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Veröffentlicht am 16.10.2017

Ich sehe schwarz...

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!
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Kinder sind wunderbar, Kinder bereichern das Leben. Da sind sich viele Eltern einig…doch was, wenn das Gleichgewicht zwischen Mamas und Papas Leben und das ihrer Kinder nicht mehr im Lot ist. Wenn das ...

Kinder sind wunderbar, Kinder bereichern das Leben. Da sind sich viele Eltern einig…doch was, wenn das Gleichgewicht zwischen Mamas und Papas Leben und das ihrer Kinder nicht mehr im Lot ist. Wenn das Wichtigste im Leben der Eltern bedeutet : ihren Kindern alles aus dem Weg zu räumen ? Helikoptereltern kreisen um das Wertvollste in ihrem Leben: um ihre Kinder. Egal ob es umKinderärzte,Kita Personal oder Lehrpersonen geht. Die Eltern verlangen ,dass auch diese das Kind in den Mittelpunkt stellen…und vergessen damit ,dass diese noch andere Kinder anleiten, betreuen und beaufsichtigen müssen.

Das Buch ist in Kapitel eingeteilt, die die einzelnen Lebensabschnitte der Kinder beleuchten.Dies immer im Hinblick auf die Eltern , speziell die Spezies Helikoptereltern. Von Schwangerschaft über Kitabetreuung bis zu Studium erfahren wir wie überfürsorgliche Eltern agieren. Die witzigen Illustrationen,Cartoons, sind hervorragend getroffen und haben mich lachen lassen. Dies gibt dem Thema einen humorvollen Touch.
Immer wieder wurden Zitate von Helikoptereltern oder von Menschen ,die mit ihnen zu tun haben, eingeschoben. Laut Autorinnen sind diese Tatsachenberichte. Etwas, was ich kaum glauben konnte, denn ich empfand diese als sehr überspitzt. Wenn die alle wahr sind, sehe ich schwarz für die Zukunft von gewissen Mitgliedern der nächsten Generation. Allerdings sind auch Zitate dabei, die mich den Kopf haben schütteln lassen.Wie dieses der Musikpädagogin,die Eltern für ihren Bildungseifer der Sprösslinge kritisiert,jedoch Singkurse für Eltern und Babys(!) anbietet . Konsequenz geht anders…
Teilweise sind die Zwischentexte in all den Tatsachenberichten sehr sarkastisch. Auch erfahren wir den Unterscheid zwischen Helikopter, Schneepflug und Curlingeltern. Totale Überwachung von Herztönen beim Fötus bis Studienwahlfach inklusive.
Ich habe mich in diesem Buch nicht wiedergefunden….Test bestanden ?

Veröffentlicht am 24.09.2017

Ein konstruiertes Szenario...oder nicht ?

AchtNacht
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Millionen Menschen jagen zwei Personen. Ben Rühmann, Musiker ,und die Psychologiestudentin Arezu Herzsprung wurden in einem Internetspiel dazu bestimmt, dass sie sterben müssen. Während einer bestimmten ...

Millionen Menschen jagen zwei Personen. Ben Rühmann, Musiker ,und die Psychologiestudentin Arezu Herzsprung wurden in einem Internetspiel dazu bestimmt, dass sie sterben müssen. Während einer bestimmten Zeitspanne,die genau zwölf Stunden beträgt, sind sie zum Abschuss frei gegeben. Der Mörder geht nicht nur straffrei aus, sondern bekommt auch noch Geld für seine Tat.

Eine konstruierte Geschichte, die das Bild einer gedankenlosen, internethörigen Gesellschaft zeichnet und doch kleine Fragezeichen beim Leser hinterlässt. Wäre diese fiktive Geschichte auch in der Realität möglich ?Ich kann das nicht strikte verneinen, und gerade darum hat mir die Story Eindruck gemacht. Denn Sebastian Fitzek zeichnet ein Szenario, das man auf den ersten Blick als fiktiv und konstruiert abtut…je länger man liest, je mehr regt sich die Unsicherheit, ob es nicht doch so weit her geholt ist und nicht auch in der realen Welt möglich wäre?

Die kurzen Kapitel, in denen immer wieder einer der beiden Verfolgten in den Mittelpunkt rückt,sind abwechslungsreich gestaltet und der Spannungsbogen baut sich sehr rasch auf.

Ab und zu hatte ich das Gefühl, der Autor widerspricht sich. Wie zum Beispiel als die Tochter von Ben auf Seite 46 als Smartphone Junkie bezeichnet wird und kurz darauf auf Seite 50 Whatsapp Nachrichten als unpersönlich abtut.

Wenn ich gerade so schön im Lesefluss war, die Story immer spannender wird, ist bei mir plötzlich ein Gedanke aufgeblitzt: Die Geschichte wirkt fast von einer Seite zur anderen reichlich überzogen und wird dann doch sehr konstruiert. So habe ich zum Beispiel nicht verstanden, warum Ben's Vater, der Polizist ist, einen Kollegen schickt um seinen Sohn zu beschützen. Warum geht er denn nicht selbst hin ?

Der Schreibstil von Fitzek gefällt mir sehr, wie schon in anderen seiner Bücher finde ich auch in AchtNacht seine runden, stimmigen und sehr flüssigen Stil.

Die Figuren waren etwas unausgegoren. Ben empfand ich als sehr gut ausgearbeitet. Man bekommt durch die Beschreibung seines Berufsfeldes und die familiäre Situation ein gutes Gefühl für diese Figur. Seine Mitstreiterin Arezu bleibt leider sehr blass und hier hätte ich noch ein paar Sätze mehr um sie zu charakterisieren begrüsst.

Gegen Schluss überrollen sich die Ereignisse, Fitzek wartet noch mit einigen überraschenden Wendungen auf und so empfand ich das Ende als stimmig und sehr überraschend.

Veröffentlicht am 22.09.2017

Gut, doch nicht überragend...

Durst
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Nach einem Tinder-Date wird eine junge Frau brutal ermordet. Elise Hermansen,die Anwältin für Vergewaltigungsopfer war, wird zu Tode gebissen und der Mörder wird von Beginn weg "Der Vampirist" genannt. ...

Nach einem Tinder-Date wird eine junge Frau brutal ermordet. Elise Hermansen,die Anwältin für Vergewaltigungsopfer war, wird zu Tode gebissen und der Mörder wird von Beginn weg "Der Vampirist" genannt. Was mit einem Mord begonnen hat, entwickelt sich zu einer Mordserie , denn weitere, getötete Frauen folgen dem ersten Opfer. Das Ermittlerteam vom Dezernat für Gewaltverbrechen wird von Kriminalkommissarin Katherine Bratt geleitet und holt Harry Hole, Spezialist für Serienmorde und zur Zeit Dozent an der Polizeihochschule ins Team.

Dies ist der elfte Fall ,in dem Harry Hole , die Rolle des Ermittlers inne hat. Ich kenne nur einzelne Bücher rund um ihn und kann bestätigen,dass auch "Durst" bedenkenlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.

Erst war ich ein wenig enttäuscht, denn ich habe mich auf dieses Buch vor allem wegen Harry Hole gefreut. Es braucht ein wenig Geduld, bis man als Leser in den Genuss seines Könnens kommt. Denn er hat einen kurzen Auftritt zu Beginn des Buches und dann liest man 67 Ebook Seiten nichts mehr von ihm. Dafür überzeugt er auf den restlichen 420 Seine auf ganzer Linie. Ich weiss gar nicht so genau, was mich an dieser Figur so fasziniert.Vielleicht ist es, dass er eher unkonventionell ermittelt ?Oder ,dass er sehr intelligent ist, einen Tatort "fühlt" und sich sehr gut in einen Täter hinein versetzen kann ?Oder ,dass er obwohl vom Typ "einsamer Wolf" seine Frau Rakel und Sohn Oleg abgöttisch liebt? Wie auch immer, Harry Hole ist zutiefst menschlich, witzig und authentisch !

Harry Hole und Katherine Bratt scharen ein grosses Ermittlerteam um sich. Mir waren das fast zu viele Figuren,denn neben den Hauptermittlern gibt es noch jede Menge taktische Ermittler, Polizeianwärter,Analytikerinnen etc.

Als Leser erfährt man einiges aus der Sicht des Täters und man ist auch bei jedem Mord hautnah dabei. Die Art wie der Täter tötet, wird detailliert beschrieben und ist fast immer sehr brutal und blutig. Mich hat etwas gestört,dass die Sicht des Täters immer willkürlich und ohne Abgrenzung zum Rest eines Kapitels eingefügt wurde. Das hat mich doch etliche Male etwas verwirrt.

Die Geschichten einiger Nebenfiguren waren zudem ein paar Mal zu ausschweifend erzählt . Wenn der Minister sich eine halbe Seite über die Vorzüge von Leitungswasser gegenüber gekauftem Wasser auslässt, nimmt das doch ein grosses Stück Spannung aus der Story und rutscht leicht in die Langatmigkeit ab.

Relativ früh, kennt das Ermittlerteam und somit auch wir Leser die Identität des Täters. Ab da steht das Auffinden des Täters im Mittelpunkt. Ich habe geahnt und es wurde bestätigt, dass es so einfach nicht sein kann. Tatsächlich hat der Autor noch eine besondere Überraschung eingebaut….absolut unvorhersehbar und ich empfand die Idee dieser Entwicklung als sehr gelungen.Dass ich lange Zeit auf die falsche Fährte von Jo Nesbo rein gefallen bin, muss ich ja hier nicht extra erwähnen…

Ebenfalls als gelungen sehe ich den Titel des Buches. Selten hat ein Titel so gut gepasst wie hier in diesem Buch.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Lüge oder Wahrheit?

Ich soll nicht lügen
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Die Anwältin Mary "Mags" Mackenzie reist Hals über Kopf nach London. Denn ihr Bruder Abe ist bei einem Unfall 12 Meter in die Tiefe gestürzt und schwebt in Lebensgefahr. Im Krankenhaus angekommen,sitzt ...

Die Anwältin Mary "Mags" Mackenzie reist Hals über Kopf nach London. Denn ihr Bruder Abe ist bei einem Unfall 12 Meter in die Tiefe gestürzt und schwebt in Lebensgefahr. Im Krankenhaus angekommen,sitzt an seinem Bett seine Verlobe Jody. Mags und ihr Bruder hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr und so ist sie erst nicht sonderlich verwundert, dass er verlobt war und sie davon nichts wusste. Doch Mags ist von Beginn weg überzeugt, dass sich der Unfall nicht so zugetragen hat, wie Jody erzählt. Mags zieht in die Wohnung ihres Bruders und beginnt den Unfall zu untersuchen. Sehr schnell stellt sich heraus, dass Jody nicht die ist , die sie zu sein vorgibt.

Als ich die ersten Seiten dieser Geschichte gelesen habe, machte sich erst mal Ernüchterung breit.Ich hatte das Gefühl, die zum Prolog umfunktionierte Teeniegeschichte strotzt vor Oberflächlichkeit und die Sprache empfand ich als abstossend.Zum Beispiel Seite 11, als es heisst "Er pisst für England,schüttelt sich ab und…"…gefolgt von "Pissbecken"…Sehr zäh, sehr pubertär !Es ging zum grossen Teil um Sex, Pissen,Musik und Alkohol.

Danach folgten verschiedene Erzählstränge,in denen grösstenteils keine Namen genannt wurden und dadurch schwierig einzuordnen waren.Doch dann taucht zum Glück "Mags" auf und die Story wurde klarer und mit einer Handlung, die man einordnen und nachvollziehen kann. Nun wird im Wechsel aus der Sicht von Jody und Mags berichtet. Der Erzählstrang "Mags" hat mich sofort gepackt,der Erzählstrang "Jodie" plätscherte und war überaus ermüdend zu lesen.Dies vor allem weil sie immer wieder in Erinnerung an die Vergangenheit mit Abe abtaucht und diese Passagen sind betont rätselhaft und auffällig . Leider waren diese nicht klar deklariert, sondern in die Kapitel "jodie" verpackt. So musste ich immer wieder ein paar Sätze lesen und zu begreifen,dass nun die Vergangenheit wieder thematisiert wird.Ab und zu liest man zudem auch noch kursiv geschriebene Kapitel über die Vergangenheit einer Protagonistin,deren Identität sich erst zum Schluss des Buches enthüllt,man jedoch relativ schnell ahnt von wem die Rede ist.

Mich hat wie oben schon erwähnt vor allem Mags gefesselt und interessiert. Jodies Teil war mir zu blumig-schmalzig und voll rosaroter Liebesschwüre.

Wie die Handlung, wurde auch der Schreibstil differenziert. Bei Mags in kurzen, fast abgehacktem Stil, bei Jodie verspielt und mit längeren Sätzen .

Im Verlauf der Story fragt man sich immer wieder wer für den Unfall von Abe verantwortlich ist. Sehr geschickt wurden verschiedene falsche Spuren gelegt und die Auflösung eine Überraschung, wenn auch eine, auf die man als Leser nicht unbedingt kommt.

Die Personen wurden betont schwarz -weiss und klischeehaft gezeichnet. Eigentlich gibt es in der ganzen Geschichte nicht eine Figur mit einer "normalen " Vergangenheit , einem "normalen " Leben. Egal ob es sich um die taffe und eiskalte Anwältin mit schwieriger Beziehung zum Bruder handelt oder um die Nachbarin, die auf Drogen ist. Sie teilen sich den Rang um die schwerste Lebenssituation mit einer traumatisierten und vergewaltigten ,jungen Frau und der schwangeren Nachbarin mit Migrationshintergrund ,die von ihrem Mann tyrannisiert wird.

Wie die Figuren ist auch die Geschichte sehr konstruiert und dadurch zeitweise abgefahren und unecht.

Trotzdem hat mich die Frage wer und warum die Finger beim Unfall im Spiel hatte, durch das Buch getrieben und gefesselt.

Veröffentlicht am 02.09.2017

Debut ,das sich sehen und lesen lassen kann.

Die Mädchen von der Englandfähre
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Nora Sand, Korrespondentin beim Wochenblatt "Globalt" kauft in einem Laden einen alten Koffer. Als sie ihn öffnet, findet sie darin Fotos , auf denen Mädchen zu sehen sind. Nora ist neugierig und geht ...

Nora Sand, Korrespondentin beim Wochenblatt "Globalt" kauft in einem Laden einen alten Koffer. Als sie ihn öffnet, findet sie darin Fotos , auf denen Mädchen zu sehen sind. Nora ist neugierig und geht dem nach.Als sie erfährt, dass die abgebildeten Mädchen in den 80er Jahren auf einer Fähre zwischen Dänemark und England spurlos verschwunden sind ist ihr Jagdinstinkt geweckt. Noch mehr, als Nora Verbindungen zu dem inhaftierten Serienmörder Bill Hix findet. Sie fährt nach Dänemark,wo die Mädchen in einem Heim aufwuchsen.

Sehr rasch und ohne Einführung in die Hauptperson Nora Sand , ist man in der Geschichte drin. Nach und nach erfährt man jedoch Wichtiges zu ihrer Person,und mir hat sehr gefallen, dass dies schrittweise geschah. Es war, wie wenn ich eine Person im realen Leben kennen lerne. Da erfährt man auch nicht in den ersten 5 Minuten alles über diese Person. Bei der Einführung der folgenden Figuren hat Lone Theils diese jeweils mit ein paar prägnanten Details getan.

Sehr schnell wird Spannung aufgebaut. Dies, weil sofort klar ist, dass mit den beiden Mädchen auf den Fotos was Schlimmes geschehen ist. Die Frage, was genau passiert ist, hat mich durch das Buch getrieben. Hier weicht mal ein Krimi ab vom Schema :Mord- Ermittlungen durch Polizisten. Erst mal liegt die Tat lange zurück und die Ermittlungen sind dementsprechend eine Herausforderung. Leider kamen Nora Sand bei den Ermittlungen doch ein paar glückliche Zufälle zur Hilfe. Wie , als der Leiter des Kinderheims einen Anruf annimmt und eine brisante Akte auf seinem Schreibtisch liegen lässt. Er geht aus dem Zimmer und Nora , die just in dem Moment im Büro des Direktors weilt, liest die natürlich.

Der zweite Punkt, der mit gut gefallen hat, ist, dass Nora Sand als Journalistin der Sache auf den Grund geht. Sie hat ganz andere Möglichkeiten als ein klassischer Ermittler. Und genau das ist es, was für uns Leser anders und spritziger macht als ein Krimi mit klassischen Ermittlern.

Der Schreibstil hat mir ausserordentlich gut gefallen, er liest sich gut und flüssig. Die Figuren sind gut ausgearbeitet und überzeugen. Ich hätte mir Nora vor allem in der Liebesgeschichte zu Jugendfreund Andreas etwas weniger pubertär gewünscht…das war eigentlich die einzigen Momente, in denen sie mich etwas genervt hat.

Ein Debüt, das sich sehen (und lesen ) lassen kann. Gespannt warte ich auf weitere Bücher von Lone Theils.