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Veröffentlicht am 15.02.2019

Historischer Krimi

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Köln in der Nachkriegszeit im Jahre 1947: Polizeiassistentin Friederike Matthée wird ins Bergische Land geschickt um in einem Mordfall zu ermitteln. In einem Gutshaus wurde die Gutsbesitzerin Ilse Rödel ...

Köln in der Nachkriegszeit im Jahre 1947: Polizeiassistentin Friederike Matthée wird ins Bergische Land geschickt um in einem Mordfall zu ermitteln. In einem Gutshaus wurde die Gutsbesitzerin Ilse Rödel tot aufgefunden, die potentielle Täterin in Haft. Richard Davies von der Royal Military Police und in London stationiert, kehrt nach Deutschland zurück und ermittelt zusammen mit Friederike.

Nach "Echo der Toten" ist dieses Buch der zweite Fall von Matthée und Davies. Privates, wie die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen den beiden, geht nahtlos weiter. Der Fall und die Ermittlungen sind in sich abgeschlossen. Vorwissen ist für Neuleser daher meiner Meinung nach keine Bedingung. Die Zeit, die Nachkriegszeit in Deutschland, ist geprägt von Entbehrungen, Hunger und den Folgen des Krieges. Hier werden auch die Schicksale von Kindern und Jugendlichen, die zu Waisen wurden oder deren Familien unauffindbar sind, thematisiert. Gerade dieser Aspekt hat mich doch tief berührt, denn im Hintergrund ist das Wissen, dass es genau so für Tausende Kinder und Jugendliche zu der Zeit in Deutschland Realität war.
Überhaupt spürt man die hervorragenden Recherchen von Beate Sauer. Filme, Schauspieler, das karge Leben der Menschen, sowie die Angst, der Hunger, ja die ganze Atmosphäre sind authentisch beschrieben.
Der Schreibstil ist einfach und klar. Ab und zu hatte ich Probleme, den vielen Figuren und den regelmässigen Perspektivwechseln folgen zu können. Gerade letzteres machen die Geschichte teilweise doch unruhig und unübersehbar. So weiss ich nicht, ob ich wirklich allen Ermittlungsansätzen und den daraus gezogenen Ergebnissen lückenlos folgen konnte.
Emotional mitgerissen hat mich, wie Gefangene und vor allem weibliche Gefangene, mit brutalen Methoden zu Geständnissen und Aussagen gezwungen werden. Auch die Unterbringung von Kindern in Jugendschutzlagern und ihr Leben dort, das, wie ich befürchte, nicht nur fiktiv beschrieben sein könnte, ist mir unheimlich nahe gegangen. Etwas, was auch Friederike Matthée zugesetzt hat. Meiner Meinung ist sie eine sehr gelungen charakterisierte Figur. Man spürt sehr gut, dass sie sich nach den Regeln der damaligen Zeit zu richten versucht. Und gleichzeitig ihr Ding durchzieht. Und das mit Empathie, Willen und Ausdauer. Bei ihr könnte sich wohl so mancher männlicher Ermittler eine Scheibe abschneiden.

Veröffentlicht am 12.02.2019

Bleibt ihrer Linie treu!

Schwestern bleiben wir immer
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Alexa und Katja sind Schwestern und ihre Lebenssituation völlig unterschiedlich. Alexa reibt sich auf für ihre Kinder und Ehemann Martin. Sie mussten vor 3 Jahren Tochter Clara beerdigen und Alexa trauert ...

Alexa und Katja sind Schwestern und ihre Lebenssituation völlig unterschiedlich. Alexa reibt sich auf für ihre Kinder und Ehemann Martin. Sie mussten vor 3 Jahren Tochter Clara beerdigen und Alexa trauert noch immer um ihr drittes Kind. Als Martin sie verlässt ist sie am Tiefpunkt ihres Lebens angelangt. Ihre Schwester Katja nimmt das Leben viel leichter. Obwohl auch sie mit ihrem 15 jährigen Sohn Jonas Probleme hat. Katja lebt in einer WG und Jonas wird mehr oder weniger von ihren WG Freunden betreut. Als Alexa in einer Schachtel einen geheimnisvollen Brief der kürzlich verstorbenen Mutter Ines entdeckt, sind sich die Schwester einig. Sie wollen unbedingt wissen, was die Mutter ihnen ein Leben lang verschwiegen hat.

Beziehungen zwischen Schwestern können kompliziert, schön und mitunter auch belastend sein. Barbara Kunrath reisst hier ein Thema an, das wohl viele beschäftigt. Wohlgemerkt … anreissen! Denn, so wie der Titel verspricht, war mir das Thema Schwesternbeziehung doch zu wenig vertieft worden. Die Geschichte handelt grösstenteils um anderes. Es rückt einfach zu viel anderes ins Zentrum. Ein Leben mit einem schwerbehinderten Kind, das Fremd gehen eines Partners, Pubertät und daraus resultierende Probleme mit einem Pubertierenden, Überforderung als Mutter …. und dann ist da auch noch das grosse Familiengeheimnis. Bei all der Themenflut wäre meiner Meinung nach weniger mehr gewesen.
Dafür hat mir der Aufbau der Story gefallen. Man liest abwechselnd von Katja und Alexa. Immer wieder, wurden kurze und kursiv geschriebene Rückblicke in die Vergangenheit eingefügt. Schlüsselszenen, die eine Bedeutung für das Geschehen in der Gegenwart haben. Dieses Stilmittel ist bei mir gut angekommen. Erfährt man doch dadurch Stück für Stück mehr von und über die Schwestern. Und so kann man auch ihre Charaktereigenschaften besser einschätzen. Die Figuren haben mich überzeugt und ich empfand sie als sehr gut charakterisiert. Auch wenn sie sehr unterschiedlich sind, kann ich mir vorstellen, dass es genau so ein Schwesternduo auch im realen Leben gibt.
Ich habe von der Autorin schon " Töchter wie wir " gelesen. Buchcover und auch Titel haben Wiedererkennungswert. In " Schwestern bleiben wir immer " bleibt Barbara Kunrath damit ihrer Linie treu. Beziehungen in Familien so zu verpacken, dass daraus eine nachdenklich machende Story entsteht. Ihre Geschichten lassen unweigerlich Parallelen ziehen zum eigenen Leben.
Mich hat das Buch nicht nur gut unterhalten, sondern auch gefesselt.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Das Trostbuch!

Es ist nur eine Phase, Hase
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Um die 50 geht's wieder los: mit diesen verflixten Hormonen und den körperlichen Veränderungen. Diesmal ist man ja gewappnet, da man das Ganze schon mal in jungen Jahren durchgestanden hat. Doch ist man ...

Um die 50 geht's wieder los: mit diesen verflixten Hormonen und den körperlichen Veränderungen. Diesmal ist man ja gewappnet, da man das Ganze schon mal in jungen Jahren durchgestanden hat. Doch ist man wirklich gewappnet für die nächste Pubertät? Die Alterspubertät, eine ganz neue Herausforderung für Männer und Frauen. Was auch der Partner zu spüren kriegt.

Dieses Büchlein richtet sich an Menschen, die zwischen 40 und 50 Jahren sind und langsam aber sicher in den Herbst des Lebens eintreten. Das Autorenduo hat Themen aufgegriffen, die in dieser Lebensphase topaktuell sind. Und das auf eine überaus witzige Art. Manche Szene kam mir so bekannt vor und ich habe Tränen gelacht. Der Protagonist mischt als Partypetze so manche Nachbarschaftsparty auf. Schwächelndes Kopfhaar, atmungsaktives Wurstpellen Outfit und dem Alter angepasste Sportarten werden unter anderem thematisiert. Und dies in Kurzgeschichten artigen Kapiteln, die kurz und knackig sind. Weiter sind ein paar Kapitel eingefügt, die sich den medizinischen und körperlichen Besonderheiten von Alterpubertierenden widmen. Diese waren mir zu trocken und so habe ich sie grosszügig überlesen. Schade, hier hätte ich lieber noch ein paar Kapitel wie " als wir unter anderem mal einen Dampfgarer kauften" oder "Müde, gereizt und enttäuscht vom Feminismus" gelesen.
Obwohl zwei männliche Autoren dieses Buch geschrieben haben, kommt auch die weibliche Seite nicht zu kurz. Entweder haben die Herren Leo & Gutsch sehr viel Einfühlungsvermögen oder gute Recherchen betrieben. Denn auch die weibliche Seite der Alterpubertät ist gut getroffen.
Humorvoll und oft mit ganz viel Situationskomik!

Veröffentlicht am 10.02.2019

Reiseführer?

Lago Mortale
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Der ehemalige Journalist Simon Strasser lebt in dem kleinen, italienischen Dorf Ronco, am Ufer des Lago d' Orta. Von seiner Terrasse sieht er eines morgens, eine führerlose Yacht über den See schippern. ...

Der ehemalige Journalist Simon Strasser lebt in dem kleinen, italienischen Dorf Ronco, am Ufer des Lago d' Orta. Von seiner Terrasse sieht er eines morgens, eine führerlose Yacht über den See schippern. Als er mit seinem Kanu zu der Yacht fährt, stellt sich heraus, dass der Bootsführer tot am Boden des Schiffes liegt. Der Tote ist Marco Zanetti und in der Region bekannt. Er ist der Sohn einer einflussreichen Familie.

Ich war ja schon gewappnet, dass in einem Buch, auf dessen Cover der Zusatz " Piemont Krimi " steht, auch viel Piemont drin ist. Doch das erste Kapitel komplett mit Landschaftsbeschreibungen und der Beschreibung von Simons beschaulichen Leben im Piemont zu füllen, war mir doch etwas zu viel des Guten. Den Einstieg in die Geschichte empfand ich als sehr zäh.
Der sachliche Schreibstil lässt praktisch keine Spannung aufkommen. Die Figuren wirken gekünstelt und blutarm. Ich denke, dies ist auch dem trockenen und emotionslosen Schreibstil geschuldet. Wenn ich da nur an die Beschreibung des Leichenfundes denke, der alles andere als mitreissend oder fesselnd beschrieben wurde. Immerhin ist das doch ein Krimi und kein Sachbuch oder ein Reiseführer!
So zog sich die Geschichte unheimlich in die Länge. Die Autorin schweift immer wieder ab und versteckt die Hauptgeschichte, den Mord und die Ermittlungen in detaillierten Erläuterungen zu Figuren, die eine Statistenrolle inne haben. Und eben … in den Landschaftsbeschreibungen und den Erklärungen zu Örtlichkeiten, die für die Story absolut keine Rolle spielen. Wie zum Beispiel, als Simon Strasser mit der zuständigen Polizistin Carla Moretti zu einer Befragung fährt. Auf fünf Ebookseiten findet kein Gespräch statt, sondern die Autorin beschreibt, was die beiden auf der Fahrt sehen. Zuerst wird das Auto, dann die Klimaanlage thematisiert … danach, ob man im Ort Taucherbrillen und Luftmatratzen kaufen kann, über die üppige Vegetation wird geschwafelt und schluss - endlich (!) die Aussicht auf den Monte Rosa erläutert. Sehr ermüdend waren auch die zwölf Ebookseiten, in denen die Werkstatt eines Steinmetz und seine Arbeit beschrieben wurden.
Gegen Mitte gibt es endlich ein wenig mehr Handlung zum Fall und die Ermittlungen nehmen leicht Fahrt an. Wobei die sich auf zwei Befragungen und auf die Teilnahme an der Beerdigung des Opfers fokussieren.
Meine Hoffnungen konzentrierten sich auf eine schlüssige Auflösung! Und tatsächlich fand man gegen Schluss endlich den erhofften Krimi. Mir war das insgesamt jedoch zu sehr in die Länge gezogen und zu langatmig. So werde ich vor einem zweiten zu lesenden Teil Abstand nehmen.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Berührend!

All I want for Christmas
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Bea, Olivia und Chloe lernen sich im Honey Pot Café in London kennen. Die Frauen sind so unterschiedlich wie ihre Lebenssituationen. Bea ist die Besitzerin des Cafés und allein erziehende Mutter. Olivia ...

Bea, Olivia und Chloe lernen sich im Honey Pot Café in London kennen. Die Frauen sind so unterschiedlich wie ihre Lebenssituationen. Bea ist die Besitzerin des Cafés und allein erziehende Mutter. Olivia steht kurz vor der Heirat mit Kieran. Und Chloe hat sich gerade von ihrem verheirateten Freund getrennt. Weihnachten steht vor der Tür und jede kämpft mit der Aussicht auf das Fest der Liebe und der Familie.

Der Titel gaukelt eine Weihnachtsgeschichte vor, was diese Story nur im entferntesten ist. Zwar spielt sie an Weihnachten, doch die Themen sind eigentlich " ganz Jahres tauglich". Der Verlust eines geliebten Menschen, die Freundschaft zwischen drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und das Loslassen von Lebensplänen, ist meiner Meinung nach etwas, was die Menschen das ganze Jahr über interessiert und fesselt. Und obwohl es mir zuerst komisch vorkam, im Februar ein Weihnachtsbuch zu lesen, bin ich nun positiv überrascht. Einfach, weil die Autorin das Thema Weihnachten nicht so in der Vordergrund rückt. Und auch, weil es sehr tiefgründig ist.
Dies war mein erstes Buch von Amy Silver, wird jedoch definitiv nicht mein letztes sein. Mir gefiel unheimlich gut, wie sie die Figuren zum Leben erweckt. Wie sie durch die hervorragende Charakterisierung lebensecht wirken. Das Kennenlernen der Frauen, die Annäherung bis daraus Freundschaft entsteht, ist sehr gut beschrieben. Dabei geht es jedoch nicht von Beginn weg harmonisch zu. Denn jede der Figuren hat mit ihren Dämonen zu kämpfen. Gerade Chloe empfand ich zu Beginn als sehr unsympathisch und kaltschnäuzig. Ihre Verwandlung zur Frau, mit der man eine Freundschaft aufbauen möchte, ist berührend. Sehr clever wurden zudem die Perspektivwechsel eingesetzt. Man liest abwechslungsweise aus der Sicht von Bea. Olivia und Chloe. Und manche Szenen werden dann aus den unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Dies ohne, dass man als Leser das Gefühl hat, es wird endlos wiederholt. Da die Autorin diese Szenen vor allem auf der Gefühlsebene beschrieben hat, ist das sehr abwechslungsreich.
Bea hat die Tendenz bei grosser Wut, statt wie andere langsam von 1 bis 10 zu zählen, Rezepte vor sich hin zu brabbeln. So kommt man als Leser zugleich noch in den Besitz eines guten Pastasaucen Rezeptes. Eine Idee, die mir gut gefallen hat und ich so noch nie gelesen habe in einem Buch.
Der Schreibstil, Plot und die Durchführung haben mich mehr als überzeugt. Und so wird das, wie schon gesagt, bestimmt nicht das letzte Buch gewesen sein, das ich von der Autorin gelesen habe.