistisch. In der momentanen Situation hätte mir eine positivere, optimistischere Grundstimmung und etwas weniger -hier fast plump wirkende- Melodramatik besser gefallen.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Gute Idee, aber viel zu bemüht, modern und hip zu wirken

Mina und die Karma-Jäger - Der Klassenkassen-Klau
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Eigentlich will Milena, auch Mina genannt, ihren elften Geburtstag mit einer coolen Party mit Karaoke und Kostümen feiern. Doch dann kommt alles anders. Statt der eingeladenen Gäste steht nur ein einzelner ...

Eigentlich will Milena, auch Mina genannt, ihren elften Geburtstag mit einer coolen Party mit Karaoke und Kostümen feiern. Doch dann kommt alles anders. Statt der eingeladenen Gäste steht nur ein einzelner Junge, Julius, vor der Tür. Und Julius ist kein normaler Junge, er wurde von „oben“ zu Milena geschickt, um sein schlechtes Karma aufzubessern. Schon bald bietet sich eine ideale Möglichkeit dafür: die Klassenkasse von Minas Klasse wurde geplündert und Julius, Mina und ihre Freundin Isabel suchen gemeinsam nach dem Täter. Einziges Problem: Nur Mina kann Julius sehen, für andere ist er unsichtbar. Das sorgt natürlich für ganz schön viel Verwirrung und Aufregung....

Die Idee zum Buch, hat mir gut gefallen. Julius hat im Himmel nicht genügend Wert darauf gelegt, so gewissenhaft und moralisch zu handeln, wie er sollte. Also muss er mit guten Taten sein Karma aufbessern, vom unterirdischen aktuellen Level 6 muss es mindestens um 59 Punkte bis auf Level 65 nach oben gehen. Julius lernt im Verlauf der Geschichte, dass es dabei nicht nur auf das Ergebnis und den Zweck, sondern auch auf die richtigen Mittel ankommt. Eine kleine Lehrstunde zum moralisch richtigen Handeln, wirklich witzig dargestellt.

Der Schreibstil liest sich flüssig und verständlich. Nun folgt aber ein großes Aber: Mir persönlich war die Sprache einfach zu gewollt lässig. Da mag ich vielleicht mit meiner Meinung alleine dastehen und meinetwegen altmodisch und „krass peinlich“ sein... Aber auch die Verhaltensweisen der Figuren passen nicht zu dem, wie ich mir Elfjährige vorstelle. Vermutlich reden Kinder manchmal wirklich so daher, müssen es aber in Büchern für mich deshalb nicht zwingend auch tun. Mit elf ist ein Kind für mich noch ein Kind. In der Geschichte werden die Elfjährigen aber schon ziemlich frühreif dargestellt, auch wenn sie manchmal ziemlichen Blödsinn anstellen, der ist dann einfach „cool“. Daher waren mir Mina und ihre Freundin Isabel leider nicht sympathisch. Sie wirkten auf mich künstlich und affektiert, irgendwie gestellt. Julius war mir da trotz seiner stinkstiefeligen Art irgendwie näher, mehr Kind. Meiner achtjährigen Tochter ging es übrigens ähnlich. Müssen Elfjährige Mitglieder von WhatsApp Gruppen sein? Vermutlich ist das heute häufig so, trotzdem finde ich persönlich das einfach nicht sonderlich erstrebenswert geschweige denn vorbildhaft. Nicht umsonst ist WhatsApp offiziell ab diesem Alter noch gar nicht erlaubt. Überhaupt spielen Handy und soziale Medien in der Geschichte meiner Meinung nach eine viel zu große Rolle. Gegen Ende geschieht mehr, da bleibt den Figuren weniger Zeit, sich cool zu geben oder sich den Handys zu widmen.Trotzdem schafft es für mich die durchaus spannende Handlung nicht, das beschriebene Manko auszugleichen.
Ein unterhaltsames, teils witziges Buch mit guter Idee, aber leider aber auch mit ziemlich nervigen und penetranten frühreifen Figuren und einem zu starken Fokus auf Handys und sozialen Medien.
Dabei haben Kinder doch noch ausreichend Zeit, sich zu coolen Erwachsenen mit tollen Smartphones zu entwickeln. Vorher dürfen sie ruhig noch Kinder sein, mit kindischen Ideen im Kopf, die Abenteurer ganz direkt und ungefiltert selbst erleben.

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Veröffentlicht am 03.12.2019

Roman mit großem Potential, das leider nicht ganz ausgeschöpft wird

Solange wir lieben
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Julia ist in Berlin Apothekerin mit Leib und Seele, auch ihr Freund Konstantin lebt für die Arbeit. Die beiden führen eine Wochenendbeziehung, da Konstantin die Woche über beruflich in der ganzen Welt ...

Julia ist in Berlin Apothekerin mit Leib und Seele, auch ihr Freund Konstantin lebt für die Arbeit. Die beiden führen eine Wochenendbeziehung, da Konstantin die Woche über beruflich in der ganzen Welt unterwegs ist. Während Konstantin noch überlegt, ein äußerst lukratives Jobangebote in Singapur anzunehmen, erhält Julia einen Brief von ihrer Jugendliebe Tom. Er leidet im Endstadium an der tödlichen Krankheit ALS und möchte Julia noch einmal treffen. Bei dem einmaligen Treffen bleibt es nicht, Julia und Tom nähern sich wieder an. Schließlich begleitet sie ihn, seine Schwester Helke und Toms ehemalige Freundin Elsa noch auf eine Reise nach Florenz, den Ort, an dem Tom früher so glücklich war und den er unbedingt noch einmal sehen will.
Toms Krankheit macht Julia klar, wie zerbrechlich das Leben ist, wie wichtig gute Freunde und eine funktionierend Beziehung sind und worauf es für sie im Leben wirklich ankommt. Dabei überdenkt sie auch die Liebe zu Workaholic Konstantin.

Liv Thomas Roman behandelt hochemotionale Themen. Da geht es um Toms schlimme tödliche Krankheit und darum, wie er mit der Gewissheit umgeht, dass ihm nur noch sehr wenig Zeit bleibt. Auch Julia und Konstantins Beziehung steht im Fokus, die hauptsächlich dadurch definiert ist, das Konstantin mehr Wert auf beruflichen Erfolg und weniger auf das Zusammensein mit Julia legt.
Darf angesichts der Zerbrechlichkeit des Lebens der beruflicher Erfolg eines Partners in einer Beziehung über allem anderen stehen? Kann eine derart ungleiche Beziehung überhaupt funktionieren, ohne dass die Beteiligten leiden? Sollten sie nicht vielmehr im Hier und Jetzt leben, anstatt auf eine Zukunft zu setzen, die vielleicht niemals kommt? Wieviel Geduld ist in einer Beziehung nötig, wann ist die Grenze des Zumutbaren erreicht?


Die Fragen und Themen, um die sich die Geschichte dreht, sind existenziell und wichtig. Ihre Umsetzung im Roman ist meiner Meinung nach nicht ganz ideal gelungen.
Der Schreibstil wirkt stellenweise (auch durch den Gebrauch des Präsens) weniger locker und flüssig, sondern vielmehr hölzern und gestelzt. Auch mit den Figuren hatte ich meine Schwierigkeiten, sie werden mir oft zu klischeehaft, einseitig und eindimensional dargestellt. Julia ist zwar sympathisch, aber für mich nicht ganz nachvollziehbar, sie setzt sich und ihre Interessen für meinen Geschmack viel zu wenig durch und lässt sich zu viel gefallen. Konstantin, der getriebene Karrieretyp, ist für mich deutlich zu überzeichnet. Toms Schwester Helke und Lea, eine Freundin Julias, sind beide sehr ähnlich, haben nach außen eine harte Schale, sind aber verletzlich, während Julias guter Freund Sebastian stark an eine männliche Variante von Julia erinnert. Insgesamt hätten die Figuren wesentlich differenzierter und ausgefeilter charakterisiert werden können. So verkommen Julias eigentlich wichtige Gedanken über den Sinn des Lebens zu Plattitüden. Wenn ich „ Solange wir lieben“ z.B. mit Jojo Moyes Roman „Ein ganz halbes Jahr“ vergleiche, der sich ebenfalls mit einer tödlichen Krankheit befasst und darum, wie der Patient damit umgeht, schneidet Liz Thomas Roman deutlich schlechter ab. Moyes Geschichte hat mich gefesselt. Hier wird der Leser an das Thema herangeführt, betroffen gemacht, aber nicht richtig mitgezogen. Vielleicht, weil die Figuren zu blass bleiben und das Ende fast kitschig wirkt? Ich habe den Roman recht schnell gelesen, habe kurz darüber gegrübelt, weiter nachwirken wird er aber trotz des ernsten und schockierenden Themas wohl nicht.

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