Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2019

Leseempfehlung!

Im Freibad
0

Viele schöne Stunden hat Rosemary Peterson im Freibad von Brixton verbracht. Fast 60 Jahre lang, war Rosemary ein gern gesehener Gast in dem Bad. Dort kennt sie viele Leute, und sie hat Freunde gefunden. ...

Viele schöne Stunden hat Rosemary Peterson im Freibad von Brixton verbracht. Fast 60 Jahre lang, war Rosemary ein gern gesehener Gast in dem Bad. Dort kennt sie viele Leute, und sie hat Freunde gefunden. Mit dem Bad, verbindet die 86 jährige auch viele Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann George. Und nun soll das Bad einem Fitnessstudio weichen.
Kate Matthews, Journalistin beim Brixton Chronicle, soll einen Artikel über das Bad und seine neue Bestimmung schreiben. Ausgerechnet Kate, die seit Jahren keinen Fuss mehr in ein Bad, geschweige denn ins Wasser gesetzt hat. Nach und nach erkennt sie, dass das Freibad für die Menschen in der Gegend, nicht nur Schwimmen bedeutet. Sondern auch ein Ort der Begegnung ist. So, wie für Rosemary!

Ich muss gestehen, dass mir der Einstieg in das Buch nicht leicht fiel. Es kam mir so vor, als lese ich viele kleine Kurzgeschichten, rund um das Freibad. Etliche Menschen, die regelmässig das Bad aufsuchen, werden skizziert und verlassen dann wieder die Bühne um anderen Platz zu machen. Diese Passagen können nur wenige Sätze, aber auch mehrere Seiten lang sein. Dadurch benötigte ich etliche Seiten, um in der Geschichte anzukommen.
Und dann taucht Rosemary auf !!! Meiner Meinung nach, ist der Autorin mit dieser Figur ein ganz grosser Wurf gelungen. Die kämpferische, 86 jährige, die man kennen lernt, wandelt sich langsam und stetig zu einer Figur, die mit sehr viel Tiefe glänzt. Sie entwickelt sich laufend und wird immer "menschlicher". Immer wieder taucht man als Leser in die Vergangenheit ein, und man ist haunah dabei, als Rosemary ihren George kennen und lieben lernt. Häppchenweise wird diese Liebesgeschichte erzählt. Sehr viele Szenen haben mich tief im Herzen berührt, mich amüsiert und auch gefesselt.
Nach und nach realisiert man, den grossen Verlust, den sie nach einem erfüllten Leben mit George einstecken musste. Und man begreift auch, weshalb das Freibad für Rosemary so wichtig ist. Doch Libby Page berührt auch sehr sensible Themen, die wir wohl alle kennen. Lieb gewordene Orte, die mit vielen Erinnerungen verbunden sind, müssen weichen. Aus Profitgier, aus Gedankenlosigkeit oder um zu modernisieren.
Kate, die eigentlich nur ihren Job erledigen will, und sehr einsam ist, wird erst völlig überrumpelt von Rosemary. Schlussendlich entwickelt sich eine starke Freundschaft, zwischen der alten Frau und der 60 Jahre jüngeren Journalistin. Dieses Buch ist auch ein Lob an die Freundschaft. Der Altersunterschied, Aussehen und Lebensart egal ist. Mir wurde warm um das Herz.
Der Schreibstil ist schnörkellos und auf den Punkt gebracht. Nie kitschig und stets voller Wärme. "Im Freibad" ist definitiv ein Buch, das noch eine Weile in mir nachklingen wird.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Aussergewöhnlicher Krimi!

Blind
0

Ueber eine App, die sich "Be my eyes" nennt, kann der blinde Nathaniel anonym bei einer sehenden Person, Hilfe für allerlei alltägliche Verrichtungen und /oder Entscheidungen einholen. Als er sie benutzt, ...

Ueber eine App, die sich "Be my eyes" nennt, kann der blinde Nathaniel anonym bei einer sehenden Person, Hilfe für allerlei alltägliche Verrichtungen und /oder Entscheidungen einholen. Als er sie benutzt, um die Farbe eines Hemdes zu bestimmen, wird er per Zufallsprinzip mit der Carole verbunden. Was alltäglich beginnt, entwickelt sich zu einer Katastrophe. Denn Nathaniel hört, wie Carole das Opfer einer Gewalttat wird. Doch niemand will ihm glauben, denn bei einer polizeilichen Überprüfung ist Carole gesund und zu Hause. Seltsamerweise tönt die Stimme dieser Carole ganz anders als die am Telefon. Nathaniel wendet sich an eine befreundete Journalistin. Milla Nova und Nathaniel gehen der Sache nach und entdecken seltsame Vorgänge und viele Ungereimtheiten.



Die Geschichte ist sehr vielseitig. Denn, nicht nur, dass man als Leser um das Leben von Carole bangt und wissen möchte, was geschehen ist. Die Polizei und eine Journalistin ermitteln auch in Fällen, in denen Studenten gezielt mit dem HIV Virus angesteckt wurden. Und dann kommt noch Stück für Stück die Vergangenheit und der Grund dafür, weshalb Nathaniel blind ist, ans Licht. Dies alles geht nahtlos ineinander über, und ich empfand das als sehr spannend und fesselnd. Da die Ermittlungsarbeit auf zwei Personen verteilt ist, ergibt das eine runde und vor allem vielseitige Story. Denn, nicht nur der Polizist Sandro Bandini ermittelt. Auch die Journalistin Milla Nova, wühlt sich durch Informationen und betritt dabei so manch unkonventionellen Weg. Schon der Prolog bereitet den Leser auf eine mitreissende Geschichte vor. Denn darin zeichnet Christine Brand das Szenario einer Familientragödie, die mich berührt hat.
Die Autorin ist Schweizerin und die Story handelt in der Schweiz. Und so ist es nicht erstaunlich, dass der Haupthandlungsort Bern, den ich sehr gut kenne, sehr gut beschrieben ist. So war ich auch schon im Restaurant " Blinde Kuh ", die Erlebnisgastronomie im Dunkeln bietet.
Der Protagonist ist blind und meistert mit seiner Hündin Alisha sein autonomes Leben. Gerade dieser Punkt ist sehr gut ausgearbeitet. Die Führung eines Blindenhundes, die Hilfe technischer Hilfsmittel und die Hilflosigkeit an Orten, die Nathaniel nicht kennt, sind sehr authentisch. Die App " Be my eyes" gibt es tatsächlich genau so, wie sie hier beschrieben wurde und erleichtert auch im realen Leben blinden Menschen ihre Autonomie.
Die Geschichte wurde so aufgebaut, dass man in kurzen Kapitel die Perspektive verschiedener Personen liest. Innerhalb dieser Kapitel können die Figuren - Mittelpunkte noch mal wechseln. Trotz dieser Wechsel wirkt die Geschichte nie chaotisch oder wirr, was mich erstaunt hat. Ich denke, das ist auch dem klaren und präzisen Schreibstil geschuldet, den ich sehr mochte. Einzig gestört hat mich, dass Nathaniel öfters als "der Blinde" betitelt wurde. Das empfand ich als herabwürdigend.
Ich habe das Buch verschlungen und empfand es. als eines der besten Bücher im Bereich Krimi, das ich in letzter Zeit in der Hand hatte.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Auch ernste Themen..

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
0

In Altbruck werden bei einem Kiesablageplatz, die Überreste zweier Leichen entdeckt. Nach der Obduktion ist klar : Der Mann und die Frau, wurden vor rund 80 Jahren getötet. Ob die Identität der Toten nach ...

In Altbruck werden bei einem Kiesablageplatz, die Überreste zweier Leichen entdeckt. Nach der Obduktion ist klar : Der Mann und die Frau, wurden vor rund 80 Jahren getötet. Ob die Identität der Toten nach so langer Zeit noch ermittelt werden kann? Und der Mörder?
Für Gina Angelucci, Spezialistin für ungelöste Mordfälle der Kripo München, beginnt die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Und das, obwohl sie erst kurz nach ihrer Elternzeit, zurück bei der Kripo ist.

An und für sich mag ich Bücher, in denen es um Cold Cases geht, unheimlich gerne. Ich finde es immer sehr spannend, von der zurückliegenden Zeit der Tat und den Ermittlungen in der Gegenwart zu lesen. Ich weiss nicht, woran es in " Unbarmherzig " lag … doch Spannung kam nicht so richtig auf. Ob es daran lag, dass mir die Identität der Toten relativ schnell klar war? Oder, dass die potentiellen Mörder bis auf eine Person, alle schon tot waren? Sehr gut gefallen hat mir, wie die Autorin die Zeit um 1944, in der die Morde geschehen sind, beschrieben hat. Gerade die Tagebucheinträge von einer jungen Frau, die zur Zwangsarbeit gezwungen wurde, sind eindrücklich und bedrückend. Diese kursiv geschriebenen Kapitel haben mir über so manchen Hänger in der Geschichte hinweg geholfen.
Ebenfalls ein grosses Plus, sind Themen, wie der Pflegenotstand der heutigen Zeit in Deutschland. Und, der heute wie früher zelebrierte Nationalsozialismus, der immer wieder seine Fanatiker findet. Hier lässt Inge Löhnig, in einer Szene in einem Biergarten, die Figuren klar Stellung beziehen.
Lobend muss ich erwähnen, dass der Ullstein Verlag, als wohl einer der einzigen, klar auf der Cover - Innenseite deklariert hat, dass " Gedenke mein " der erste Fall von Gina Angelucci war. So weiss man als Leser sofort, und noch vor dem Kauf, Bescheid, dass Details, dies vor allem auf privater Ebene der Ermittlerin hier in "Unbarmherzig " ihre Fortsetzung finden.
Durch die 2jährige Tochter Chiara, die Gina Angelucci und Tino Dühnfort unendlich lieben, aber auch eine Herausforderung bedeutet, finden auch ernste Themen Platz. Chiara lebt mit dem Down Syndrom, und immer wieder drücken die Sorgen der Eltern durch. Wird sie ein normales und selbstbestimmtes Leben führen können? Weshalb starren Aussenstehende, Menschen mit einer Beeinträchtigung oft an? Auch diese Gefühle, Sorgen und Ängste sind sehr authentisch. Toll finde ich von der Autorin, dass sie dieses wichtige Thema in ihren Krimi eingebaut hat.
Der Schreibstil von Inge Föhnig gefällt mir nach wie vor hervorragend. Sie erwischt stets die richtige Mischung zwischen Privatem und Ermittlungen ihrer Protagonisten.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Hat mir gut gefallen!

Inselküsse
0

Die ältere Nachbarin Ruth entpuppt sich als Glücksfall für Marie. Denn, Marie weiss nicht mehr weiter, als ihre Mietwohnung verkauft wird und plötzlich mehr kosten soll. Als Alleinerziehende, kann sie ...

Die ältere Nachbarin Ruth entpuppt sich als Glücksfall für Marie. Denn, Marie weiss nicht mehr weiter, als ihre Mietwohnung verkauft wird und plötzlich mehr kosten soll. Als Alleinerziehende, kann sie sich das einfach nicht leisten. Sie arbeitet als selbstständige Töpferin. Damit und mit einem Job in einer Bar, reicht es gerade so zum Leben für sie, die 14 jährige Karo und die 9jährigen Zwillinge Til und Ole. Ruth bietet Marie an, mit ihr, in ihr Haus auf Rügen zu ziehen. Marie weiss nicht, ob sie ihre Kinder von der Grossstadt Berlin nach Rügen verpflanzen kann und möchte. 2 Wochen Urlaub, in dem alten Haus, sollen helfen, die Lebensplanung zu überdenken. Einmal dort angekommen, entwickelt sich alles jedoch ganz anders als gedacht ….


Ich mag Familiengeschichten unheimlich gerne und so hat mir dieses Buch fesselnde Lesestunden beschert. Nicht nur, dass Situationen im Leben von Marie und ihren Kindern sehr realistisch dar gestellt werden. So ist zum Beispiel die Mutter - Tochterbeziehung sehr authentisch, denn der pubertierende Teenager fordert seine Mutter ganz schön. Auch die finanzielle Situation einer allein erziehenden Mutter, sowie das Beste für seine Kinder zu wollen, ist berührend und real beschrieben.
Der Schreibstil liest sich toll, und ich konnte völlig in der Geschichte versinken. In groben Zügen war die Story vorhersehbar, trotzdem wurden immer wieder überraschende Details eingeflochten. Wie zum Beispiel die Gründe, weshalb die Kinder von Marie ihre Entscheidung für oder gegen Rügen treffen. Das war so wirklichkeitsnah, als ob Til, Ole und Karo aus Fleisch und Blut wären. Überhaupt sind die Figuren toll und liebevoll charakterisiert. Sie haben mich voll und ganz überzeugt. Marie ist eine starke Frau, die versucht genug Geld mit ihren Keramikprodukten zu verdienen. Damit sie ihre Familie über Wasser halten kann. Ihre Kinder, die bei all den Entscheidungen, die sie treffen muss, immer an erster Stelle kommen. So spürt man, das Dilemma, in dem Marie steckt, sehr gut. Sehr gelungen charakterisiert ist auch Karo, die trotz Pubertät und Auflehnung immer wieder versucht, anzuerkennen, was Marie alles für sie und ihre Brüder tut.
"Inselküsse" enthält berührende Szenen, traurige, spannende und auch romantische … ist jedoch nie seicht.
Als ein Manko empfinde ich den Titel des Romans. Der gaukelt vorwiegend eine heitere Liebesgeschichte vor. Dabei enthält dieses Buch noch so viel anderes. Themen wie Freundschaft, Uberdenkung der Lebenspläne und finanzielle Sorgen machen die Story gehaltvoll.
Hervorragend ist die Insel Rügen beschrieben. Meer, Gezeiten und das Leben mit Touristen finden Platz in dieser Geschichte!

Veröffentlicht am 29.05.2019

Nett!

Glück ist meine Lieblingsfarbe
1

Juli hat ihren Job vor bei einer Versicherung in Hamburg gekündigt und ist Hals über Kopf nach La Palma ausgewandert. Dort schlägt sie sich mehr schlecht als recht mit einem Job in einem Foodtruck und ...

Juli hat ihren Job vor bei einer Versicherung in Hamburg gekündigt und ist Hals über Kopf nach La Palma ausgewandert. Dort schlägt sie sich mehr schlecht als recht mit einem Job in einem Foodtruck und als Hundesitterin durch. Seit drei Monaten lebt sie nun auf der Insel und hat nun auch noch einen Hund geerbt. Sie ist sich sicher, vorläufig auf der Insel bleiben zu wollen. Auch wenn ihre Mutter sie immer wieder versucht, zurück nach Hamburg zu lotsen. Als Juli Quinn kennen lernt, prickelt es ganz schön. Doch Quinn ist so ganz anders als Juli. Zielstrebig, mit Plänen und festen Zukunftsideen.

Der Plot zu diesem Buch ist gängig und eher einfach. Junge Aussteigerin geniesst das Leben und sieht sich plötzlich verantwortlich für ein anderes Lebewesen. Dazu kommt noch die Liebe und eine Menge Fragen und Probleme. So ist dieses Buch eines der Sorte leichte Lektüre mit nicht allzu viel Tiefgang. Ideal zum Abschalten und eine Weile die Welt vergessen.
Sehr gut gelungen sind der Autorin die Beschreibungen der Insel La Palma. Urlaubsstimmung kommt auf, wenn die Sonnenuntergänge und das Leben auch der Insel beschrieben werden. Auch Themen wie die spanische Trauer bei einem Todesfall und die folgende Beerdigung oder die Friedhofskultur werden erwähnt.
Ich denke, mein grosses Problem mit dieser Geschichte war die Figur Quinn. Laut Juli, ist er distanziert und unterkühlt. Wie recht sie hat. Romantische Szenen, die es ohne weiteres gibt, empfand ich als sehr unromantisch... ja fast aufgesetzt und holperig. Weil Quinn so ein Langweiler ist, hat es einfach für mich nicht gestimmt. So quälte ich mich leider durch diese Passagen.
Den Schreibstil habe ich als humorvoll empfunden. Zwar mit einigen Längen, jedoch im Grossen und Ganzen gut zu lesen. Eine starke Vorhersehbarkeit in Liebesangelegenheiten barg dann auch keine grosse Überraschung. Hier wäre es vielleicht toll gewesen, neben Holzklotz Quinn noch Konkurrenz für ihn einzubauen?